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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Weg begeben hatte; doch wolte er lieber sterben/ als unter seines Vaters Hände wieder
gerahten/ setzete sich mit den seinen/ und wolte nicht ungerochen erleget sein. Als Arbianes
den Stand und die ernstliche Gegenwehr merkete/ setzete er immer eiferiger an/ und rieff
ihnen zu; Ihr Schelmische Strassen Räuber/ jetzt müsset ihr euren Frevel büssen/ daß ihr
das Groß Fürstliche Blut auß ihrem Lande habt hinweg führen dürfen; worauß Got-
schalk erst verstund/ daß es Feindes Völker wahren; wuste nicht/ wessen er sich verhalten
solte/ und gedachte/ sie währen vielleicht mit des Groß Fürsten vorwissen und Geheiß ihm
nachgeschicket/ darumb er einige Hoffnung der gütlichen Handlung fassete/ auch selbst/
wie erunbewaffnet wahr/ darumb anhielt. Aber da wahr den Tauben geprediget/ dann Ar-
bianes und die seinen matzeten immer vor sich weg/ und rieffen als zur Losung/ Schlage tod/
Schlage tod. Wodurch diese endlich gezwungen wurden/ sich nach bestem vermögen zu-
schützen/ weil weder Barmherzigkeit noch Gehör verhanden wahr; und wehrete dieses
Blutbad so lange/ biß Gotschalk durch Arbianes Hand erschlagen wahr/ mit dem die
wenig übrigen als im Augenblik drauff gingen. Noch dannoch fand sich das Fräulein nit
unter diesem Hauffen/ worüber sich Arbianes sehr hermete/ und einen Verwundeten
fragete/ wohin sie geführet währe; welcher ihm nachricht erteilete/ sie würde von 4 Reu-
tern hinter jenem Gehäge Nordwerz verwahret. Er sahe gleich dieselben Reuter davon
streichen/ und bald darauff das liebe Fräulein in Himmelblauer Kleidung hinter ihnen her/
bald folgete er ihr gar allein nach/ nachdem er seinen Leuten den Befehl erteilet hatte/ mit
des erschlagenen Gotschalks Leiche ümzukehren und einen bequemern Durchrit am Ufer
zusuchen/ steckete sein Schwert ein/ warf den Schild auff die Schulder/ hängete den
Helm an den Sattel Knauff/ und rante ihr mit entblössetem Häupte nach/ weil sie ohn
das nicht so gar geschwinde jagen kunte/ und ihre Reuter sich schon auß dem Gesichte ver-
lohren hatten. Als er ihr nahete/ sprang er vom Pferde/ in Meinung ihr die Hand zuküssen/
und ihr Pferd beym Zügel zuleiten; sie aber/ welche annoch der Meinung wahr/ sie solte
dem alten Wendischen Fürsten zur Erfüllung seiner Unzucht/ zugeführet werden/ stieß ihr
Pferd an/ und jagete auffs schnelleste hinweg. Arbianes kunte so bald mit seinem Pferde
nicht fertig werden/ daß sie ihm einen zimlichen Vorsprung abgewan/ doch erreichete er
sie zeitig wieder/ fassete ihr Pferd bey dem Zügel/ und griffe ihr nach der Hand/ da er schon
abgestiegen wahr/ worüber sie dermassen erschrak/ daß sie in eine starke Ohmacht geriet/
und vom Pferde stürzete/ nam doch keinen Schaden/ weil Arbianes ihrer Schwacheit
bald innen ward/ und sie als eine todten Leiche ihm in den Arm fiel. Er wahr über diemas-
se bekümmert/ daß er sie ohn Geist und Leben mit verschlossenen Augen sahe/ und sagete
auß wahrer Andacht; O du barmherziger Gott/ erhalte mir diesen werten Schatz/ daß
nach vollendeter ihrer Gefahr sie nicht gar auß vergeblicher Angst vergehen möge; legte
sie damit auff seinen Reit Rok/ den er abgezogen hatte/ ersahe eine nahe stiessende Bach/ dar-
auß schöpfete er mit seinem Helme des frischen Wassers/ bestrich sie damit unter dem Ge-
sichte und an den Händen/ biß sie endlich zu sich selber kam/ mit einem starken Seuffzen die
Augen auffschlug/ den Fürsten als einen unbekanten ansahe/ und mit gebrochener bewäg-
licher Stimme ihn also anredete: Guter Freund/ wer ihr sein möget/ ich weiß nicht/ ob
vor geleistete Dienste zu meiner Erquickung ich euch danken sol/ nachdem mir nichts lie-

bers

Siebendes Buch.
Weg begeben hatte; doch wolte er lieber ſterben/ als unter ſeines Vaters Haͤnde wieder
gerahten/ ſetzete ſich mit den ſeinen/ und wolte nicht ungerochen erleget ſein. Als Arbianes
den Stand und die ernſtliche Gegenwehr merkete/ ſetzete er immer eiferiger an/ und rieff
ihnen zu; Ihr Schelmiſche Straſſen Raͤuber/ jetzt muͤſſet ihr euren Frevel buͤſſen/ daß ihr
das Groß Fuͤrſtliche Blut auß ihrem Lande habt hinweg fuͤhren duͤrfen; worauß Got-
ſchalk erſt verſtund/ daß es Feindes Voͤlker wahren; wuſte nicht/ weſſen er ſich verhalten
ſolte/ und gedachte/ ſie waͤhren vielleicht mit des Groß Fuͤrſten vorwiſſen und Geheiß ihm
nachgeſchicket/ darumb er einige Hoffnung der guͤtlichen Handlung faſſete/ auch ſelbſt/
wie erunbewaffnet wahr/ darumb anhielt. Aber da wahr den Tauben geprediget/ dann Ar-
bianes und die ſeinen matzeten immer vor ſich weg/ und rieffen als zur Loſung/ Schlage tod/
Schlage tod. Wodurch dieſe endlich gezwungen wurden/ ſich nach beſtem vermoͤgen zu-
ſchützen/ weil weder Barmherzigkeit noch Gehoͤr verhanden wahr; und wehrete dieſes
Blutbad ſo lange/ biß Gotſchalk durch Arbianes Hand erſchlagen wahr/ mit dem die
wenig uͤbrigen als im Augenblik drauff gingen. Noch dannoch fand ſich das Fraͤulein nit
unter dieſem Hauffen/ woruͤber ſich Arbianes ſehr hermete/ und einen Verwundeten
fragete/ wohin ſie gefuͤhret waͤhre; welcher ihm nachricht erteilete/ ſie wuͤrde von 4 Reu-
tern hinter jenem Gehaͤge Nordwerz verwahret. Er ſahe gleich dieſelben Reuter davon
ſtreichen/ und bald darauff das liebe Fraͤulein in Himmelblaueꝛ Kleidung hinter ihnen her/
bald folgete er ihr gar allein nach/ nachdem er ſeinen Leuten den Befehl erteilet hatte/ mit
des erſchlagenen Gotſchalks Leiche uͤmzukehren und einen bequemern Durchrit am Ufer
zuſuchen/ ſteckete ſein Schwert ein/ warf den Schild auff die Schulder/ haͤngete den
Helm an den Sattel Knauff/ und rante ihr mit entbloͤſſetem Haͤupte nach/ weil ſie ohn
das nicht ſo gar geſchwinde jagen kunte/ und ihre Reuter ſich ſchon auß dem Geſichte ver-
lohren hatten. Als er ihr nahete/ ſprang er vom Pferde/ in Meinung ihr die Hand zukuͤſſẽ/
und ihr Pferd beym Zuͤgel zuleiten; ſie aber/ welche annoch der Meinung wahr/ ſie ſolte
dem alten Wendiſchen Fuͤrſten zur Erfuͤllung ſeiner Unzucht/ zugefuͤhret werden/ ſtieß ihr
Pferd an/ und jagete auffs ſchnelleſte hinweg. Arbianes kunte ſo bald mit ſeinem Pferde
nicht fertig werden/ daß ſie ihm einen zimlichen Vorſprung abgewan/ doch erreichete er
ſie zeitig wieder/ faſſete ihr Pferd bey dem Zuͤgel/ und griffe ihr nach der Hand/ da er ſchon
abgeſtiegen wahr/ woruͤber ſie dermaſſen erſchrak/ daß ſie in eine ſtarke Ohmacht geriet/
und vom Pferde ſtuͤrzete/ nam doch keinen Schaden/ weil Arbianes ihrer Schwacheit
bald innen ward/ und ſie als eine todten Leiche ihm in den Arm fiel. Er wahr uͤber diemaſ-
ſe bekuͤmmert/ daß er ſie ohn Geiſt und Leben mit verſchloſſenen Augen ſahe/ und ſagete
auß wahrer Andacht; O du barmherziger Gott/ erhalte mir dieſen werten Schatz/ daß
nach vollendeter ihrer Gefahr ſie nicht gar auß vergeblicher Angſt vergehen moͤge; legte
ſie damit auff ſeinen Reit Rok/ den er abgezogen hatte/ eꝛſahe eine nahe ſtieſſende Bach/ dar-
auß ſchoͤpfete er mit ſeinem Helme des friſchen Waſſers/ beſtrich ſie damit unter dem Ge-
ſichte und an den Haͤnden/ biß ſie endlich zu ſich ſelber kam/ mit einem ſtarken Seuffzen die
Augen auffſchlug/ den Fuͤrſten als einen unbekanten anſahe/ und mit gebrochener bewaͤg-
licher Stimme ihn alſo anredete: Guter Freund/ wer ihr ſein moͤget/ ich weiß nicht/ ob
vor geleiſtete Dienſte zu meiner Erquickung ich euch danken ſol/ nachdem mir nichts lie-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/506>, abgerufen am 22.11.2024.