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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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verbunden haben; daß also hiedurch nichts anders gewirket wird/ als daß man dem Fein-
de den Sieg willig in die Hand spielet; und wer weiß/ ob nicht der junge Fürst auß Hoff-
nung der Heyraht/ den Feinden einen Vertrag anbieten/ und seinen Herr Vater mit allen
seinen Geträuen dem gefangenen Groß Fürsten gefangen liefern dürfte? was vor Gnade
aber wir bey demselben werden zugewarten haben/ wird unsere begangene Taht uns leicht
berichten können. Aber dieses erfolge nicht/ wie ich auch nicht hoffen wil/ so bin ich dau-
noch versichert/ daß das Häuptheer kein Schwert wieder den Feind zücken wird (es wer-
de dann von ihm gewaltsam angegriffen)/ wo nicht der junge Fürst zuvor wird begnadet
der Ketten entlediget/ auff freien Fus gestellet/ und aller Straffe loß gesprochen seyn. Kan
nun eure Durchl. ein solches über ihr hoch beleidigtes Herz nicht bringen/ noch auß der
Noht eine Tugend machen; wolan! so habe ich meines Lebens mich schon getröstet; dann
es ist/ in eurer Durchl. Diensten sich selbst auff zuopfern/ willig und bereit; und erwarte ich
nur/ wann der Feind/ oder unser eigen Volk ansetzen/ ünd mich niederhauen wird/ dann
kein Mensch sol mich/ so wenig gefangen/ als Unträu und meinäidig sehen; nur allein be-
traure ich meines Gnädigsten Fürsten gewissen Vntergang/ und so wol des Friesischen
Reichs/ als des Wendischen Fürstentuhms Verwüstung/ welches hierauß nohtwe[n]dig
erfolgen muß. Als dieser außgeredet hatte/ tahten alle Obristen einen Fußfal/ und bahten/
ihre Durchl. möchten ihrer selbst schonen/ und durch unzeitigen Zorn sich nicht in den ge-
wissen Tod stürzen/ sintemahl ja alles mit ihrer Durchl. höchster Ehr beygelegt und ver-
glichen werden könte/ und nicht allein der junge Fürst/ sondern auch die sämtlichen Völker
erböhtig währen/ ihr verbrechen durch einen demühtigen Fußfal abzubitten/ dafern nur
ihre Durchl. die von ihrem Sohn Fürst Gotschalk begangene Vnbilligkeit gnädigst und
Väterlich vergeben und vergessen würde; auch währe ihres untertähnigsten ermässens
hiebey zu beobachten/ daß der junge Fürst durchaus nichts unzüchtiges vorgenommen/ ja
nicht eins begehret/ sondern nur einwendete/ sein Herr Vater selbst hätte ihm schon ein
jahr lang dieses Fräulein zugefreyet/ währe auch außdrüklich unter diesem Vorgeben
außgezogen/ ihm als seinem Sohn und künfftigen Nachfolger in der Herschafft/ ein wir-
diges Gemahl durch Gewalt zuhohlen/ weil ihre Eltern sich wegerten ihm das Fräulein
in güte abfolgen zulassen. O des Ungerahtenen Buben/ an wortete Krito/ welcher nim-
mermehr von meinem Leibe kan gezeuget seyn/ dann sonst würde er wieder kindlichen ein-
gepflanzeten Gehorsam nich handeln/ noch diese zum Gemahl begehren/ die sein Vater
ihm selbst im Herzen vertrauet hat; sein einwenden zubeantworten/ achte ich nicht schul-
dig/ und habe ich gleich vor diesem ihm das Fraulein zugedacht/ hatte es damahls eine
andere Beschaffenheit mit mir/ weil mein liebes Gemahl annoch im Leben wahr; nach-
dem aber dieselbe mir mit Tode abgangen ist/ wie euch allen bewust/ habe ich mich nach
einer andern ümtuhn wollen/ die mir kein Mensch/ er sey wer er wolle/ abspenstigen oder
entfremden sol dessen sich gleichwol dieser Bube durch heimliche entführung hat dürffen
gelüsten lassen; würde es auch ungezweifelt verrichtet haben/ wann ich ihm nicht hätte auff
der Flucht mit ihr ertappet und eingehohlet. Daß nun mein Kriegs Volk so meinäidig
an mir handelt/ wird sich zu seiner Zeit finden/ und ungestraffet nicht bleiben/ nur muß ich
wegen des Feindes Gegenwart viel vertuschen und verschmerzen. So gehet nun hin zu

dem

Siebendes Buch.
verbunden haben; daß alſo hiedurch nichts anders gewirket wird/ als daß man dem Fein-
de den Sieg willig in die Hand ſpielet; und wer weiß/ ob nicht der junge Fürſt auß Hoff-
nung der Heyraht/ den Feinden einen Vertrag anbieten/ und ſeinen Herr Vater mit allen
ſeinen Getraͤuen dem gefangenen Groß Fürſten gefangen liefern duͤrfte? was vor Gnade
aber wir bey demſelben werden zugewarten haben/ wird unſere begangene Taht uns leicht
berichten koͤnnen. Aber dieſes erfolge nicht/ wie ich auch nicht hoffen wil/ ſo bin ich dau-
noch verſichert/ daß das Haͤuptheer kein Schwert wieder den Feind zuͤcken wird (es wer-
de dann von ihm gewaltſam angegriffen)/ wo nicht der junge Fuͤrſt zuvor wird begnadet
der Ketten entlediget/ auff freien Fus geſtellet/ und aller Straffe loß geſprochen ſeyn. Kan
nun eure Durchl. ein ſolches uͤber ihr hoch beleidigtes Herz nicht bringen/ noch auß der
Noht eine Tugend machen; wolan! ſo habe ich meines Lebens mich ſchon getroͤſtet; dann
es iſt/ in eurer Durchl. Dienſten ſich ſelbſt auff zuopfern/ willig und bereit; und erwarte ich
nur/ wann der Feind/ oder unſer eigen Volk anſetzen/ ünd mich niederhauen wird/ dann
kein Menſch ſol mich/ ſo wenig gefangen/ als Untraͤu und meinaͤidig ſehen; nur allein be-
traure ich meines Gnaͤdigſten Fuͤrſten gewiſſen Vntergang/ und ſo wol des Frieſiſchen
Reichs/ als des Wendiſchen Fuͤrſtentuhms Verwuͤſtung/ welches hierauß nohtwe[n]dig
erfolgen muß. Als dieſer außgeredet hatte/ tahten alle Obriſten einen Fußfal/ und bahten/
ihre Durchl. moͤchten ihrer ſelbſt ſchonen/ und durch unzeitigen Zorn ſich nicht in den ge-
wiſſen Tod ſtuͤrzen/ ſintemahl ja alles mit ihrer Durchl. hoͤchſter Ehr beygelegt und ver-
glichen werden koͤnte/ und nicht allein der junge Fuͤrſt/ ſondern auch die ſaͤmtlichen Voͤlker
erboͤhtig waͤhren/ ihr verbrechen durch einen demuͤhtigen Fußfal abzubitten/ dafern nur
ihre Durchl. die von ihrem Sohn Fuͤrſt Gotſchalk begangene Vnbilligkeit gnaͤdigſt und
Vaͤterlich vergeben und vergeſſen wuͤrde; auch waͤhre ihres untertaͤhnigſten ermaͤſſens
hiebey zu beobachten/ daß der junge Fuͤrſt durchaus nichts unzuͤchtiges vorgenommen/ ja
nicht eins begehret/ ſondern nur einwendete/ ſein Herr Vater ſelbſt haͤtte ihm ſchon ein
jahr lang dieſes Fraͤulein zugefreyet/ waͤhre auch außdruͤklich unter dieſem Vorgeben
außgezogen/ ihm als ſeinem Sohn und künfftigen Nachfolger in der Herſchafft/ ein wir-
diges Gemahl durch Gewalt zuhohlen/ weil ihre Eltern ſich wegerten ihm das Fraͤulein
in guͤte abfolgen zulaſſen. O des Ungerahtenen Buben/ an wortete Krito/ welcher nim-
mermehr von meinem Leibe kan gezeuget ſeyn/ dann ſonſt wuͤrde er wieder kindlichen ein-
gepflanzeten Gehorſam nich handeln/ noch dieſe zum Gemahl begehren/ die ſein Vater
ihm ſelbſt im Herzen vertrauet hat; ſein einwenden zubeantworten/ achte ich nicht ſchul-
dig/ und habe ich gleich vor dieſem ihm das Fraulein zugedacht/ hatte es damahls eine
andere Beſchaffenheit mit mir/ weil mein liebes Gemahl annoch im Leben wahr; nach-
dem aber dieſelbe mir mit Tode abgangen iſt/ wie euch allen bewuſt/ habe ich mich nach
einer andern uͤmtuhn wollen/ die mir kein Menſch/ er ſey wer er wolle/ abſpenſtigen oder
entfremden ſol deſſen ſich gleichwol dieſer Bube durch heimliche entfuͤhrung hat duͤrffen
geluͤſten laſſen; wuͤrde es auch ungezweifelt verrichtet haben/ wann ich ihm nicht haͤtte auff
der Flucht mit ihr ertappet und eingehohlet. Daß nun mein Kriegs Volk ſo meinaͤidig
an mir handelt/ wird ſich zu ſeiner Zeit finden/ und ungeſtraffet nicht bleiben/ nur muß ich
wegen des Feindes Gegenwart viel vertuſchen und verſchmerzen. So gehet nun hin zu

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[486/0492] Siebendes Buch. verbunden haben; daß alſo hiedurch nichts anders gewirket wird/ als daß man dem Fein- de den Sieg willig in die Hand ſpielet; und wer weiß/ ob nicht der junge Fürſt auß Hoff- nung der Heyraht/ den Feinden einen Vertrag anbieten/ und ſeinen Herr Vater mit allen ſeinen Getraͤuen dem gefangenen Groß Fürſten gefangen liefern duͤrfte? was vor Gnade aber wir bey demſelben werden zugewarten haben/ wird unſere begangene Taht uns leicht berichten koͤnnen. Aber dieſes erfolge nicht/ wie ich auch nicht hoffen wil/ ſo bin ich dau- noch verſichert/ daß das Haͤuptheer kein Schwert wieder den Feind zuͤcken wird (es wer- de dann von ihm gewaltſam angegriffen)/ wo nicht der junge Fuͤrſt zuvor wird begnadet der Ketten entlediget/ auff freien Fus geſtellet/ und aller Straffe loß geſprochen ſeyn. Kan nun eure Durchl. ein ſolches uͤber ihr hoch beleidigtes Herz nicht bringen/ noch auß der Noht eine Tugend machen; wolan! ſo habe ich meines Lebens mich ſchon getroͤſtet; dann es iſt/ in eurer Durchl. Dienſten ſich ſelbſt auff zuopfern/ willig und bereit; und erwarte ich nur/ wann der Feind/ oder unſer eigen Volk anſetzen/ ünd mich niederhauen wird/ dann kein Menſch ſol mich/ ſo wenig gefangen/ als Untraͤu und meinaͤidig ſehen; nur allein be- traure ich meines Gnaͤdigſten Fuͤrſten gewiſſen Vntergang/ und ſo wol des Frieſiſchen Reichs/ als des Wendiſchen Fuͤrſtentuhms Verwuͤſtung/ welches hierauß nohtwendig erfolgen muß. Als dieſer außgeredet hatte/ tahten alle Obriſten einen Fußfal/ und bahten/ ihre Durchl. moͤchten ihrer ſelbſt ſchonen/ und durch unzeitigen Zorn ſich nicht in den ge- wiſſen Tod ſtuͤrzen/ ſintemahl ja alles mit ihrer Durchl. hoͤchſter Ehr beygelegt und ver- glichen werden koͤnte/ und nicht allein der junge Fuͤrſt/ ſondern auch die ſaͤmtlichen Voͤlker erboͤhtig waͤhren/ ihr verbrechen durch einen demuͤhtigen Fußfal abzubitten/ dafern nur ihre Durchl. die von ihrem Sohn Fuͤrſt Gotſchalk begangene Vnbilligkeit gnaͤdigſt und Vaͤterlich vergeben und vergeſſen wuͤrde; auch waͤhre ihres untertaͤhnigſten ermaͤſſens hiebey zu beobachten/ daß der junge Fuͤrſt durchaus nichts unzuͤchtiges vorgenommen/ ja nicht eins begehret/ ſondern nur einwendete/ ſein Herr Vater ſelbſt haͤtte ihm ſchon ein jahr lang dieſes Fraͤulein zugefreyet/ waͤhre auch außdruͤklich unter dieſem Vorgeben außgezogen/ ihm als ſeinem Sohn und künfftigen Nachfolger in der Herſchafft/ ein wir- diges Gemahl durch Gewalt zuhohlen/ weil ihre Eltern ſich wegerten ihm das Fraͤulein in guͤte abfolgen zulaſſen. O des Ungerahtenen Buben/ an wortete Krito/ welcher nim- mermehr von meinem Leibe kan gezeuget ſeyn/ dann ſonſt wuͤrde er wieder kindlichen ein- gepflanzeten Gehorſam nich handeln/ noch dieſe zum Gemahl begehren/ die ſein Vater ihm ſelbſt im Herzen vertrauet hat; ſein einwenden zubeantworten/ achte ich nicht ſchul- dig/ und habe ich gleich vor dieſem ihm das Fraulein zugedacht/ hatte es damahls eine andere Beſchaffenheit mit mir/ weil mein liebes Gemahl annoch im Leben wahr; nach- dem aber dieſelbe mir mit Tode abgangen iſt/ wie euch allen bewuſt/ habe ich mich nach einer andern uͤmtuhn wollen/ die mir kein Menſch/ er ſey wer er wolle/ abſpenſtigen oder entfremden ſol deſſen ſich gleichwol dieſer Bube durch heimliche entfuͤhrung hat duͤrffen geluͤſten laſſen; wuͤrde es auch ungezweifelt verrichtet haben/ wann ich ihm nicht haͤtte auff der Flucht mit ihr ertappet und eingehohlet. Daß nun mein Kriegs Volk ſo meinaͤidig an mir handelt/ wird ſich zu ſeiner Zeit finden/ und ungeſtraffet nicht bleiben/ nur muß ich wegen des Feindes Gegenwart viel vertuſchen und verſchmerzen. So gehet nun hin zu dem

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/492>, abgerufen am 25.11.2024.