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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
gen Gesellen sich herzlich freueten. Weil dann nun des nähst folgenden Tages die scheidung
geschehen solte/ hielten die Paduanische/ Mantuanische und Ravennische Abgeordenten
bey König Herkules und Ladisla fleissig an/ daß sie ihren neuerbaueten Höfen und Land-
gütern gewisse Verwalter und Bewohner verordnen wolten; da dann Herrn Opimius
der Hoff samt dem zugehörigen Gute zu Padua; Herrn Perpenna Fr. Zezilien Gemahl
der zu Mantua; und Sabihn von Rom der zu Ravenna eingetahn ward/ die nach Abzug
ihrer jährigen Bestallung/ wegen des übrigen dem Paduanischen Stathalter Rechnung
einlieffern solten. Auch bestelleten sie Galehn vor ihren Leibarzt/ umb 3000 Kronen jähri-
ges Soldes/ wogegen er sich vier Jahr verpflichten muste/ und daß in solcher Zeit er 20
Teutschen/ und so viel Böhmen in der Arzneykunst fleissig und geträulichst unterrichten
solte/ wovor ihm nach verlauff solcher Zeit 8000 Kronen versprochen wurden. Sie hatten
ihm wegen heilung der Verwundeten Fürsten/ Ritter und gefangenen Pannonier 5000
Kronen zugestellet/ und daneben 9000 Kronen/ wovor er allerhand Arzney einkauffen und
mit übernehmen solte. Weil auch Ladisla sich eines harten Krieges von den Pannoniern
zubefahren hatte/ ließ er vor etliche tausend Reuter und Fußvolk zu Padua und in den nä-
hesten Städten Waffen einkäuffen/ welches ihm nicht allein wol zugelassen wahr/ sondern
der Käyser verehrete ihm aus der Städte Rustkammer 1600 Reuterharnische/ Schwer-
ter und Schilde/ 3000 Speereisen/ und auff 6000 Fußknechte gute Rustung/ nebest dem
versprechen/ daß da der Pannonier seinem Reiche den Krieg anmuhten würde/ wolte er
ihm nach belieben Rustung gnug ausfolgen lassen/ und ob er gleich wegen des geschlossenen
zehnjährigen Stillestandes ihm keine Reichshülffe mit Völkern leisten durfte/ solte doch
allen seinen Leuten frey stehen/ ihm in solchem Kriege zu dienen/ massen ihm hiemit alsdann
freie Werbung im ganzen Römischen Reiche solte erläubet seyn. Es ward diesen Abend
ein sehr herliches Seitenspielwerk angestellet/ da Königin Valiska dem Käyser zu ehren/
ihre Laute und süsses Stimlein hören ließ/ wiewol er des Gesanges Inhalt nicht verstund/
weil es folgender Teutscher/ von ihr selbst gesetzeter Abendsegen wahr.

[Spaltenumbruch]
1 HErr GOtt/ laß es gnädig walten/
Vater/ Sohn/ und heilger Geist!
Dir Herr dank ich allermeist/
Daß du mich hast heut erhalten.
Du hast deiner Engel Schaaren/
Mich vor unfal zu bewahren/
Umb mich rings umbher gesezt.
Du hast mich vor Satans wüten
Wollen diesen Tag behüten/
Der sein Schwert auff mich gewezt.
2 Dich mein Helffer wil ich preisen
Vor so hohe Gnaden-gunst;
Gib daß ich aus rechter Brunst
Dir mag Lob und Dank beweisen.
Ich bin schlim und voller Sünden/
Und muß deinen Schuz empfinden/
[Spaltenumbruch] Dem kein ander gleichen mag.
Ich bin unwert des erbarmen/
Welches du O Gott mir armen
Hast erzeiget diesen Tag.
3 Herr/ vergib mir meine Schulden;
Was ich böses außgericht/
Ruffe vor Gerichte nicht/
Sieh mich an nach Vaters Hulden.
Ich bin ja von Staub und Erden/
Und muß solches wieder werden;
Kein Mensch ist vor dir gerecht.
Sol ich meine Schwacheit klagen/
Und dir/ was ich bin/ ansagen?
Herr ich bin ein schlimmer Knecht!
4 Du hast Gutes mir befohlen/
Böses hab ich nur getahn/
Ich

Sechſtes Buch.
gen Geſellen ſich herzlich freueten. Weil dañ nun des naͤhſt folgenden Tages die ſcheidung
geſchehen ſolte/ hielten die Paduaniſche/ Mantuaniſche und Ravenniſche Abgeordenten
bey Koͤnig Herkules und Ladiſla fleiſſig an/ daß ſie ihren neuerbaueten Hoͤfen und Land-
guͤtern gewiſſe Verwalter und Bewohner verordnen wolten; da dann Herrn Opimius
der Hoff ſamt dem zugehoͤrigen Gute zu Padua; Herrn Perpenna Fr. Zezilien Gemahl
der zu Mantua; und Sabihn von Rom der zu Ravenna eingetahn ward/ die nach Abzug
ihrer jaͤhrigen Beſtallung/ wegen des übrigen dem Paduaniſchen Stathalter Rechnung
einlieffern ſolten. Auch beſtelleten ſie Galehn vor ihren Leibarzt/ umb 3000 Kronen jaͤhri-
ges Soldes/ wogegen er ſich vier Jahr verpflichten muſte/ und daß in ſolcher Zeit er 20
Teutſchen/ und ſo viel Boͤhmen in der Arzneykunſt fleiſſig und getraͤulichſt unterrichten
ſolte/ wovor ihm nach verlauff ſolcher Zeit 8000 Kronen verſprochen wurden. Sie hatten
ihm wegen heilung der Verwundeten Fuͤrſten/ Ritter und gefangenen Pannonier 5000
Kronen zugeſtellet/ und daneben 9000 Kronen/ wovor er allerhand Arzney einkauffen und
mit uͤbernehmen ſolte. Weil auch Ladiſla ſich eines harten Krieges von den Pannoniern
zubefahren hatte/ ließ er vor etliche tauſend Reuter und Fußvolk zu Padua und in den naͤ-
heſten Staͤdten Waffen einkaͤuffen/ welches ihm nicht allein wol zugelaſſen wahr/ ſondern
der Kaͤyſer verehrete ihm aus der Staͤdte Ruſtkammer 1600 Reuterharniſche/ Schwer-
ter und Schilde/ 3000 Speereiſen/ und auff 6000 Fußknechte gute Ruſtung/ nebeſt dem
verſprechen/ daß da der Pannonier ſeinem Reiche den Krieg anmuhten wuͤrde/ wolte er
ihm nach belieben Ruſtung gnug ausfolgen laſſen/ und ob er gleich wegen des geſchloſſenẽ
zehnjaͤhrigen Stilleſtandes ihm keine Reichshuͤlffe mit Voͤlkern leiſten durfte/ ſolte doch
allen ſeinen Leuten frey ſtehen/ ihm in ſolchem Kriege zu dienen/ maſſen ihm hiemit alsdañ
freie Werbung im ganzen Roͤmiſchen Reiche ſolte erlaͤubet ſeyn. Es ward dieſen Abend
ein ſehr herliches Seitenſpielwerk angeſtellet/ da Koͤnigin Valiſka dem Kaͤyſer zu ehren/
ihre Laute und ſuͤſſes Stimlein hoͤren ließ/ wiewol er des Geſanges Inhalt nicht verſtund/
weil es folgender Teutſcher/ von ihr ſelbſt geſetzeter Abendſegen wahr.

[Spaltenumbruch]
1 HErr GOtt/ laß es gnaͤdig walten/
Vater/ Sohn/ und heilger Geiſt!
Dir Herr dank ich allermeiſt/
Daß du mich haſt heut erhalten.
Du haſt deiner Engel Schaaren/
Mich vor unfal zu bewahren/
Umb mich rings umbher geſezt.
Du haſt mich vor Satans wuͤten
Wollen dieſen Tag behuͤten/
Der ſein Schwert auff mich gewezt.
2 Dich mein Helffer wil ich preiſen
Vor ſo hohe Gnaden-gunſt;
Gib daß ich aus rechter Brunſt
Dir mag Lob und Dank beweiſen.
Ich bin ſchlim und voller Suͤnden/
Und muß deinen Schuz empfinden/
[Spaltenumbruch] Dem kein ander gleichen mag.
Ich bin unwert des erbarmen/
Welches du O Gott mir armen
Haſt erzeiget dieſen Tag.
3 Herr/ vergib mir meine Schulden;
Was ich boͤſes außgericht/
Ruffe vor Gerichte nicht/
Sieh mich an nach Vaters Hulden.
Ich bin ja von Staub und Erden/
Und muß ſolches wieder werden;
Kein Menſch iſt vor dir gerecht.
Sol ich meine Schwacheit klagen/
Und dir/ was ich bin/ anſagen?
Herr ich bin ein ſchlimmer Knecht!
4 Du haſt Gutes mir befohlen/
Boͤſes hab ich nur getahn/
Ich
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[450/0456] Sechſtes Buch. gen Geſellen ſich herzlich freueten. Weil dañ nun des naͤhſt folgenden Tages die ſcheidung geſchehen ſolte/ hielten die Paduaniſche/ Mantuaniſche und Ravenniſche Abgeordenten bey Koͤnig Herkules und Ladiſla fleiſſig an/ daß ſie ihren neuerbaueten Hoͤfen und Land- guͤtern gewiſſe Verwalter und Bewohner verordnen wolten; da dann Herrn Opimius der Hoff ſamt dem zugehoͤrigen Gute zu Padua; Herrn Perpenna Fr. Zezilien Gemahl der zu Mantua; und Sabihn von Rom der zu Ravenna eingetahn ward/ die nach Abzug ihrer jaͤhrigen Beſtallung/ wegen des übrigen dem Paduaniſchen Stathalter Rechnung einlieffern ſolten. Auch beſtelleten ſie Galehn vor ihren Leibarzt/ umb 3000 Kronen jaͤhri- ges Soldes/ wogegen er ſich vier Jahr verpflichten muſte/ und daß in ſolcher Zeit er 20 Teutſchen/ und ſo viel Boͤhmen in der Arzneykunſt fleiſſig und getraͤulichſt unterrichten ſolte/ wovor ihm nach verlauff ſolcher Zeit 8000 Kronen verſprochen wurden. Sie hatten ihm wegen heilung der Verwundeten Fuͤrſten/ Ritter und gefangenen Pannonier 5000 Kronen zugeſtellet/ und daneben 9000 Kronen/ wovor er allerhand Arzney einkauffen und mit uͤbernehmen ſolte. Weil auch Ladiſla ſich eines harten Krieges von den Pannoniern zubefahren hatte/ ließ er vor etliche tauſend Reuter und Fußvolk zu Padua und in den naͤ- heſten Staͤdten Waffen einkaͤuffen/ welches ihm nicht allein wol zugelaſſen wahr/ ſondern der Kaͤyſer verehrete ihm aus der Staͤdte Ruſtkammer 1600 Reuterharniſche/ Schwer- ter und Schilde/ 3000 Speereiſen/ und auff 6000 Fußknechte gute Ruſtung/ nebeſt dem verſprechen/ daß da der Pannonier ſeinem Reiche den Krieg anmuhten wuͤrde/ wolte er ihm nach belieben Ruſtung gnug ausfolgen laſſen/ und ob er gleich wegen des geſchloſſenẽ zehnjaͤhrigen Stilleſtandes ihm keine Reichshuͤlffe mit Voͤlkern leiſten durfte/ ſolte doch allen ſeinen Leuten frey ſtehen/ ihm in ſolchem Kriege zu dienen/ maſſen ihm hiemit alsdañ freie Werbung im ganzen Roͤmiſchen Reiche ſolte erlaͤubet ſeyn. Es ward dieſen Abend ein ſehr herliches Seitenſpielwerk angeſtellet/ da Koͤnigin Valiſka dem Kaͤyſer zu ehren/ ihre Laute und ſuͤſſes Stimlein hoͤren ließ/ wiewol er des Geſanges Inhalt nicht verſtund/ weil es folgender Teutſcher/ von ihr ſelbſt geſetzeter Abendſegen wahr. 1 HErr GOtt/ laß es gnaͤdig walten/ Vater/ Sohn/ und heilger Geiſt! Dir Herr dank ich allermeiſt/ Daß du mich haſt heut erhalten. Du haſt deiner Engel Schaaren/ Mich vor unfal zu bewahren/ Umb mich rings umbher geſezt. Du haſt mich vor Satans wuͤten Wollen dieſen Tag behuͤten/ Der ſein Schwert auff mich gewezt. 2 Dich mein Helffer wil ich preiſen Vor ſo hohe Gnaden-gunſt; Gib daß ich aus rechter Brunſt Dir mag Lob und Dank beweiſen. Ich bin ſchlim und voller Suͤnden/ Und muß deinen Schuz empfinden/ Dem kein ander gleichen mag. Ich bin unwert des erbarmen/ Welches du O Gott mir armen Haſt erzeiget dieſen Tag. 3 Herr/ vergib mir meine Schulden; Was ich boͤſes außgericht/ Ruffe vor Gerichte nicht/ Sieh mich an nach Vaters Hulden. Ich bin ja von Staub und Erden/ Und muß ſolches wieder werden; Kein Menſch iſt vor dir gerecht. Sol ich meine Schwacheit klagen/ Und dir/ was ich bin/ anſagen? Herr ich bin ein ſchlimmer Knecht! 4 Du haſt Gutes mir befohlen/ Boͤſes hab ich nur getahn/ Ich

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/456>, abgerufen am 25.11.2024.