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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
die Heilung zuwider/ daß sie auch gesinnet waren/ sich durch Hunger zutödten; dann weil
sie alle Herren Standes/ Hochädles Geschlechtes/ und von grossen Mitteln waren/ kunten
sie in knechtische Dienstbarkeit sich nit schicken/ welche sie doch muhtwillig erwählet hatten.
Ja ihr Führer hörete noch nit auf/ allerhand Schmachreden über Herkules auszuschütten/
in meinung/ hiedurch den Tod zuerhalten/ welches Gallus anzeigete/ aber zur Antwort be-
kam/ er solte ihn mit Hofnung speisen/ dz neben seinen Gesellen er durch wichtiges Lösegeld
sich wol würde können frey käuffen/ als warum es seinen Herren eigentlich zutuhn währe;
welcher Trost sie in gute Ruhe setzete/ dz sie Speise namen/ die Ketten willig trugen/ und die
Gesundheit wieder erlangeten; da dann der Käyser mit den Fürsten hinging/ sie zu sehen/
und zuvernehmen/ wie sie sich doch bezeigen würden/ verwunderten sich sehr über Pines
verwägenheit/ der hochmuhtig gnug fragen durfte/ was man vor ihre Erlösung foderte;
Herkules aber ihm zur Antwort gab: Je du frechstolzer Kerl; deucht dichs noch nicht Zeit
seyn/ daß du vor Käyserl. Hocheit/ vor einem herschenden Bömischen König/ und vor mir
einem gebohrnen Groß Fürsten/ der überdas dein Herr ist/ dich endlich demühtigest/ deinen
elenden Zustand erkennest und umb Gnade und Barmherzigkeit anhaltest? du must ja
ohn zweifel bißher mit lauter Baurflegeln umbgangen seyn/ daß du gedenkest/ auch die
höchsten in der Welt seyn deiner Ehrerbietung nicht wirdig. Und was hastu zu fragen/
was man vor Lösegelder von dir fodere? wiltu es wissen? durchaus nichts fodert man/ so
wenig vor die andere als vor dich/ sondern nachdem du dich deiner eigenen Urtel erinnern
kanst/ hastu nichts gewissers/ als die ewige Ketten der schnödesten Dienstbarkeit zutragen/
worzu dir die liebe Geduld wird von nöhten seyn. Jedoch hättestu alsbald nach der Uber-
windung die Demuht ergreiffen können/ würdestu einen gnädigen Herrn an mir gehabt
haben/ der/ inbetrachtung deiner guten Fäuste/ mit dir viel anders würde umbgangen seyn.
Nun aber ist die Gnadenzeit vorbey/ insonderheit/ weil du diese Zeit deiner Knecht- und Leib-
eigenschaft dich des schändens nicht hast enthalten wollen. Drumb gläube mir/ wann du
gleich vor dein Häupt mir hundert tausend Tonnen Goldes liefern köntest/ würde ichs we-
niger als diesen Stab achten. Als Pines dieses hörete/ speiete er ihn an/ schalt ihn aus vor
einen Zäuberer/ Verrähter/ Landläuffer/ und des Käysers Schmarotzer; daß er ihn ja zum
Zorn reizen möchte; wie dann die anderen alle es ihm also nachmacheten. Aber Herkules
lachete dessen nur/ und sagete zu ihnen: Je ihr ehrvergessene Buben/ wisset ihr dann nicht/
daß ihr Gefangene/ ja daß ihr Leibeigene Knechte seid/ und durch euch selbst darzu verurtei-
let/ und dürffet solche Schmachrede wieder mich ausstossen? Ja du Unhold/ sagte er zu
Pines/ scheuhestu dich nicht/ mich gar anzuspeien? Ich erinnere dich deiner ehemahligen
dräuung/ wie du mittel wüstest/ meinen steiffen Sinn zu lenken; deren werde ich mich nun
auch gebrauchen müssen/ umb zu versuchen/ ob ich dein teuflisches Lästermaul nicht zähmen
und zäumen könne/ wie dann wol ehe einem stärkeren/ als du/ wiederfahren ist. Ließ hierauf
sechs Steckenknechte mit scharffen Ruhten fodern/ jeden gefangenen an eine Säule bin-
den/ entkleiden/ und von oben an biß unten aus rechtschaffen streichen; welcher Schimpff
ihnen dermassen zu Herzen ging/ daß sie allen ihren Göttern flucheten/ auch durchaus umb
keine Erlassung noch Gnade anhielten; daher Herkules sagete: Man mus die halsstarri-
gen Schelmen noch besser antasten; ließ Salzwasser herzu bringen/ den volgestriemeten

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Sechſtes Buch.
die Heilung zuwider/ daß ſie auch geſinnet waren/ ſich durch Hunger zutoͤdten; dann weil
ſie alle Herren Standes/ Hochaͤdles Geſchlechtes/ und von groſſen Mitteln waren/ kuntẽ
ſie in knechtiſche Dienſtbarkeit ſich nit ſchicken/ welche ſie doch muhtwillig erwaͤhlet hattẽ.
Ja ihr Fuͤhrer hoͤrete noch nit auf/ allerhand Schmachreden uͤber Herkules auszuſchuͤttẽ/
in meinung/ hiedurch den Tod zuerhalten/ welches Gallus anzeigete/ aber zur Antwort be-
kam/ er ſolte ihn mit Hofnung ſpeiſen/ dz neben ſeinen Geſellen er durch wichtiges Loͤſegeld
ſich wol wuͤrde koͤñen frey kaͤuffen/ als warum es ſeinen Herren eigentlich zutuhn waͤhre;
welcher Troſt ſie in gute Ruhe ſetzete/ dz ſie Speiſe namen/ die Ketten willig trugen/ uñ die
Geſundheit wieder erlangeten; da dann der Kaͤyſer mit den Fuͤrſten hinging/ ſie zu ſehen/
und zuvernehmen/ wie ſie ſich doch bezeigen wuͤrden/ verwunderten ſich ſehr uͤber Pines
verwaͤgenheit/ der hochmuhtig gnug fragen durfte/ was man vor ihre Erloͤſung foderte;
Herkules aber ihm zuꝛ Antwort gab: Je du frechſtolzer Kerl; deucht dichs noch nicht Zeit
ſeyn/ daß du vor Kaͤyſerl. Hocheit/ vor einem herſchenden Boͤmiſchen Koͤnig/ und vor mir
einem gebohrnen Groß Fürſten/ der uͤberdas dein Herr iſt/ dich endlich demuͤhtigeſt/ deinen
elenden Zuſtand erkenneſt und umb Gnade und Barmherzigkeit anhalteſt? du muſt ja
ohn zweifel bißher mit lauter Baurflegeln umbgangen ſeyn/ daß du gedenkeſt/ auch die
hoͤchſten in der Welt ſeyn deiner Ehrerbietung nicht wirdig. Und was haſtu zu fragen/
was man vor Loͤſegelder von dir fodere? wiltu es wiſſen? durchaus nichts fodert man/ ſo
wenig vor die andere als vor dich/ ſondern nachdem du dich deiner eigenen Urtel erinnern
kanſt/ haſtu nichts gewiſſers/ als die ewige Ketten der ſchnoͤdeſten Dienſtbarkeit zutragen/
worzu dir die liebe Geduld wird von noͤhten ſeyn. Jedoch haͤtteſtu alsbald nach der Uber-
windung die Demuht ergreiffen koͤnnen/ wuͤrdeſtu einen gnaͤdigen Herrn an mir gehabt
haben/ der/ inbetrachtung deiner guten Faͤuſte/ mit dir viel anders wuͤrde umbgangen ſeyn.
Nun aber iſt die Gnadenzeit vorbey/ inſonderheit/ weil du dieſe Zeit deiner Knecht- und Leib-
eigenſchaft dich des ſchaͤndens nicht haſt enthalten wollen. Drumb glaͤube mir/ wann du
gleich vor dein Haͤupt mir hundert tauſend Tonnen Goldes liefern koͤnteſt/ wuͤrde ichs we-
niger als dieſen Stab achten. Als Pines dieſes hoͤrete/ ſpeiete er ihn an/ ſchalt ihn aus vor
einen Zaͤuberer/ Verraͤhter/ Landlaͤuffer/ und des Kaͤyſers Schmarotzer; daß er ihn ja zum
Zorn reizen moͤchte; wie dann die anderen alle es ihm alſo nachmacheten. Aber Herkules
lachete deſſen nur/ und ſagete zu ihnen: Je ihr ehrvergeſſene Buben/ wiſſet ihr dann nicht/
daß ihr Gefangene/ ja daß ihr Leibeigene Knechte ſeid/ und durch euch ſelbſt darzu verurtei-
let/ und dürffet ſolche Schmachrede wieder mich ausſtoſſen? Ja du Unhold/ ſagte er zu
Pines/ ſcheuheſtu dich nicht/ mich gar anzuſpeien? Ich erinnere dich deiner ehemahligen
draͤuung/ wie du mittel wuͤſteſt/ meinen ſteiffen Sinn zu lenken; deren werde ich mich nun
auch gebrauchen muͤſſen/ umb zu verſuchen/ ob ich dein teufliſches Laͤſtermaul nicht zaͤhmen
und zaͤumen koͤnne/ wie dann wol ehe einem ſtaͤrkeren/ als du/ wiederfahren iſt. Ließ hierauf
ſechs Steckenknechte mit ſcharffen Ruhten fodern/ jeden gefangenen an eine Saͤule bin-
den/ entkleiden/ und von oben an biß unten aus rechtſchaffen ſtreichen; welcher Schimpff
ihnen dermaſſen zu Herzen ging/ daß ſie allen ihren Goͤttern flucheten/ auch durchaus umb
keine Erlaſſung noch Gnade anhielten; daher Herkules ſagete: Man mus die halsſtarri-
gen Schelmen noch beſſer antaſten; ließ Salzwaſſer herzu bringen/ den volgeſtriemeten

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[441/0447] Sechſtes Buch. die Heilung zuwider/ daß ſie auch geſinnet waren/ ſich durch Hunger zutoͤdten; dann weil ſie alle Herren Standes/ Hochaͤdles Geſchlechtes/ und von groſſen Mitteln waren/ kuntẽ ſie in knechtiſche Dienſtbarkeit ſich nit ſchicken/ welche ſie doch muhtwillig erwaͤhlet hattẽ. Ja ihr Fuͤhrer hoͤrete noch nit auf/ allerhand Schmachreden uͤber Herkules auszuſchuͤttẽ/ in meinung/ hiedurch den Tod zuerhalten/ welches Gallus anzeigete/ aber zur Antwort be- kam/ er ſolte ihn mit Hofnung ſpeiſen/ dz neben ſeinen Geſellen er durch wichtiges Loͤſegeld ſich wol wuͤrde koͤñen frey kaͤuffen/ als warum es ſeinen Herren eigentlich zutuhn waͤhre; welcher Troſt ſie in gute Ruhe ſetzete/ dz ſie Speiſe namen/ die Ketten willig trugen/ uñ die Geſundheit wieder erlangeten; da dann der Kaͤyſer mit den Fuͤrſten hinging/ ſie zu ſehen/ und zuvernehmen/ wie ſie ſich doch bezeigen wuͤrden/ verwunderten ſich ſehr uͤber Pines verwaͤgenheit/ der hochmuhtig gnug fragen durfte/ was man vor ihre Erloͤſung foderte; Herkules aber ihm zuꝛ Antwort gab: Je du frechſtolzer Kerl; deucht dichs noch nicht Zeit ſeyn/ daß du vor Kaͤyſerl. Hocheit/ vor einem herſchenden Boͤmiſchen Koͤnig/ und vor mir einem gebohrnen Groß Fürſten/ der uͤberdas dein Herr iſt/ dich endlich demuͤhtigeſt/ deinen elenden Zuſtand erkenneſt und umb Gnade und Barmherzigkeit anhalteſt? du muſt ja ohn zweifel bißher mit lauter Baurflegeln umbgangen ſeyn/ daß du gedenkeſt/ auch die hoͤchſten in der Welt ſeyn deiner Ehrerbietung nicht wirdig. Und was haſtu zu fragen/ was man vor Loͤſegelder von dir fodere? wiltu es wiſſen? durchaus nichts fodert man/ ſo wenig vor die andere als vor dich/ ſondern nachdem du dich deiner eigenen Urtel erinnern kanſt/ haſtu nichts gewiſſers/ als die ewige Ketten der ſchnoͤdeſten Dienſtbarkeit zutragen/ worzu dir die liebe Geduld wird von noͤhten ſeyn. Jedoch haͤtteſtu alsbald nach der Uber- windung die Demuht ergreiffen koͤnnen/ wuͤrdeſtu einen gnaͤdigen Herrn an mir gehabt haben/ der/ inbetrachtung deiner guten Faͤuſte/ mit dir viel anders wuͤrde umbgangen ſeyn. Nun aber iſt die Gnadenzeit vorbey/ inſonderheit/ weil du dieſe Zeit deiner Knecht- und Leib- eigenſchaft dich des ſchaͤndens nicht haſt enthalten wollen. Drumb glaͤube mir/ wann du gleich vor dein Haͤupt mir hundert tauſend Tonnen Goldes liefern koͤnteſt/ wuͤrde ichs we- niger als dieſen Stab achten. Als Pines dieſes hoͤrete/ ſpeiete er ihn an/ ſchalt ihn aus vor einen Zaͤuberer/ Verraͤhter/ Landlaͤuffer/ und des Kaͤyſers Schmarotzer; daß er ihn ja zum Zorn reizen moͤchte; wie dann die anderen alle es ihm alſo nachmacheten. Aber Herkules lachete deſſen nur/ und ſagete zu ihnen: Je ihr ehrvergeſſene Buben/ wiſſet ihr dann nicht/ daß ihr Gefangene/ ja daß ihr Leibeigene Knechte ſeid/ und durch euch ſelbſt darzu verurtei- let/ und dürffet ſolche Schmachrede wieder mich ausſtoſſen? Ja du Unhold/ ſagte er zu Pines/ ſcheuheſtu dich nicht/ mich gar anzuſpeien? Ich erinnere dich deiner ehemahligen draͤuung/ wie du mittel wuͤſteſt/ meinen ſteiffen Sinn zu lenken; deren werde ich mich nun auch gebrauchen muͤſſen/ umb zu verſuchen/ ob ich dein teufliſches Laͤſtermaul nicht zaͤhmen und zaͤumen koͤnne/ wie dann wol ehe einem ſtaͤrkeren/ als du/ wiederfahren iſt. Ließ hierauf ſechs Steckenknechte mit ſcharffen Ruhten fodern/ jeden gefangenen an eine Saͤule bin- den/ entkleiden/ und von oben an biß unten aus rechtſchaffen ſtreichen; welcher Schimpff ihnen dermaſſen zu Herzen ging/ daß ſie allen ihren Goͤttern flucheten/ auch durchaus umb keine Erlaſſung noch Gnade anhielten; daher Herkules ſagete: Man mus die halsſtarri- gen Schelmen noch beſſer antaſten; ließ Salzwaſſer herzu bringen/ den volgeſtriemeten Hin- k k k

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/447>, abgerufen am 25.11.2024.