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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
vor einen Feldflüchtigen solte angesehen werden/ sprang herunter/ und begegnete unserm
Herkules zu fusse/ welcher zwar lieber den Pferdestreit fortgesetzet hätte; aber weil er sich
fürchtete/ es möchte Pines ihm den Blänken beschädigen/ stieg er ab/ und trat ihm freudig
entgegen/ da sein Feind ihm schon die gewisse Rechnung des Sieges machete/ nachdem er
meinete/ es würde unserm Herkules unmöglich seyn/ ihm zu fusse auszuhalten/ hätte auch
dürffen grosse Gefahr abgeben/ wann Gottes Schuz nicht gewesen/ und Herkules durch
Ringfertigkeit nicht zuersetzen gewust/ was ihm an Leibesschwere abging; dann es tobete
der Pannonier mit seinen Hieben so kräfftig/ daß kein Stahl vor ihm hart genug wahr.
Der ädle Blänke kunte seinen lieben Herrn nicht verlassen/ rante hinzu/ und schlug nicht
allein den Pannonier auff den linken Arm/ daß ihm der Schild entfiel/ sondern zerrete ihm
den Helm auff dem Kopffe/ daß er sich endlich auflösete. Dieser vermeynete des Unfals
rasend zuwerden/ fassete das Schwert/ und gedachte ihm das Häupt herunter zuschlagen/
traf aber zu kurz/ und gab ihm gleichwol eine zimliche Halßwunde/ daß es endlich wiche/
und auf Herkules Abtreibung sich hinweg machete/ auch alsbald verbunden ward. Als
der Pannonier dieses Unfals enthoben wahr/ ergreif er wieder frischen Muht/ dann ihm
wahr noch wenig an Kräfften abgangen/ ohn daß ihm der linke Arm sehr schmerzete/ und
verdroß ihn hefftig/ daß ihm der Schild entfallen wahr/ legete sich deswegen in ein gestrek-
tes Lager/ daß ihm nicht beyzukommen wahr/ rückete vorerst den Helm wieder gleich/ und
bückete sich unter seines Schwertes Beschirmung zur Erden/ den Schild auffzuheben.
Herkules verschief diese Gelegenheit nicht/ sondern trat ihm zur Seiten/ und gab ihm un-
ter dem Helm mit einem Schnitte eine zimliche Halßwunde/ mit diesen Worten: Du
wütiges Tihr/ hiemit bezahle ich dir an stat meines Pferdes. Der Pannonier achtete des
Schaden wenig/ nur der Spot taht ihm weh/ welcher ihm diese Schmachrede austrieb:
O du elender Wurm/ daß du annoch lebest/ hastu deinem Pferde zudanken/ dann nachdem
du dessen Hülffe beraubet bist/ so schicke dich willig zum knechtischen Joche/ welches dich
hart gnug drücken sol. Je du tummer Kloz/ antwortete er/ bestehestu dann noch auff diesem
Vorsatze? Ich gelobe dir bey meiner Redligkeit/ dz du schwehr abtrag machen solt. Fingen
hiemit aufs neue einen grausahmen Streit an/ daß die Funken auß ihren Helmen und
Waffen sprungen/ auch Herkules nachgehends bekennete/ daß nach Gamaxus seines glei-
chen ihm nicht vorkommen währe. Der Pannonier wahr am Halse und in der Rechten
Seiten wund; Herkules hatte einen Hieb oben an das Rechte Bein bekommen/ und ver-
gossen beiderseits zimlich viel Blut/ wiewol Pines am meisten/ welcher noch endlich sei-
nes Schildes wieder mächtig ward/ da sie sich zum andernmale verpausteten. Nun merke-
te der Pannonier gleichwol/ daß der Abgang seines Blutes ihm die Kräfte umb ein grosses
verringerte/ wolte sich deswegen der annoch übrigen recht und mit vortel gebrauchen/ und
ging zum drittenmahl grimmig loß/ fand aber solche gegenwehr/ daß er sich verwunderte/
wie ihm dieser junge Ritter aufhalten möchte; fassete endlich den Schild/ und warf damit
Herkules wieder die Brust/ daß er drey Schritte zurük prallete/ trat ihm nach/ und wahr
des ganzen vorhabens ihn zugreiffen/ und vor leibeigen anzunehmen/ hatte ihm auch den
Arm schon ümb den Hals geleget/ worüber Ladisla/ die Gros Fürstin/ und andere/ höchlich
erschraken: Er aber drehete sich ringfertig loß/ und versetzete ihm einen Schnitt über die

Linke

Sechſtes Buch.
vor einen Feldfluͤchtigen ſolte angeſehen werden/ ſprang herunter/ und begegnete unſerm
Herkules zu fuſſe/ welcher zwar lieber den Pferdeſtreit fortgeſetzet haͤtte; aber weil er ſich
fuͤrchtete/ es moͤchte Pines ihm den Blaͤnken beſchaͤdigen/ ſtieg er ab/ und trat ihm freudig
entgegen/ da ſein Feind ihm ſchon die gewiſſe Rechnung des Sieges machete/ nachdem er
meinete/ es wuͤrde unſerm Herkules unmoͤglich ſeyn/ ihm zu fuſſe auszuhalten/ haͤtte auch
duͤrffen groſſe Gefahr abgeben/ wann Gottes Schuz nicht geweſen/ und Herkules durch
Ringfertigkeit nicht zuerſetzen gewuſt/ was ihm an Leibesſchwere abging; dann es tobete
der Pannonier mit ſeinen Hieben ſo kraͤfftig/ daß kein Stahl vor ihm hart genug wahr.
Der aͤdle Blaͤnke kunte ſeinen lieben Herrn nicht verlaſſen/ rante hinzu/ und ſchlug nicht
allein den Pannonier auff den linken Arm/ daß ihm der Schild entfiel/ ſondern zerrete ihm
den Helm auff dem Kopffe/ daß er ſich endlich aufloͤſete. Dieſer vermeynete des Unfals
raſend zuwerden/ faſſete das Schwert/ und gedachte ihm das Haͤupt herunter zuſchlagen/
traf aber zu kurz/ und gab ihm gleichwol eine zimliche Halßwunde/ daß es endlich wiche/
und auf Herkules Abtreibung ſich hinweg machete/ auch alsbald verbunden ward. Als
der Pannonier dieſes Unfals enthoben wahr/ ergreif er wieder friſchen Muht/ dann ihm
wahr noch wenig an Kraͤfften abgangen/ ohn daß ihm der linke Arm ſehr ſchmerzete/ uñ
verdroß ihn hefftig/ daß ihm der Schild entfallen wahr/ legete ſich deswegen in ein geſtrek-
tes Lager/ daß ihm nicht beyzukommen wahr/ ruͤckete vorerſt den Helm wieder gleich/ und
buͤckete ſich unter ſeines Schwertes Beſchirmung zur Erden/ den Schild auffzuheben.
Herkules verſchief dieſe Gelegenheit nicht/ ſondern trat ihm zur Seiten/ und gab ihm un-
ter dem Helm mit einem Schnitte eine zimliche Halßwunde/ mit dieſen Worten: Du
wuͤtiges Tihr/ hiemit bezahle ich dir an ſtat meines Pferdes. Der Pannonier achtete des
Schaden wenig/ nur der Spot taht ihm weh/ welcher ihm dieſe Schmachrede austrieb:
O du elender Wurm/ daß du annoch lebeſt/ haſtu deinem Pferde zudanken/ dann nachdem
du deſſen Huͤlffe beraubet biſt/ ſo ſchicke dich willig zum knechtiſchen Joche/ welches dich
hart gnug drücken ſol. Je du tum̄er Kloz/ antwortete er/ beſteheſtu dann noch auff dieſem
Vorſatze? Ich gelobe dir bey meiner Redligkeit/ dz du ſchwehr abtrag machen ſolt. Fingen
hiemit aufs neue einen grauſahmen Streit an/ daß die Funken auß ihren Helmen und
Waffen ſprungen/ auch Herkules nachgehends bekennete/ daß nach Gamaxus ſeines glei-
chen ihm nicht vorkommen waͤhre. Der Pannonier wahr am Halſe und in der Rechten
Seiten wund; Herkules hatte einen Hieb oben an das Rechte Bein bekommen/ und ver-
goſſen beiderſeits zimlich viel Blut/ wiewol Pines am meiſten/ welcher noch endlich ſei-
nes Schildes wieder maͤchtig ward/ da ſie ſich zum andernmale verpauſteten. Nun merke-
te der Pannonier gleichwol/ daß der Abgang ſeines Blutes ihm die Kraͤfte umb ein groſſes
verringerte/ wolte ſich deſwegen der annoch uͤbrigen recht und mit vortel gebrauchen/ und
ging zum drittenmahl grimmig loß/ fand aber ſolche gegenwehr/ daß er ſich verwunderte/
wie ihm dieſer junge Ritter aufhalten moͤchte; faſſete endlich den Schild/ und warf damit
Herkules wieder die Bruſt/ daß er drey Schritte zuruͤk prallete/ trat ihm nach/ und wahr
des ganzen vorhabens ihn zugreiffen/ und vor leibeigen anzunehmen/ hatte ihm auch den
Arm ſchon uͤmb den Hals geleget/ worüber Ladiſla/ die Groſ Fuͤrſtin/ und andere/ hoͤchlich
erſchraken: Er aber drehete ſich ringfertig loß/ und verſetzete ihm einen Schnitt uͤber die

Linke
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[436/0442] Sechſtes Buch. vor einen Feldfluͤchtigen ſolte angeſehen werden/ ſprang herunter/ und begegnete unſerm Herkules zu fuſſe/ welcher zwar lieber den Pferdeſtreit fortgeſetzet haͤtte; aber weil er ſich fuͤrchtete/ es moͤchte Pines ihm den Blaͤnken beſchaͤdigen/ ſtieg er ab/ und trat ihm freudig entgegen/ da ſein Feind ihm ſchon die gewiſſe Rechnung des Sieges machete/ nachdem er meinete/ es wuͤrde unſerm Herkules unmoͤglich ſeyn/ ihm zu fuſſe auszuhalten/ haͤtte auch duͤrffen groſſe Gefahr abgeben/ wann Gottes Schuz nicht geweſen/ und Herkules durch Ringfertigkeit nicht zuerſetzen gewuſt/ was ihm an Leibesſchwere abging; dann es tobete der Pannonier mit ſeinen Hieben ſo kraͤfftig/ daß kein Stahl vor ihm hart genug wahr. Der aͤdle Blaͤnke kunte ſeinen lieben Herrn nicht verlaſſen/ rante hinzu/ und ſchlug nicht allein den Pannonier auff den linken Arm/ daß ihm der Schild entfiel/ ſondern zerrete ihm den Helm auff dem Kopffe/ daß er ſich endlich aufloͤſete. Dieſer vermeynete des Unfals raſend zuwerden/ faſſete das Schwert/ und gedachte ihm das Haͤupt herunter zuſchlagen/ traf aber zu kurz/ und gab ihm gleichwol eine zimliche Halßwunde/ daß es endlich wiche/ und auf Herkules Abtreibung ſich hinweg machete/ auch alsbald verbunden ward. Als der Pannonier dieſes Unfals enthoben wahr/ ergreif er wieder friſchen Muht/ dann ihm wahr noch wenig an Kraͤfften abgangen/ ohn daß ihm der linke Arm ſehr ſchmerzete/ uñ verdroß ihn hefftig/ daß ihm der Schild entfallen wahr/ legete ſich deswegen in ein geſtrek- tes Lager/ daß ihm nicht beyzukommen wahr/ ruͤckete vorerſt den Helm wieder gleich/ und buͤckete ſich unter ſeines Schwertes Beſchirmung zur Erden/ den Schild auffzuheben. Herkules verſchief dieſe Gelegenheit nicht/ ſondern trat ihm zur Seiten/ und gab ihm un- ter dem Helm mit einem Schnitte eine zimliche Halßwunde/ mit dieſen Worten: Du wuͤtiges Tihr/ hiemit bezahle ich dir an ſtat meines Pferdes. Der Pannonier achtete des Schaden wenig/ nur der Spot taht ihm weh/ welcher ihm dieſe Schmachrede austrieb: O du elender Wurm/ daß du annoch lebeſt/ haſtu deinem Pferde zudanken/ dann nachdem du deſſen Huͤlffe beraubet biſt/ ſo ſchicke dich willig zum knechtiſchen Joche/ welches dich hart gnug drücken ſol. Je du tum̄er Kloz/ antwortete er/ beſteheſtu dann noch auff dieſem Vorſatze? Ich gelobe dir bey meiner Redligkeit/ dz du ſchwehr abtrag machen ſolt. Fingen hiemit aufs neue einen grauſahmen Streit an/ daß die Funken auß ihren Helmen und Waffen ſprungen/ auch Herkules nachgehends bekennete/ daß nach Gamaxus ſeines glei- chen ihm nicht vorkommen waͤhre. Der Pannonier wahr am Halſe und in der Rechten Seiten wund; Herkules hatte einen Hieb oben an das Rechte Bein bekommen/ und ver- goſſen beiderſeits zimlich viel Blut/ wiewol Pines am meiſten/ welcher noch endlich ſei- nes Schildes wieder maͤchtig ward/ da ſie ſich zum andernmale verpauſteten. Nun merke- te der Pannonier gleichwol/ daß der Abgang ſeines Blutes ihm die Kraͤfte umb ein groſſes verringerte/ wolte ſich deſwegen der annoch uͤbrigen recht und mit vortel gebrauchen/ und ging zum drittenmahl grimmig loß/ fand aber ſolche gegenwehr/ daß er ſich verwunderte/ wie ihm dieſer junge Ritter aufhalten moͤchte; faſſete endlich den Schild/ und warf damit Herkules wieder die Bruſt/ daß er drey Schritte zuruͤk prallete/ trat ihm nach/ und wahr des ganzen vorhabens ihn zugreiffen/ und vor leibeigen anzunehmen/ hatte ihm auch den Arm ſchon uͤmb den Hals geleget/ worüber Ladiſla/ die Groſ Fuͤrſtin/ und andere/ hoͤchlich erſchraken: Er aber drehete ſich ringfertig loß/ und verſetzete ihm einen Schnitt uͤber die Linke

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/442>, abgerufen am 22.11.2024.