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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
[Spaltenumbruch]
1 IHr Römer nehmt des Glückes wahr;
Jezt habt ihr das versprochne Jahr/
Da euch die Götter selbst besuchen;
Wie könt ihr dann dem Glücke fluchen?
Erkennet doch die Seligkeit/
Womit euch Jupiter erfreuet;
O der genehmen lieben Zeit/
Die über uns diß Glük ausstreuet!
2 Hilff Juno! deine Himmelspracht/
Hastu zu uns hernieder bracht.
Hilff Pallas! dein ungläublich reiten/
Dein Ringelrennen/ Schiessen/ Streiten/
Hab ich mit Augen angesehn.
Hilff Venus! deiner Schönheit prangen/
In welchem deine Glieder stehn/
Kan nicht an Menschen Schwacheit langen.
3 Vor diesem wahr der Weisen Schluß;
Die Juno/ Pallas und Venus
Bestünden nicht in einem Wesen.
Sie haben warlich falsch gelesen.
Hilff Juno! du bist Pallas mit;
Du/ du bist Venus gleicher massen;
Und fehl' ich hie umb einen Trit/
Wil ich mich wol verbrennen lassen.

[Spaltenumbruch]
4 O du dreyfacher Gottheit-Sin/
Bistu nun ein' Amazonin?
Und läst dich fast Barbarisch nennen?
Daß nicht die Welt dich mög' erkennen.
Valiska muß sehr heilig seyn!
Ihr Römer schreibt den hohen Nahmen
In die Stat-Bücher fleissig ein/
Zum guten Nachricht eurem Saamen.
5 Nicht weiß ich/ ob auch Phöbus sich
Hier bey uns findet sichtbarlich
In Herkules Gestalt und Leibe.
Recht/ wann vor Ladisla ich schreibe/
Gott Merkur/ oder Mars vielleicht.
Doch/ weil wir sie nicht dürffen ehren/
Und mein Spruch ihrer Hocheit weicht/
Wil ich mich nur zur Göttin kehren.
6 Dreyfache Göttin! ich dein Knecht
Begehre keines Menschen Recht/
Noch Gnade/ dich wil ich besingen/
Und mein Lob Opffer willig bringen.
O schütze du diß unser Land;
Wend' ab Krieg/ Seuchen/ teure Zeiten/
Durch deine Krafft und starke Hand/
Und laß die Feind' unglüklich streiten.

Noch kunte der Käyser sich in die Sache nicht schicken/ wie sie dann ihr Angesicht/ und
gleich als im Augenblicke hätte verstellen können/ und gar in eine als von der Sonnen an-
gebrante Farbe verendern; welches sie nur mit einem sittigen Lachen beantwortete/ und
umb vergünstigung eines kurzen Abtrittes anhielt/ damit sie ihrer K. Hochheit diesen
zweifel benehmen möchte; machte sich auff Bewilligung mit allen Fürstinnen und neu-
lich verheirahteten Römischen Fräulein in den Garten/ und strich ihnen sämtlich das
Gesicht/ Haar und Hände an; kehreten hernach wieder miteinander nach dem Saal/ und
stelleten sich in die Reihe vor dem Tische her/ da sie so gar unkentlich wahren/ daß ihre El-
tern selbst an der Warheit/ daß sie ihre Kinder währen/ zweifeln musten/ meineten auch
nicht anders/ es müste diese verenderung durch eine heimliche Zauber Kunst verrichtet
werden. Aber Herkules benahm ihnen diesen Wahn bald/ und berichtete sie kürzlich/ durch
was mittel diese Farbe angestrichen und wieder abgetahn würde; lies auch dem Käyser ein
weinig reichen und zeigete ihm/ wie mans damit machen müste. Nun dürfte ich schweren/
sagte der Käyser/ das Frauenzimmer anschauend/ daß Prokulus sich aller Ansprache wil-
lig begeben/ und keines streits begehren würde/ wann er Fürstin Lukrezien und Sibyllen in
dieser Gestalt sehen solte. Allergnädigster Käyser/ antwortete Lukrezia/ so müste er mir dan-
noch zum Eheliebsten viel zu schlim sein/ wann mir gleich eine zehnmahl heßlichere Ge-
stalt angebohren währe; nicht daß ich ihn wegen seines Standes oder Herkommens ver-
achte/ sondern weil die blödigkeit seines Gehirns und sein Tugend-mangel noch wol hun-
dert mahl heslicher als mein jetziges Angesicht erscheinen würde/ wann mans sehen könte.

Ich
Sechſtes Buch.
[Spaltenumbruch]
1 IHr Roͤmer nehmt des Gluͤckes wahr;
Jezt habt ihr das verſprochne Jahr/
Da euch die Goͤtter ſelbſt beſuchen;
Wie koͤnt ihr dann dem Gluͤcke fluchen?
Erkennet doch die Seligkeit/
Womit euch Jupiter erfreuet;
O der genehmen lieben Zeit/
Die uͤber uns diß Gluͤk ausſtreuet!
2 Hilff Juno! deine Himmelspracht/
Haſtu zu uns hernieder bracht.
Hilff Pallas! dein unglaͤublich reiten/
Dein Ringelrennen/ Schieſſen/ Streiten/
Hab ich mit Augen angeſehn.
Hilff Venus! deiner Schoͤnheit prangen/
In welchem deine Glieder ſtehn/
Kan nicht an Menſchen Schwacheit langen.
3 Vor dieſem wahr der Weiſen Schluß;
Die Juno/ Pallas und Venus
Beſtuͤnden nicht in einem Weſen.
Sie haben warlich falſch geleſen.
Hilff Juno! du biſt Pallas mit;
Du/ du biſt Venus gleicher maſſen;
Und fehl’ ich hie umb einen Trit/
Wil ich mich wol verbrennen laſſen.

[Spaltenumbruch]
4 O du dreyfacher Gottheit-Sin/
Biſtu nun ein’ Amazonin?
Und laͤſt dich faſt Barbariſch nennen?
Daß nicht die Welt dich moͤg’ erkennen.
Valiſka muß ſehr heilig ſeyn!
Ihr Roͤmer ſchreibt den hohen Nahmen
In die Stat-Buͤcher fleiſſig ein/
Zum guten Nachricht eurem Saamen.
5 Nicht weiß ich/ ob auch Phoͤbus ſich
Hier bey uns findet ſichtbarlich
In Herkules Geſtalt und Leibe.
Recht/ wann vor Ladiſla ich ſchreibe/
Gott Merkur/ oder Mars vielleicht.
Doch/ weil wir ſie nicht duͤrffen ehren/
Und mein Spruch ihrer Hocheit weicht/
Wil ich mich nur zur Goͤttin kehren.
6 Dreyfache Goͤttin! ich dein Knecht
Begehre keines Menſchen Recht/
Noch Gnade/ dich wil ich beſingen/
Und mein Lob Opffer willig bringen.
O ſchuͤtze du diß unſer Land;
Wend’ ab Krieg/ Seuchen/ teure Zeiten/
Durch deine Krafft und ſtarke Hand/
Und laß die Feind’ ungluͤklich ſtreiten.

Noch kunte der Kaͤyſer ſich in die Sache nicht ſchicken/ wie ſie dann ihr Angeſicht/ und
gleich als im Augenblicke haͤtte verſtellen koͤnnen/ und gar in eine als von der Sonnen an-
gebrante Farbe verendern; welches ſie nur mit einem ſittigen Lachen beantwortete/ und
umb verguͤnſtigung eines kurzen Abtrittes anhielt/ damit ſie ihrer K. Hochheit dieſen
zweifel benehmen moͤchte; machte ſich auff Bewilligung mit allen Fuͤrſtinnen und neu-
lich verheirahteten Roͤmiſchen Fraͤulein in den Garten/ und ſtrich ihnen ſaͤmtlich das
Geſicht/ Haar und Haͤnde an; kehreten hernach wieder miteinander nach dem Saal/ und
ſtelleten ſich in die Reihe vor dem Tiſche her/ da ſie ſo gar unkentlich wahren/ daß ihre El-
tern ſelbſt an der Warheit/ daß ſie ihre Kinder waͤhren/ zweifeln muſten/ meineten auch
nicht anders/ es muͤſte dieſe verenderung durch eine heimliche Zauber Kunſt verrichtet
werden. Aber Herkules benahm ihnen dieſen Wahn bald/ und berichtete ſie kuͤrzlich/ durch
was mittel dieſe Farbe angeſtrichen und wieder abgetahn wuͤrde; lies auch dem Kaͤyſer ein
weinig reichen und zeigete ihm/ wie mans damit machen müſte. Nun duͤrfte ich ſchweren/
ſagte der Kaͤyſer/ das Frauenzimmer anſchauend/ daß Prokulus ſich aller Anſprache wil-
lig begeben/ und keines ſtreits begehren wuͤrde/ wann er Fuͤrſtin Lukrezien und Sibyllen in
dieſer Geſtalt ſehen ſolte. Allergnaͤdigſter Kaͤyſer/ antwortete Lukrezia/ ſo muͤſte er mir dan-
noch zum Eheliebſten viel zu ſchlim ſein/ wann mir gleich eine zehnmahl heßlichere Ge-
ſtalt angebohren waͤhre; nicht daß ich ihn wegen ſeines Standes oder Herkommens ver-
achte/ ſondern weil die bloͤdigkeit ſeines Gehirns und ſein Tugend-mangel noch wol hun-
dert mahl heſlicher als mein jetziges Angeſicht erſcheinen wuͤrde/ wann mans ſehen koͤnte.

Ich
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[426/0432] Sechſtes Buch. 1 IHr Roͤmer nehmt des Gluͤckes wahr; Jezt habt ihr das verſprochne Jahr/ Da euch die Goͤtter ſelbſt beſuchen; Wie koͤnt ihr dann dem Gluͤcke fluchen? Erkennet doch die Seligkeit/ Womit euch Jupiter erfreuet; O der genehmen lieben Zeit/ Die uͤber uns diß Gluͤk ausſtreuet! 2 Hilff Juno! deine Himmelspracht/ Haſtu zu uns hernieder bracht. Hilff Pallas! dein unglaͤublich reiten/ Dein Ringelrennen/ Schieſſen/ Streiten/ Hab ich mit Augen angeſehn. Hilff Venus! deiner Schoͤnheit prangen/ In welchem deine Glieder ſtehn/ Kan nicht an Menſchen Schwacheit langen. 3 Vor dieſem wahr der Weiſen Schluß; Die Juno/ Pallas und Venus Beſtuͤnden nicht in einem Weſen. Sie haben warlich falſch geleſen. Hilff Juno! du biſt Pallas mit; Du/ du biſt Venus gleicher maſſen; Und fehl’ ich hie umb einen Trit/ Wil ich mich wol verbrennen laſſen. 4 O du dreyfacher Gottheit-Sin/ Biſtu nun ein’ Amazonin? Und laͤſt dich faſt Barbariſch nennen? Daß nicht die Welt dich moͤg’ erkennen. Valiſka muß ſehr heilig ſeyn! Ihr Roͤmer ſchreibt den hohen Nahmen In die Stat-Buͤcher fleiſſig ein/ Zum guten Nachricht eurem Saamen. 5 Nicht weiß ich/ ob auch Phoͤbus ſich Hier bey uns findet ſichtbarlich In Herkules Geſtalt und Leibe. Recht/ wann vor Ladiſla ich ſchreibe/ Gott Merkur/ oder Mars vielleicht. Doch/ weil wir ſie nicht duͤrffen ehren/ Und mein Spruch ihrer Hocheit weicht/ Wil ich mich nur zur Goͤttin kehren. 6 Dreyfache Goͤttin! ich dein Knecht Begehre keines Menſchen Recht/ Noch Gnade/ dich wil ich beſingen/ Und mein Lob Opffer willig bringen. O ſchuͤtze du diß unſer Land; Wend’ ab Krieg/ Seuchen/ teure Zeiten/ Durch deine Krafft und ſtarke Hand/ Und laß die Feind’ ungluͤklich ſtreiten. Noch kunte der Kaͤyſer ſich in die Sache nicht ſchicken/ wie ſie dann ihr Angeſicht/ und gleich als im Augenblicke haͤtte verſtellen koͤnnen/ und gar in eine als von der Sonnen an- gebrante Farbe verendern; welches ſie nur mit einem ſittigen Lachen beantwortete/ und umb verguͤnſtigung eines kurzen Abtrittes anhielt/ damit ſie ihrer K. Hochheit dieſen zweifel benehmen moͤchte; machte ſich auff Bewilligung mit allen Fuͤrſtinnen und neu- lich verheirahteten Roͤmiſchen Fraͤulein in den Garten/ und ſtrich ihnen ſaͤmtlich das Geſicht/ Haar und Haͤnde an; kehreten hernach wieder miteinander nach dem Saal/ und ſtelleten ſich in die Reihe vor dem Tiſche her/ da ſie ſo gar unkentlich wahren/ daß ihre El- tern ſelbſt an der Warheit/ daß ſie ihre Kinder waͤhren/ zweifeln muſten/ meineten auch nicht anders/ es muͤſte dieſe verenderung durch eine heimliche Zauber Kunſt verrichtet werden. Aber Herkules benahm ihnen dieſen Wahn bald/ und berichtete ſie kuͤrzlich/ durch was mittel dieſe Farbe angeſtrichen und wieder abgetahn wuͤrde; lies auch dem Kaͤyſer ein weinig reichen und zeigete ihm/ wie mans damit machen müſte. Nun duͤrfte ich ſchweren/ ſagte der Kaͤyſer/ das Frauenzimmer anſchauend/ daß Prokulus ſich aller Anſprache wil- lig begeben/ und keines ſtreits begehren wuͤrde/ wann er Fuͤrſtin Lukrezien und Sibyllen in dieſer Geſtalt ſehen ſolte. Allergnaͤdigſter Kaͤyſer/ antwortete Lukrezia/ ſo muͤſte er mir dan- noch zum Eheliebſten viel zu ſchlim ſein/ wann mir gleich eine zehnmahl heßlichere Ge- ſtalt angebohren waͤhre; nicht daß ich ihn wegen ſeines Standes oder Herkommens ver- achte/ ſondern weil die bloͤdigkeit ſeines Gehirns und ſein Tugend-mangel noch wol hun- dert mahl heſlicher als mein jetziges Angeſicht erſcheinen wuͤrde/ wann mans ſehen koͤnte. Ich

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/432>, abgerufen am 25.11.2024.