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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
macht/ ihr als einer Amazonischen Fürstin zuantworten/ und alles nach ihrem begehren
einzuwilligen; daher dieser also anfing: Durchleuchtiges ritterliches Fräulein/ tapffere
Amazonin; die sonderliche Ehre/ welche Käyserl. Hocheit/ auch den anwesenden Durchll.
Fürsten und Herren/ Fürstinnen/ Frauen und Fräulein durch diesen Vortrag wiederfäh-
ret/ wird von allerhöchstgedachter Ihrer Käyserl. Hocheit und anderen anwesenden gnä-
digst und freundlich auffgenommen/ und wie Euer Durchl. dieses tapffere Vornehmen
zu allem Ruhm ausschlagen muß/ also wird man nit unterlassen/ ihren ritterlichen übun-
gen/ teils als Mitübende/ teils als Zuseher beyzuwohnen/ da dann Käyserl. Hocheit gnä-
digst geruhen wird/ allen obgedachten übungen dreifache gedoppelte Gewin zusetzen/ so daß
je zween den ersten/ andern und dritten in allen vier Ritterspielen zugewarten haben sollen;
und wird endlich Ihre Durchl. gnädigst und freundlich ersuchet/ gegenwärtige Gesel-
schafft mit ihrer Gegenwart diesen Abend zuvermehren. Die Amazonin bedanke sich durch
ihren Dolmetscher der gnädigst- und günstigen Wilfahrung/ hätte diesen Abend annoch
nöhtige Geschäffte zuverrichten/ wolte aber morgen frühzeitig gnug im Schloßplatze sich
finden lassen; nam hiermit Abscheid/ und verließ die Geselschafft in wundersamen nach-
denken/ was sich morgen begeben würde. Es stund der Amazonin alles weiblich gnug an/
das Angesicht wahr auch unbekant/ weder Teutsch noch Italiänisch. Ihrer viel stunden
in den Gedanken/ der Käyser selbst würde es also geordnet haben/ nur daß er unserer Fürst-
lichen Helden ritterliche Erfahrenheit sehen und prüfen möchte. Hingegen gab der Käy-
ser es auff Herkules oder Ladisla/ oder Arbianes. Die Groß Fürstin/ welche zwischen Fr.
Mammeen und dem Käyser saß/ wuste sich so wol in die Possen zuschicken/ daß kein Römer
auff sie argwohnete/ auch die unsern selbst/ ausser Herkules/ zweifelten; dann sie fing mit
dem Käyser ein Gespräch an von den Amazonischen Heldinnen/ ob man auch trauen dürf-
te/ daß dergleichen/ wie man schriebe/ je gewesen währen; etliche gäben vor/ sie währen von
Herkules dem beruffenen Griechischen Helden gedämpft; andere dagegen hielten mit dem
Homerus/ sie hätten sich noch nach Herkules Tode mit vor Troja wider die Griechen ge-
brauchen lassen; ja man dürffte bejahen/ daß sie annoch zur Zeit des grossen Alexanders
gewesen währen. Worauff der Käyser zur Antwort gab: Weil nicht allein die Geschicht-
Schreiber einhellig es bejaheten/ sondern man auch noch auff diesen Tag etliche trefliche
Gebäu zeigete/ die von ihnen solten gerichtet seyn; ja überdas ihrer vornehmsten Königin-
nen Nahmen und Nachfolge verhanden währen/ hätte man seines erachtens nicht groß
dran zuzweifeln. Ward also dieses Gespräch auffgehoben/ und der Abend mit tanzen und
kurzweilen hingebracht. Des folgenden Morgens stellete der Amazonin Dolmetscher sich
wieder ein/ und ließ bey Käyserl. Hocheit und den Fürsten anhalten/ eine gute Anzahl wol
abgerichteter muhtiger Pferde/ teils gesattelt/ teils nur schlecht gezäumet auff den Reit-
plaz führen zulassen; auch ein Gestelle zum Ringelrennen auffzurichten/ und etliche stum-
pfe Schwerter nebest unterschiedlichen Bogen und Pfeilen dabey zuordnen/ welches alles
zur gnüge verrichtet ward. Der Käyser und die alten Römischen und Paduanischen
Herren stunden auf einem absonderlichen Gemache Ostenwerts. Das fremde/ Römische
und Paduanische ädle Frauenzimmer/ hatten allernähest dabey ihren Stand. Gleich ge-
gen über wahren die Fürstinnen alle mit einander/ nebest Fr. Kordula/ Virginia und He-

lena.
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Sechſtes Buch.
macht/ ihr als einer Amazoniſchen Fuͤrſtin zuantworten/ und alles nach ihrem begehren
einzuwilligen; daher dieſer alſo anfing: Durchleuchtiges ritterliches Fraͤulein/ tapffere
Amazonin; die ſonderliche Ehre/ welche Kaͤyſerl. Hocheit/ auch den anweſenden Durchll.
Fuͤrſten und Herren/ Fuͤrſtinnen/ Frauen und Fraͤulein durch dieſen Vortrag wiederfaͤh-
ret/ wird von allerhoͤchſtgedachter Ihrer Kaͤyſerl. Hocheit und anderen anweſenden gnaͤ-
digſt und freundlich auffgenommen/ und wie Euer Durchl. dieſes tapffere Vornehmen
zu allem Ruhm ausſchlagen muß/ alſo wird man nit unterlaſſen/ ihren ritterlichen uͤbun-
gen/ teils als Mituͤbende/ teils als Zuſeher beyzuwohnen/ da dann Kaͤyſerl. Hocheit gnaͤ-
digſt geruhen wird/ allen obgedachten uͤbungen dreifache gedoppelte Gewin zuſetzen/ ſo daß
je zween den erſten/ andern und dritten in allen vier Ritterſpielen zugewarten haben ſollen;
und wird endlich Ihre Durchl. gnaͤdigſt und freundlich erſuchet/ gegenwaͤrtige Geſel-
ſchafft mit ihrer Gegenwart dieſen Abend zuvermehrẽ. Die Amazonin bedanke ſich durch
ihren Dolmetſcher der gnaͤdigſt- und guͤnſtigen Wilfahrung/ haͤtte dieſen Abend annoch
noͤhtige Geſchaͤffte zuverrichten/ wolte aber morgen fruͤhzeitig gnug im Schloßplatze ſich
finden laſſen; nam hiermit Abſcheid/ und verließ die Geſelſchafft in wunderſamen nach-
denken/ was ſich morgen begeben wuͤrde. Es ſtund der Amazonin alles weiblich gnug an/
das Angeſicht wahr auch unbekant/ weder Teutſch noch Italiaͤniſch. Ihrer viel ſtunden
in den Gedanken/ der Kaͤyſer ſelbſt wuͤrde es alſo geordnet haben/ nur daß er unſerer Fuͤrſt-
lichen Helden ritterliche Erfahrenheit ſehen und pruͤfen moͤchte. Hingegen gab der Kaͤy-
ſer es auff Herkules oder Ladiſla/ oder Arbianes. Die Groß Fuͤrſtin/ welche zwiſchen Fr.
Mammeen und dem Kaͤyſer ſaß/ wuſte ſich ſo wol in die Poſſen zuſchicken/ daß kein Roͤmer
auff ſie argwohnete/ auch die unſern ſelbſt/ auſſer Herkules/ zweifelten; dann ſie fing mit
dem Kaͤyſer ein Geſpraͤch an von den Amazoniſchen Heldinnen/ ob man auch trauen duͤrf-
te/ daß dergleichen/ wie man ſchriebe/ je geweſen waͤhren; etliche gaͤben vor/ ſie waͤhren von
Herkules dem beruffenen Griechiſchen Heldẽ gedaͤmpft; andere dagegen hielten mit dem
Homerus/ ſie haͤtten ſich noch nach Herkules Tode mit vor Troja wider die Griechen ge-
brauchen laſſen; ja man duͤrffte bejahen/ daß ſie annoch zur Zeit des groſſen Alexanders
geweſen waͤhren. Worauff der Kaͤyſer zur Antwort gab: Weil nicht allein die Geſchicht-
Schreiber einhellig es bejaheten/ ſondern man auch noch auff dieſen Tag etliche trefliche
Gebaͤu zeigete/ die von ihnen ſolten gerichtet ſeyn; ja überdas ihrer vornehmſten Koͤnigin-
nen Nahmen und Nachfolge verhanden waͤhren/ haͤtte man ſeines erachtens nicht groß
dran zuzweifeln. Ward alſo dieſes Geſpraͤch auffgehoben/ und der Abend mit tanzen und
kurzweilen hingebracht. Des folgenden Morgens ſtellete der Amazonin Dolmetſcher ſich
wieder ein/ und ließ bey Kaͤyſerl. Hocheit und den Fuͤrſten anhalten/ eine gute Anzahl wol
abgerichteter muhtiger Pferde/ teils geſattelt/ teils nur ſchlecht gezaͤumet auff den Reit-
plaz fuͤhren zulaſſen; auch ein Geſtelle zum Ringelrennen auffzurichten/ und etliche ſtum-
pfe Schwerter nebeſt unterſchiedlichen Bogen und Pfeilen dabey zuordnen/ welches alles
zur gnuͤge verrichtet ward. Der Kaͤyſer und die alten Roͤmiſchen und Paduaniſchen
Herren ſtunden auf einem abſonderlichen Gemache Oſtenwerts. Das fremde/ Roͤmiſche
und Paduaniſche aͤdle Frauenzimmer/ hatten allernaͤheſt dabey ihren Stand. Gleich ge-
gen uͤber wahren die Fuͤrſtinnen alle mit einander/ nebeſt Fr. Kordula/ Virginia und He-

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[419/0425] Sechſtes Buch. macht/ ihr als einer Amazoniſchen Fuͤrſtin zuantworten/ und alles nach ihrem begehren einzuwilligen; daher dieſer alſo anfing: Durchleuchtiges ritterliches Fraͤulein/ tapffere Amazonin; die ſonderliche Ehre/ welche Kaͤyſerl. Hocheit/ auch den anweſenden Durchll. Fuͤrſten und Herren/ Fuͤrſtinnen/ Frauen und Fraͤulein durch dieſen Vortrag wiederfaͤh- ret/ wird von allerhoͤchſtgedachter Ihrer Kaͤyſerl. Hocheit und anderen anweſenden gnaͤ- digſt und freundlich auffgenommen/ und wie Euer Durchl. dieſes tapffere Vornehmen zu allem Ruhm ausſchlagen muß/ alſo wird man nit unterlaſſen/ ihren ritterlichen uͤbun- gen/ teils als Mituͤbende/ teils als Zuſeher beyzuwohnen/ da dann Kaͤyſerl. Hocheit gnaͤ- digſt geruhen wird/ allen obgedachten uͤbungen dreifache gedoppelte Gewin zuſetzen/ ſo daß je zween den erſten/ andern und dritten in allen vier Ritterſpielen zugewarten haben ſollen; und wird endlich Ihre Durchl. gnaͤdigſt und freundlich erſuchet/ gegenwaͤrtige Geſel- ſchafft mit ihrer Gegenwart dieſen Abend zuvermehrẽ. Die Amazonin bedanke ſich durch ihren Dolmetſcher der gnaͤdigſt- und guͤnſtigen Wilfahrung/ haͤtte dieſen Abend annoch noͤhtige Geſchaͤffte zuverrichten/ wolte aber morgen fruͤhzeitig gnug im Schloßplatze ſich finden laſſen; nam hiermit Abſcheid/ und verließ die Geſelſchafft in wunderſamen nach- denken/ was ſich morgen begeben wuͤrde. Es ſtund der Amazonin alles weiblich gnug an/ das Angeſicht wahr auch unbekant/ weder Teutſch noch Italiaͤniſch. Ihrer viel ſtunden in den Gedanken/ der Kaͤyſer ſelbſt wuͤrde es alſo geordnet haben/ nur daß er unſerer Fuͤrſt- lichen Helden ritterliche Erfahrenheit ſehen und pruͤfen moͤchte. Hingegen gab der Kaͤy- ſer es auff Herkules oder Ladiſla/ oder Arbianes. Die Groß Fuͤrſtin/ welche zwiſchen Fr. Mammeen und dem Kaͤyſer ſaß/ wuſte ſich ſo wol in die Poſſen zuſchicken/ daß kein Roͤmer auff ſie argwohnete/ auch die unſern ſelbſt/ auſſer Herkules/ zweifelten; dann ſie fing mit dem Kaͤyſer ein Geſpraͤch an von den Amazoniſchen Heldinnen/ ob man auch trauen duͤrf- te/ daß dergleichen/ wie man ſchriebe/ je geweſen waͤhren; etliche gaͤben vor/ ſie waͤhren von Herkules dem beruffenen Griechiſchen Heldẽ gedaͤmpft; andere dagegen hielten mit dem Homerus/ ſie haͤtten ſich noch nach Herkules Tode mit vor Troja wider die Griechen ge- brauchen laſſen; ja man duͤrffte bejahen/ daß ſie annoch zur Zeit des groſſen Alexanders geweſen waͤhren. Worauff der Kaͤyſer zur Antwort gab: Weil nicht allein die Geſchicht- Schreiber einhellig es bejaheten/ ſondern man auch noch auff dieſen Tag etliche trefliche Gebaͤu zeigete/ die von ihnen ſolten gerichtet ſeyn; ja überdas ihrer vornehmſten Koͤnigin- nen Nahmen und Nachfolge verhanden waͤhren/ haͤtte man ſeines erachtens nicht groß dran zuzweifeln. Ward alſo dieſes Geſpraͤch auffgehoben/ und der Abend mit tanzen und kurzweilen hingebracht. Des folgenden Morgens ſtellete der Amazonin Dolmetſcher ſich wieder ein/ und ließ bey Kaͤyſerl. Hocheit und den Fuͤrſten anhalten/ eine gute Anzahl wol abgerichteter muhtiger Pferde/ teils geſattelt/ teils nur ſchlecht gezaͤumet auff den Reit- plaz fuͤhren zulaſſen; auch ein Geſtelle zum Ringelrennen auffzurichten/ und etliche ſtum- pfe Schwerter nebeſt unterſchiedlichen Bogen und Pfeilen dabey zuordnen/ welches alles zur gnuͤge verrichtet ward. Der Kaͤyſer und die alten Roͤmiſchen und Paduaniſchen Herren ſtunden auf einem abſonderlichen Gemache Oſtenwerts. Das fremde/ Roͤmiſche und Paduaniſche aͤdle Frauenzimmer/ hatten allernaͤheſt dabey ihren Stand. Gleich ge- gen uͤber wahren die Fuͤrſtinnen alle mit einander/ nebeſt Fr. Kordula/ Virginia und He- lena. g g g ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/425>, abgerufen am 25.11.2024.