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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
mich in 1000000 Stücke zerleget/ würde doch ihrer keine ein Sonnen Stäublein davon
zu ihrer Liebe erhalten haben/ nachdem ich mit Leib und Seel einem Fräulein ergeben bin/
die ich ungleich höher/ als hundert tausend Perillen schätze; ja bey der ich viellieber Tod als
bey jener lebendig zu seyn begehre. So verzeihet mir nun/ mein Fräulein/ daß ich der Pe-
rillen/ wann sie neigung zu mir solte getragen haben/ nicht gehorsamen/ noch ein gleiches
darbieten können/ weil einer viel grösseren Gewalt ich mich schon unterworffen hatte/ und
derselben zuwiederstehen/ viel zu schwach und unvermögen wahr/ die ich dannoch lieber/ als
einiges in der Welt über mich genommen/ welches mich dann nit gereuen sol/ ob ich gleich
gar darunter ersticken müste. Ich weis dieses nicht zubeantworten/ sagte Virginia/ weil
solches/ dermassen bey euch gültige Fräulein mir gar unbekant ist/ ich auch von solcher be-
gebenheit allerdinge unberichtet bin/ wie mir dann nicht geziemet nach der verliebeten Zu-
stande zu forschen/ und daher nicht weis/ ob dieses Fräulein euch trost und vergnügung ab-
oder zugesaget habe. Pupienus/ auff Sibyllen Rede sich steurend/ wolte nicht länger un-
term Hütlein spielen/ und fuhr also fort: Hochwertes Fräulein; ich ihr geträuester Die-
ner bitte von grund meiner Seele/ sie wolle doch dereins die auffrichtigkeit ihres ganz erge-
benen Pupienus erkennen/ welche er zu ihrer vortrefligkeit bißher ohn einiges wanken ge-
tragen. Und warumb verstellet sie mir ihre wissenschaft so gar/ als ob sie davon biß an diese
Stunde keine nachricht hätte? gläubet doch/ auserwählete Seele/ daß sie/ ja allein sie/ in
mein Herz geheftet ist/ deren allergeringstes Häärlein der jezgedachten Perillen kein einiges
stellichen hat einräumen können oder wollen/ obs gleich ohn ihrer Liebe bewust oder einwil-
ligung solte geschehen seyn. O viel zu ein stumpfer Stachel ist Perilla/ daß derselbe den teu-
ren und werten Nahmen Virginia aus meiner Seele kratzen solte. Ist es nun möglich/
auserwähltes Fräulein/ daß mit ihrem guten Willen dieser süsse Nahme in meinem her-
zen wohnen kan/ ey so erfreuet und vergnüget doch endlich euren ergebenen Diener mit so
angenehmer Zeittung. Wo nicht/ so lasset ihn doch auffs wenigste eure unüberwindliche
ungewogenheit anhören/ auff daß er daraus das Werkzeug hervor suche/ welches den gar
zu grossen Frevel abstraffe/ der mein Herz so verwägen gemacht hat/ sich zur Wohnung de-
ren zubereiten/ die nach ihrer wirdigkeit zuurteilen/ viel ein wirdigers verdienet und heischet.
Scheuhet euch nur nicht/ mich alsdann die Urtel hören zulassen/ die ich weder vor unrecht
erkennen/ noch ihr mich entzihen wil. Als er diese Rede geendiget/ und das Fräulein sich in
ihrem Herzen schon erkläret hatte/ wie sie diese Werbung beantworten wolte/ kam Sibylla
darzu/ und fragete/ was ihres langweiligen/ ihrem bedünken nach/ schwermühtigen Ge-
sprächs Inhalt doch währe. Worauff das Fräulein zur Antwort gab: Herzgeliebete Fr.
Schwester; du weist/ wie vertraulich wir von Kindesbeinen auff miteinander umbgangen
sind/ und ich nichts unter meinem Herzen haben können/ daß dir hätte müssen verschwiegen
bleiben; warumb solte ich dann einiges Gespräch mit diesem oder jenem halten/ davon ich
dich ausschliessen könte? viel weniger werde ich unser leichten beredung/ in welchem nur
kurzweilige Auffzüge enthalten sind/ das allergeringste verbergen? und weil dich gelüstet es
zu wissen/ so hat Herr Pupienus dein Oheim mich anjezt mit einem Römischen Herrn ge-
schossen/ da ich ihm dann mit etwa einem Paduanischen Fräulein wieder zutreffen/ mich

unter-

Sechſtes Buch.
mich in 1000000 Stuͤcke zerleget/ wuͤrde doch ihrer keine ein Sonnen Staͤublein davon
zu ihrer Liebe erhalten haben/ nachdem ich mit Leib und Seel einem Fraͤulein ergeben bin/
die ich ungleich hoͤher/ als hundert tauſend Perillen ſchaͤtze; ja bey der ich viellieber Tod als
bey jener lebendig zu ſeyn begehre. So verzeihet mir nun/ mein Fraͤulein/ daß ich der Pe-
rillen/ wann ſie neigung zu mir ſolte getragen haben/ nicht gehorſamen/ noch ein gleiches
darbieten koͤnnen/ weil einer viel groͤſſeren Gewalt ich mich ſchon unterworffen hatte/ und
derſelben zuwiederſtehen/ viel zu ſchwach und unvermoͤgen wahr/ die ich dannoch lieber/ als
einiges in der Welt uͤber mich genommen/ welches mich dann nit gereuen ſol/ ob ich gleich
gar darunter erſticken müſte. Ich weis dieſes nicht zubeantworten/ ſagte Virginia/ weil
ſolches/ dermaſſen bey euch guͤltige Fraͤulein mir gar unbekant iſt/ ich auch von ſolcher be-
gebenheit allerdinge unberichtet bin/ wie mir dann nicht geziemet nach der verliebeten Zu-
ſtande zu forſchen/ und daher nicht weis/ ob dieſes Fraͤulein euch troſt und vergnuͤgung ab-
oder zugeſaget habe. Pupienus/ auff Sibyllen Rede ſich ſteurend/ wolte nicht laͤnger un-
term Huͤtlein ſpielen/ und fuhr alſo fort: Hochwertes Fraͤulein; ich ihr getraͤueſter Die-
ner bitte von grund meiner Seele/ ſie wolle doch dereins die auffrichtigkeit ihres ganz erge-
benen Pupienus erkennen/ welche er zu ihrer vortrefligkeit bißher ohn einiges wanken ge-
tragen. Und warumb verſtellet ſie mir ihre wiſſenſchaft ſo gar/ als ob ſie davon biß an dieſe
Stunde keine nachricht haͤtte? glaͤubet doch/ auserwaͤhlete Seele/ daß ſie/ ja allein ſie/ in
mein Herz geheftet iſt/ deren allergeringſtes Haͤaͤrlein der jezgedachten Perillen kein einiges
ſtellichen hat einraͤumen koͤnnen oder wollen/ obs gleich ohn ihrer Liebe bewuſt oder einwil-
ligung ſolte geſchehen ſeyn. O viel zu ein ſtumpfer Stachel iſt Perilla/ daß derſelbe den teu-
ren und werten Nahmen Virginia aus meiner Seele kratzen ſolte. Iſt es nun moͤglich/
auserwaͤhltes Fraͤulein/ daß mit ihrem guten Willen dieſer ſuͤſſe Nahme in meinem her-
zen wohnen kan/ ey ſo erfreuet und vergnuͤget doch endlich euren ergebenen Diener mit ſo
angenehmer Zeittung. Wo nicht/ ſo laſſet ihn doch auffs wenigſte eure unuͤberwindliche
ungewogenheit anhoͤren/ auff daß er daraus das Werkzeug hervor ſuche/ welches den gar
zu groſſen Frevel abſtraffe/ der mein Herz ſo verwaͤgen gemacht hat/ ſich zur Wohnung de-
ren zubereiten/ die nach ihrer wirdigkeit zuurteilen/ viel ein wirdigers verdienet uñ heiſchet.
Scheuhet euch nur nicht/ mich alsdann die Urtel hoͤren zulaſſen/ die ich weder vor unrecht
erkennen/ noch ihr mich entzihen wil. Als er dieſe Rede geendiget/ und das Fraͤulein ſich in
ihrem Herzen ſchon erklaͤret hatte/ wie ſie dieſe Werbung beantworten wolte/ kam Sibylla
darzu/ und fragete/ was ihres langweiligen/ ihrem bedünken nach/ ſchwermuͤhtigen Ge-
ſpraͤchs Inhalt doch waͤhre. Worauff das Fraͤulein zur Antwort gab: Herzgeliebete Fr.
Schweſter; du weiſt/ wie vertraulich wir von Kindesbeinen auff miteinander umbgangẽ
ſind/ und ich nichts unter meinem Herzen haben koͤnnen/ daß dir haͤtte muͤſſen verſchwiegen
bleiben; warumb ſolte ich dann einiges Geſpraͤch mit dieſem oder jenem halten/ davon ich
dich ausſchlieſſen koͤnte? viel weniger werde ich unſer leichten beredung/ in welchem nur
kurzweilige Auffzuͤge enthalten ſind/ das allergeringſte verbergen? und weil dich geluͤſtet es
zu wiſſen/ ſo hat Herr Pupienus dein Oheim mich anjezt mit einem Roͤmiſchen Herrn ge-
ſchoſſen/ da ich ihm dann mit etwa einem Paduaniſchen Fraͤulein wieder zutreffen/ mich

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/406>, abgerufen am 22.11.2024.