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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
zeitliche und ewige Ach und Weh wünsche. Was ich nun weiter an meinem Oheim in ver-
wunderung zihe/ ist noch das vornehmste/ nehmlich die unbegreifliche Glükseligkeit/ die in
dem heyrahten ihm zugestossen; gestaltsam sein ansuchen so schleunig stat gefunden/ daß
wie er des späten Abends umb Liebe anhielt/ er des folgenden Tages des Beylagers geweh-
ret ward. Solches hat sein geträues Herz verdienet/ antwortete sie; dann wie hätte sein
Fräulein ehrenhalben anders gekunt/ als einem solchen auffrichtigen Liebhaber sich gerne
zu gönnen/ deren es in der Welt zu dieser Zeit sehr wenig gibt; ja sie sind ohn zweifel selza-
mer als die Feurrohte Schwanen und graßgrüne Raben. Pupienus ließ über solche Re-
den einen tieffen Seufzer aus/ und sagete: O ihr Götter! wie fähret das Glük auff dieser
Welt so gar wunderlich! Skaurus muß vor einen volkommenen Liebhaber ausgeruffen
werden/ und hat seinem Fräulein seine Liebe zu offenbahren kaum Zeit gehabt/ ehe er ins
Ehebette getreten ist. Hingegen/ wie mannichen vergeblichen gang habe ich unseliger tuhn
müssen/ und nicht eins einen gütigen Anblik erhalten können. Ich weiß nicht/ mein Fräu-
lein/ warumb dieselbe ihres ergebenen Dieners bißher so wenig geachtet/ oder nur nicht
wahrgenommen hat/ welcher doch bereit und willig ist/ ihretwegen den Tod mit frölichem
Herzen anzutreten. Zwar seine unwirdigkeit ist ihm wol bewust/ aber wo wil dann mein
Fräulein noch endlich denselben antreffen/ der sich ihrer wirdig schätzen darf? ich sage noch
mehr/ und kan bey meinen ritterlichen ehren dartuhn/ daß nie keines Menschen Liebe mein
Herz berühret/ ich geschweige/ beherschet hat/ als deren ich mich einmahl ergeben. Kan
nun deren zuneigung von mir durchaus nicht gewonnen werden/ so wil und muß ich auch
zufrieden seyn; nur ist auff solchen Fall mein einiger Wunsch/ daß sie mir eine schleunige
Urtel sprechen wolle/ damit ich wisse/ ob hinfüro das Leben oder der Tod mich beherschen
sol. Erhöret solches/ bitte ich/ mein Fräulein/ und gebet nicht zu/ daß ein Knecht deßwegen
sterben muß/ daß er seinem Herrn gar zu träulich gedienet hat. Hiemit schwieg er/ und sa-
he sie inniglich an/ daß sie seine Stralen nicht ertragen kunte/ daher sie anfangs zu ihm sa-
gete: Ich bitte euch/ Herr Pupienus/ mässiget euch in anschauung meines blöden Ange-
sichts/ damit die Anwesenden nicht gereizet werden/ nur allein nach uns umzusehen. Eure
beschwerung betreffend/ weis ich solche nicht zubeantworten/ weil dieselbe mir Bömische
Dörffer sind/ und mir dieses Fräulein ganz unbekant ist/ deren unbarmherzigkeit ihr so hef-
tig anklaget. Solte ich aber meine meynung anzuzeigen Freyheit haben/ halte ich davor/
Frl. Perilla suche ihre billiche Rache/ als deren Liebe ihr so gar verschmähet/ daß sie den
Tod drüber leiden müssen. Dafern nun dem also ist/ ey so lasset euch dieses nicht befremden/
daß es euch zu Hause gebracht wird; seid aber nicht so einfältig/ wie dieses gute Fräulein/
sondern gebrauchet euch guter Freunde. Sehet da/ ich wil mich gerne bemühen/ euren
Schaz zubereden/ daß sie forthin nicht so stränge mit euch verfahren/ noch Frl. Perillen Tod
rächen sol. Der gute Pupienus meinete nicht anders/ als sein Herz müste ihm wegen sol-
cher Rede zuspringen/ lies etliche tieffe Seuffzer/ und sagete: O so sey es dem Himmel ge-
klaget/ daß wegen meiner auffrichtigen Träue ich heut muß gerechtfertiget werden. Gläu-
bet mir doch/ mein Fräulein/ daß kein Ding in der Welt meine Liebe zu Perillen gehindert
hat/ als daß mein Herz ich schon einer andern geschenket/ und darüber durchaus nichts
mehr zubefehlen hatte/ so gar/ daß wann 100000 Perillen gewesen währen/ und hätten

mich

Sechſtes Buch.
zeitliche und ewige Ach und Weh wuͤnſche. Was ich nun weiter an meinem Oheim in veꝛ-
wunderung zihe/ iſt noch das vornehmſte/ nehmlich die unbegreifliche Gluͤkſeligkeit/ die in
dem heyrahten ihm zugeſtoſſen; geſtaltſam ſein anſuchen ſo ſchleunig ſtat gefunden/ daß
wie er des ſpaͤten Abends umb Liebe anhielt/ er des folgenden Tages des Beylagers geweh-
ret ward. Solches hat ſein getraͤues Herz verdienet/ antwortete ſie; dann wie haͤtte ſein
Fraͤulein ehrenhalben anders gekunt/ als einem ſolchen auffrichtigen Liebhaber ſich gerne
zu goͤnnen/ deren es in der Welt zu dieſer Zeit ſehr wenig gibt; ja ſie ſind ohn zweifel ſelza-
mer als die Feurrohte Schwanen und graßgruͤne Raben. Pupienus ließ uͤber ſolche Re-
den einen tieffen Seufzer aus/ und ſagete: O ihr Goͤtter! wie faͤhret das Gluͤk auff dieſer
Welt ſo gar wunderlich! Skaurus muß vor einen volkommenen Liebhaber ausgeruffen
werden/ und hat ſeinem Fraͤulein ſeine Liebe zu offenbahren kaum Zeit gehabt/ ehe er ins
Ehebette getreten iſt. Hingegen/ wie mannichen vergeblichen gang habe ich unſeliger tuhn
muͤſſen/ und nicht eins einen guͤtigen Anblik erhalten koͤnnen. Ich weiß nicht/ mein Fraͤu-
lein/ warumb dieſelbe ihres ergebenen Dieners bißher ſo wenig geachtet/ oder nur nicht
wahrgenommen hat/ welcher doch bereit und willig iſt/ ihretwegen den Tod mit froͤlichem
Herzen anzutreten. Zwar ſeine unwirdigkeit iſt ihm wol bewuſt/ aber wo wil dann mein
Fraͤulein noch endlich denſelben antreffen/ der ſich ihrer wirdig ſchaͤtzen darf? ich ſage noch
mehr/ und kan bey meinen ritterlichen ehren dartuhn/ daß nie keines Menſchen Liebe mein
Herz beruͤhret/ ich geſchweige/ beherſchet hat/ als deren ich mich einmahl ergeben. Kan
nun deren zuneigung von mir durchaus nicht gewonnen werden/ ſo wil und muß ich auch
zufrieden ſeyn; nur iſt auff ſolchen Fall mein einiger Wunſch/ daß ſie mir eine ſchleunige
Urtel ſprechen wolle/ damit ich wiſſe/ ob hinfuͤro das Leben oder der Tod mich beherſchen
ſol. Erhoͤret ſolches/ bitte ich/ mein Fraͤulein/ und gebet nicht zu/ daß ein Knecht deßwegen
ſterben muß/ daß er ſeinem Herrn gar zu traͤulich gedienet hat. Hiemit ſchwieg er/ und ſa-
he ſie inniglich an/ daß ſie ſeine Stralen nicht ertragen kunte/ daher ſie anfangs zu ihm ſa-
gete: Ich bitte euch/ Herr Pupienus/ maͤſſiget euch in anſchauung meines bloͤden Ange-
ſichts/ damit die Anweſenden nicht geꝛeizet weꝛden/ nur allein nach uns umzuſehen. Eure
beſchwerung betreffend/ weis ich ſolche nicht zubeantworten/ weil dieſelbe mir Boͤmiſche
Doͤrffer ſind/ und mir dieſes Fraͤulein ganz unbekant iſt/ deren unbarmherzigkeit ihr ſo hef-
tig anklaget. Solte ich aber meine meynung anzuzeigen Freyheit haben/ halte ich davor/
Frl. Perilla ſuche ihre billiche Rache/ als deren Liebe ihr ſo gar verſchmaͤhet/ daß ſie den
Tod druͤber leiden muͤſſen. Dafern nun dem alſo iſt/ ey ſo laſſet euch dieſes nicht befremdẽ/
daß es euch zu Hauſe gebracht wird; ſeid aber nicht ſo einfaͤltig/ wie dieſes gute Fraͤulein/
ſondern gebrauchet euch guter Freunde. Sehet da/ ich wil mich gerne bemuͤhen/ euren
Schaz zubereden/ daß ſie forthin nicht ſo ſtraͤnge mit euch verfahren/ noch Frl. Perillẽ Tod
raͤchen ſol. Der gute Pupienus meinete nicht anders/ als ſein Herz muͤſte ihm wegen ſol-
cher Rede zuſpringen/ lies etliche tieffe Seuffzer/ und ſagete: O ſo ſey es dem Himmel ge-
klaget/ daß wegen meiner auffrichtigen Traͤue ich heut muß gerechtfertiget werden. Glaͤu-
bet mir doch/ mein Fraͤulein/ daß kein Ding in der Welt meine Liebe zu Perillen gehindert
hat/ als daß mein Herz ich ſchon einer andern geſchenket/ und daruͤber durchaus nichts
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[399/0405] Sechſtes Buch. zeitliche und ewige Ach und Weh wuͤnſche. Was ich nun weiter an meinem Oheim in veꝛ- wunderung zihe/ iſt noch das vornehmſte/ nehmlich die unbegreifliche Gluͤkſeligkeit/ die in dem heyrahten ihm zugeſtoſſen; geſtaltſam ſein anſuchen ſo ſchleunig ſtat gefunden/ daß wie er des ſpaͤten Abends umb Liebe anhielt/ er des folgenden Tages des Beylagers geweh- ret ward. Solches hat ſein getraͤues Herz verdienet/ antwortete ſie; dann wie haͤtte ſein Fraͤulein ehrenhalben anders gekunt/ als einem ſolchen auffrichtigen Liebhaber ſich gerne zu goͤnnen/ deren es in der Welt zu dieſer Zeit ſehr wenig gibt; ja ſie ſind ohn zweifel ſelza- mer als die Feurrohte Schwanen und graßgruͤne Raben. Pupienus ließ uͤber ſolche Re- den einen tieffen Seufzer aus/ und ſagete: O ihr Goͤtter! wie faͤhret das Gluͤk auff dieſer Welt ſo gar wunderlich! Skaurus muß vor einen volkommenen Liebhaber ausgeruffen werden/ und hat ſeinem Fraͤulein ſeine Liebe zu offenbahren kaum Zeit gehabt/ ehe er ins Ehebette getreten iſt. Hingegen/ wie mannichen vergeblichen gang habe ich unſeliger tuhn muͤſſen/ und nicht eins einen guͤtigen Anblik erhalten koͤnnen. Ich weiß nicht/ mein Fraͤu- lein/ warumb dieſelbe ihres ergebenen Dieners bißher ſo wenig geachtet/ oder nur nicht wahrgenommen hat/ welcher doch bereit und willig iſt/ ihretwegen den Tod mit froͤlichem Herzen anzutreten. Zwar ſeine unwirdigkeit iſt ihm wol bewuſt/ aber wo wil dann mein Fraͤulein noch endlich denſelben antreffen/ der ſich ihrer wirdig ſchaͤtzen darf? ich ſage noch mehr/ und kan bey meinen ritterlichen ehren dartuhn/ daß nie keines Menſchen Liebe mein Herz beruͤhret/ ich geſchweige/ beherſchet hat/ als deren ich mich einmahl ergeben. Kan nun deren zuneigung von mir durchaus nicht gewonnen werden/ ſo wil und muß ich auch zufrieden ſeyn; nur iſt auff ſolchen Fall mein einiger Wunſch/ daß ſie mir eine ſchleunige Urtel ſprechen wolle/ damit ich wiſſe/ ob hinfuͤro das Leben oder der Tod mich beherſchen ſol. Erhoͤret ſolches/ bitte ich/ mein Fraͤulein/ und gebet nicht zu/ daß ein Knecht deßwegen ſterben muß/ daß er ſeinem Herrn gar zu traͤulich gedienet hat. Hiemit ſchwieg er/ und ſa- he ſie inniglich an/ daß ſie ſeine Stralen nicht ertragen kunte/ daher ſie anfangs zu ihm ſa- gete: Ich bitte euch/ Herr Pupienus/ maͤſſiget euch in anſchauung meines bloͤden Ange- ſichts/ damit die Anweſenden nicht geꝛeizet weꝛden/ nur allein nach uns umzuſehen. Eure beſchwerung betreffend/ weis ich ſolche nicht zubeantworten/ weil dieſelbe mir Boͤmiſche Doͤrffer ſind/ und mir dieſes Fraͤulein ganz unbekant iſt/ deren unbarmherzigkeit ihr ſo hef- tig anklaget. Solte ich aber meine meynung anzuzeigen Freyheit haben/ halte ich davor/ Frl. Perilla ſuche ihre billiche Rache/ als deren Liebe ihr ſo gar verſchmaͤhet/ daß ſie den Tod druͤber leiden muͤſſen. Dafern nun dem alſo iſt/ ey ſo laſſet euch dieſes nicht befremdẽ/ daß es euch zu Hauſe gebracht wird; ſeid aber nicht ſo einfaͤltig/ wie dieſes gute Fraͤulein/ ſondern gebrauchet euch guter Freunde. Sehet da/ ich wil mich gerne bemuͤhen/ euren Schaz zubereden/ daß ſie forthin nicht ſo ſtraͤnge mit euch verfahren/ noch Frl. Perillẽ Tod raͤchen ſol. Der gute Pupienus meinete nicht anders/ als ſein Herz muͤſte ihm wegen ſol- cher Rede zuſpringen/ lies etliche tieffe Seuffzer/ und ſagete: O ſo ſey es dem Himmel ge- klaget/ daß wegen meiner auffrichtigen Traͤue ich heut muß gerechtfertiget werden. Glaͤu- bet mir doch/ mein Fraͤulein/ daß kein Ding in der Welt meine Liebe zu Perillen gehindert hat/ als daß mein Herz ich ſchon einer andern geſchenket/ und daruͤber durchaus nichts mehr zubefehlen hatte/ ſo gar/ daß wann 100000 Perillen geweſen waͤhren/ und haͤtten mich

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/405>, abgerufen am 22.11.2024.