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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
doch nicht zulassen wolte/ sondern einem nach dem andern die Hand sehr freundlich boht/
die von ihnen höflich geküsset ward. Nach solcher verrichtung traten sie etliche Schritte
zurük/ und fing Herkules diese Rede an: Großmächtigster unüberwindligster Käyser/ gnä-
digster Herr; niemahls ist von meinem Gesellen Ladisla und mir/ grössere Undankbarkeit
begangen/ als die eurer Käyserl. Hocheit wir leider haben sehen lassen müssen/ in dem vor
die hohe unverdienete Gnade und Ehre/ uns vor zweien Jahren angetahn/ eurer Hocheit
wir uns zu Rom nicht dargestellet/ umb/ den höchst schuldigen Dank in etwas blicken zu-
lassen/ welchen gänzlich abzulegen/ unser vermögen viel zu unvermögen ist. Wann wir dann
dieses unser verbrechen billich und willig erkennen/ auch ihrer Hocheit höchstruhmwirdi-
ge Sanftmuht und Gütigkeit uns wol bewust ist/ als bitten wir untertähnigst/ diesen unsern
groben Fehler uns gnädigst zu übersehen/ insonderheit/ weil zwar unser Herz hierzu ganz
willig und bereit wahr/ und nur durch den unvermuhtlichen Verlust meiner Frl. Wasen/
jetzigem Gemahl hinterkrieben/ und biß auff diese unsere Wiederkunft auffgeschoben seyn
müssen. Da wir gleichwol nicht willens gewesen sind/ diese eurer Käyserl. Hocheit eigen-
tühmliche Länder zuverlassen/ ehe und bevor wegen empfangener hohen Käyserl. Gnade/
vor eurer Hocheit/ wir uns zu Rom würden eingestellet/ und nach äusserstem/ wiewol schwa-
chen vermögen/ unsere untertähnig-dankbegierige herzen ausgeschüttet haben. Weil aber
solches anjezo hieselbst geschehen kan; sey eurer Käyserl. Hocheit vor die unerhörte höchst
milde Käyserliche Gnade und Güte von uns untertähnig Dank gesaget; und ob solche
wir gleich nimmermehr ersetzen können/ wollen dannoch eurer Käyserl. Hocheit/ wir/ und
gegenwärtige/ mein Oheim Siegward und Bruder Baldrich/ Fürst- und träulich ange-
loben/ daß wir Zeit unsers Lebens seyn und bleiben wollen/ vor unser Häupt/ eurer Käyserl.
Hocheit ergebene Knechte/ und in künftiger Herschung/ Freunde des Römischen Reichs/
dergestalt/ daß wir alles/ was Teutsche/ Bömische und Schwedische Freiheit nicht bricht/
dem Römischen Reich zugefallen tuhn/ gegen deren Feinde (die nicht unsere eigene Lands-
leute oder Bundgenossen seyn möchten) auff begehren hülffe leisten/ und Zeit unsers Le-
bens alle Teutschen/ Böhmen und Schweden/ von aller feindseligkeit wieder den Römi-
schen Nahmen/ nach vermögen abhalten wollen; solten auch in unsern Königreichen/ Für-
stentühmern und Herschaften einige Römische Leibeigene und Gefangene sich befinden/
wollen wir dieselben entweder ohn entgelt/ oder doch durch unsere Kosten loßmachen/ und
biß an die Römischen Grenzen sicher geleiten lassen/ auch im übrigen uns dergestalt bezei-
gen/ daß eure Käyserl. Hocheit unsere willige begierde zur dankbarkeit/ ob Gott wil/ spüren
wird. Nach geendeter Rede/ traten sie wieder hin zu dem Käyser/ und küsseten ihm die Hän-
de demühtig. Der Käyser saß als ein Verzücketer auff seinem Rosse; bald betrachtete er
Herkules Schönheit/ bald seine süsse beredsamkeit/ bald das hohe Lob seiner herlichen Tah-
ten in dieser Jugend/ da ihm der Bart erst zu wachsen anfing; bald erwog er ihresämtliche
Fürstliche Geberden/ frische unerschrockene Angesichter/ und anmuhtige funkelnde Augen/
und antwortete endlich mit sanftmühtiger Stimme: Ihr Durchleuchtige Fürsten und
hochgepreisete Helden/ die ihr der ganzen Weltscheinet zu dienste gebohren seyn; was ge-
brauchen eure Liebden vor entschuldigung? ja was klagen sie sich einiger undankbarkeit an
mit Worten/ und erzeigen nicht desto minder in der Taht viel grösseren Dank/ da sie gar

keinen

Sechſtes Buch.
doch nicht zulaſſen wolte/ ſondern einem nach dem andern die Hand ſehr freundlich boht/
die von ihnen hoͤflich gekuͤſſet ward. Nach ſolcher verrichtung traten ſie etliche Schritte
zuruͤk/ und fing Herkules dieſe Rede an: Großmaͤchtigſter unuͤberwindligſter Kaͤyſer/ gnaͤ-
digſter Herr; niemahls iſt von meinem Geſellen Ladiſla und mir/ groͤſſere Undankbarkeit
begangen/ als die eurer Kaͤyſerl. Hocheit wir leider haben ſehen laſſen müſſen/ in dem vor
die hohe unverdienete Gnade und Ehre/ uns vor zweien Jahren angetahn/ eurer Hocheit
wir uns zu Rom nicht dargeſtellet/ umb/ den hoͤchſt ſchuldigen Dank in etwas blicken zu-
laſſen/ welchen gaͤnzlich abzulegen/ unſer vermoͤgen viel zu unvermoͤgen iſt. Wann wir dañ
dieſes unſer verbrechen billich und willig erkennen/ auch ihrer Hocheit hoͤchſtruhmwirdi-
ge Sanftmuht und Guͤtigkeit uns wol bewuſt iſt/ als bitten wir untertaͤhnigſt/ dieſen unſern
groben Fehler uns gnaͤdigſt zu uͤberſehen/ inſonderheit/ weil zwar unſer Herz hierzu ganz
willig und bereit wahr/ und nur durch den unvermuhtlichen Verluſt meiner Frl. Waſen/
jetzigem Gemahl hinterkrieben/ und biß auff dieſe unſere Wiederkunft auffgeſchoben ſeyn
müſſen. Da wir gleichwol nicht willens geweſen ſind/ dieſe eurer Kaͤyſerl. Hocheit eigen-
tuͤhmliche Laͤnder zuverlaſſen/ ehe und bevor wegen empfangener hohen Kaͤyſerl. Gnade/
vor eurer Hocheit/ wir uns zu Rom wuͤrden eingeſtellet/ uñ nach aͤuſſerſtem/ wiewol ſchwa-
chen vermoͤgen/ unſere untertaͤhnig-dankbegierige herzen ausgeſchüttet haben. Weil aber
ſolches anjezo hieſelbſt geſchehen kan; ſey eurer Kaͤyſerl. Hocheit vor die unerhoͤrte hoͤchſt
milde Kaͤyſerliche Gnade und Guͤte von uns untertaͤhnig Dank geſaget; und ob ſolche
wir gleich nimmermehr erſetzen koͤnnen/ wollen dannoch eurer Kaͤyſerl. Hocheit/ wir/ uñ
gegenwaͤrtige/ mein Oheim Siegward und Bruder Baldrich/ Fürſt- und traͤulich ange-
loben/ daß wir Zeit unſers Lebens ſeyn und bleiben wollen/ vor unſer Haͤupt/ eurer Kaͤyſerl.
Hocheit ergebene Knechte/ und in kuͤnftiger Herſchung/ Freunde des Roͤmiſchen Reichs/
dergeſtalt/ daß wir alles/ was Teutſche/ Boͤmiſche und Schwediſche Freiheit nicht bricht/
dem Roͤmiſchen Reich zugefallen tuhn/ gegen deren Feinde (die nicht unſere eigene Lands-
leute oder Bundgenoſſen ſeyn moͤchten) auff begehren hülffe leiſten/ und Zeit unſers Le-
bens alle Teutſchen/ Boͤhmen und Schweden/ von aller feindſeligkeit wieder den Roͤmi-
ſchen Nahmen/ nach vermoͤgen abhalten wollen; ſolten auch in unſern Koͤnigreichen/ Fuͤr-
ſtentuͤhmern und Herſchaften einige Roͤmiſche Leibeigene und Gefangene ſich befinden/
wollen wir dieſelben entweder ohn entgelt/ oder doch durch unſere Koſten loßmachen/ und
biß an die Roͤmiſchen Grenzen ſicher geleiten laſſen/ auch im uͤbrigen uns dergeſtalt bezei-
gen/ daß eure Kaͤyſerl. Hocheit unſere willige begierde zur dankbarkeit/ ob Gott wil/ ſpuͤren
wird. Nach geendeter Rede/ traten ſie wieder hin zu dem Kaͤyſer/ uñ kuͤſſeten ihm die Haͤn-
de demuͤhtig. Der Kaͤyſer ſaß als ein Verzuͤcketer auff ſeinem Roſſe; bald betrachtete er
Herkules Schoͤnheit/ bald ſeine ſuͤſſe beredſamkeit/ bald das hohe Lob ſeiner herlichen Tah-
ten in dieſer Jugend/ da ihm der Bart erſt zu wachſen anfing; bald erwog er ihreſaͤmtliche
Fuͤrſtliche Geberden/ friſche unerſchrockene Angeſichter/ und anmuhtige funkelnde Augẽ/
und antwortete endlich mit ſanftmuͤhtiger Stimme: Ihr Durchleuchtige Fuͤrſten und
hochgepreiſete Helden/ die ihr der ganzen Weltſcheinet zu dienſte gebohren ſeyn; was ge-
brauchen eure Liebdẽ vor entſchuldigung? ja was klagen ſie ſich einiger undankbarkeit an
mit Worten/ und erzeigen nicht deſto minder in der Taht viel groͤſſeren Dank/ da ſie gar

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[392/0398] Sechſtes Buch. doch nicht zulaſſen wolte/ ſondern einem nach dem andern die Hand ſehr freundlich boht/ die von ihnen hoͤflich gekuͤſſet ward. Nach ſolcher verrichtung traten ſie etliche Schritte zuruͤk/ und fing Herkules dieſe Rede an: Großmaͤchtigſter unuͤberwindligſter Kaͤyſer/ gnaͤ- digſter Herr; niemahls iſt von meinem Geſellen Ladiſla und mir/ groͤſſere Undankbarkeit begangen/ als die eurer Kaͤyſerl. Hocheit wir leider haben ſehen laſſen müſſen/ in dem vor die hohe unverdienete Gnade und Ehre/ uns vor zweien Jahren angetahn/ eurer Hocheit wir uns zu Rom nicht dargeſtellet/ umb/ den hoͤchſt ſchuldigen Dank in etwas blicken zu- laſſen/ welchen gaͤnzlich abzulegen/ unſer vermoͤgen viel zu unvermoͤgen iſt. Wann wir dañ dieſes unſer verbrechen billich und willig erkennen/ auch ihrer Hocheit hoͤchſtruhmwirdi- ge Sanftmuht und Guͤtigkeit uns wol bewuſt iſt/ als bitten wir untertaͤhnigſt/ dieſen unſern groben Fehler uns gnaͤdigſt zu uͤberſehen/ inſonderheit/ weil zwar unſer Herz hierzu ganz willig und bereit wahr/ und nur durch den unvermuhtlichen Verluſt meiner Frl. Waſen/ jetzigem Gemahl hinterkrieben/ und biß auff dieſe unſere Wiederkunft auffgeſchoben ſeyn müſſen. Da wir gleichwol nicht willens geweſen ſind/ dieſe eurer Kaͤyſerl. Hocheit eigen- tuͤhmliche Laͤnder zuverlaſſen/ ehe und bevor wegen empfangener hohen Kaͤyſerl. Gnade/ vor eurer Hocheit/ wir uns zu Rom wuͤrden eingeſtellet/ uñ nach aͤuſſerſtem/ wiewol ſchwa- chen vermoͤgen/ unſere untertaͤhnig-dankbegierige herzen ausgeſchüttet haben. Weil aber ſolches anjezo hieſelbſt geſchehen kan; ſey eurer Kaͤyſerl. Hocheit vor die unerhoͤrte hoͤchſt milde Kaͤyſerliche Gnade und Guͤte von uns untertaͤhnig Dank geſaget; und ob ſolche wir gleich nimmermehr erſetzen koͤnnen/ wollen dannoch eurer Kaͤyſerl. Hocheit/ wir/ uñ gegenwaͤrtige/ mein Oheim Siegward und Bruder Baldrich/ Fürſt- und traͤulich ange- loben/ daß wir Zeit unſers Lebens ſeyn und bleiben wollen/ vor unſer Haͤupt/ eurer Kaͤyſerl. Hocheit ergebene Knechte/ und in kuͤnftiger Herſchung/ Freunde des Roͤmiſchen Reichs/ dergeſtalt/ daß wir alles/ was Teutſche/ Boͤmiſche und Schwediſche Freiheit nicht bricht/ dem Roͤmiſchen Reich zugefallen tuhn/ gegen deren Feinde (die nicht unſere eigene Lands- leute oder Bundgenoſſen ſeyn moͤchten) auff begehren hülffe leiſten/ und Zeit unſers Le- bens alle Teutſchen/ Boͤhmen und Schweden/ von aller feindſeligkeit wieder den Roͤmi- ſchen Nahmen/ nach vermoͤgen abhalten wollen; ſolten auch in unſern Koͤnigreichen/ Fuͤr- ſtentuͤhmern und Herſchaften einige Roͤmiſche Leibeigene und Gefangene ſich befinden/ wollen wir dieſelben entweder ohn entgelt/ oder doch durch unſere Koſten loßmachen/ und biß an die Roͤmiſchen Grenzen ſicher geleiten laſſen/ auch im uͤbrigen uns dergeſtalt bezei- gen/ daß eure Kaͤyſerl. Hocheit unſere willige begierde zur dankbarkeit/ ob Gott wil/ ſpuͤren wird. Nach geendeter Rede/ traten ſie wieder hin zu dem Kaͤyſer/ uñ kuͤſſeten ihm die Haͤn- de demuͤhtig. Der Kaͤyſer ſaß als ein Verzuͤcketer auff ſeinem Roſſe; bald betrachtete er Herkules Schoͤnheit/ bald ſeine ſuͤſſe beredſamkeit/ bald das hohe Lob ſeiner herlichen Tah- ten in dieſer Jugend/ da ihm der Bart erſt zu wachſen anfing; bald erwog er ihreſaͤmtliche Fuͤrſtliche Geberden/ friſche unerſchrockene Angeſichter/ und anmuhtige funkelnde Augẽ/ und antwortete endlich mit ſanftmuͤhtiger Stimme: Ihr Durchleuchtige Fuͤrſten und hochgepreiſete Helden/ die ihr der ganzen Weltſcheinet zu dienſte gebohren ſeyn; was ge- brauchen eure Liebdẽ vor entſchuldigung? ja was klagen ſie ſich einiger undankbarkeit an mit Worten/ und erzeigen nicht deſto minder in der Taht viel groͤſſeren Dank/ da ſie gar keinen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/398>, abgerufen am 22.11.2024.