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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
res guten Verstandes/ und gebe euch mit euer Schwester zusammen/ wann ich nur ausser
Gefahr bleibe; reichete ihr damit das Schreiben zulesen/ und erinnerte seine Tochter/ da-
hin zusehen/ daß das Hochzeit Fest gegen des Käysers Ankunfft angesetzet würde/ weil H.
Pompejus ohn zweiffel inwendig solcher Zeit auch würde gegenwärtig seyn; gingen her-
nach wieder zu der Geselschafft/ und brachten den Tag frölich zu/ weil es einem jeden nach
Wunsch erging.

Des folgenden morgens als die Fürstliche Geselschaft aus der Christlichen Versam-
lung wieder nach des Stathalters Hofe fuhren/ und Groß Fürstin Valiska im rechten aus-
hange saß/ begegnete ihr ein fremder Ritter zu fusse/ hinter welchem zween ädle Jünglinge
als Diener hertraten/ der sie sehr ehrerbietig grüssete/ und auff Teutsch zu ihr sagete: Die
Götter schützen euch/ O schönste der Welt/ und seyn einem frommen Fürsten gnädig/ der eu-
retwegen im grösten Elende lebet. Es däuchte sie/ diesen Ritter ehmahls gesehen zu haben/
hieß ihren Gutscher stille halten/ und gab ihm zur Antwort: Mein Freund/ ich bedanke
mich eures guten wunsches/ und bitte/ er wolle sich kund geben/ dann wo ich nicht irre/ habe
ich ihn vor diesem gesprochen/ weis aber nicht wo. Durchl. Groß Fürstin/ antwortete er;
Als Klogio der Sikambrer ihre Durchl. zu Prag begrüssete/ bin ich/ sein Gefärte Fara-
bert/ nicht weit davon gewesen/ und würde mir eine sonderliche Gnade seyn/ wann bey der-
selben ich auff ein halb Stündichen Gehör erlangen könte/ und zwar in geheim/ ohn aller
Menschen vorwissen. Der Groß Fürstin kam solche Anmuhtung etwas fremde vor/ und
antwortete ihm: Mein Freund/ ich habe noch keinem Menschen Gehör versaget/ würde
auch ihm solche nicht wegern/ wann ich wüste/ wessen ich mich zu ihm zuversehen hätte; aber
einem unbekanten und in etwas verdächtigen so gar einsam zu hören/ möchte ich leicht be-
denken tragen. Durchleuchtigste Groß Fürstin/ sagte er/ ich bin ein ehrlicher auffrichtiger
Fränkischer Ritter/ und währe billich verflucht/ wann mit einiger unbilligkeit ich schwan-
ger ginge/ möchte auch wol leiden/ daß hundert Menschen bey meiner verhörung umb mich
währen/ wann sie nur unsere Teutsche Sprache nicht verstünden/ wiewol ich nicht bedacht
bin/ ichtwas vorzubringen/ daß eurer Durchl. im wenigsten könte nachteilig seyn. Ich bin
willig/ antwortete sie/ euch zu hören/ und werdet ihr auff den Nachmittag umb zwey Uhr
auff jenem neuerbaueten Hofe euch anfinden/ da ich mich gleichergestalt werde einstellen.
Er bedankete sich mit wenigen/ und daß er unfehlbar erscheinen wolte. Nun haben wir im
andern Buche dieser Geschichte vernommen/ was gestalt der Franken- und Sikambrer
König/ Herr Hilderich diesen Ritter Farabert nach Padua gesendet/ sich ingeheim daselbst
auffzuhalten/ ob er der geraubeten Fräulein Valisken Zustand erfahren könte; welcher
dann/ solches desto besser zuverrichten/ sich in einer Herberge gegen des Stathalters Hofe
über auffhielt/ und sich vor einen Teutschen von Adel Römisches Gebiets ausgab/ umb desto
sicherer zu seyn. Ladisla ädler Leibknabe Tullius hielt sich stets zu Padua auff bey Fr. So-
phien/ mit welchem dieses Ritters ädler Jüngling Anther Kundschaft machete/ ging viel
mit ihm umb/ und gerieten dadurch in vertrauliche Freundschaft mit einander/ welches al-
les auff Faraberts getrieb zu dem Ende geschahe/ daß er desto besser der unsern Zustand in
der fremde erfahren könte/ wie dann eben durch dieses mittel er alles dessen innen ward/ wz
Fr. Sophien von den unsern zukam/ so gar/ daß ihm die vermuhtliche Heyraht zwischen

Herku-

Sechſtes Buch.
res guten Verſtandes/ und gebe euch mit euer Schweſter zuſammen/ wann ich nur auſſer
Gefahr bleibe; reichete ihr damit das Schreiben zuleſen/ und erinnerte ſeine Tochter/ da-
hin zuſehen/ daß das Hochzeit Feſt gegen des Kaͤyſers Ankunfft angeſetzet wuͤrde/ weil H.
Pompejus ohn zweiffel inwendig ſolcher Zeit auch wuͤrde gegenwaͤrtig ſeyn; gingen her-
nach wieder zu der Geſelſchafft/ und brachten den Tag froͤlich zu/ weil es einem jeden nach
Wunſch erging.

Des folgenden morgens als die Fuͤrſtliche Geſelſchaft aus der Chriſtlichen Verſam-
lung wieder nach des Stathalters Hofe fuhren/ und Groß Fuͤrſtin Valiſka im rechten aus-
hange ſaß/ begegnete ihr ein fremder Ritter zu fuſſe/ hinter welchem zween aͤdle Juͤnglinge
als Diener hertraten/ der ſie ſehr ehrerbietig gruͤſſete/ und auff Teutſch zu ihr ſagete: Die
Goͤtter ſchuͤtzen euch/ O ſchoͤnſte der Welt/ und ſeyn einem from̃en Fuͤrſten gnaͤdig/ der eu-
retwegen im groͤſten Elende lebet. Es daͤuchte ſie/ dieſen Ritter ehmahls geſehen zu haben/
hieß ihren Gutſcher ſtille halten/ und gab ihm zur Antwort: Mein Freund/ ich bedanke
mich eures guten wunſches/ und bitte/ er wolle ſich kund geben/ dann wo ich nicht irre/ habe
ich ihn vor dieſem geſprochen/ weis aber nicht wo. Durchl. Groß Fuͤrſtin/ antwortete er;
Als Klogio der Sikambrer ihre Durchl. zu Prag begruͤſſete/ bin ich/ ſein Gefaͤrte Fara-
bert/ nicht weit davon geweſen/ und wuͤrde mir eine ſonderliche Gnade ſeyn/ wann bey der-
ſelben ich auff ein halb Stuͤndichen Gehoͤr erlangen koͤnte/ und zwar in geheim/ ohn aller
Menſchen vorwiſſen. Der Groß Fuͤrſtin kam ſolche Anmuhtung etwas fremde vor/ und
antwortete ihm: Mein Freund/ ich habe noch keinem Menſchen Gehoͤr verſaget/ wuͤrde
auch ihm ſolche nicht wegern/ wañ ich wuͤſte/ weſſen ich mich zu ihm zuverſehen haͤtte; aber
einem unbekanten und in etwas verdaͤchtigen ſo gar einſam zu hoͤren/ moͤchte ich leicht be-
denken tragen. Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin/ ſagte er/ ich bin ein ehrlicher auffrichtiger
Fraͤnkiſcher Ritter/ und waͤhre billich verflucht/ wann mit einiger unbilligkeit ich ſchwan-
ger ginge/ moͤchte auch wol leiden/ daß hundert Menſchen bey meiner verhoͤrung umb mich
waͤhren/ wann ſie nur unſere Teutſche Sprache nicht verſtuͤnden/ wiewol ich nicht bedacht
bin/ ichtwas vorzubringen/ daß eurer Durchl. im wenigſten koͤnte nachteilig ſeyn. Ich bin
willig/ antwortete ſie/ euch zu hoͤren/ und werdet ihr auff den Nachmittag umb zwey Uhr
auff jenem neuerbaueten Hofe euch anfinden/ da ich mich gleichergeſtalt werde einſtellen.
Er bedankete ſich mit wenigen/ und daß er unfehlbar erſcheinen wolte. Nun haben wir im
andern Buche dieſer Geſchichte vernommen/ was geſtalt der Franken- und Sikambrer
Koͤnig/ Herr Hilderich dieſen Ritter Farabert nach Padua geſendet/ ſich ingeheim daſelbſt
auffzuhalten/ ob er der geraubeten Fraͤulein Valiſken Zuſtand erfahren koͤnte; welcher
dann/ ſolches deſto beſſer zuverrichten/ ſich in einer Herberge gegen des Stathalters Hofe
uͤber auffhielt/ uñ ſich vor einen Teutſchen von Adel Roͤmiſches Gebiets ausgab/ umb deſto
ſicherer zu ſeyn. Ladiſla aͤdler Leibknabe Tullius hielt ſich ſtets zu Padua auff bey Fr. So-
phien/ mit welchem dieſes Ritters aͤdler Juͤngling Anther Kundſchaft machete/ ging viel
mit ihm umb/ und gerieten dadurch in vertrauliche Freundſchaft mit einander/ welches al-
les auff Faraberts getrieb zu dem Ende geſchahe/ daß er deſto beſſer der unſern Zuſtand in
der fremde erfahren koͤnte/ wie dann eben durch dieſes mittel er alles deſſen innen ward/ wz
Fr. Sophien von den unſern zukam/ ſo gar/ daß ihm die vermuhtliche Heyraht zwiſchen

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[382/0388] Sechſtes Buch. res guten Verſtandes/ und gebe euch mit euer Schweſter zuſammen/ wann ich nur auſſer Gefahr bleibe; reichete ihr damit das Schreiben zuleſen/ und erinnerte ſeine Tochter/ da- hin zuſehen/ daß das Hochzeit Feſt gegen des Kaͤyſers Ankunfft angeſetzet wuͤrde/ weil H. Pompejus ohn zweiffel inwendig ſolcher Zeit auch wuͤrde gegenwaͤrtig ſeyn; gingen her- nach wieder zu der Geſelſchafft/ und brachten den Tag froͤlich zu/ weil es einem jeden nach Wunſch erging. Des folgenden morgens als die Fuͤrſtliche Geſelſchaft aus der Chriſtlichen Verſam- lung wieder nach des Stathalters Hofe fuhren/ und Groß Fuͤrſtin Valiſka im rechten aus- hange ſaß/ begegnete ihr ein fremder Ritter zu fuſſe/ hinter welchem zween aͤdle Juͤnglinge als Diener hertraten/ der ſie ſehr ehrerbietig gruͤſſete/ und auff Teutſch zu ihr ſagete: Die Goͤtter ſchuͤtzen euch/ O ſchoͤnſte der Welt/ und ſeyn einem from̃en Fuͤrſten gnaͤdig/ der eu- retwegen im groͤſten Elende lebet. Es daͤuchte ſie/ dieſen Ritter ehmahls geſehen zu haben/ hieß ihren Gutſcher ſtille halten/ und gab ihm zur Antwort: Mein Freund/ ich bedanke mich eures guten wunſches/ und bitte/ er wolle ſich kund geben/ dann wo ich nicht irre/ habe ich ihn vor dieſem geſprochen/ weis aber nicht wo. Durchl. Groß Fuͤrſtin/ antwortete er; Als Klogio der Sikambrer ihre Durchl. zu Prag begruͤſſete/ bin ich/ ſein Gefaͤrte Fara- bert/ nicht weit davon geweſen/ und wuͤrde mir eine ſonderliche Gnade ſeyn/ wann bey der- ſelben ich auff ein halb Stuͤndichen Gehoͤr erlangen koͤnte/ und zwar in geheim/ ohn aller Menſchen vorwiſſen. Der Groß Fuͤrſtin kam ſolche Anmuhtung etwas fremde vor/ und antwortete ihm: Mein Freund/ ich habe noch keinem Menſchen Gehoͤr verſaget/ wuͤrde auch ihm ſolche nicht wegern/ wañ ich wuͤſte/ weſſen ich mich zu ihm zuverſehen haͤtte; aber einem unbekanten und in etwas verdaͤchtigen ſo gar einſam zu hoͤren/ moͤchte ich leicht be- denken tragen. Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin/ ſagte er/ ich bin ein ehrlicher auffrichtiger Fraͤnkiſcher Ritter/ und waͤhre billich verflucht/ wann mit einiger unbilligkeit ich ſchwan- ger ginge/ moͤchte auch wol leiden/ daß hundert Menſchen bey meiner verhoͤrung umb mich waͤhren/ wann ſie nur unſere Teutſche Sprache nicht verſtuͤnden/ wiewol ich nicht bedacht bin/ ichtwas vorzubringen/ daß eurer Durchl. im wenigſten koͤnte nachteilig ſeyn. Ich bin willig/ antwortete ſie/ euch zu hoͤren/ und werdet ihr auff den Nachmittag umb zwey Uhr auff jenem neuerbaueten Hofe euch anfinden/ da ich mich gleichergeſtalt werde einſtellen. Er bedankete ſich mit wenigen/ und daß er unfehlbar erſcheinen wolte. Nun haben wir im andern Buche dieſer Geſchichte vernommen/ was geſtalt der Franken- und Sikambrer Koͤnig/ Herr Hilderich dieſen Ritter Farabert nach Padua geſendet/ ſich ingeheim daſelbſt auffzuhalten/ ob er der geraubeten Fraͤulein Valiſken Zuſtand erfahren koͤnte; welcher dann/ ſolches deſto beſſer zuverrichten/ ſich in einer Herberge gegen des Stathalters Hofe uͤber auffhielt/ uñ ſich vor einen Teutſchen von Adel Roͤmiſches Gebiets ausgab/ umb deſto ſicherer zu ſeyn. Ladiſla aͤdler Leibknabe Tullius hielt ſich ſtets zu Padua auff bey Fr. So- phien/ mit welchem dieſes Ritters aͤdler Juͤngling Anther Kundſchaft machete/ ging viel mit ihm umb/ und gerieten dadurch in vertrauliche Freundſchaft mit einander/ welches al- les auff Faraberts getrieb zu dem Ende geſchahe/ daß er deſto beſſer der unſern Zuſtand in der fremde erfahren koͤnte/ wie dann eben durch dieſes mittel er alles deſſen innen ward/ wz Fr. Sophien von den unſern zukam/ ſo gar/ daß ihm die vermuhtliche Heyraht zwiſchen Herku-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/388>, abgerufen am 25.11.2024.