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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
bester massen/ mit dem versprechen/ erster Gelegenheit an sie zuschreiben/ und ihr solches
zum höchsten auffzurücken/ auch zugleich sie eines bessern zuunterrichten/ der guten Zuver-
sicht/ dafern sie annoch frey und unversagt/ ihm ihre Gunst zur förderlichsten Heiraht zu
erwerben; auff welche Zusage er sich zimlich erhohlete/ und der angenommenen Schwer-
mühtigkeit Urlaub gab. Herkules ließ sich auch mit ihm ein/ und fragete nach Keyserl.
Hocheit Wolergehen; empfing darauff Bericht/ es währe dieselbe annoch wol auff/ wür-
de auch erster Gelegenheit hieselbst zu Padua anlangen/ und die Teutschen und Pannoni-
schen Grenzen besichtigen; welches er nicht ungerne hörete/ und fing an/ dieses Käysers
löbliche Beherschung zupreisen/ auch daß er zeit seiner Dienstbarkeit zu Rom mit Ver-
wunderung gesehen/ wie ernsthafft und freundlich Käyserl. Hocheit/ ungeachtet ihrer Ju-
gend/ (massen er mit Herkules gleiches Alters wahr) sich verhalten/ und allezeit ansehnli-
che alte Männer umb sich gehabt/ daß seine Herschafft nicht anders als glüklich ausschla-
gen könte/ und wolte er vor sein Häupt sich glükselig schätzen/ die Ehre zuhaben/ daß er sei-
ner Hocheit auffwarten möchte; wüste sich auch wol zuerinnern/ daß er schuldig währe/
vor seinem Abzuge dieselbe zubesuchen/ dafern Ihre Hocheit nicht alhier zu Padua erschei-
nen solte. Nach auffgehobenen Speisen ward ein zierlicher Tanz gehalten/ und nahete
Skaurus sich sehr zu Frl. Helenen/ welches Fr. Sophia nach Mögligkeit befoderte/ wie-
wol er sich diesen Abend nicht sonderliches vernehmen ließ. Des folgenden Tages ging
das Stechen wieder an/ und ward manniches Speer gebrochen. Den ersten Preiß bekam
ein vornehmer Sizilischer Herr; den andern ein Paduanischer Ritter; den dritten der
junge Ritter Neklam/ welche Fr. Euphrosyne/ Agatha und Therba austeileten/ und wahr
Libussen und Brelen leid genug/ daß sie des Wochen Bettes hüten musten. Weil dann die
sämptliche Geselschafft nicht Lust hatte/ länger unter den Zelten zuschlaffen/ macheten sie
sich nach dem neuerbaueten Hofe/ und ließ Arbianes auch noch diesen Abend den anwe-
senden Rittern nach allem überflusse aufftragen/ wobey ihrer etliche sich frischer als bey
dem Rennen bezeigeten. Frl. Helena hatte auf Fr. Sophien anhalten sich diesen Tag stat-
lich ausgeputzet/ und wahr sie gleichwol ein sehr wolgestaltes Bildichen/ die sich adelich
gnug zuhalten wuste/ hatte auch Skaurus gute Gewogenheit wolgemerket/ dem sie durch
ihre anmuhtige Freundligkeit je mehr und mehr ursach zur Liebe gab/ welche dann dermas-
sen bey ihm wuchs/ daß er sich nicht enthalten kunte/ ihr diesen Abend etwas näher zutreten/
und sie umb Liebe zubegrüssen/ welches sie aber anfangs mit einem höflichen Scherz beant-
wortete; es begäbe sich wunderselten/ daß die Römische Herren zu Padua Liebe sucheten/
und könte sie nicht gläuben/ daß er nicht schon zu Rom/ oder daselbst in der nähe haben sol-
te/ was sein Herz befriedigte/ gestaltsam deren ends ein überfluß an schönen Fräulein sich
befünde/ deren gleichen man zu Padua nicht eins hoffen dürffte. Er hingegen beteurete/
daß er bißher an heirahten nicht gedacht hätte/ versicherte sie seines dienstergebenen Her-
zen/ und baht umb behägliche Antwort; dessen sie nicht geringe Scham empfing/ und es
widersetzete; Sie bedankete sich sehr des guten Willen/ wüste denselben nicht anders als
mit ehrliebendem stilleschweigen zubeantworten/ weil sie nicht ihres eigenen willens/ son-
dern unter ihrer Eltern Gewalt lebete/ denen sie nach eingepflanzetem und Römischen Recht
hierin nicht vorgreiffen könte; und würden dieselben schon rahten und schaffen/ was ihnen

belie-
z z iij

Sechſtes Buch.
beſter maſſen/ mit dem verſprechen/ erſter Gelegenheit an ſie zuſchreiben/ und ihr ſolches
zum hoͤchſten auffzuruͤcken/ auch zugleich ſie eines beſſern zuunterrichten/ der guten Zuver-
ſicht/ dafern ſie annoch frey und unverſagt/ ihm ihre Gunſt zur foͤrderlichſten Heiraht zu
erwerben; auff welche Zuſage er ſich zimlich erhohlete/ und der angenommenen Schwer-
muͤhtigkeit Urlaub gab. Herkules ließ ſich auch mit ihm ein/ und fragete nach Keyſerl.
Hocheit Wolergehen; empfing darauff Bericht/ es waͤhre dieſelbe annoch wol auff/ wuͤr-
de auch erſter Gelegenheit hieſelbſt zu Padua anlangen/ und die Teutſchen und Pannoni-
ſchen Grenzen beſichtigen; welches er nicht ungerne hoͤrete/ und fing an/ dieſes Kaͤyſers
loͤbliche Beherſchung zupreiſen/ auch daß er zeit ſeiner Dienſtbarkeit zu Rom mit Ver-
wunderung geſehen/ wie ernſthafft und freundlich Kaͤyſerl. Hocheit/ ungeachtet ihrer Ju-
gend/ (maſſen er mit Herkules gleiches Alters wahr) ſich verhalten/ und allezeit anſehnli-
che alte Maͤnner umb ſich gehabt/ daß ſeine Herſchafft nicht andeꝛs als gluͤklich ausſchla-
gen koͤnte/ und wolte er vor ſein Haͤupt ſich gluͤkſelig ſchaͤtzen/ die Ehre zuhaben/ daß er ſei-
ner Hocheit auffwarten moͤchte; wuͤſte ſich auch wol zuerinnern/ daß er ſchuldig waͤhre/
vor ſeinem Abzuge dieſelbe zubeſuchen/ dafern Ihre Hocheit nicht alhier zu Padua erſchei-
nen ſolte. Nach auffgehobenen Speiſen ward ein zierlicher Tanz gehalten/ und nahete
Skaurus ſich ſehr zu Frl. Helenen/ welches Fr. Sophia nach Moͤgligkeit befoderte/ wie-
wol er ſich dieſen Abend nicht ſonderliches vernehmen ließ. Des folgenden Tages ging
das Stechen wieder an/ und ward manniches Speer gebrochen. Den erſten Preiß bekam
ein vornehmer Siziliſcher Herr; den andern ein Paduaniſcher Ritter; den dritten der
junge Ritter Neklam/ welche Fr. Euphroſyne/ Agatha und Therba austeileten/ und wahꝛ
Libuſſen und Brelen leid genug/ daß ſie des Wochen Bettes hüten muſten. Weil dann die
ſaͤmptliche Geſelſchafft nicht Luſt hatte/ laͤnger unter den Zelten zuſchlaffen/ macheten ſie
ſich nach dem neuerbaueten Hofe/ und ließ Arbianes auch noch dieſen Abend den anwe-
ſenden Rittern nach allem uͤberfluſſe aufftragen/ wobey ihrer etliche ſich friſcher als bey
dem Rennen bezeigeten. Frl. Helena hatte auf Fr. Sophien anhalten ſich dieſen Tag ſtat-
lich ausgeputzet/ und wahr ſie gleichwol ein ſehr wolgeſtaltes Bildichen/ die ſich adelich
gnug zuhalten wuſte/ hatte auch Skaurus gute Gewogenheit wolgemerket/ dem ſie durch
ihre anmuhtige Freundligkeit je mehr und mehr urſach zur Liebe gab/ welche dann dermaſ-
ſen bey ihm wuchs/ daß er ſich nicht enthalten kunte/ ihr dieſen Abend etwas naͤher zutretẽ/
und ſie umb Liebe zubegruͤſſen/ welches ſie aber anfangs mit einem hoͤflichen Scherz beant-
wortete; es begaͤbe ſich wunderſelten/ daß die Roͤmiſche Herren zu Padua Liebe ſucheten/
und koͤnte ſie nicht glaͤuben/ daß er nicht ſchon zu Rom/ oder daſelbſt in der naͤhe haben ſol-
te/ was ſein Herz befriedigte/ geſtaltſam deren ends ein überfluß an ſchoͤnen Fraͤulein ſich
befuͤnde/ deren gleichen man zu Padua nicht eins hoffen duͤrffte. Er hingegen beteurete/
daß er bißher an heirahten nicht gedacht haͤtte/ verſicherte ſie ſeines dienſtergebenen Her-
zen/ und baht umb behaͤgliche Antwort; deſſen ſie nicht geringe Scham empfing/ und es
widerſetzete; Sie bedankete ſich ſehr des guten Willen/ wüſte denſelben nicht anders als
mit ehrliebendem ſtilleſchweigen zubeantworten/ weil ſie nicht ihres eigenen willens/ ſon-
dern unter ihrer Eltern Gewalt lebete/ denen ſie nach eingepflanzetem und Roͤmiſchẽ Recht
hierin nicht vorgreiffen koͤnte; und wuͤrden dieſelben ſchon rahten und ſchaffen/ was ihnen

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[365/0371] Sechſtes Buch. beſter maſſen/ mit dem verſprechen/ erſter Gelegenheit an ſie zuſchreiben/ und ihr ſolches zum hoͤchſten auffzuruͤcken/ auch zugleich ſie eines beſſern zuunterrichten/ der guten Zuver- ſicht/ dafern ſie annoch frey und unverſagt/ ihm ihre Gunſt zur foͤrderlichſten Heiraht zu erwerben; auff welche Zuſage er ſich zimlich erhohlete/ und der angenommenen Schwer- muͤhtigkeit Urlaub gab. Herkules ließ ſich auch mit ihm ein/ und fragete nach Keyſerl. Hocheit Wolergehen; empfing darauff Bericht/ es waͤhre dieſelbe annoch wol auff/ wuͤr- de auch erſter Gelegenheit hieſelbſt zu Padua anlangen/ und die Teutſchen und Pannoni- ſchen Grenzen beſichtigen; welches er nicht ungerne hoͤrete/ und fing an/ dieſes Kaͤyſers loͤbliche Beherſchung zupreiſen/ auch daß er zeit ſeiner Dienſtbarkeit zu Rom mit Ver- wunderung geſehen/ wie ernſthafft und freundlich Kaͤyſerl. Hocheit/ ungeachtet ihrer Ju- gend/ (maſſen er mit Herkules gleiches Alters wahr) ſich verhalten/ und allezeit anſehnli- che alte Maͤnner umb ſich gehabt/ daß ſeine Herſchafft nicht andeꝛs als gluͤklich ausſchla- gen koͤnte/ und wolte er vor ſein Haͤupt ſich gluͤkſelig ſchaͤtzen/ die Ehre zuhaben/ daß er ſei- ner Hocheit auffwarten moͤchte; wuͤſte ſich auch wol zuerinnern/ daß er ſchuldig waͤhre/ vor ſeinem Abzuge dieſelbe zubeſuchen/ dafern Ihre Hocheit nicht alhier zu Padua erſchei- nen ſolte. Nach auffgehobenen Speiſen ward ein zierlicher Tanz gehalten/ und nahete Skaurus ſich ſehr zu Frl. Helenen/ welches Fr. Sophia nach Moͤgligkeit befoderte/ wie- wol er ſich dieſen Abend nicht ſonderliches vernehmen ließ. Des folgenden Tages ging das Stechen wieder an/ und ward manniches Speer gebrochen. Den erſten Preiß bekam ein vornehmer Siziliſcher Herr; den andern ein Paduaniſcher Ritter; den dritten der junge Ritter Neklam/ welche Fr. Euphroſyne/ Agatha und Therba austeileten/ und wahꝛ Libuſſen und Brelen leid genug/ daß ſie des Wochen Bettes hüten muſten. Weil dann die ſaͤmptliche Geſelſchafft nicht Luſt hatte/ laͤnger unter den Zelten zuſchlaffen/ macheten ſie ſich nach dem neuerbaueten Hofe/ und ließ Arbianes auch noch dieſen Abend den anwe- ſenden Rittern nach allem uͤberfluſſe aufftragen/ wobey ihrer etliche ſich friſcher als bey dem Rennen bezeigeten. Frl. Helena hatte auf Fr. Sophien anhalten ſich dieſen Tag ſtat- lich ausgeputzet/ und wahr ſie gleichwol ein ſehr wolgeſtaltes Bildichen/ die ſich adelich gnug zuhalten wuſte/ hatte auch Skaurus gute Gewogenheit wolgemerket/ dem ſie durch ihre anmuhtige Freundligkeit je mehr und mehr urſach zur Liebe gab/ welche dann dermaſ- ſen bey ihm wuchs/ daß er ſich nicht enthalten kunte/ ihr dieſen Abend etwas naͤher zutretẽ/ und ſie umb Liebe zubegruͤſſen/ welches ſie aber anfangs mit einem hoͤflichen Scherz beant- wortete; es begaͤbe ſich wunderſelten/ daß die Roͤmiſche Herren zu Padua Liebe ſucheten/ und koͤnte ſie nicht glaͤuben/ daß er nicht ſchon zu Rom/ oder daſelbſt in der naͤhe haben ſol- te/ was ſein Herz befriedigte/ geſtaltſam deren ends ein überfluß an ſchoͤnen Fraͤulein ſich befuͤnde/ deren gleichen man zu Padua nicht eins hoffen duͤrffte. Er hingegen beteurete/ daß er bißher an heirahten nicht gedacht haͤtte/ verſicherte ſie ſeines dienſtergebenen Her- zen/ und baht umb behaͤgliche Antwort; deſſen ſie nicht geringe Scham empfing/ und es widerſetzete; Sie bedankete ſich ſehr des guten Willen/ wüſte denſelben nicht anders als mit ehrliebendem ſtilleſchweigen zubeantworten/ weil ſie nicht ihres eigenen willens/ ſon- dern unter ihrer Eltern Gewalt lebete/ denen ſie nach eingepflanzetem und Roͤmiſchẽ Recht hierin nicht vorgreiffen koͤnte; und wuͤrden dieſelben ſchon rahten und ſchaffen/ was ihnen belie- z z iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/371>, abgerufen am 22.11.2024.