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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
und ihn hinführo als einen lieben Freund und künfftigen Schwieger Sohn halten/ unter
der Hoffnung/ er würde sich gegen sein liebes Kind gebührlich/ und als ein geträuer Ehe-
gatte bezeigen. Herkules bedankete sich seines Dieners wegen/ setzete Opimius zum Ver-
weser aller seiner im Paduanischen Gebiet geschenketen Landgüter/ und daß er deren Auf-
künffte ein Jahr frey geniessen/ auch die neugebauete Burg daselbst/ bewohnen solte. Die
Groß Fürstin erboht sich/ alle seine versetzeten Güter und Pfande ihm einzulösen/ und La-
disla sagte zu Gallus: Ich wil euch die Mantuanischen Güter mit gleicher Bedingung
eintuhn/ daß ihr in der nähe bey euren Schwieger Eltern wohnen könnet; welcher hohen
Gnade er sich zwar untertähnigst bedankete/ wendete aber ein/ er hätte seinem gnädigsten
Groß Fürsten sich zu untrenlichen Diensten verbunden/ auch von dessen Durchl. gnädig-
ste Zusage erhalten/ ihn nimmermehr/ als lange er sich redlich halten würde/ abzuschaffen.
Es ist also/ sagte Herkules/ bin auch willens/ euch zu meinem Schaz- und Ober Waffen-
meister zusetzen/ nach dem ich vernehme/ daß ihr bey mir zubleiben Lust habet. Also wahr
nun diese Fehde geschlichtet/ und beredete man sich/ folgendes Tages das Raub Nest zu
verstören/ zu dessen Behuef 400 Bauren mit Hacken und anderm nöhtigen Werkzeuge
auffgemahnet wurden. Die Verliebeten brachten diesen Tag in aller Fröligkeit zu/ und er-
hielten die beyden Fürsten bey ihren Fräulein/ daß das Beylager auff Gallus Hochzeitfest
solte angestellet werden/ welches auff den 14den Tag bestimmet ward. Des nähstfolgen-
den Tages wahren sie frühzeitig auff/ ihr Vorhaben ins Werk zurichten. Das Fürstliche
Frauenzimmer setzete sich zusammen auff eine weite Gutsche/ die Fürsten und Herren mit
ihrer Ritterschafft legeten ihre Waffen an/ und ritten mit 100 Pferden hinaus/ kahmen
anfangs an die Stelle/ woselbst die Brüder und Oheimbe ihren Kampff mit einander ge-
halten/ da sie ihrer zerhacketen Schilde noch etliche Stücke antraffen; nachgehends errei-
cheten sie der erschlagenen Räuber Leichnam/ die von den wilden Tihren schon zurissen/ und
biß auffs blosse Gerippe verzehret wahren; Von darab macheten sie sich durch das Ge-
stäude nach der Höhle/ liessen die Bauren alles zuschlagen und abbrechen/ und funden
noch zimlichen Vorraht an Speisen und Gewehr; dann die Gelder und Kleider wahren
schon alles hinweg geführet/ und den beyden Fürsten als ihr Eigentuhm eingehändiget.
Weil nun keine Feindseligkeit daselbst verspüret ward/ legeten die Fürsten ihre Waffen
ab/ führeten ihre Gemahlen und versprochene Fräulein hie und da in dem lustigen dicken
Gehölz umher/ und suchete ein jedweder mit seiner Liebesten allein zuseyn. Baldrich mit sei-
nem Fräulein wahr einen zimlichen Weg in seinen Liebes Gedanken zum Walde hinein
gangen/ und ersahen einen lustigen dicken Baum/ unter welchen sie sich nidersetzeten/ etwz
Ruhe zunehmen. Als sie nun in ihrem Liebes Gespräch auff nichts anders bedacht wahren/
als wie sie einander in aller Zucht die anmuhtigsten Liebeszeichen erweisen möchten/ da sa-
he das Fräulein ohngefehr zween starke Bähren zu ihnen heran eilen/ und mit erschrekli-
chen Sprüngen ihrer zubegehren/ daher sie aus grossem Schrecken rieff: O mein Schaz/
nun sind wir beyde des Todes! Das wende Gott ab/ antwortete er/ sprang auff/ entblös-
sete sein gutes Schwert/ und stellete das vor Angst bebende Fräulein hinter sich an den
Baum/ daß sie Schuz und Sicherheit hätte. Die Bähren scheuheten sich vor ihm nicht/
sondern lieffen zugleich daher/ welches Baldrich ersehend/ und seines Gewehrs sich trö-

stend/
y y ij

Sechſtes Buch.
und ihn hinfuͤhro als einen lieben Freund und kuͤnfftigen Schwieger Sohn halten/ unter
der Hoffnung/ er wuͤrde ſich gegen ſein liebes Kind gebührlich/ und als ein getraͤuer Ehe-
gatte bezeigen. Herkules bedankete ſich ſeines Dieners wegen/ ſetzete Opimius zum Ver-
weſer aller ſeiner im Paduaniſchen Gebiet geſchenketen Landguͤter/ und daß er deren Auf-
kuͤnffte ein Jahr frey genieſſen/ auch die neugebauete Burg daſelbſt/ bewohnen ſolte. Die
Groß Fuͤrſtin erboht ſich/ alle ſeine verſetzeten Guͤter und Pfande ihm einzuloͤſen/ und La-
diſla ſagte zu Gallus: Ich wil euch die Mantuaniſchen Guͤter mit gleicher Bedingung
eintuhn/ daß ihr in der naͤhe bey euren Schwieger Eltern wohnen koͤnnet; welcher hohen
Gnade er ſich zwar untertaͤhnigſt bedankete/ wendete aber ein/ er haͤtte ſeinem gnaͤdigſten
Groß Fuͤrſten ſich zu untrenlichen Dienſten verbunden/ auch von deſſen Durchl. gnaͤdig-
ſte Zuſage erhalten/ ihn nimmermehr/ als lange er ſich redlich halten wuͤꝛde/ abzuſchaffen.
Es iſt alſo/ ſagte Herkules/ bin auch willens/ euch zu meinem Schaz- und Ober Waffen-
meiſter zuſetzen/ nach dem ich vernehme/ daß ihr bey mir zubleiben Luſt habet. Alſo wahr
nun dieſe Fehde geſchlichtet/ und beredete man ſich/ folgendes Tages das Raub Neſt zu
verſtoͤren/ zu deſſen Behuef 400 Bauren mit Hacken und anderm noͤhtigen Werkzeuge
auffgemahnet wurden. Die Verliebeten brachten dieſen Tag in aller Froͤligkeit zu/ und er-
hielten die beyden Fuͤrſten bey ihren Fraͤulein/ daß das Beylager auff Gallus Hochzeitfeſt
ſolte angeſtellet werden/ welches auff den 14den Tag beſtimmet ward. Des naͤhſtfolgen-
den Tages wahren ſie fruͤhzeitig auff/ ihr Vorhaben ins Werk zurichten. Das Fuͤrſtliche
Frauenzimmer ſetzete ſich zuſammen auff eine weite Gutſche/ die Fuͤrſten und Herren mit
ihrer Ritterſchafft legeten ihre Waffen an/ und ritten mit 100 Pferden hinaus/ kahmen
anfangs an die Stelle/ woſelbſt die Bruͤder und Oheimbe ihren Kampff mit einander ge-
halten/ da ſie ihrer zerhacketen Schilde noch etliche Stücke antraffen; nachgehends errei-
cheten ſie der erſchlagenen Raͤuber Leichnam/ die von den wilden Tihren ſchon zuriſſen/ uñ
biß auffs bloſſe Gerippe verzehret wahren; Von darab macheten ſie ſich durch das Ge-
ſtaͤude nach der Hoͤhle/ lieſſen die Bauren alles zuſchlagen und abbrechen/ und funden
noch zimlichen Vorraht an Speiſen und Gewehr; dann die Gelder und Kleider wahren
ſchon alles hinweg gefuͤhret/ und den beyden Fuͤrſten als ihr Eigentuhm eingehaͤndiget.
Weil nun keine Feindſeligkeit daſelbſt verſpuͤret ward/ legeten die Fuͤrſten ihre Waffen
ab/ fuͤhreten ihre Gemahlen und verſprochene Fraͤulein hie und da in dem luſtigen dicken
Gehoͤlz umher/ und ſuchete ein jedweder mit ſeiner Liebeſten allein zuſeyn. Baldrich mit ſei-
nem Fraͤulein wahr einen zimlichen Weg in ſeinen Liebes Gedanken zum Walde hinein
gangen/ und erſahen einen luſtigen dicken Baum/ unter welchen ſie ſich niderſetzeten/ etwz
Ruhe zunehmen. Als ſie nun in ihrem Liebes Geſpraͤch auff nichts anders bedacht wahrẽ/
als wie ſie einander in aller Zucht die anmuhtigſten Liebeszeichen erweiſen moͤchten/ da ſa-
he das Fraͤulein ohngefehr zween ſtarke Baͤhren zu ihnen heran eilen/ und mit erſchrekli-
chen Spruͤngen ihrer zubegehren/ daher ſie aus groſſem Schrecken rieff: O mein Schaz/
nun ſind wir beyde des Todes! Das wende Gott ab/ antwortete er/ ſprang auff/ entbloͤſ-
ſete ſein gutes Schwert/ und ſtellete das vor Angſt bebende Fraͤulein hinter ſich an den
Baum/ daß ſie Schuz und Sicherheit haͤtte. Die Baͤhren ſcheuheten ſich vor ihm nicht/
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[355/0361] Sechſtes Buch. und ihn hinfuͤhro als einen lieben Freund und kuͤnfftigen Schwieger Sohn halten/ unter der Hoffnung/ er wuͤrde ſich gegen ſein liebes Kind gebührlich/ und als ein getraͤuer Ehe- gatte bezeigen. Herkules bedankete ſich ſeines Dieners wegen/ ſetzete Opimius zum Ver- weſer aller ſeiner im Paduaniſchen Gebiet geſchenketen Landguͤter/ und daß er deren Auf- kuͤnffte ein Jahr frey genieſſen/ auch die neugebauete Burg daſelbſt/ bewohnen ſolte. Die Groß Fuͤrſtin erboht ſich/ alle ſeine verſetzeten Guͤter und Pfande ihm einzuloͤſen/ und La- diſla ſagte zu Gallus: Ich wil euch die Mantuaniſchen Guͤter mit gleicher Bedingung eintuhn/ daß ihr in der naͤhe bey euren Schwieger Eltern wohnen koͤnnet; welcher hohen Gnade er ſich zwar untertaͤhnigſt bedankete/ wendete aber ein/ er haͤtte ſeinem gnaͤdigſten Groß Fuͤrſten ſich zu untrenlichen Dienſten verbunden/ auch von deſſen Durchl. gnaͤdig- ſte Zuſage erhalten/ ihn nimmermehr/ als lange er ſich redlich halten wuͤꝛde/ abzuſchaffen. Es iſt alſo/ ſagte Herkules/ bin auch willens/ euch zu meinem Schaz- und Ober Waffen- meiſter zuſetzen/ nach dem ich vernehme/ daß ihr bey mir zubleiben Luſt habet. Alſo wahr nun dieſe Fehde geſchlichtet/ und beredete man ſich/ folgendes Tages das Raub Neſt zu verſtoͤren/ zu deſſen Behuef 400 Bauren mit Hacken und anderm noͤhtigen Werkzeuge auffgemahnet wurden. Die Verliebeten brachten dieſen Tag in aller Froͤligkeit zu/ und er- hielten die beyden Fuͤrſten bey ihren Fraͤulein/ daß das Beylager auff Gallus Hochzeitfeſt ſolte angeſtellet werden/ welches auff den 14den Tag beſtimmet ward. Des naͤhſtfolgen- den Tages wahren ſie fruͤhzeitig auff/ ihr Vorhaben ins Werk zurichten. Das Fuͤrſtliche Frauenzimmer ſetzete ſich zuſammen auff eine weite Gutſche/ die Fuͤrſten und Herren mit ihrer Ritterſchafft legeten ihre Waffen an/ und ritten mit 100 Pferden hinaus/ kahmen anfangs an die Stelle/ woſelbſt die Bruͤder und Oheimbe ihren Kampff mit einander ge- halten/ da ſie ihrer zerhacketen Schilde noch etliche Stücke antraffen; nachgehends errei- cheten ſie der erſchlagenen Raͤuber Leichnam/ die von den wilden Tihren ſchon zuriſſen/ uñ biß auffs bloſſe Gerippe verzehret wahren; Von darab macheten ſie ſich durch das Ge- ſtaͤude nach der Hoͤhle/ lieſſen die Bauren alles zuſchlagen und abbrechen/ und funden noch zimlichen Vorraht an Speiſen und Gewehr; dann die Gelder und Kleider wahren ſchon alles hinweg gefuͤhret/ und den beyden Fuͤrſten als ihr Eigentuhm eingehaͤndiget. Weil nun keine Feindſeligkeit daſelbſt verſpuͤret ward/ legeten die Fuͤrſten ihre Waffen ab/ fuͤhreten ihre Gemahlen und verſprochene Fraͤulein hie und da in dem luſtigen dicken Gehoͤlz umher/ und ſuchete ein jedweder mit ſeiner Liebeſten allein zuſeyn. Baldrich mit ſei- nem Fraͤulein wahr einen zimlichen Weg in ſeinen Liebes Gedanken zum Walde hinein gangen/ und erſahen einen luſtigen dicken Baum/ unter welchen ſie ſich niderſetzeten/ etwz Ruhe zunehmen. Als ſie nun in ihrem Liebes Geſpraͤch auff nichts anders bedacht wahrẽ/ als wie ſie einander in aller Zucht die anmuhtigſten Liebeszeichen erweiſen moͤchten/ da ſa- he das Fraͤulein ohngefehr zween ſtarke Baͤhren zu ihnen heran eilen/ und mit erſchrekli- chen Spruͤngen ihrer zubegehren/ daher ſie aus groſſem Schrecken rieff: O mein Schaz/ nun ſind wir beyde des Todes! Das wende Gott ab/ antwortete er/ ſprang auff/ entbloͤſ- ſete ſein gutes Schwert/ und ſtellete das vor Angſt bebende Fraͤulein hinter ſich an den Baum/ daß ſie Schuz und Sicherheit haͤtte. Die Baͤhren ſcheuheten ſich vor ihm nicht/ ſondern lieffen zugleich daher/ welches Baldrich erſehend/ und ſeines Gewehrs ſich troͤ- ſtend/ y y ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/361>, abgerufen am 25.11.2024.