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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
sich mein Herr Vater hierüber? ich versichere ihn als einen vertraueten so nahen Bluts-
verwanten zugleich/ daß nicht allein ich/ sondern meine herzliebe Eltern getaufte Christen
sind/ und viel lieber alles verlassen/ ja Leib und Leben verlieren/ als diesen Glauben wieder
ablegen wollen. So sihet nun mein Herr Vater/ ob mir/ diese Heyraht auszuschlagen/
rahtsam sey/ nachdem ich diesen Fürsten schon dahin beredet habe/ daß er neben seinen Ge-
sellen unsern Glauben angenommen hat. Der Stathalter antwortete: Liebes Kind/ ihr
saget mir sehr unvermuhtliche Zeitung/ die einem andern ich nicht gläuben wunrde/ nicht
sage ich solches wegen eurer Heyraht/ die ich nicht zuverbessern wüste/ sondern daß mein
Oheim und Brüderlicher Freund euer Vater den Römischen Glauben abgeleget hat/ wo-
von auff erste zusammenkunft ich mit ihm weiter reden werde. Aber berichtet mich/ wie Fürst
Siegward mit meiner Tochter Sibyllen stehe; Gleich also/ antwortete sie/ als Fürst Bal-
drich mit mir/ und erwartet sie nur ihrer lieben Eltern einwilligung/ wovon Fr. Sophia
dem Herr Vater schon berichten wird. Wie aber? fuhr er fort; wil dann dieser Fürst eine
heirahten/ die nicht seines Glaubens ist? O nein sagte sie/ dann eben durch ihr getrieb hat er
sich zum Christentuhm begeben. So höre ich wol/ antwortete er/ mein Haus ist voller Chri-
sten. Ja Herr Vater/ sagte sie/ ist euch solches unbewust? eure Tochter/ euer Sohn/ euer
Eiden/ eure Schnuhr/ Klodius/ Markus und die übrigen mit ihren Eheliebsten sind alle
aus freiem willen unsers Glaubens worden/ weil die himlische Weisheit sie überschattet
und erleuchtet hat/ daß sie gesehen und erkennet/ wie bloß allein hierinnen ihre ewige Se-
ligkeit besteht/ deren wir über alle dinge nachtrachten müssen; kan nun mein Herr Vater
solche Leute nicht bey sich leiden/ wolan/ Teutschland/ Schweden/ Böhmen stehen uns of-
fen/ wir begeben uns gerne unsers Vaterlandes/ nur daß uns der Himmel bleiben möge.
Nicht also geliebetes Kind/ antwortete er/ habe ich so lange Jahr eine Christin im Ehebette
leiden/ und mit ihr mich wol begehen können/ so werde ich umb des Glaubens willen meine
Kinder nicht verstossen. Ich wil euch aber träulich rahten/ daß ihr diese Heyrahten ja nit
ausschlaget/ und meine Tochter Sibylla sich nicht wegere dem Schwedischen Fürsten dz
Jawort zugeben/ ihrer Eltern Wille wird da seyn/ insonderheit/ wann sie vernehmen wer-
den daß sie eine Christin ist. Fr. Sophia trat zu ihnen hin/ und nach gebehtener verzeihung
meldete sie an/ daß ihrer Beaten Eltern mit ihren Kindern ankommen währen/ gingen
demnach miteinander nach dem grossen Saal/ und ward der gute alte Opimius wol em-
pfangen/ welcher sich gegen den Stathalter und Fr. Sophien aller geschehenen befoderung
bedankete. Gallus und Leches wahren diesen Morgen miteinander auff die Jagt geritten;
als er nun wieder heimkam/ und seines künftigen Schwiegervaters ankunft berichtet ward/
ging er in den Saal/ ihn zuempfangen/ wobey sich nicht geringe verwirrung zutrug; dann
so bald ihn Opimius sahe zu sich nahen/ kennete er ihn/ ward auch von ihm wieder erkennet/
verwandelten sich beyderseits/ und fing jener mit sonderlichem Eifer an: Hochmögender
Herr Stathalter/ da sehe ich einen schändlichen Räuber/ meinen ärgesten Feind/ der mich
leider in meinen bißher geführeten elenden Stand gesetzet hat/ und ich schon lange bemü-
het bin/ ihn auszuspehen/ damit ihm nach verdienste gelohnet werden möchte/ weil dann der
gerechte Gott mir denselben alhier ohngefehr in die Hände liefert/ als dessen Rache ohn
zweiffel hinter ihm her ist/ und seinen schandbösen Muhtwillen länger nicht dulden kan/ als

begeh-

Sechſtes Buch.
ſich mein Herr Vater hieruͤber? ich verſichere ihn als einen vertraueten ſo nahen Bluts-
verwanten zugleich/ daß nicht allein ich/ ſondern meine herzliebe Eltern getaufte Chriſten
ſind/ und viel lieber alles verlaſſen/ ja Leib und Leben verlieren/ als dieſen Glauben wieder
ablegen wollen. So ſihet nun mein Herr Vater/ ob mir/ dieſe Heyraht auszuſchlagen/
rahtſam ſey/ nachdem ich dieſen Fuͤrſten ſchon dahin beredet habe/ daß er neben ſeinen Ge-
ſellen unſern Glauben angenommen hat. Der Stathalter antwortete: Liebes Kind/ ihr
ſaget mir ſehr unvermuhtliche Zeitung/ die einem andern ich nicht glaͤuben wũrde/ nicht
ſage ich ſolches wegen eurer Heyraht/ die ich nicht zuverbeſſern wuͤſte/ ſondern daß mein
Oheim und Bruͤderlicher Freund euer Vater den Roͤmiſchen Glauben abgeleget hat/ wo-
von auff erſte zuſam̃enkunft ich mit ihm weiter reden werde. Aber berichtet mich/ wie Fuͤrſt
Siegward mit meiner Tochter Sibyllen ſtehe; Gleich alſo/ antwortete ſie/ als Fuͤrſt Bal-
drich mit mir/ und erwartet ſie nur ihrer lieben Eltern einwilligung/ wovon Fr. Sophia
dem Herr Vater ſchon berichten wird. Wie aber? fuhr er fort; wil dann dieſer Fuͤrſt eine
heirahten/ die nicht ſeines Glaubens iſt? O nein ſagte ſie/ dann eben durch ihr getrieb hat er
ſich zum Chriſtentuhm begeben. So hoͤre ich wol/ antwortete er/ mein Haus iſt voller Chri-
ſten. Ja Herr Vater/ ſagte ſie/ iſt euch ſolches unbewuſt? eure Tochter/ euer Sohn/ euer
Eiden/ eure Schnuhr/ Klodius/ Markus und die uͤbrigen mit ihren Eheliebſten ſind alle
aus freiem willen unſers Glaubens worden/ weil die himliſche Weisheit ſie uͤberſchattet
und erleuchtet hat/ daß ſie geſehen und erkennet/ wie bloß allein hierinnen ihre ewige Se-
ligkeit beſteht/ deren wir uͤber alle dinge nachtrachten muͤſſen; kan nun mein Herr Vater
ſolche Leute nicht bey ſich leiden/ wolan/ Teutſchland/ Schweden/ Boͤhmen ſtehen uns of-
fen/ wir begeben uns gerne unſers Vaterlandes/ nur daß uns der Himmel bleiben moͤge.
Nicht alſo geliebetes Kind/ antwortete er/ habe ich ſo lange Jahr eine Chriſtin im Ehebette
leiden/ und mit ihr mich wol begehen koͤnnen/ ſo werde ich umb des Glaubens willen meine
Kinder nicht verſtoſſen. Ich wil euch aber traͤulich rahten/ daß ihr dieſe Heyrahten ja nit
ausſchlaget/ und meine Tochter Sibylla ſich nicht wegere dem Schwediſchen Fuͤrſten dz
Jawort zugeben/ ihrer Eltern Wille wird da ſeyn/ inſonderheit/ wann ſie vernehmen wer-
den daß ſie eine Chriſtin iſt. Fr. Sophia trat zu ihnen hin/ und nach gebehtener verzeihung
meldete ſie an/ daß ihrer Beaten Eltern mit ihren Kindern ankommen waͤhren/ gingen
demnach miteinander nach dem groſſen Saal/ und ward der gute alte Opimius wol em-
pfangen/ welcher ſich gegen den Stathalter und Fr. Sophien alleꝛ geſchehenen befoderung
bedankete. Gallus und Leches wahren dieſen Morgen miteinander auff die Jagt geritten;
als er nun wieder heimkam/ uñ ſeines kuͤnftigen Schwiegervaters ankunft berichtet ward/
ging er in den Saal/ ihn zuempfangen/ wobey ſich nicht geringe verwirrung zutrug; dann
ſo bald ihn Opimius ſahe zu ſich nahen/ kennete er ihn/ ward auch von ihm wieder erkennet/
verwandelten ſich beyderſeits/ und fing jener mit ſonderlichem Eifer an: Hochmoͤgender
Herr Stathalter/ da ſehe ich einen ſchaͤndlichen Raͤuber/ meinen aͤrgeſten Feind/ der mich
leider in meinen bißher gefuͤhreten elenden Stand geſetzet hat/ und ich ſchon lange bemuͤ-
het bin/ ihn auszuſpehen/ damit ihm nach verdienſte gelohnet werden moͤchte/ weil dann der
gerechte Gott mir denſelben alhier ohngefehr in die Haͤnde liefert/ als deſſen Rache ohn
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[352/0358] Sechſtes Buch. ſich mein Herr Vater hieruͤber? ich verſichere ihn als einen vertraueten ſo nahen Bluts- verwanten zugleich/ daß nicht allein ich/ ſondern meine herzliebe Eltern getaufte Chriſten ſind/ und viel lieber alles verlaſſen/ ja Leib und Leben verlieren/ als dieſen Glauben wieder ablegen wollen. So ſihet nun mein Herr Vater/ ob mir/ dieſe Heyraht auszuſchlagen/ rahtſam ſey/ nachdem ich dieſen Fuͤrſten ſchon dahin beredet habe/ daß er neben ſeinen Ge- ſellen unſern Glauben angenommen hat. Der Stathalter antwortete: Liebes Kind/ ihr ſaget mir ſehr unvermuhtliche Zeitung/ die einem andern ich nicht glaͤuben wũrde/ nicht ſage ich ſolches wegen eurer Heyraht/ die ich nicht zuverbeſſern wuͤſte/ ſondern daß mein Oheim und Bruͤderlicher Freund euer Vater den Roͤmiſchen Glauben abgeleget hat/ wo- von auff erſte zuſam̃enkunft ich mit ihm weiter reden werde. Aber berichtet mich/ wie Fuͤrſt Siegward mit meiner Tochter Sibyllen ſtehe; Gleich alſo/ antwortete ſie/ als Fuͤrſt Bal- drich mit mir/ und erwartet ſie nur ihrer lieben Eltern einwilligung/ wovon Fr. Sophia dem Herr Vater ſchon berichten wird. Wie aber? fuhr er fort; wil dann dieſer Fuͤrſt eine heirahten/ die nicht ſeines Glaubens iſt? O nein ſagte ſie/ dann eben durch ihr getrieb hat er ſich zum Chriſtentuhm begeben. So hoͤre ich wol/ antwortete er/ mein Haus iſt voller Chri- ſten. Ja Herr Vater/ ſagte ſie/ iſt euch ſolches unbewuſt? eure Tochter/ euer Sohn/ euer Eiden/ eure Schnuhr/ Klodius/ Markus und die uͤbrigen mit ihren Eheliebſten ſind alle aus freiem willen unſers Glaubens worden/ weil die himliſche Weisheit ſie uͤberſchattet und erleuchtet hat/ daß ſie geſehen und erkennet/ wie bloß allein hierinnen ihre ewige Se- ligkeit beſteht/ deren wir uͤber alle dinge nachtrachten muͤſſen; kan nun mein Herr Vater ſolche Leute nicht bey ſich leiden/ wolan/ Teutſchland/ Schweden/ Boͤhmen ſtehen uns of- fen/ wir begeben uns gerne unſers Vaterlandes/ nur daß uns der Himmel bleiben moͤge. Nicht alſo geliebetes Kind/ antwortete er/ habe ich ſo lange Jahr eine Chriſtin im Ehebette leiden/ und mit ihr mich wol begehen koͤnnen/ ſo werde ich umb des Glaubens willen meine Kinder nicht verſtoſſen. Ich wil euch aber traͤulich rahten/ daß ihr dieſe Heyrahten ja nit ausſchlaget/ und meine Tochter Sibylla ſich nicht wegere dem Schwediſchen Fuͤrſten dz Jawort zugeben/ ihrer Eltern Wille wird da ſeyn/ inſonderheit/ wann ſie vernehmen wer- den daß ſie eine Chriſtin iſt. Fr. Sophia trat zu ihnen hin/ und nach gebehtener verzeihung meldete ſie an/ daß ihrer Beaten Eltern mit ihren Kindern ankommen waͤhren/ gingen demnach miteinander nach dem groſſen Saal/ und ward der gute alte Opimius wol em- pfangen/ welcher ſich gegen den Stathalter und Fr. Sophien alleꝛ geſchehenen befoderung bedankete. Gallus und Leches wahren dieſen Morgen miteinander auff die Jagt geritten; als er nun wieder heimkam/ uñ ſeines kuͤnftigen Schwiegervaters ankunft berichtet ward/ ging er in den Saal/ ihn zuempfangen/ wobey ſich nicht geringe verwirrung zutrug; dann ſo bald ihn Opimius ſahe zu ſich nahen/ kennete er ihn/ ward auch von ihm wieder erkennet/ verwandelten ſich beyderſeits/ und fing jener mit ſonderlichem Eifer an: Hochmoͤgender Herr Stathalter/ da ſehe ich einen ſchaͤndlichen Raͤuber/ meinen aͤrgeſten Feind/ der mich leider in meinen bißher gefuͤhreten elenden Stand geſetzet hat/ und ich ſchon lange bemuͤ- het bin/ ihn auszuſpehen/ damit ihm nach verdienſte gelohnet werden moͤchte/ weil dann der gerechte Gott mir denſelben alhier ohngefehr in die Haͤnde liefert/ als deſſen Rache ohn zweiffel hinter ihm her iſt/ und ſeinen ſchandboͤſen Muhtwillen laͤnger nicht dulden kan/ als begeh-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/358>, abgerufen am 22.11.2024.