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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
redete er auf vorgeleisteten gehorsam sie also an: Ach mein auserwähltes Fräulein woher
sol ich immermehr wirdige Antwort nehmen/ ihrer hohen Gunst gebührlich zudanken? Ich
erkenne mein Unvermögen/ und bitte sehr/ mir es nicht zur Grobheit auszudeuten daß ich
weder meine gedanken recht zufassen/ noch meine Schuldigkeit abzulegen bestand bin; je-
doch verspreche ich/ als lange ich leben werde/ diese mir erzeigete höchsterquikliche und ge-
nügliche gunst in meiner Seele steiff und unverrücket zuverwahren. So nehmet nun/ O
mein teurester Schaz/ mich euren Diener mit beharlicher gewogenheit an/ und übersehet
freundlich/ was ich nicht aus Verachtung/ sondern blosser Unmögligkeit unterlasse; Ich
wil stets unter der Bemühung mich bearbeiten/ daß mein ihr durchhin ergebenes Herz in
der Taht erzeige/ wie hoch eure Vortrefligkeit ich liebe und ehre. Nam hierauff den Ring
von seinem Finger/ steckete ihr denselben an/ und sagete: Hiemit überliefere ich meiner
herzgeliebeten Fräulein mein Herz und alle meine Lebenskräffte zueigen/ so daß meine be-
gierden an keine andere als allein an sie gedenken oder hangen sollen/ und da mein Fräulein
(welches Gott gnädig abwende) mir durch Todesfal frühzeitig solte entrissen werden/ daß
ich nimmermehr einer andern schuldig werden wil. Bey Leibe nicht/ Durchl. Fürst/ sagte
sie/ so hohe Verpflichtung nehme ich keines weges an/ daß Eure Liebe nach meinem Tode
nicht Macht haben solte/ eine neue Heyraht zuergreiffen/ sondern es ist mir gnug und übrig
gnug/ daß bey Lebenszeit euer Träue und Schutzes ich versichert bin; zähle demnach Eu-
re Liebe von solchem Versprechen loß und ledig/ und verbinde mich hingegen/ daß in Ewig-
keit kein ander Mannesbilde eheliche Versprechung von mir haben oder bekommen sol;
nam zugleich den von der Groß Fürstin ihr gelieferten Ring/ steckete ihm denselben an/ und
sagete weiter: Von nun an bin ich nicht mehr mein eigen/ sondern dem ich diesen Ring
mit gutem Wolbedacht überliefere/ zum Zeichen/ dz mein Wille demselben nach Priester-
licher Einsegnung in allem untergeben ist. Baldrich umfing nach getahner Danksagung
seine Braut/ wiewol mit etwas ihrer Wegerung/ und erteilete ihr mannichen Liebeskuß/
daß endlich das Fräulein ihn erinnerte/ die Mässigkeit nicht zuüberschreiten/ dann sie wäh-
re gesinnet/ biß an des Priesters Hand ihre Freiheit zuhandhaben; werde auch/ sagte sie/
nunmehr ohn meiner Fr. Schwester der Groß Fürstin Ungnade aus diesem Kreisse treten
dürffen/ nachdem ihren Willen ich halte erfüllet seyn. Ja mein herzgeliebtes Fräulein/ ant-
wortete er/ nur daß sie meiner inniglichen Freude nicht so gar zeitig abbrechen/ und mich
alsbald verlassen wolle; nam sie bey der Hand/ und setzete sich mit ihr auff die näheste
Bank/ höchlich wünschend/ daß ihr Beylager nicht lange möchte auffgeschoben werden.
Das liebe Fräulein taht ihm auff sein bitliches ansuchen gerne geselschafft/ und hatte mit
ihm manniche Unterredung/ wiewol er gemeiniglich gar ungereimet antwortete/ welches
sie ihm nicht vor übel hielt/ weil sie sahe und spürete/ daß es aus hefftiger Liebe herrührete.
Siegward genoß nicht mindere Gunst von seinem Sibyllichen/ als die wegen Blödig-und
Offenherzigkeit sich weniger als Lukrezie zuwegern wuste/ auch auff ihres liebsten Fürsten
anhalten ihm frey stellete/ das Beylager nach belieben zubefodern/ so bald ihrer Eltern be-
willigung zur Heiraht einkommen würde. Nach zweystündigem Gespräch und ehrlieben-
der Buhlerey erinnerten die Fräulein ihre Liebsten/ es würde zeit seyn/ abzuweichen/ damit
sie nicht von andern dergestalt beyeinander angetroffen würden/ dann sie wünscheten/ daß

ihre
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Sechſtes Buch.
redete er auf vorgeleiſteten gehorſam ſie alſo an: Ach mein auserwaͤhltes Fraͤulein woher
ſol ich immermehr wirdige Antwort nehmen/ ihrer hohen Gunſt gebuͤhrlich zudankẽ? Ich
erkenne mein Unvermoͤgen/ und bitte ſehr/ mir es nicht zur Grobheit auszudeuten daß ich
weder meine gedanken recht zufaſſen/ noch meine Schuldigkeit abzulegen beſtand bin; je-
doch verſpreche ich/ als lange ich leben werde/ dieſe mir erzeigete hoͤchſterquikliche und ge-
nuͤgliche gunſt in meiner Seele ſteiff und unverruͤcket zuverwahren. So nehmet nun/ O
mein teureſter Schaz/ mich euren Diener mit beharlicher gewogenheit an/ und uͤberſehet
freundlich/ was ich nicht aus Verachtung/ ſondern bloſſer Unmoͤgligkeit unterlaſſe; Ich
wil ſtets unter der Bemuͤhung mich bearbeiten/ daß mein ihr durchhin ergebenes Herz in
der Taht erzeige/ wie hoch eure Vortrefligkeit ich liebe und ehre. Nam hierauff den Ring
von ſeinem Finger/ ſteckete ihr denſelben an/ und ſagete: Hiemit uͤberliefere ich meiner
herzgeliebeten Fraͤulein mein Herz und alle meine Lebenskraͤffte zueigen/ ſo daß meine be-
gierden an keine andere als allein an ſie gedenken oder hangen ſollen/ und da mein Fraͤulein
(welches Gott gnaͤdig abwende) mir durch Todesfal fruͤhzeitig ſolte entriſſen werden/ daß
ich nimmermehr einer andern ſchuldig werden wil. Bey Leibe nicht/ Durchl. Fuͤrſt/ ſagte
ſie/ ſo hohe Verpflichtung nehme ich keines weges an/ daß Eure Liebe nach meinem Tode
nicht Macht haben ſolte/ eine neue Heyraht zuergreiffen/ ſondern es iſt mir gnug und uͤbrig
gnug/ daß bey Lebenszeit euer Traͤue und Schutzes ich verſichert bin; zaͤhle demnach Eu-
re Liebe von ſolchem Verſprechen loß und ledig/ und verbinde mich hingegen/ daß in Ewig-
keit kein ander Mannesbilde eheliche Verſprechung von mir haben oder bekommen ſol;
nam zugleich den von der Groß Fuͤrſtin ihr gelieferten Ring/ ſteckete ihm denſelben an/ uñ
ſagete weiter: Von nun an bin ich nicht mehr mein eigen/ ſondern dem ich dieſen Ring
mit gutem Wolbedacht uͤberliefere/ zum Zeichen/ dz mein Wille demſelben nach Prieſter-
licher Einſegnung in allem untergeben iſt. Baldrich umfing nach getahner Dankſagung
ſeine Braut/ wiewol mit etwas ihrer Wegerung/ und erteilete ihr mannichen Liebeskuß/
daß endlich das Fraͤulein ihn erinnerte/ die Maͤſſigkeit nicht zuuͤberſchreiten/ dann ſie waͤh-
re geſinnet/ biß an des Prieſters Hand ihre Freiheit zuhandhaben; werde auch/ ſagte ſie/
nunmehr ohn meiner Fr. Schweſter der Groß Fürſtin Ungnade aus dieſem Kreiſſe tretẽ
duͤrffen/ nachdem ihren Willen ich halte erfuͤllet ſeyn. Ja mein herzgeliebtes Fraͤulein/ ant-
wortete er/ nur daß ſie meiner inniglichen Freude nicht ſo gar zeitig abbrechen/ und mich
alsbald verlaſſen wolle; nam ſie bey der Hand/ und ſetzete ſich mit ihr auff die naͤheſte
Bank/ hoͤchlich wuͤnſchend/ daß ihr Beylager nicht lange moͤchte auffgeſchoben werden.
Das liebe Fraͤulein taht ihm auff ſein bitliches anſuchen gerne geſelſchafft/ und hatte mit
ihm manniche Unterredung/ wiewol er gemeiniglich gar ungereimet antwortete/ welches
ſie ihm nicht vor uͤbel hielt/ weil ſie ſahe und ſpuͤrete/ daß es aus hefftiger Liebe herruͤhrete.
Siegward genoß nicht mindere Gunſt von ſeinem Sibyllichen/ als die wegen Bloͤdig-uñ
Offenherzigkeit ſich weniger als Lukrezie zuwegern wuſte/ auch auff ihres liebſten Fuͤrſten
anhalten ihm frey ſtellete/ das Beylager nach belieben zubefodern/ ſo bald ihrer Eltern be-
willigung zur Heiraht einkommen wuͤrde. Nach zweyſtuͤndigem Geſpraͤch und ehrlieben-
der Buhlerey erinnerten die Fraͤulein ihre Liebſten/ es wuͤrde zeit ſeyn/ abzuweichen/ damit
ſie nicht von andern dergeſtalt beyeinander angetroffen wuͤrden/ dann ſie wuͤnſcheten/ daß

ihre
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[347/0353] Sechſtes Buch. redete er auf vorgeleiſteten gehorſam ſie alſo an: Ach mein auserwaͤhltes Fraͤulein woher ſol ich immermehr wirdige Antwort nehmen/ ihrer hohen Gunſt gebuͤhrlich zudankẽ? Ich erkenne mein Unvermoͤgen/ und bitte ſehr/ mir es nicht zur Grobheit auszudeuten daß ich weder meine gedanken recht zufaſſen/ noch meine Schuldigkeit abzulegen beſtand bin; je- doch verſpreche ich/ als lange ich leben werde/ dieſe mir erzeigete hoͤchſterquikliche und ge- nuͤgliche gunſt in meiner Seele ſteiff und unverruͤcket zuverwahren. So nehmet nun/ O mein teureſter Schaz/ mich euren Diener mit beharlicher gewogenheit an/ und uͤberſehet freundlich/ was ich nicht aus Verachtung/ ſondern bloſſer Unmoͤgligkeit unterlaſſe; Ich wil ſtets unter der Bemuͤhung mich bearbeiten/ daß mein ihr durchhin ergebenes Herz in der Taht erzeige/ wie hoch eure Vortrefligkeit ich liebe und ehre. Nam hierauff den Ring von ſeinem Finger/ ſteckete ihr denſelben an/ und ſagete: Hiemit uͤberliefere ich meiner herzgeliebeten Fraͤulein mein Herz und alle meine Lebenskraͤffte zueigen/ ſo daß meine be- gierden an keine andere als allein an ſie gedenken oder hangen ſollen/ und da mein Fraͤulein (welches Gott gnaͤdig abwende) mir durch Todesfal fruͤhzeitig ſolte entriſſen werden/ daß ich nimmermehr einer andern ſchuldig werden wil. Bey Leibe nicht/ Durchl. Fuͤrſt/ ſagte ſie/ ſo hohe Verpflichtung nehme ich keines weges an/ daß Eure Liebe nach meinem Tode nicht Macht haben ſolte/ eine neue Heyraht zuergreiffen/ ſondern es iſt mir gnug und uͤbrig gnug/ daß bey Lebenszeit euer Traͤue und Schutzes ich verſichert bin; zaͤhle demnach Eu- re Liebe von ſolchem Verſprechen loß und ledig/ und verbinde mich hingegen/ daß in Ewig- keit kein ander Mannesbilde eheliche Verſprechung von mir haben oder bekommen ſol; nam zugleich den von der Groß Fuͤrſtin ihr gelieferten Ring/ ſteckete ihm denſelben an/ uñ ſagete weiter: Von nun an bin ich nicht mehr mein eigen/ ſondern dem ich dieſen Ring mit gutem Wolbedacht uͤberliefere/ zum Zeichen/ dz mein Wille demſelben nach Prieſter- licher Einſegnung in allem untergeben iſt. Baldrich umfing nach getahner Dankſagung ſeine Braut/ wiewol mit etwas ihrer Wegerung/ und erteilete ihr mannichen Liebeskuß/ daß endlich das Fraͤulein ihn erinnerte/ die Maͤſſigkeit nicht zuuͤberſchreiten/ dann ſie waͤh- re geſinnet/ biß an des Prieſters Hand ihre Freiheit zuhandhaben; werde auch/ ſagte ſie/ nunmehr ohn meiner Fr. Schweſter der Groß Fürſtin Ungnade aus dieſem Kreiſſe tretẽ duͤrffen/ nachdem ihren Willen ich halte erfuͤllet ſeyn. Ja mein herzgeliebtes Fraͤulein/ ant- wortete er/ nur daß ſie meiner inniglichen Freude nicht ſo gar zeitig abbrechen/ und mich alsbald verlaſſen wolle; nam ſie bey der Hand/ und ſetzete ſich mit ihr auff die naͤheſte Bank/ hoͤchlich wuͤnſchend/ daß ihr Beylager nicht lange moͤchte auffgeſchoben werden. Das liebe Fraͤulein taht ihm auff ſein bitliches anſuchen gerne geſelſchafft/ und hatte mit ihm manniche Unterredung/ wiewol er gemeiniglich gar ungereimet antwortete/ welches ſie ihm nicht vor uͤbel hielt/ weil ſie ſahe und ſpuͤrete/ daß es aus hefftiger Liebe herruͤhrete. Siegward genoß nicht mindere Gunſt von ſeinem Sibyllichen/ als die wegen Bloͤdig-uñ Offenherzigkeit ſich weniger als Lukrezie zuwegern wuſte/ auch auff ihres liebſten Fuͤrſten anhalten ihm frey ſtellete/ das Beylager nach belieben zubefodern/ ſo bald ihrer Eltern be- willigung zur Heiraht einkommen wuͤrde. Nach zweyſtuͤndigem Geſpraͤch und ehrlieben- der Buhlerey erinnerten die Fraͤulein ihre Liebſten/ es wuͤrde zeit ſeyn/ abzuweichen/ damit ſie nicht von andern dergeſtalt beyeinander angetroffen wuͤrden/ dann ſie wuͤnſcheten/ daß ihre x x ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/353>, abgerufen am 22.11.2024.