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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
ner Straff Ruhte halten/ damit er ihn zähme/ und von Sünden ableite/ in welche wir ge-
meiniglich durch zeitliches Glük gestürzet werden. Uberdas ist unserm Christentuhm die
üppigkeit dermassen zuwider/ daß ob gleich jemand die Erkäntniß unsers Gottes erlanget
hat/ und aber nicht daneben die Laster und Untugend meidet/ sihet Gott solche Erkäntniß
gar nicht an/ sondern straffet ihn nach diesem Leben viel härter/ als die unwissenden Hey-
den/ weil ihnen der Wille Gottes bekand ist/ und sie nur aus Vorsaz dagegen handeln.
Sehet ihr meine geliebete Herren Oheimbe und Brüder/ dieses habe Euren Lieb den ich
anfangs vorhalten wollen/ worauff sie sich zubedenken haben/ ob unter diesen Bedingun-
gen ihnen geliebe/ zu der allein seligmachenden Warheit unsers Christlichen Glaubens zu
treten/ oder ihnen besser gefalle/ in ihrem vorigen Heydentuhm zuverbleiben/ auff welchen
fall ich mich weiter heraus lassen werde; dann ob man zwar billich die Unwissenden zur
Erkäntniß der Warheit anmahnet/ so muß doch niemand zu dem Glauben gezwungen
werden/ sondern man muß dem Allerhöchsten ein ungezwungenes freywilliges Herz auf-
opffern/ weil es unmöglich ist/ daß bey dem Zwange solte können ein Beyfal und Glaube
seyn. Baldrich gab hierauff zur Antwort: Durchleuchtigste Groß Fürstin/ gnädige Fr.
Schwester/ Euer Liebe andächtige und gottfürchtige Reden haben mein Herz dergestalt
durchdrungen und zur Begierde der Erkäntniß des wahren Gottes/ auch zur Niessung
der künfftigen ewigen Seligkeit hingerissen/ daß/ ungeachtet aller Widerwertigkeit/ Feind-
schafft/ Hasses/ Verfolgung/ ja des zeitlichen Todes selbst/ ich durch des wahren GOttes
Beystand bey mir entschlossen bin/ mein Häupt nicht sanffte zulegen/ noch einiger Händel
mich zuunterfangen/ biß ich darzu gelanget/ und den Namen eines Christen empfangen ha-
be; bitte demnach/ von wegen unser nahen Blutfreundschafft/ Eure Liebe wolle mir hier-
zu ungeseumet behülflich seyn/ gestaltsam auch mein geliebter Bruder Siegward eben den
gottseligen Vorsaz hat; Dann nachdem wir unsere verführische Kroden- und Irmen-
Psaffen auff dieser öffentlichen lügenhafften Verleumdung ertappen/ ob solte der ganze
Christliche Glaube auff lauter Schande/ Unzucht/ und viehische Vermischung hinleiten/
wie sie solches ungescheuhet vorgeben dürffen/ und wir dagegen ein widriges handgreiflich
befinden/ können wir nicht anders schliessen/ die Buben ertichten solche Abscheuhligkeiten/
nur das Volk dadurch abzuschrecken/ damit ihnen ihr Nuz und Vortel nicht entzogen
werde; Daß ich nicht einführe/ was gestalt wir Gott Lob diese Nacht in Erfahrung ge-
bracht/ daß unsere falsche Teuflische Götter gegen der Christen Gott nichts vermögen/
sondern dessen Almacht und Straffe unterworffen sind. Also ist nun unser Herz geschikt
und begierig/ von Euer Liebe zuvernehmen/ was ein Christ sey und heisse/ was derselbe wis-
sen und gläuben/ und wie er sich beydes gegen Gott und Menschen verhalten müsse. Sieg-
ward bezeugete auch mit wenigem/ dz eben dieses sein herzlicher Wunsch und steiffer Vor-
saz währe/ und baht umb klare und einfältige Unterrichtung. Worauff die Groß Fürstin
also fortfuhr: Nun wolan/ geliebte Herren Brüder/ so verleihe uns der grundgütige Gott
seine Gnade/ und erleuchte eure Herzen/ daß ihr mein folgendes Vorbringen nicht allein
verstehen und fassen/ sondern mit uns euer ganzes Leben darnach richten/ und mit allen
Außerwählten Gottes nach dieser Sterbligkeit/ Kinder und Erben der ewigen Seligkeit
werden möget; worzu Fr. Sophia mit trähnenden Augen aus wahrer Andacht ein herz-

liches

Sechſtes Buch.
ner Straff Ruhte halten/ damit er ihn zaͤhme/ und von Suͤnden ableite/ in welche wir ge-
meiniglich durch zeitliches Gluͤk geſtuͤrzet werden. Uberdas iſt unſerm Chriſtentuhm die
uͤppigkeit dermaſſen zuwider/ daß ob gleich jemand die Erkaͤntniß unſers Gottes erlanget
hat/ und aber nicht daneben die Laſter und Untugend meidet/ ſihet Gott ſolche Erkaͤntniß
gar nicht an/ ſondern ſtraffet ihn nach dieſem Leben viel haͤrter/ als die unwiſſenden Hey-
den/ weil ihnen der Wille Gottes bekand iſt/ und ſie nur aus Vorſaz dagegen handeln.
Sehet ihr meine geliebete Herren Oheimbe und Bruͤder/ dieſes habe Euren Lieb den ich
anfangs vorhalten wollen/ worauff ſie ſich zubedenken haben/ ob unter dieſen Bedingun-
gen ihnen geliebe/ zu der allein ſeligmachenden Warheit unſers Chriſtlichen Glaubens zu
treten/ oder ihnen beſſer gefalle/ in ihrem vorigen Heydentuhm zuverbleiben/ auff welchen
fall ich mich weiter heraus laſſen werde; dann ob man zwar billich die Unwiſſenden zur
Erkaͤntniß der Warheit anmahnet/ ſo muß doch niemand zu dem Glauben gezwungen
werden/ ſondern man muß dem Allerhoͤchſten ein ungezwungenes freywilliges Herz auf-
opffern/ weil es unmoͤglich iſt/ daß bey dem Zwange ſolte koͤnnen ein Beyfal und Glaube
ſeyn. Baldrich gab hierauff zur Antwort: Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin/ gnaͤdige Fr.
Schweſter/ Euer Liebe andaͤchtige und gottfuͤrchtige Reden haben mein Herz dergeſtalt
durchdrungen und zur Begierde der Erkaͤntniß des wahren Gottes/ auch zur Nieſſung
der kuͤnfftigen ewigen Seligkeit hingeriſſen/ daß/ ungeachtet aller Widerwertigkeit/ Feind-
ſchafft/ Haſſes/ Verfolgung/ ja des zeitlichen Todes ſelbſt/ ich durch des wahren GOttes
Beyſtand bey mir entſchloſſen bin/ mein Haͤupt nicht ſanffte zulegen/ noch einiger Haͤndel
mich zuunterfangen/ biß ich darzu gelanget/ uñ den Namen eines Chriſten empfangen ha-
be; bitte demnach/ von wegen unſer nahen Blutfreundſchafft/ Eure Liebe wolle mir hier-
zu ungeſeumet behülflich ſeyn/ geſtaltſam auch mein geliebter Bruder Siegward eben den
gottſeligen Vorſaz hat; Dann nachdem wir unſere verführiſche Kroden- und Irmen-
Pſaffen auff dieſer oͤffentlichen luͤgenhafften Verleumdung ertappen/ ob ſolte der ganze
Chriſtliche Glaube auff lauter Schande/ Unzucht/ und viehiſche Vermiſchung hinleitẽ/
wie ſie ſolches ungeſcheuhet voꝛgeben dürffen/ und wir dagegen ein widriges handgreiflich
befinden/ koͤnnen wir nicht anders ſchlieſſen/ die Buben ertichten ſolche Abſcheuhligkeiten/
nur das Volk dadurch abzuſchrecken/ damit ihnen ihr Nuz und Vortel nicht entzogen
werde; Daß ich nicht einfuͤhre/ was geſtalt wir Gott Lob dieſe Nacht in Erfahrung ge-
bracht/ daß unſere falſche Teufliſche Goͤtter gegen der Chriſten Gott nichts vermoͤgen/
ſondern deſſen Almacht und Straffe unterworffen ſind. Alſo iſt nun unſer Herz geſchikt
und begierig/ von Euer Liebe zuvernehmen/ was ein Chriſt ſey und heiſſe/ was derſelbe wiſ-
ſen und glaͤuben/ und wie er ſich beydes gegen Gott und Menſchen verhalten muͤſſe. Sieg-
ward bezeugete auch mit wenigem/ dz eben dieſes ſein herzlicher Wunſch und ſteiffer Vor-
ſaz waͤhre/ und baht umb klare und einfaͤltige Unterrichtung. Worauff die Groß Fuͤrſtin
alſo fortfuhr: Nun wolan/ geliebte Herren Bruͤder/ ſo verleihe uns der grundguͤtige Gott
ſeine Gnade/ und erleuchte eure Herzen/ daß ihr mein folgendes Vorbringen nicht allein
verſtehen und faſſen/ ſondern mit uns euer ganzes Leben darnach richten/ und mit allen
Außerwaͤhlten Gottes nach dieſer Sterbligkeit/ Kinder und Erben der ewigen Seligkeit
werden moͤget; worzu Fr. Sophia mit traͤhnenden Augen aus wahrer Andacht ein herz-

liches
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[338/0344] Sechſtes Buch. ner Straff Ruhte halten/ damit er ihn zaͤhme/ und von Suͤnden ableite/ in welche wir ge- meiniglich durch zeitliches Gluͤk geſtuͤrzet werden. Uberdas iſt unſerm Chriſtentuhm die uͤppigkeit dermaſſen zuwider/ daß ob gleich jemand die Erkaͤntniß unſers Gottes erlanget hat/ und aber nicht daneben die Laſter und Untugend meidet/ ſihet Gott ſolche Erkaͤntniß gar nicht an/ ſondern ſtraffet ihn nach dieſem Leben viel haͤrter/ als die unwiſſenden Hey- den/ weil ihnen der Wille Gottes bekand iſt/ und ſie nur aus Vorſaz dagegen handeln. Sehet ihr meine geliebete Herren Oheimbe und Bruͤder/ dieſes habe Euren Lieb den ich anfangs vorhalten wollen/ worauff ſie ſich zubedenken haben/ ob unter dieſen Bedingun- gen ihnen geliebe/ zu der allein ſeligmachenden Warheit unſers Chriſtlichen Glaubens zu treten/ oder ihnen beſſer gefalle/ in ihrem vorigen Heydentuhm zuverbleiben/ auff welchen fall ich mich weiter heraus laſſen werde; dann ob man zwar billich die Unwiſſenden zur Erkaͤntniß der Warheit anmahnet/ ſo muß doch niemand zu dem Glauben gezwungen werden/ ſondern man muß dem Allerhoͤchſten ein ungezwungenes freywilliges Herz auf- opffern/ weil es unmoͤglich iſt/ daß bey dem Zwange ſolte koͤnnen ein Beyfal und Glaube ſeyn. Baldrich gab hierauff zur Antwort: Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin/ gnaͤdige Fr. Schweſter/ Euer Liebe andaͤchtige und gottfuͤrchtige Reden haben mein Herz dergeſtalt durchdrungen und zur Begierde der Erkaͤntniß des wahren Gottes/ auch zur Nieſſung der kuͤnfftigen ewigen Seligkeit hingeriſſen/ daß/ ungeachtet aller Widerwertigkeit/ Feind- ſchafft/ Haſſes/ Verfolgung/ ja des zeitlichen Todes ſelbſt/ ich durch des wahren GOttes Beyſtand bey mir entſchloſſen bin/ mein Haͤupt nicht ſanffte zulegen/ noch einiger Haͤndel mich zuunterfangen/ biß ich darzu gelanget/ uñ den Namen eines Chriſten empfangen ha- be; bitte demnach/ von wegen unſer nahen Blutfreundſchafft/ Eure Liebe wolle mir hier- zu ungeſeumet behülflich ſeyn/ geſtaltſam auch mein geliebter Bruder Siegward eben den gottſeligen Vorſaz hat; Dann nachdem wir unſere verführiſche Kroden- und Irmen- Pſaffen auff dieſer oͤffentlichen luͤgenhafften Verleumdung ertappen/ ob ſolte der ganze Chriſtliche Glaube auff lauter Schande/ Unzucht/ und viehiſche Vermiſchung hinleitẽ/ wie ſie ſolches ungeſcheuhet voꝛgeben dürffen/ und wir dagegen ein widriges handgreiflich befinden/ koͤnnen wir nicht anders ſchlieſſen/ die Buben ertichten ſolche Abſcheuhligkeiten/ nur das Volk dadurch abzuſchrecken/ damit ihnen ihr Nuz und Vortel nicht entzogen werde; Daß ich nicht einfuͤhre/ was geſtalt wir Gott Lob dieſe Nacht in Erfahrung ge- bracht/ daß unſere falſche Teufliſche Goͤtter gegen der Chriſten Gott nichts vermoͤgen/ ſondern deſſen Almacht und Straffe unterworffen ſind. Alſo iſt nun unſer Herz geſchikt und begierig/ von Euer Liebe zuvernehmen/ was ein Chriſt ſey und heiſſe/ was derſelbe wiſ- ſen und glaͤuben/ und wie er ſich beydes gegen Gott und Menſchen verhalten muͤſſe. Sieg- ward bezeugete auch mit wenigem/ dz eben dieſes ſein herzlicher Wunſch und ſteiffer Vor- ſaz waͤhre/ und baht umb klare und einfaͤltige Unterrichtung. Worauff die Groß Fuͤrſtin alſo fortfuhr: Nun wolan/ geliebte Herren Bruͤder/ ſo verleihe uns der grundguͤtige Gott ſeine Gnade/ und erleuchte eure Herzen/ daß ihr mein folgendes Vorbringen nicht allein verſtehen und faſſen/ ſondern mit uns euer ganzes Leben darnach richten/ und mit allen Außerwaͤhlten Gottes nach dieſer Sterbligkeit/ Kinder und Erben der ewigen Seligkeit werden moͤget; worzu Fr. Sophia mit traͤhnenden Augen aus wahrer Andacht ein herz- liches

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/344>, abgerufen am 25.11.2024.