Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Sechstes Buch. der Höhle getahnen versprechens/ daß nach anlangung zu Padua/ sie ihr seine Sache be-stes vermögens wolte lassen angelegen seyn; dessen möchte sie sich gnädig erinnern/ nnd die Befoderung tuhn/ daß die langwierige Brunst ihm das Blut nicht gar austroknete; zwar er befünde das allerliebste Fräulein ihm nicht allerdinge abhold/ nur daß sie alles auf ihrer Eltern und Anverwanten Bewilligung aussetzete/ welches den Zweifel in seiner Seele immerzu vermehrete; Weil ihm dann nicht unwissend währe/ daß Ihre Liebe ihm sein suchen bey hochgedachten Eltern hernähst wol würde erhalten können/ welches er aus der ihm gemacheten Hoffnung schliessen müste/ bähte er instendig/ ihm zufoderst der Fräulein volständige Einwilligung zuerwerben/ damit er aller furchtsamen Angst entnom- men/ seinen Geistern ruhe und sicherheit erteilen könte. Sie antwortete ihm; daß sie nicht allein ihrer Zusage/ sondern auch ihrer schuldigkeit sich wol erinnerte/ daher sie schon heut früh mit ihrem Herr Vater alles verabscheidet hätte/ dessen gutwilligkeit sie in der Taht verspüret/ in dem derselbe alsbald einen reitenden Bohten nach Rom an der Fräulein El- tern/ ihren Willen einzuhohlen/ abgefärtiget/ der mit abgewechselten Pferden Tag und Nacht eilen würde; weil aber das meiste bey dem Fräulein selbst stünde/ wolte sie hinte ihr Schlas- geselle seyn/ und versuchen/ wie weit sie es gegen Morgen früh fortsetzen könte/ und er sich eine kurze Zeit gerne gedulden würde. Aber saget mir/ bitte ich/ (taht sie hinzu)/ wessen mag der liebe Fürst Baldrich gesinnet seyn? ich hoffe ja nicht/ daß er willen trage/ uns so bald zuverlassen/ und genehmere örter zu suchen/ welches ich aus seiner angenommenen schwer- muht argwohnen muß. Siegward verstund diesen Possen nicht/ welcher nur angeleget wahr/ Baldrichs Liebe gegen Fräulein Lukrezien außzuforschen/ antwortete deßwegen in aller einfalt: Er währe versichert/ daß sein lieber Freund die allergröste Vergnügung an diesem Orte hätte/ und nichts so sehr befürchtete/ als daß er denselben gar zu zeitig würde verlassen müssen/ sintemahl er in Frl. Lukrezien sich dergestalt verliebet befünde/ daß er sein selbst darüber vergässe/ und doch wegen ihrer ernsthaftigkeit/ deren sie sich gegen ihn gebrau- chete/ und daß er ihr keine Dienste geleistet/ sein heftiges anliegen nicht loßdrücken dürfte; gäbe vor/ er merkete in ihren Augelein einen scharffen Nebenblik/ den sie auff ihn schösse/ wann von seiner verliebung er zu reden anfinge/ und weil er denselben nicht ertragen könte/ würde er aus furcht/ sie zubeleidigen/ in seinen begierden lieber vergehen/ als einer so gros- sen Wagniß sich unternehmen; und ist dieses/ sagte er/ nicht der geringsten Ursachen eine/ daß ich mein Vorhaben so eilends fort treibe/ damit ich meinem Liebsten Freunde desto bes- ser zu hülffe treten möge. Ist dieses die Ursach seiner Traurigkeit/ antwortete sie/ so wird euer Liebe gebühren/ ihn zu trösten/ und ihn auff meine träue zuversichern/ daß den Stoß/ welchen er dem Räuber Fannius gab/ ich zuvergelten/ und dieser Fräulein gewogenheit ihm zuerwerben/ mich äusserst bemühen wil; nur reize eure Liebe ihn an/ daß er sich etwas freier gegen sie gebrauche/ und nicht unterlasse/ auff gute gelegenheit ihr seine Liebe zu offen- bahren/ auch ungeachtet aller wiedrigen Antwort/ nicht ablasse/ dann ihre Art und eigen- schaften sind mit Frl. Sibyllen nicht einer ley/ sondern gehen viel frischer/ bewäglicher und spizfindiger; und ob sie gleich sich weit werffen wolte/ wird der liebe Fürst doch allemahl et- liche eingemischete Reden hören/ die ihr ertichtetes wegern und wiedersprechen selbst gnug wiederlegen werden. Siegward ward ihres erbietens sehr froh/ verließ sich zwar auff ihr verspre-
Sechſtes Buch. der Hoͤhle getahnen verſprechens/ daß nach anlangung zu Padua/ ſie ihr ſeine Sache be-ſtes vermoͤgens wolte laſſen angelegen ſeyn; deſſen moͤchte ſie ſich gnaͤdig erinnern/ nnd die Befoderung tuhn/ daß die langwierige Brunſt ihm das Blut nicht gar austroknete; zwar er befuͤnde das allerliebſte Fraͤulein ihm nicht allerdinge abhold/ nur daß ſie alles auf ihrer Eltern und Anverwanten Bewilligung ausſetzete/ welches den Zweifel in ſeiner Seele immerzu vermehrete; Weil ihm dann nicht unwiſſend waͤhre/ daß Ihre Liebe ihm ſein ſuchen bey hochgedachten Eltern hernaͤhſt wol wuͤrde erhalten koͤnnen/ welches er aus der ihm gemacheten Hoffnung ſchlieſſen muͤſte/ baͤhte er inſtendig/ ihm zufoderſt der Fraͤulein volſtaͤndige Einwilligung zuerwerbẽ/ damit er aller furchtſamen Angſt entnom- men/ ſeinen Geiſtern ruhe und ſicherheit erteilen koͤnte. Sie antwortete ihm; daß ſie nicht allein ihrer Zuſage/ ſondern auch ihrer ſchuldigkeit ſich wol erinnerte/ daher ſie ſchon heut fruͤh mit ihrem Herr Vater alles verabſcheidet haͤtte/ deſſen gutwilligkeit ſie in der Taht verſpuͤret/ in dem derſelbe alsbald einen reitenden Bohten nach Rom an der Fraͤulein El- tern/ ihren Willen einzuhohlen/ abgefaͤrtiget/ der mit abgewechſelten Pferdẽ Tag uñ Nacht eilen wuͤrde; weil aber das meiſte bey dem Fꝛaͤulein ſelbſt ſtuͤnde/ wolte ſie hinte ihr Schlaſ- geſelle ſeyn/ und verſuchen/ wie weit ſie es gegen Morgen fruͤh fortſetzen koͤnte/ und er ſich eine kurze Zeit gerne gedulden wuͤrde. Aber ſaget mir/ bitte ich/ (taht ſie hinzu)/ weſſen mag der liebe Fürſt Baldrich geſinnet ſeyn? ich hoffe ja nicht/ daß er willen trage/ uns ſo bald zuverlaſſen/ und genehmere oͤrter zu ſuchen/ welches ich aus ſeiner angenommenen ſchwer- muht argwohnen muß. Siegward verſtund dieſen Poſſen nicht/ welcher nur angeleget wahr/ Baldrichs Liebe gegen Fraͤulein Lukrezien außzuforſchen/ antwortete deßwegen in aller einfalt: Er waͤhre verſichert/ daß ſein lieber Freund die allergroͤſte Vergnuͤgung an dieſem Orte haͤtte/ und nichts ſo ſehr befuͤrchtete/ als daß er denſelben gar zu zeitig wuͤrde verlaſſen müſſen/ ſintemahl er in Frl. Lukrezien ſich dergeſtalt verliebet befuͤnde/ daß er ſein ſelbſt daruͤber vergaͤſſe/ uñ doch wegen ihrer ernſthaftigkeit/ deren ſie ſich gegen ihn gebrau- chete/ und daß er ihr keine Dienſte geleiſtet/ ſein heftiges anliegen nicht loßdruͤcken duͤrfte; gaͤbe vor/ er merkete in ihren Augelein einen ſcharffen Nebenblik/ den ſie auff ihn ſchoͤſſe/ wann von ſeiner verliebung er zu reden anfinge/ und weil er denſelben nicht ertragen koͤnte/ wuͤrde er aus furcht/ ſie zubeleidigen/ in ſeinen begierden lieber vergehen/ als einer ſo groſ- ſen Wagniß ſich unternehmen; und iſt dieſes/ ſagte er/ nicht der geringſten Urſachen eine/ daß ich mein Vorhaben ſo eilends fort treibe/ damit ich meinem Liebſten Freunde deſto beſ- ſer zu huͤlffe treten moͤge. Iſt dieſes die Urſach ſeiner Traurigkeit/ antwortete ſie/ ſo wird euer Liebe gebuͤhren/ ihn zu troͤſten/ und ihn auff meine traͤue zuverſichern/ daß den Stoß/ welchen er dem Raͤuber Fannius gab/ ich zuvergelten/ und dieſer Fraͤulein gewogenheit ihm zuerwerben/ mich aͤuſſerſt bemuͤhen wil; nur reize eure Liebe ihn an/ daß er ſich etwas freier gegen ſie gebrauche/ und nicht unterlaſſe/ auff gute gelegenheit ihr ſeine Liebe zu offen- bahren/ auch ungeachtet aller wiedrigen Antwort/ nicht ablaſſe/ dann ihre Art und eigen- ſchaften ſind mit Frl. Sibyllen nicht einer ley/ ſondern gehen viel friſcher/ bewaͤglicher und ſpizfindiger; und ob ſie gleich ſich weit werffen wolte/ wird der liebe Fuͤrſt doch allemahl et- liche eingemiſchete Reden hoͤren/ die ihr ertichtetes wegern und wiederſprechen ſelbſt gnug wiederlegen werden. Siegward ward ihres erbietens ſehr froh/ verließ ſich zwar auff ihr verſpre-
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Sechſtes Buch.
der Hoͤhle getahnen verſprechens/ daß nach anlangung zu Padua/ ſie ihr ſeine Sache be-
ſtes vermoͤgens wolte laſſen angelegen ſeyn; deſſen moͤchte ſie ſich gnaͤdig erinnern/ nnd
die Befoderung tuhn/ daß die langwierige Brunſt ihm das Blut nicht gar austroknete;
zwar er befuͤnde das allerliebſte Fraͤulein ihm nicht allerdinge abhold/ nur daß ſie alles auf
ihrer Eltern und Anverwanten Bewilligung ausſetzete/ welches den Zweifel in ſeiner
Seele immerzu vermehrete; Weil ihm dann nicht unwiſſend waͤhre/ daß Ihre Liebe ihm
ſein ſuchen bey hochgedachten Eltern hernaͤhſt wol wuͤrde erhalten koͤnnen/ welches er
aus der ihm gemacheten Hoffnung ſchlieſſen muͤſte/ baͤhte er inſtendig/ ihm zufoderſt der
Fraͤulein volſtaͤndige Einwilligung zuerwerbẽ/ damit er aller furchtſamen Angſt entnom-
men/ ſeinen Geiſtern ruhe und ſicherheit erteilen koͤnte. Sie antwortete ihm; daß ſie nicht
allein ihrer Zuſage/ ſondern auch ihrer ſchuldigkeit ſich wol erinnerte/ daher ſie ſchon heut
fruͤh mit ihrem Herr Vater alles verabſcheidet haͤtte/ deſſen gutwilligkeit ſie in der Taht
verſpuͤret/ in dem derſelbe alsbald einen reitenden Bohten nach Rom an der Fraͤulein El-
tern/ ihren Willen einzuhohlen/ abgefaͤrtiget/ der mit abgewechſelten Pferdẽ Tag uñ Nacht
eilen wuͤrde; weil aber das meiſte bey dem Fꝛaͤulein ſelbſt ſtuͤnde/ wolte ſie hinte ihr Schlaſ-
geſelle ſeyn/ und verſuchen/ wie weit ſie es gegen Morgen fruͤh fortſetzen koͤnte/ und er ſich
eine kurze Zeit gerne gedulden wuͤrde. Aber ſaget mir/ bitte ich/ (taht ſie hinzu)/ weſſen mag
der liebe Fürſt Baldrich geſinnet ſeyn? ich hoffe ja nicht/ daß er willen trage/ uns ſo bald
zuverlaſſen/ und genehmere oͤrter zu ſuchen/ welches ich aus ſeiner angenommenen ſchwer-
muht argwohnen muß. Siegward verſtund dieſen Poſſen nicht/ welcher nur angeleget
wahr/ Baldrichs Liebe gegen Fraͤulein Lukrezien außzuforſchen/ antwortete deßwegen in
aller einfalt: Er waͤhre verſichert/ daß ſein lieber Freund die allergroͤſte Vergnuͤgung an
dieſem Orte haͤtte/ und nichts ſo ſehr befuͤrchtete/ als daß er denſelben gar zu zeitig wuͤrde
verlaſſen müſſen/ ſintemahl er in Frl. Lukrezien ſich dergeſtalt verliebet befuͤnde/ daß er ſein
ſelbſt daruͤber vergaͤſſe/ uñ doch wegen ihrer ernſthaftigkeit/ deren ſie ſich gegen ihn gebrau-
chete/ und daß er ihr keine Dienſte geleiſtet/ ſein heftiges anliegen nicht loßdruͤcken duͤrfte;
gaͤbe vor/ er merkete in ihren Augelein einen ſcharffen Nebenblik/ den ſie auff ihn ſchoͤſſe/
wann von ſeiner verliebung er zu reden anfinge/ und weil er denſelben nicht ertragen koͤnte/
wuͤrde er aus furcht/ ſie zubeleidigen/ in ſeinen begierden lieber vergehen/ als einer ſo groſ-
ſen Wagniß ſich unternehmen; und iſt dieſes/ ſagte er/ nicht der geringſten Urſachen eine/
daß ich mein Vorhaben ſo eilends fort treibe/ damit ich meinem Liebſten Freunde deſto beſ-
ſer zu huͤlffe treten moͤge. Iſt dieſes die Urſach ſeiner Traurigkeit/ antwortete ſie/ ſo wird
euer Liebe gebuͤhren/ ihn zu troͤſten/ und ihn auff meine traͤue zuverſichern/ daß den Stoß/
welchen er dem Raͤuber Fannius gab/ ich zuvergelten/ und dieſer Fraͤulein gewogenheit
ihm zuerwerben/ mich aͤuſſerſt bemuͤhen wil; nur reize eure Liebe ihn an/ daß er ſich etwas
freier gegen ſie gebrauche/ und nicht unterlaſſe/ auff gute gelegenheit ihr ſeine Liebe zu offen-
bahren/ auch ungeachtet aller wiedrigen Antwort/ nicht ablaſſe/ dann ihre Art und eigen-
ſchaften ſind mit Frl. Sibyllen nicht einer ley/ ſondern gehen viel friſcher/ bewaͤglicher und
ſpizfindiger; und ob ſie gleich ſich weit werffen wolte/ wird der liebe Fuͤrſt doch allemahl et-
liche eingemiſchete Reden hoͤren/ die ihr ertichtetes wegern und wiederſprechen ſelbſt gnug
wiederlegen werden. Siegward ward ihres erbietens ſehr froh/ verließ ſich zwar auff ihr
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/324>, abgerufen am 18.07.2024. |