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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
aber dem grundgütigen Gott/ daß er mich durch diese Gefängniß zur Erkäntniß gebracht/
und mir ein bußfertiges Herz verliehen/ welches (meinem Heylande sey Dank gesaget)
schon den Trost empfindet/ dz er meine Bußträhnen ansehen/ und mit dem gläubigen Sche-
cher am Kreuz mich wieder zu Gnaden annehmen wolle. So seyd nun gebehten/ Gn. Frau/
und vergebet mir auch meine Sünde/ die ich wider euch begangen/ und einen schmählichen
Tod wol verdienet habe/ wil auch die mir gesprochene Urtel nicht allein gerne und willig ü-
ber mich nehmen/ sondern bedanke mich auch vor die hohe Gnade und der Straffe Linde-
rung unter diesem Wunsche/ daß der Allerhöchste Gott Eure Gn. und alle die ihrigen hin-
füro vor solche und dergleichen gefahr gnädiglich bewahren wolle/ in welche sie durch mei-
ne Unträue gerahten ist; auch wolle Ihre Gn. neben andern anwesenden Christen mich
bey unserm Heylande helffen verbitten/ daß er meiner armen Seele wolle gnädig seyn. La-
disla/ der bey seinem Gemahl in der Gutsche saß/ sagte zu ihm: Du tuhst sehr wol/ daß du
über alle deine Sünde Reu und Leid trägest/ und ob du zwar den Tod freylich verschuldet
hast/ wil ich doch sehen/ [verlorenes Material - 2 Zeichen fehlen]ob bey meinem Gemahl ich dir noch eine bessere Gnade erlangen
könne; möchte aber auff solchen fall wol wissen/ wessen ich mich zu dir nach diesem zuverse-
hen hätte. Solcher Barmherzigkeit/ Gnädigster Herr/ bin ich allerdinge unfähig/ antwor-
tete er/ habe mir deren auch nit die geringste Hofnung gemacht/ und wann meine Gn. Frau
nicht aus ungezwungenem Willen mir das Leben schenken kan/ wil ich lieber sterben als in
ihrer Ungnade leben. Herkules und Valiska hatten sich nahe herzu führen lassen/ daß sie
alles Gespräch eigentlich hören kunten; Und weil die Groß Fürstin sehr mitleidiger art
wahr/ ging ihr dieses armen Sünders Busse sehr zu herzen/ daher sie Fr. Sophien zurief:
Meine Fr. Schwester sey gebehten/ und schenke mir diesen verurteileten armen Sünder.
Er ist ohndas Euer Liebe eigen/ antwortete sie; Drumb gehe hin Genutius/ sagte sie zu dem
verurteileten/ ich habe dir alle dein Verbrechen von herzen vergeben/ und die zeitliche straf-
fe von dir abgekehret; Sihe aber zu/ daß deine Busse keine Heucheley sey/ und vernim/ was
diese Durchl. Groß Fürstin dir befehlen wird. Dieser nach geleisteter trähnender Danksa-
gung und angelobeter Besserung/ ging hin/ setzete sich vor Fr. Valisken auff die Knie/ und
sagete: Daß Gottes Barmherzigkeit sich zu mir gewendet habe/ und meine Busse mit Gna-
den Augen angesehen/ erkenne unter andern ich daher/ dz ihr/ Durchleuchtigste Frau/ mich/
einen so schändlichen Ubeltähter loßzubitten bemühet seyd; Ich weiß mich unwirdig sol-
cher Gnade/ und stelle mich in untertähnigstem Gehorsam dar/ nach Euer Gn. Ausspruch
zuleben oder zusterben/ wann ich nur einen gnädigen Gott im Himmel behalten mag. Va-
liska ließ ihm die Ketten und Bande abnehmen/ und befahl/ daß er biß auf weitern bescheid/
hinter ihrer Gutsche hergehen solte. Als die übrigen sechs Räuber dieses sahen/ meyneten
sie/ die Gnadenordnung würde nunmehr an ihnen seyn/ bezeigeten sich aber über alle masse
ungeduldig/ da sie des Richters Befehl an den Büttel höreten/ daß er die Urtel an ihnen
volstrecken solte; Weil sie dann alle Hoffnung hiemit verlohren/ fingen sie an/ die beyden
Fürsten hefftig auszuschelten/ daß sie von ihnen zu diesem schmerzhafften Tode behalten
wahren. Die Geisselung ward an allen sechsen zugleich vorgenommen/ und hernach die
Räderung an den zween verrichtet/ da ihnen alle Glieder von unten auff zustossen wurden/
biß ihnen endlich das Genicke getroffen ward. Die Kreuzigung wahr erbärmlich anzuse-

hen/
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Sechſtes Buch.
aber dem grundguͤtigen Gott/ daß er mich durch dieſe Gefaͤngniß zur Erkaͤntniß gebracht/
und mir ein bußfertiges Herz verliehen/ welches (meinem Heylande ſey Dank geſaget)
ſchon den Troſt empfindet/ dz er meine Bußtraͤhnen anſehen/ und mit dem glaͤubigen Sche-
cher am Kreuz mich wieder zu Gnaden annehmẽ wolle. So ſeyd nun gebehten/ Gn. Frau/
und vergebet mir auch meine Suͤnde/ die ich wider euch begangen/ und einen ſchmaͤhlichen
Tod wol verdienet habe/ wil auch die mir geſprochene Urtel nicht allein gerne und willig uͤ-
ber mich nehmen/ ſondern bedanke mich auch vor die hohe Gnade und der Straffe Linde-
rung unter dieſem Wunſche/ daß der Allerhoͤchſte Gott Eure Gn. und alle die ihrigen hin-
fuͤro vor ſolche und dergleichen gefahr gnaͤdiglich bewahren wolle/ in welche ſie durch mei-
ne Untraͤue gerahten iſt; auch wolle Ihre Gn. neben andern anweſenden Chriſten mich
bey unſerm Heylande helffen verbitten/ daß er meiner armen Seele wolle gnaͤdig ſeyn. La-
diſla/ der bey ſeinem Gemahl in der Gutſche ſaß/ ſagte zu ihm: Du tuhſt ſehr wol/ daß du
uͤber alle deine Suͤnde Reu und Leid traͤgeſt/ und ob du zwar den Tod freylich verſchuldet
haſt/ wil ich doch ſehen/ [verlorenes Material – 2 Zeichen fehlen]ob bey meinem Gemahl ich dir noch eine beſſere Gnade erlangen
koͤnne; moͤchte aber auff ſolchen fall wol wiſſen/ weſſen ich mich zu dir nach dieſem zuverſe-
hen haͤtte. Solcher Barmherzigkeit/ Gnaͤdigſter Herr/ bin ich allerdinge unfaͤhig/ antwor-
tete er/ habe mir deren auch nit die geringſte Hofnung gemacht/ und wann meine Gn. Frau
nicht aus ungezwungenem Willen mir das Leben ſchenken kan/ wil ich lieber ſterben als in
ihrer Ungnade leben. Herkules und Valiſka hatten ſich nahe herzu fuͤhren laſſen/ daß ſie
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wahr/ ging ihr dieſes armen Suͤnders Buſſe ſehr zu herzen/ daher ſie Fr. Sophien zurief:
Meine Fr. Schweſter ſey gebehten/ und ſchenke mir dieſen verurteileten armen Suͤnder.
Er iſt ohndas Euer Liebe eigen/ antwortete ſie; Drumb gehe hin Genutius/ ſagte ſie zu dem
verurteileten/ ich habe dir alle dein Verbrechen von herzen vergeben/ und die zeitliche ſtraf-
fe von dir abgekehret; Sihe aber zu/ daß deine Buſſe keine Heucheley ſey/ und vernim/ was
dieſe Durchl. Groß Fuͤrſtin dir befehlen wird. Dieſer nach geleiſteter traͤhnender Dankſa-
gung und angelobeter Beſſerung/ ging hin/ ſetzete ſich vor Fr. Valiſken auff die Knie/ und
ſagete: Daß Gottes Barmherzigkeit ſich zu mir gewendet habe/ uñ meine Buſſe mit Gna-
den Augen angeſehen/ erkenne unter andern ich daher/ dz ihr/ Durchleuchtigſte Frau/ mich/
einen ſo ſchaͤndlichen Ubeltaͤhter loßzubitten bemuͤhet ſeyd; Ich weiß mich unwirdig ſol-
cher Gnade/ und ſtelle mich in untertaͤhnigſtem Gehorſam dar/ nach Euer Gn. Ausſpruch
zuleben oder zuſterben/ wann ich nur einen gnaͤdigen Gott im Himmel behalten mag. Va-
liſka ließ ihm die Ketten und Bande abnehmen/ und befahl/ daß er biß auf weitern beſcheid/
hinter ihrer Gutſche hergehen ſolte. Als die uͤbrigen ſechs Raͤuber dieſes ſahen/ meyneten
ſie/ die Gnadenordnung wuͤrde nunmehr an ihnen ſeyn/ bezeigeten ſich aber uͤber alle maſſe
ungeduldig/ da ſie des Richters Befehl an den Buͤttel hoͤreten/ daß er die Urtel an ihnen
volſtrecken ſolte; Weil ſie dann alle Hoffnung hiemit verlohren/ fingen ſie an/ die beyden
Fuͤrſten hefftig auszuſchelten/ daß ſie von ihnen zu dieſem ſchmerzhafften Tode behalten
wahren. Die Geiſſelung ward an allen ſechſen zugleich vorgenommen/ und hernach die
Raͤderung an den zween verrichtet/ da ihnen alle Glieder von unten auff zuſtoſſen wurden/
biß ihnen endlich das Genicke getroffen ward. Die Kreuzigung wahr erbaͤrmlich anzuſe-

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[299/0305] Sechſtes Buch. aber dem grundguͤtigen Gott/ daß er mich durch dieſe Gefaͤngniß zur Erkaͤntniß gebracht/ und mir ein bußfertiges Herz verliehen/ welches (meinem Heylande ſey Dank geſaget) ſchon den Troſt empfindet/ dz er meine Bußtraͤhnen anſehen/ und mit dem glaͤubigen Sche- cher am Kreuz mich wieder zu Gnaden annehmẽ wolle. So ſeyd nun gebehten/ Gn. Frau/ und vergebet mir auch meine Suͤnde/ die ich wider euch begangen/ und einen ſchmaͤhlichen Tod wol verdienet habe/ wil auch die mir geſprochene Urtel nicht allein gerne und willig uͤ- ber mich nehmen/ ſondern bedanke mich auch vor die hohe Gnade und der Straffe Linde- rung unter dieſem Wunſche/ daß der Allerhoͤchſte Gott Eure Gn. und alle die ihrigen hin- fuͤro vor ſolche und dergleichen gefahr gnaͤdiglich bewahren wolle/ in welche ſie durch mei- ne Untraͤue gerahten iſt; auch wolle Ihre Gn. neben andern anweſenden Chriſten mich bey unſerm Heylande helffen verbitten/ daß er meiner armen Seele wolle gnaͤdig ſeyn. La- diſla/ der bey ſeinem Gemahl in der Gutſche ſaß/ ſagte zu ihm: Du tuhſt ſehr wol/ daß du uͤber alle deine Suͤnde Reu und Leid traͤgeſt/ und ob du zwar den Tod freylich verſchuldet haſt/ wil ich doch ſehen/ __ob bey meinem Gemahl ich dir noch eine beſſere Gnade erlangen koͤnne; moͤchte aber auff ſolchen fall wol wiſſen/ weſſen ich mich zu dir nach dieſem zuverſe- hen haͤtte. Solcher Barmherzigkeit/ Gnaͤdigſter Herr/ bin ich allerdinge unfaͤhig/ antwor- tete er/ habe mir deren auch nit die geringſte Hofnung gemacht/ und wann meine Gn. Frau nicht aus ungezwungenem Willen mir das Leben ſchenken kan/ wil ich lieber ſterben als in ihrer Ungnade leben. Herkules und Valiſka hatten ſich nahe herzu fuͤhren laſſen/ daß ſie alles Geſpraͤch eigentlich hoͤren kunten; Und weil die Groß Fürſtin ſehr mitleidiger art wahr/ ging ihr dieſes armen Suͤnders Buſſe ſehr zu herzen/ daher ſie Fr. Sophien zurief: Meine Fr. Schweſter ſey gebehten/ und ſchenke mir dieſen verurteileten armen Suͤnder. Er iſt ohndas Euer Liebe eigen/ antwortete ſie; Drumb gehe hin Genutius/ ſagte ſie zu dem verurteileten/ ich habe dir alle dein Verbrechen von herzen vergeben/ und die zeitliche ſtraf- fe von dir abgekehret; Sihe aber zu/ daß deine Buſſe keine Heucheley ſey/ und vernim/ was dieſe Durchl. Groß Fuͤrſtin dir befehlen wird. Dieſer nach geleiſteter traͤhnender Dankſa- gung und angelobeter Beſſerung/ ging hin/ ſetzete ſich vor Fr. Valiſken auff die Knie/ und ſagete: Daß Gottes Barmherzigkeit ſich zu mir gewendet habe/ uñ meine Buſſe mit Gna- den Augen angeſehen/ erkenne unter andern ich daher/ dz ihr/ Durchleuchtigſte Frau/ mich/ einen ſo ſchaͤndlichen Ubeltaͤhter loßzubitten bemuͤhet ſeyd; Ich weiß mich unwirdig ſol- cher Gnade/ und ſtelle mich in untertaͤhnigſtem Gehorſam dar/ nach Euer Gn. Ausſpruch zuleben oder zuſterben/ wann ich nur einen gnaͤdigen Gott im Himmel behalten mag. Va- liſka ließ ihm die Ketten und Bande abnehmen/ und befahl/ daß er biß auf weitern beſcheid/ hinter ihrer Gutſche hergehen ſolte. Als die uͤbrigen ſechs Raͤuber dieſes ſahen/ meyneten ſie/ die Gnadenordnung wuͤrde nunmehr an ihnen ſeyn/ bezeigeten ſich aber uͤber alle maſſe ungeduldig/ da ſie des Richters Befehl an den Buͤttel hoͤreten/ daß er die Urtel an ihnen volſtrecken ſolte; Weil ſie dann alle Hoffnung hiemit verlohren/ fingen ſie an/ die beyden Fuͤrſten hefftig auszuſchelten/ daß ſie von ihnen zu dieſem ſchmerzhafften Tode behalten wahren. Die Geiſſelung ward an allen ſechſen zugleich vorgenommen/ und hernach die Raͤderung an den zween verrichtet/ da ihnen alle Glieder von unten auff zuſtoſſen wurden/ biß ihnen endlich das Genicke getroffen ward. Die Kreuzigung wahr erbaͤrmlich anzuſe- hen/ p p ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/305>, abgerufen am 22.11.2024.