Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Sechstes Buch. nahmen Herkules und Ladisla zum Beutpfennige einhändigten/ und wie fast Sibylla sichwegerte/ muste sie doch dieselben annehmen/ weil die Groß Fürstin ihr solche selbst anlegete/ da sie zu ihr sagete: Gott gebe/ daß ich meine geliebte Frl. Schwester bald als eine wirdige Braut möge helffen außkleiden/ worauff an meinem Orte ich wil bedacht seyn. Lukrezie kunte das schmuzerlachen nicht einhalten/ und sagte: Durchl. Groß Fürstin/ meiner Frl. Schwester hat hinte schon von einem Bräutigam geträumet. Schweig du Plaudermaz/ antwortete Frl. Sibylla/ ich weiß nicht/ wer dich zu Jerusalem das Tichten (hätte schier was gröbers gesagt) so artig gelehret hat. Es ist kein Tichten/ sagte Fr. Sophla dann mich dünket/ das Eisen liege schon in der Schmide/ welches ihr das Frauenzeichen brennen sol. Ach wie gehets allemahl über die frömmesten und einfältigsten/ wann sich die Spötter rot- ten/ klagete das Fräulein; doch litte ichs alles gerne/ wann nur die Durchl. Groß Fürstin daher mich nicht in vergeblichen argwohn zihen möchte. Valiska getranete Sophien/ hö- rete es doch mit innerlichem unwillen/ dann sie hatte ihr schon einen Bräutigam im her- zen außersehen/ deßwegen sagte sie: Mir zweiffelt nicht/ meine geliebte Frl. Schwester wer- de mit keinem unwirdigen sich in verlöbnis einlassen/ wiewol hievon zu reden mir nicht gebühren wil; Frl. Lukrezien betreffend/ bin ich schon versichert/ daß sie mich umb solche sachen werde mit wissen lassen/ wann sie dergleichen vornehmen solte. Sibylla wolte sich viel entschuldigen/ aber die Gelegenheit ward ihr benommen/ massen Herkules und Ladis- la zu ihnen hinein traten/ da nach geschehener empfahung Frl. Lukrezie in ihrer Rede fort- fuhr/ und zu der Groß Fürstin sagete: Ich habe meiner geliebten Schwester/ Frl. Sibyllen gestern Abend und heut früh einen gefreiet/ und von ihr schon volkommene Zusage erhal- ten/ daß ihrer Eltern willen und unwillen ungeachtet/ sie diesem Bräutigam sich ergeben/ und seine Gedächtnis aus ihrem Herzen nimmermehr kommen lassen wolle/ nachdem ich sie dessen träue und ungefärbeter Liebe versichert habe. So wil ich der erste seyn/ sagte Her- kules/ der hierzu von herzen Glük wünschet. Ladisla folgete/ und die übrigen Anwesenden/ daher das gute Fräulein so bald zu keiner Antwort kommen kunte; endlich gegen Frl. Lu- krezien sich kehrend/ also anfing: Geliebte Schwester/ warumb erkühnestu dich/ diese Hoch- Fürstl. Geselschaft mit ungleichem bericht auffzuzihen/ dessen zu dir ich mich nimmermehr versehen hätte? bitte demnach eure Liebden ingesamt/ mir zuverzeihen/ daß deren vergebli- che Glükwünschung zubeantworten ich vor überflüssig schätze; hat aber meine Frl. Schwe- ster etwa ein Scherzwort geredet/ müste sie ja billich verschwiegen halten. Schweige lie- bes Kind/ sagte Frl. Lukrezie/ und verrahte dich selber nicht/ ich rede von dem himlischen Bräutigam unserm Heylande/ zu dem du Gott lob getreten/ und dadurch ein Gliedmaß der Kirchen Gottes worden bist; im übrigen weiß ich mich keiner andern Rede zuerin- nern/ es währe dann sache/ daß meinen Scherz mit Prokulus du in ernst verstehen woltest. Dieses ist ohn zweiffel die beste Heyraht/ sagte Herkules/ und wird dieser Seelen-Bräuti- gam[b] meiner Frl. Schwester ihren Leiblichen schon außersehen haben. Also gab sich das Fräulei[n] zu frieden/ und wahr ihr leid/ daß sie sich so weit schon bloß gegeben hatte/ welches dann zuv[er]bessern sie zu Lukrezien sagte: Ob ich gleich deine aufftreiberey mit dem elenden Prokulus vo[r e]ine kurzweil gehalten habe/ muste ich mich doch befahren/ andere/ denen solches unwisse[n]/ möchten es anders außdeuten; weil du aber selbst ihnen allen mißver- stand
Sechſtes Buch. nahmen Herkules und Ladiſla zum Beutpfennige einhaͤndigten/ und wie faſt Sibylla ſichwegerte/ muſte ſie doch dieſelben annehmen/ weil die Groß Fuͤrſtin ihr ſolche ſelbſt anlegete/ da ſie zu ihr ſagete: Gott gebe/ daß ich meine geliebte Frl. Schweſter bald als eine wirdige Braut moͤge helffen außkleiden/ worauff an meinem Orte ich wil bedacht ſeyn. Lukrezie kunte das ſchmuzerlachen nicht einhalten/ und ſagte: Durchl. Groß Fürſtin/ meiner Frl. Schweſter hat hinte ſchon von einem Braͤutigam getraͤumet. Schweig du Plaudermaz/ antwortete Frl. Sibylla/ ich weiß nicht/ wer dich zu Jeruſalem das Tichten (haͤtte ſchier was groͤbers geſagt) ſo artig gelehret hat. Es iſt kein Tichten/ ſagte Fr. Sophla dañ mich duͤnket/ das Eiſen liege ſchon in der Schmide/ welches ihr das Frauenzeichen brennen ſol. Ach wie gehets allemahl uͤber die froͤmmeſten und einfaͤltigſten/ wann ſich die Spoͤtter rot- ten/ klagete das Fraͤulein; doch litte ichs alles gerne/ wann nur die Durchl. Groß Fuͤrſtin daher mich nicht in vergeblichen argwohn zihen moͤchte. Valiſka getranete Sophien/ hoͤ- rete es doch mit innerlichem unwillen/ dann ſie hatte ihr ſchon einen Braͤutigam im her- zen außerſehen/ deßwegẽ ſagte ſie: Mir zweiffelt nicht/ meine geliebte Frl. Schweſter wer- de mit keinem unwirdigen ſich in verloͤbnis einlaſſen/ wiewol hievon zu reden mir nicht gebuͤhren wil; Frl. Lukrezien betreffend/ bin ich ſchon verſichert/ daß ſie mich umb ſolche ſachen werde mit wiſſen laſſen/ wann ſie dergleichen vornehmen ſolte. Sibylla wolte ſich viel entſchuldigen/ aber die Gelegenheit ward ihr benommen/ maſſen Herkules und Ladiſ- la zu ihnen hinein traten/ da nach geſchehener empfahung Frl. Lukrezie in ihrer Rede fort- fuhr/ und zu der Groß Fuͤrſtin ſagete: Ich habe meiner geliebten Schweſter/ Frl. Sibyllen geſtern Abend und heut früh einen gefreiet/ und von ihr ſchon volkommene Zuſage erhal- ten/ daß ihrer Eltern willen und unwillen ungeachtet/ ſie dieſem Braͤutigam ſich ergeben/ und ſeine Gedaͤchtnis aus ihrem Herzen nimmermehr kommen laſſen wolle/ nachdem ich ſie deſſen traͤue und ungefaͤrbeter Liebe verſichert habe. So wil ich der erſte ſeyn/ ſagte Her- kules/ der hierzu von herzen Gluͤk wuͤnſchet. Ladiſla folgete/ und die uͤbrigen Anweſenden/ daher das gute Fraͤulein ſo bald zu keiner Antwort kommen kunte; endlich gegen Frl. Lu- krezien ſich kehrend/ alſo anfing: Geliebte Schweſter/ warumb erkuͤhneſtu dich/ dieſe Hoch- Fuͤrſtl. Geſelſchaft mit ungleichem bericht auffzuzihen/ deſſen zu dir ich mich nim̃ermehr verſehen haͤtte? bitte demnach eure Liebden ingeſamt/ mir zuverzeihen/ daß deren vergebli- che Gluͤkwuͤnſchung zubeantworten ich vor überfluͤſſig ſchaͤtze; hat aber meine Frl. Schwe- ſter etwa ein Scherzwort geredet/ muͤſte ſie ja billich verſchwiegen halten. Schweige lie- bes Kind/ ſagte Frl. Lukrezie/ und verrahte dich ſelber nicht/ ich rede von dem himliſchen Braͤutigam unſerm Heylande/ zu dem du Gott lob getreten/ und dadurch ein Gliedmaß der Kirchen Gottes worden biſt; im uͤbrigen weiß ich mich keiner andern Rede zuerin- neꝛn/ es waͤhre dann ſache/ daß meinen Scherz mit Prokulus du in ernſt verſtehen wolteſt. Dieſes iſt ohn zweiffel die beſte Heyraht/ ſagte Herkules/ und wird dieſer Seelen-Braͤuti- gam[b] meiner Frl. Schweſter ihren Leiblichen ſchon außerſehen haben. Alſo gab ſich das Fraͤulei[n] zu frieden/ und wahr ihr leid/ daß ſie ſich ſo weit ſchon bloß gegeben hatte/ welches dann zuv[er]beſſern ſie zu Lukrezien ſagte: Ob ich gleich deine aufftreiberey mit dem elenden Prokulus vo[r e]ine kurzweil gehalten habe/ muſte ich mich doch befahren/ andere/ denen ſolches unwiſſe[n]/ moͤchten es anders außdeuten; weil du aber ſelbſt ihnen allen mißver- ſtand
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Sechſtes Buch.
nahmen Herkules und Ladiſla zum Beutpfennige einhaͤndigten/ und wie faſt Sibylla ſich
wegerte/ muſte ſie doch dieſelben annehmen/ weil die Groß Fuͤrſtin ihr ſolche ſelbſt anlegete/
da ſie zu ihr ſagete: Gott gebe/ daß ich meine geliebte Frl. Schweſter bald als eine wirdige
Braut moͤge helffen außkleiden/ worauff an meinem Orte ich wil bedacht ſeyn. Lukrezie
kunte das ſchmuzerlachen nicht einhalten/ und ſagte: Durchl. Groß Fürſtin/ meiner Frl.
Schweſter hat hinte ſchon von einem Braͤutigam getraͤumet. Schweig du Plaudermaz/
antwortete Frl. Sibylla/ ich weiß nicht/ wer dich zu Jeruſalem das Tichten (haͤtte ſchier
was groͤbers geſagt) ſo artig gelehret hat. Es iſt kein Tichten/ ſagte Fr. Sophla dañ mich
duͤnket/ das Eiſen liege ſchon in der Schmide/ welches ihr das Frauenzeichen brennen ſol.
Ach wie gehets allemahl uͤber die froͤmmeſten und einfaͤltigſten/ wann ſich die Spoͤtter rot-
ten/ klagete das Fraͤulein; doch litte ichs alles gerne/ wann nur die Durchl. Groß Fuͤrſtin
daher mich nicht in vergeblichen argwohn zihen moͤchte. Valiſka getranete Sophien/ hoͤ-
rete es doch mit innerlichem unwillen/ dann ſie hatte ihr ſchon einen Braͤutigam im her-
zen außerſehen/ deßwegẽ ſagte ſie: Mir zweiffelt nicht/ meine geliebte Frl. Schweſter wer-
de mit keinem unwirdigen ſich in verloͤbnis einlaſſen/ wiewol hievon zu reden mir nicht
gebuͤhren wil; Frl. Lukrezien betreffend/ bin ich ſchon verſichert/ daß ſie mich umb ſolche
ſachen werde mit wiſſen laſſen/ wann ſie dergleichen vornehmen ſolte. Sibylla wolte ſich
viel entſchuldigen/ aber die Gelegenheit ward ihr benommen/ maſſen Herkules und Ladiſ-
la zu ihnen hinein traten/ da nach geſchehener empfahung Frl. Lukrezie in ihrer Rede fort-
fuhr/ und zu der Groß Fuͤrſtin ſagete: Ich habe meiner geliebten Schweſter/ Frl. Sibyllen
geſtern Abend und heut früh einen gefreiet/ und von ihr ſchon volkommene Zuſage erhal-
ten/ daß ihrer Eltern willen und unwillen ungeachtet/ ſie dieſem Braͤutigam ſich ergeben/
und ſeine Gedaͤchtnis aus ihrem Herzen nimmermehr kommen laſſen wolle/ nachdem ich
ſie deſſen traͤue und ungefaͤrbeter Liebe verſichert habe. So wil ich der erſte ſeyn/ ſagte Her-
kules/ der hierzu von herzen Gluͤk wuͤnſchet. Ladiſla folgete/ und die uͤbrigen Anweſenden/
daher das gute Fraͤulein ſo bald zu keiner Antwort kommen kunte; endlich gegen Frl. Lu-
krezien ſich kehrend/ alſo anfing: Geliebte Schweſter/ warumb erkuͤhneſtu dich/ dieſe Hoch-
Fuͤrſtl. Geſelſchaft mit ungleichem bericht auffzuzihen/ deſſen zu dir ich mich nim̃ermehr
verſehen haͤtte? bitte demnach eure Liebden ingeſamt/ mir zuverzeihen/ daß deren vergebli-
che Gluͤkwuͤnſchung zubeantworten ich vor überfluͤſſig ſchaͤtze; hat aber meine Frl. Schwe-
ſter etwa ein Scherzwort geredet/ muͤſte ſie ja billich verſchwiegen halten. Schweige lie-
bes Kind/ ſagte Frl. Lukrezie/ und verrahte dich ſelber nicht/ ich rede von dem himliſchen
Braͤutigam unſerm Heylande/ zu dem du Gott lob getreten/ und dadurch ein Gliedmaß
der Kirchen Gottes worden biſt; im uͤbrigen weiß ich mich keiner andern Rede zuerin-
neꝛn/ es waͤhre dann ſache/ daß meinen Scherz mit Prokulus du in ernſt verſtehen wolteſt.
Dieſes iſt ohn zweiffel die beſte Heyraht/ ſagte Herkules/ und wird dieſer Seelen-Braͤuti-
gamb meiner Frl. Schweſter ihren Leiblichen ſchon außerſehen haben. Alſo gab ſich das
Fraͤulein zu frieden/ und wahr ihr leid/ daß ſie ſich ſo weit ſchon bloß gegeben hatte/ welches
dann zuverbeſſern ſie zu Lukrezien ſagte: Ob ich gleich deine aufftreiberey mit dem elenden
Prokulus vor eine kurzweil gehalten habe/ muſte ich mich doch befahren/ andere/ denen
ſolches unwiſſen/ moͤchten es anders außdeuten; weil du aber ſelbſt ihnen allen mißver-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/301>, abgerufen am 16.02.2025. |