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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
wollen/ sondern biß auff Groß Fürst Artaxerxes Wiederkunft außgesetzet; womit sie auch
beyderseits friedlich gewesen. Ich ließ aber/ fuhr sie fort/ mein Gemach des Nachtes in-
wendig fest verriegeln/ und muste diese lose Haut es ja dißmahl in aller stille geöffnet haben;
dann umb Mitternacht traten sechs gewapnete mit brennenden Fackeln hinein/ deren ge-
räusche mich bald erweckete/ und mag wol sagen/ daß zeit meines Lebens ich niemahls hö-
her erschrecket bin. Dann sie hielten die Schwerter in den Fäusten/ und dräueten uns al-
len den Tod/ da wir einiges Geschrey machen würden; wiewol meine Kleofis/ wie auch
Amestris und Andia sich wenig dran kehreten/ und sich ihrer Kehle weidlich gebraucheten/
biß ihnen die Zunge mit einem Knebel gehemmet ward/ welches mir gleichmässig gescha-
he/ und wurden wir an Händen und Füssen zusammen gebunden/ und in die verordente
Sänften getragen; doch ließ Gobares sich nicht bey mir finden/ biß wir schon einen zim-
lichen Weg fortgetragen wahren/ und die lichte Sonne auffging/ da kam er herzugeritten
an meine Sänfte/ und baht höchlich umb verzeihung wegen angelegter Gewaltähtigkeit/
wozu ihn nichts als die übermässige Liebe gezwungen; hoffete/ ich würde sein ergebenes
Herz erkennen/ und ihn zum Liebesten willig auff und annehmen/ weil es ja durchaus nicht
anders seyn könte. Es ist ein dumkühnes Stük von einem verzageten Menschen/ sagete
Artaxerxes/ und hat der Unflat vor unkeuschen Begierden nicht absehen können/ wie es ab-
lauffen würde.

Leches und Libussa liessen sich anmelden/ sie hätten etliche Schreiben einzureichen/
wurden auch alsbald vorgelassen/ und übergab Leches vorerst H. Ladisla seiner Fr. Mut-
ter/ Schwähers/ und Gemahls Briefe; hernach H. Herkules von seiner Fr. Mutter/
auch von der Königin in Böhmen/ von H. Fabius dem Stathalter zu Padua/ und von
Fr. Sophien. Endlich Herrn Fabius von seiner Fr. Ursulen; welche alle miteinander
begierig gebrochen und frölich gelesen wurden/ da Ladisla und Fabius wegen ihrer jungen
Herrlein; Herkules und Valiska wegen der Eltern freude über ihrer Heyraht bericht em-
pfingen/ und sich daran herzlich ergetzeten. Libussa wolte ihre empfangene Brieffe von Frl.
Klaren an Herkules und Frl. Valisken auch einliefern/ und zugleich das überschikte Haa-
ren Armband/ welches Herkules alsbald umb den linken Arm legte/ demnach er das von
seinem Fräulein zu Padua empfangene am rechten trug. Nach diesem taht Herkules we-
gen der erhaltenen Schlacht wieder Vologeses volligen bericht/ und ließ Artaxerxes die
15 Tonnen Goldes eroberter Beute einreichen/ welche er aber durchaus nicht annehmen
wolte/ sondern unsern Helden wieder zustellete/ einwendend/ er würde gar zum undankbah-
ren/ wann er ihnen daß mit ihrem Blute erstrittene abnehmen solte. Der gefangene Su-
fianer Mithrazenes ward neben Bagoas und der Verrähterin Apame vor Gericht ge-
stellet/ und nachdem sie ihre Boßheit gestunden/ anfangs erschreklich gegeisselt/ und hernach
an Kreuze geheftet. Sonsten ward Herkules Hochzeit Fest ganz Königlich/ und alles nach
Artaxerxes Willen angeordnet/ da inzwischen der betrübte und verliebte Artabanus we-
gen des entflogenen Täubeleins sich zu hermen nicht auffhören kunte/ und vermehrete ihm
der außgerissene Vologeses seinen Kummer umb ein grosses/ als derselbe des Tages vor
seiner ankunft ihm seine Niederlage durch einen Reuter zu wissen taht/ gleich als Bago-
phanes bey ihm saß/ und die trefliche Schönheit der Fräulein ihm oft wiederhohlen muste.

Er

Fuͤnftes Buch.
wollen/ ſondern biß auff Groß Fuͤrſt Artaxerxes Wiederkunft außgeſetzet; womit ſie auch
beyderſeits friedlich geweſen. Ich ließ aber/ fuhr ſie fort/ mein Gemach des Nachtes in-
wendig feſt verriegeln/ und muſte dieſe loſe Haut es ja dißmahl in aller ſtille geoͤffnet haben;
dann umb Mitternacht traten ſechs gewapnete mit brennenden Fackeln hinein/ deren ge-
raͤuſche mich bald erweckete/ und mag wol ſagen/ daß zeit meines Lebens ich niemahls hoͤ-
her erſchrecket bin. Dann ſie hielten die Schwerter in den Faͤuſten/ und draͤueten uns al-
len den Tod/ da wir einiges Geſchrey machen wuͤrden; wiewol meine Kleofis/ wie auch
Ameſtris und Andia ſich wenig dran kehreten/ und ſich ihrer Kehle weidlich gebraucheten/
biß ihnen die Zunge mit einem Knebel gehemmet ward/ welches mir gleichmaͤſſig geſcha-
he/ und wurden wir an Haͤnden und Fuͤſſen zuſammen gebunden/ und in die verordente
Saͤnften getragen; doch ließ Gobares ſich nicht bey mir finden/ biß wir ſchon einen zim-
lichen Weg fortgetragen wahren/ und die lichte Sonne auffging/ da kam er herzugeritten
an meine Saͤnfte/ und baht hoͤchlich umb verzeihung wegen angelegter Gewaltaͤhtigkeit/
wozu ihn nichts als die uͤbermaͤſſige Liebe gezwungen; hoffete/ ich würde ſein ergebenes
Herz erkennen/ und ihn zum Liebeſten willig auff und annehmen/ weil es ja durchaus nicht
anders ſeyn koͤnte. Es iſt ein dumkuͤhnes Stük von einem verzageten Menſchen/ ſagete
Artaxerxes/ und hat der Unflat vor unkeuſchen Begierden nicht abſehen koͤnnen/ wie es ab-
lauffen wuͤrde.

Leches und Libuſſa lieſſen ſich anmelden/ ſie haͤtten etliche Schreiben einzureichen/
wurden auch alsbald vorgelaſſen/ und uͤbergab Leches vorerſt H. Ladiſla ſeiner Fr. Mut-
ter/ Schwaͤhers/ und Gemahls Briefe; hernach H. Herkules von ſeiner Fr. Mutter/
auch von der Koͤnigin in Boͤhmen/ von H. Fabius dem Stathalter zu Padua/ und von
Fr. Sophien. Endlich Herrn Fabius von ſeiner Fr. Urſulen; welche alle miteinander
begierig gebrochen und froͤlich geleſen wurden/ da Ladiſla und Fabius wegen ihrer jungen
Herrlein; Herkules und Valiſka wegen der Eltern freude uͤber ihrer Heyraht bericht em-
pfingen/ uñ ſich daran herzlich ergetzeten. Libuſſa wolte ihre empfangene Brieffe von Frl.
Klaren an Herkules und Frl. Valiſken auch einliefern/ und zugleich das uͤberſchikte Haa-
ren Armband/ welches Herkules alsbald umb den linken Arm legte/ demnach er das von
ſeinem Fraͤulein zu Padua empfangene am rechten trug. Nach dieſem taht Herkules we-
gen der erhaltenen Schlacht wieder Vologeſes volligen bericht/ und ließ Artaxerxes die
15 Tonnen Goldes eroberter Beute einreichen/ welche er aber durchaus nicht annehmen
wolte/ ſondern unſern Helden wieder zuſtellete/ einwendend/ er wuͤrde gar zum undankbah-
ren/ wann er ihnen daß mit ihrem Blute erſtrittene abnehmen ſolte. Der gefangene Su-
fianer Mithrazenes ward neben Bagoas und der Verraͤhterin Apame vor Gericht ge-
ſtellet/ und nachdem ſie ihre Boßheit geſtunden/ anfangs erſchreklich gegeiſſelt/ uñ hernach
an Kreuze geheftet. Sonſten ward Herkules Hochzeit Feſt ganz Koͤniglich/ und alles nach
Artaxerxes Willen angeordnet/ da inzwiſchen der betruͤbte und verliebte Artabanus we-
gen des entflogenen Taͤubeleins ſich zu hermen nicht auffhoͤren kunte/ uñ vermehrete ihm
der außgeriſſene Vologeſes ſeinen Kummer umb ein groſſes/ als derſelbe des Tages vor
ſeiner ankunft ihm ſeine Niederlage durch einen Reuter zu wiſſen taht/ gleich als Bago-
phanes bey ihm ſaß/ und die trefliche Schoͤnheit der Fraͤulein ihm oft wiederhohlen muſte.

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/30>, abgerufen am 24.11.2024.