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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
Die übrigen drey wurden ihrer Schwerter mächtig/ und traten zusammen/ den Fürsten
Widerstand zutuhn/ wehreten sich auch ihrer Haut dergestalt/ daß sie gnug sehen liessen/
wie lieb ihnen das Leben währe/ so dz auch Siegward darüber am linken Arm eine Fleisch-
wunde bekam/ die doch nicht viel auff sich hatte; wehrete aber auch nicht lange/ daß die
Räuber gleich den vorigen ihre Köpffe hergeben musten. Baldrich verband Siegwarden
die Wunde auffs beste/ ließ ihn aber/ weil er so blutig wahr/ nicht mit in die Höhle gehen/
sondern stellete ihn nicht weit davon hinter einen dicken Baum/ und überlegten kürzlich/ wie
es ferner anzustellen währe. Die Räuber Schaar wahr anfangs mit Furius 22 Mann
stark/ davon wahren noch 10 im Leben; In der Höhle wahren ihrer neun beyeinander/ und
der zehnde nicht weit davon in der Neben Höhle/ die Speise zubereiten. Baldrich trat frey-
mühtig hinein/ und meldete an/ es währe nunmehr der Weg solcher massen besezt/ daß ihm
die Beute nicht entgehen solte; der Hauptmann möchte nur selbsechse in der Höhle bey
dem Frauenzimmer bleiben/ so wolte er mit den übrigen dreyen sich fortmachen/ weil an
der Eile alles gelegen währe/ und die Karren wol nicht weit mehr seyn dürfften. Drey ver-
wägene Buben/ die handfestesten unter allen gingen mit ihm hatten sich mit Panzern wol
verwahret/ und eileten frisch mit ihm fort. Der eine sahe/ dz er an den Kleid'n mit Blute etwz
besprützet war/ welches ihm widrige gedanken und ein grausen verursachete/ fragete auch mit
ungestüm/ woher ihm diese verdächtige Zeichen kähmen? Er aber antwortete freimühtig/
er hätte solches in der Höhle nicht melden wollen/ daß seyn Geselle mit einem andern Mit-
gesellen auff dem Wege in uneinigkeit gerahten währe/ und sich miteinander geschmissen/
und weil sie beiderseits Wunden davon getragen/ er aber sich zwischen ihnen gestellet/ und
die Sache endlich beygelegt/ hätte er diese Blutzeichen davon auffzuweisen. Dieses brach-
te er vor/ weil sie der Höhle noch zu nahe/ und dem Baume/ hinter welchem Siegward
auflaurete/ zu ferne wahren. Die Räuber aber blieben in der Furcht/ wolten ihm nicht
trauen/ sondern liessen ihn voraus gehen/ und folgeten sie mit entblösseten Schwertern
nach/ welches er aber nicht achtete/ und sie hieß gutes muhts seyn/ weil es heut an reicher
Beute ihrer keinem fehlen würde; endlich da er sich nahe bey Siegwarden befand/ zog er
auch von Leder/ und sagte: Wiltu nun wissen was vor Blut an meinen Kleidern haftet/
so versichere dich/ daß deine zehn Gesellen das Lösegeld wegen des gefangenen Frauenzim-
mers schon empfangen/ und euch dreien euer anteil gleich jetzt auch werden sol. Siegward
hörete ihn reden/ sahe auch/ daß er von den dreien grausam überfallen ward/ aber er trat
geherzt mit ein/ und schlug tapffer auff die Räuber/ daß einer gar zeitig stürzete/ und der an-
deram rechten Arme hart verwundet ward; den dritten machten sie wehrloß/ bunden ihm
und dem verwundeten Hände und Füsse/ und schleppeten sie hinter einen Dornpusch/ die
umb nichts bahten/ als daß sie möchten erschlagen werden; aber Baldrich gab zur Ant-
wort: Sie solten nur so hohes verlangen nach dem Tode nicht tragen/ er würde ihnen schon
mehr als zu früh kommen; schnitten dem erlegeten das Häupt ab/ und gingen nach der
Höhle zu/ des vorsatzes/ alle übrigen auff einmahl ritterlich zubestehen. Genutius der ver-
rähterische Gutscher begegnete ihnen auff halben Wege/ erschrak so heftig/ da er das ab-
geschnittene Häupt/ welches seines nahen anverwanten wahr/ in Baldrichs Hand sahe/
daß er keinen Schrit/ weder hinter noch vor sich tuhn kunte; Siegward griff in an/ warff

ihn
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Sechſtes Buch.
Die uͤbrigen drey wurden ihrer Schwerter maͤchtig/ und traten zuſammen/ den Fuͤrſten
Widerſtand zutuhn/ wehreten ſich auch ihrer Haut dergeſtalt/ daß ſie gnug ſehen lieſſen/
wie lieb ihnen das Leben waͤhre/ ſo dz auch Siegward daruͤber am linken Arm eine Fleiſch-
wunde bekam/ die doch nicht viel auff ſich hatte; wehrete aber auch nicht lange/ daß die
Raͤuber gleich den vorigen ihre Koͤpffe hergeben muſten. Baldrich verband Siegwarden
die Wunde auffs beſte/ ließ ihn aber/ weil er ſo blutig wahr/ nicht mit in die Hoͤhle gehen/
ſondern ſtellete ihn nicht weit davon hinter einen dicken Baum/ und uͤbeꝛlegtẽ kuͤrzlich/ wie
es ferner anzuſtellen waͤhre. Die Raͤuber Schaar wahr anfangs mit Furius 22 Mann
ſtark/ davon wahren noch 10 im Leben; In der Hoͤhle wahren ihrer neun beyeinander/ uñ
der zehnde nicht weit davon in der Neben Hoͤhle/ die Speiſe zubereiten. Baldrich trat frey-
muͤhtig hinein/ und meldete an/ es waͤhre nunmehr der Weg ſolcher maſſen beſezt/ daß ihm
die Beute nicht entgehen ſolte; der Hauptmann moͤchte nur ſelbſechſe in der Hoͤhle bey
dem Frauenzimmer bleiben/ ſo wolte er mit den uͤbrigen dreyen ſich fortmachen/ weil an
der Eile alles gelegen waͤhre/ und die Karren wol nicht weit mehr ſeyn duͤrfften. Drey veꝛ-
waͤgene Buben/ die handfeſteſten unter allen gingen mit ihm hatten ſich mit Panzern wol
verwahret/ uñ eiletẽ friſch mit ihm fort. Der eine ſahe/ dz er an den Kleid’n mit Blute etwz
beſpruͤtzet war/ welches ihm widrige gedankẽ uñ ein grauſen verurſachete/ fragete auch mit
ungeſtuͤm/ woher ihm dieſe verdaͤchtige Zeichen kaͤhmen? Er aber antwortete freimühtig/
er haͤtte ſolches in der Hoͤhle nicht melden wollen/ daß ſeyn Geſelle mit einem andern Mit-
geſellen auff dem Wege in uneinigkeit gerahten waͤhre/ und ſich miteinander geſchmiſſen/
und weil ſie beiderſeits Wunden davon getragen/ er aber ſich zwiſchen ihnen geſtellet/ und
die Sache endlich beygelegt/ haͤtte er dieſe Blutzeichen davon auffzuweiſen. Dieſes brach-
te er vor/ weil ſie der Hoͤhle noch zu nahe/ und dem Baume/ hinter welchem Siegward
auflaurete/ zu ferne wahren. Die Raͤuber aber blieben in der Furcht/ wolten ihm nicht
trauen/ ſondern lieſſen ihn voraus gehen/ und folgeten ſie mit entbloͤſſeten Schwertern
nach/ welches er aber nicht achtete/ und ſie hieß gutes muhts ſeyn/ weil es heut an reicher
Beute ihrer keinem fehlen wuͤrde; endlich da er ſich nahe bey Siegwarden befand/ zog er
auch von Leder/ und ſagte: Wiltu nun wiſſen was vor Blut an meinen Kleidern haftet/
ſo verſichere dich/ daß deine zehn Geſellen das Loͤſegeld wegen des gefangenen Frauenzim-
mers ſchon empfangen/ und euch dreien euer anteil gleich jetzt auch werden ſol. Siegward
hoͤrete ihn reden/ ſahe auch/ daß er von den dreien grauſam uͤberfallen ward/ aber er trat
geherzt mit ein/ und ſchlug tapffer auff die Raͤuber/ daß einer gar zeitig ſtuͤrzete/ und der an-
deram rechten Arme hart verwundet ward; den dritten machten ſie wehrloß/ bunden ihm
und dem verwundeten Haͤnde und Fuͤſſe/ und ſchleppeten ſie hinter einen Dornpuſch/ die
umb nichts bahten/ als daß ſie moͤchten erſchlagen werden; aber Baldrich gab zur Ant-
wort: Sie ſolten nur ſo hohes verlangen nach dem Tode nicht tragen/ er wuͤrde ihnen ſchon
mehr als zu fruͤh kommen; ſchnitten dem erlegeten das Haͤupt ab/ und gingen nach der
Hoͤhle zu/ des vorſatzes/ alle uͤbrigen auff einmahl ritterlich zubeſtehen. Genutius der ver-
raͤhteriſche Gutſcher begegnete ihnen auff halben Wege/ erſchrak ſo heftig/ da er das ab-
geſchnittene Haͤupt/ welches ſeines nahen anverwanten wahr/ in Baldrichs Hand ſahe/
daß er keinen Schrit/ weder hinter noch vor ſich tuhn kunte; Siegward griff in an/ warff

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[269/0275] Sechſtes Buch. Die uͤbrigen drey wurden ihrer Schwerter maͤchtig/ und traten zuſammen/ den Fuͤrſten Widerſtand zutuhn/ wehreten ſich auch ihrer Haut dergeſtalt/ daß ſie gnug ſehen lieſſen/ wie lieb ihnen das Leben waͤhre/ ſo dz auch Siegward daruͤber am linken Arm eine Fleiſch- wunde bekam/ die doch nicht viel auff ſich hatte; wehrete aber auch nicht lange/ daß die Raͤuber gleich den vorigen ihre Koͤpffe hergeben muſten. Baldrich verband Siegwarden die Wunde auffs beſte/ ließ ihn aber/ weil er ſo blutig wahr/ nicht mit in die Hoͤhle gehen/ ſondern ſtellete ihn nicht weit davon hinter einen dicken Baum/ und uͤbeꝛlegtẽ kuͤrzlich/ wie es ferner anzuſtellen waͤhre. Die Raͤuber Schaar wahr anfangs mit Furius 22 Mann ſtark/ davon wahren noch 10 im Leben; In der Hoͤhle wahren ihrer neun beyeinander/ uñ der zehnde nicht weit davon in der Neben Hoͤhle/ die Speiſe zubereiten. Baldrich trat frey- muͤhtig hinein/ und meldete an/ es waͤhre nunmehr der Weg ſolcher maſſen beſezt/ daß ihm die Beute nicht entgehen ſolte; der Hauptmann moͤchte nur ſelbſechſe in der Hoͤhle bey dem Frauenzimmer bleiben/ ſo wolte er mit den uͤbrigen dreyen ſich fortmachen/ weil an der Eile alles gelegen waͤhre/ und die Karren wol nicht weit mehr ſeyn duͤrfften. Drey veꝛ- waͤgene Buben/ die handfeſteſten unter allen gingen mit ihm hatten ſich mit Panzern wol verwahret/ uñ eiletẽ friſch mit ihm fort. Der eine ſahe/ dz er an den Kleid’n mit Blute etwz beſpruͤtzet war/ welches ihm widrige gedankẽ uñ ein grauſen verurſachete/ fragete auch mit ungeſtuͤm/ woher ihm dieſe verdaͤchtige Zeichen kaͤhmen? Er aber antwortete freimühtig/ er haͤtte ſolches in der Hoͤhle nicht melden wollen/ daß ſeyn Geſelle mit einem andern Mit- geſellen auff dem Wege in uneinigkeit gerahten waͤhre/ und ſich miteinander geſchmiſſen/ und weil ſie beiderſeits Wunden davon getragen/ er aber ſich zwiſchen ihnen geſtellet/ und die Sache endlich beygelegt/ haͤtte er dieſe Blutzeichen davon auffzuweiſen. Dieſes brach- te er vor/ weil ſie der Hoͤhle noch zu nahe/ und dem Baume/ hinter welchem Siegward auflaurete/ zu ferne wahren. Die Raͤuber aber blieben in der Furcht/ wolten ihm nicht trauen/ ſondern lieſſen ihn voraus gehen/ und folgeten ſie mit entbloͤſſeten Schwertern nach/ welches er aber nicht achtete/ und ſie hieß gutes muhts ſeyn/ weil es heut an reicher Beute ihrer keinem fehlen wuͤrde; endlich da er ſich nahe bey Siegwarden befand/ zog er auch von Leder/ und ſagte: Wiltu nun wiſſen was vor Blut an meinen Kleidern haftet/ ſo verſichere dich/ daß deine zehn Geſellen das Loͤſegeld wegen des gefangenen Frauenzim- mers ſchon empfangen/ und euch dreien euer anteil gleich jetzt auch werden ſol. Siegward hoͤrete ihn reden/ ſahe auch/ daß er von den dreien grauſam uͤberfallen ward/ aber er trat geherzt mit ein/ und ſchlug tapffer auff die Raͤuber/ daß einer gar zeitig ſtuͤrzete/ und der an- deram rechten Arme hart verwundet ward; den dritten machten ſie wehrloß/ bunden ihm und dem verwundeten Haͤnde und Fuͤſſe/ und ſchleppeten ſie hinter einen Dornpuſch/ die umb nichts bahten/ als daß ſie moͤchten erſchlagen werden; aber Baldrich gab zur Ant- wort: Sie ſolten nur ſo hohes verlangen nach dem Tode nicht tragen/ er wuͤrde ihnen ſchon mehr als zu fruͤh kommen; ſchnitten dem erlegeten das Haͤupt ab/ und gingen nach der Hoͤhle zu/ des vorſatzes/ alle uͤbrigen auff einmahl ritterlich zubeſtehen. Genutius der ver- raͤhteriſche Gutſcher begegnete ihnen auff halben Wege/ erſchrak ſo heftig/ da er das ab- geſchnittene Haͤupt/ welches ſeines nahen anverwanten wahr/ in Baldrichs Hand ſahe/ daß er keinen Schrit/ weder hinter noch vor ſich tuhn kunte; Siegward griff in an/ warff ihn l l iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/275>, abgerufen am 22.11.2024.