Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch.
ihrer selbst eigenen Beschützung unvermögen würden; nur wendeten sie ein/ dz sie gar ohn
Messer währen. Furius schnitte ihnen vor/ und suchete alle seine Höfligkeit hervor/ sich be-
liebet zu machen/ und ihnen die Furcht und das Mißtrauen zubenehmen. Nach gehaltener
kurzen Mahlzeit setzete er sich zu dem Fräulein/ und hielt an/ ihm ihre gute Gunst mitzutei-
len/ gab ihr seine heftige Liebe zuverstehen/ und wie hoch er geneiget wäre/ ihr zudienen; Zwar
die Geselschafft hätte auf ihr Häupt auch 250000 Kronen geschlagen/ dieselben aber wolte
er ihr als eigen wieder zustellen/ da sie ihrer treflichen Schönheit genieß ihm nur geringe
Zeit gönnen würde. Er wolte sie hierauf küssen/ und umfahend zu sich drücken; aber Frau
Sophia stellete sich zwischen sie/ und sagete: Nicht also ihr verwägener/ dieses euer begin-
nen ist trauen dem äidlichen Versprechen nicht gemäß/ und möget wol wissen/ daß wir lie-
ber alle mit einander sterben/ als in euer Vornehmen gehehlen wollen. Das Fräulein fas-
sete auch ein Herz/ und gab ihm dürre zuverstehen; Er solte sich der Gedanken nur entschla-
gen/ daß er meynete/ sie lebendig zu seinem unzüchtigen Willen zuhaben/ dann sie währe ei-
ne versprochene Braut/ und gesinnet/ lieber den Tod als Ehrenverlust anzugehen; die Gel-
der/ so auf ihr Haupt gesetzet währen/ würden schon entrichtet werden/ und begehrete diesel-
ben von ihm nicht wieder; welches sie dann mit so harter Stimme redete/ daß die anderen
es wol höreten/ und deswegen näher hinzu traten/ umb zuvernehmen/ was vorginge. Frau
Sophia sahe an ihren Geberden/ daß sie nicht willens wahren/ Gewalt zuüben/ und redete
sie also an: Günstige gute Freunde/ erinnert euch/ bitte ich/ der teuren Verheissung/ welche
ihr uns ingesamt getahn habet/ und gebet nicht zu/ daß einige unter uns an ihren Ehren be-
leidiget werde; die Gelder/ so ihr fodert/ wie viel dessen gleich ist/ und auf acht Tonnen Gol-
des sich erstrecket/ sollen euch ohnfehlbar/ wie ich weiß/ geliefert werden/ und wil ich euch ü-
ber das versprechen/ daß euer keinem das geringste Leid unser Entführung halben wieder-
fahren sol/ ob man gleich schier heut oder morgen eurer könte bemächtiget seyn; nur allein
beredet diesen euren Häuptman/ daß er seine unzimliche Begierden mässige/ und uns un-
angefochten lasse/ damit wir nit verursachet werden/ uns des Lebens selbst zuberauben/ wel-
ches euch zu keinem guten erspriessen würde; dann ihr könnet leicht gedenken/ daß wann wir
nicht solten wieder bey den unsern anlangen/ man durch alle Hecken und Schlupfflöcher
uns zum fleissigsten nachspüren werde; Was vor abscheuhliche Straffen aber ihr alsdann
müstet zugewarten haben/ ist leicht zuvermuhten. Bald trat Genutius ihr Gutscher her-
vor/ und sagte: Ihr Herren und gute Freunde; es ist euch ingesamt/ und einem jeden in-
sonderheit wol bewust/ daß/ wie ich über mich nam/ diese Geselschafft eine zeitlang zumeiden/
und mich vor einen Gutscher bestellen zulassen/ ob mir möglich seyn würde/ eine oder ande-
re dieses Hochädlen Frauenzimmers in eure Gewalt zuliefern/ ihr mir hinwiederumb die
aufrichtige Verheissung getahn/ daß auf solchen Glückesfal ihnen weder am Leben noch an
der Ehre ichtwas solte gekränket werden/ wann ihr nur die begehreten Gelder erhalten wür-
det; und beteure ich bey meinem äide/ daß/ wo ich das geringste an diesem euren versprechen
gezweifelt hätte/ wolte ich lieber mein Leben selbst aufgeopffert/ als dieses keusche hochädle
Frauenzimmer in eure Hände übergeben haben; ist demnach billich/ dz wir unserm Häupt-
man einreden/ dessen eingedenke zuseyn/ und von seinem Vorhaben abzutreten; dann was
meine gnädigste Frau euch anjetzo vorgehalten/ wird in der Warheit nicht aussen bleiben/

da
k k

Sechſtes Buch.
ihrer ſelbſt eigenen Beſchuͤtzung unvermoͤgen wuͤrden; nur wendeten ſie ein/ dz ſie gar ohn
Meſſer waͤhren. Furius ſchnitte ihnen vor/ und ſuchete alle ſeine Hoͤfligkeit hervor/ ſich be-
liebet zu machen/ und ihnen die Furcht und das Mißtrauen zubenehmen. Nach gehaltener
kurzen Mahlzeit ſetzete er ſich zu dem Fraͤulein/ und hielt an/ ihm ihre gute Gunſt mitzutei-
len/ gab ihr ſeine heftige Liebe zuverſtehen/ uñ wie hoch er geneiget waͤre/ ihr zudienen; Zwar
die Geſelſchafft haͤtte auf ihr Haͤupt auch 250000 Kronen geſchlagen/ dieſelben aber wolte
er ihr als eigen wieder zuſtellen/ da ſie ihrer treflichen Schoͤnheit genieß ihm nur geringe
Zeit goͤnnen wuͤrde. Er wolte ſie hierauf kuͤſſen/ und umfahend zu ſich druͤcken; aber Frau
Sophia ſtellete ſich zwiſchen ſie/ und ſagete: Nicht alſo ihr verwaͤgener/ dieſes euer begin-
nen iſt trauen dem aͤidlichen Verſprechen nicht gemaͤß/ und moͤget wol wiſſen/ daß wir lie-
ber alle mit einander ſterben/ als in euer Vornehmen gehehlen wollen. Das Fraͤulein faſ-
ſete auch ein Herz/ und gab ihm duͤrre zuverſtehen; Er ſolte ſich der Gedanken nur entſchla-
gen/ daß er meynete/ ſie lebendig zu ſeinem unzuͤchtigen Willen zuhaben/ dann ſie waͤhre ei-
ne verſprochene Braut/ und geſinnet/ lieber den Tod als Ehrenverluſt anzugehen; die Gel-
der/ ſo auf ihr Haupt geſetzet waͤhren/ wuͤrden ſchon entrichtet werden/ und begehrete dieſel-
ben von ihm nicht wieder; welches ſie dann mit ſo harter Stimme redete/ daß die anderen
es wol hoͤreten/ und deswegen naͤher hinzu traten/ umb zuvernehmen/ was vorginge. Frau
Sophia ſahe an ihren Geberden/ daß ſie nicht willens wahren/ Gewalt zuüben/ und redete
ſie alſo an: Guͤnſtige gute Freunde/ erinnert euch/ bitte ich/ der teuren Verheiſſung/ welche
ihr uns ingeſamt getahn habet/ und gebet nicht zu/ daß einige unter uns an ihren Ehren be-
leidiget werde; die Gelder/ ſo ihr fodert/ wie viel deſſen gleich iſt/ und auf acht Tonnen Gol-
des ſich erſtrecket/ ſollen euch ohnfehlbar/ wie ich weiß/ geliefert werden/ und wil ich euch uͤ-
ber das verſprechen/ daß euer keinem das geringſte Leid unſer Entfuͤhrung halben wieder-
fahren ſol/ ob man gleich ſchier heut oder morgen eurer koͤnte bemaͤchtiget ſeyn; nur allein
beredet dieſen euren Haͤuptman/ daß er ſeine unzimliche Begierden maͤſſige/ und uns un-
angefochten laſſe/ damit wir nit verurſachet werden/ uns des Lebens ſelbſt zuberauben/ wel-
ches euch zu keinem guten erſprieſſen wuͤrde; dann ihr koͤnnet leicht gedenken/ daß wañ wiꝛ
nicht ſolten wieder bey den unſern anlangen/ man durch alle Hecken und Schlupffloͤcher
uns zum fleiſſigſten nachſpuͤren werde; Was vor abſcheuhliche Straffen aber ihr alsdañ
muͤſtet zugewarten haben/ iſt leicht zuvermuhten. Bald trat Genutius ihr Gutſcher her-
vor/ und ſagte: Ihr Herren und gute Freunde; es iſt euch ingeſamt/ und einem jeden in-
ſonderheit wol bewuſt/ daß/ wie ich uͤber mich nam/ dieſe Geſelſchafft eine zeitlang zumeidẽ/
und mich vor einen Gutſcher beſtellen zulaſſen/ ob mir moͤglich ſeyn wuͤrde/ eine oder ande-
re dieſes Hochaͤdlen Frauenzimmers in eure Gewalt zuliefern/ ihr mir hinwiederumb die
aufrichtige Verheiſſung getahn/ daß auf ſolchen Glückesfal ihnen weder am Leben noch an
der Ehre ichtwas ſolte gekraͤnket werden/ wann ihr nur die begehreten Gelder erhaltẽ wuͤꝛ-
det; und beteure ich bey meinem aͤide/ daß/ wo ich das geringſte an dieſem euren verſprechen
gezweifelt haͤtte/ wolte ich lieber mein Leben ſelbſt aufgeopffert/ als dieſes keuſche hochaͤdle
Frauenzimmer in eure Haͤnde uͤbergeben haben; iſt demnach billich/ dz wir unſerm Haͤupt-
man einreden/ deſſen eingedenke zuſeyn/ und von ſeinem Vorhaben abzutreten; dann was
meine gnaͤdigſte Frau euch anjetzo vorgehalten/ wird in der Warheit nicht auſſen bleiben/

da
k k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0263" n="257"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
ihrer &#x017F;elb&#x017F;t eigenen Be&#x017F;chu&#x0364;tzung unvermo&#x0364;gen wu&#x0364;rden; nur wendeten &#x017F;ie ein/ dz &#x017F;ie gar ohn<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;hren. Furius &#x017F;chnitte ihnen vor/ und &#x017F;uchete alle &#x017F;eine Ho&#x0364;fligkeit hervor/ &#x017F;ich be-<lb/>
liebet zu machen/ und ihnen die Furcht und das Mißtrauen zubenehmen. Nach gehaltener<lb/>
kurzen Mahlzeit &#x017F;etzete er &#x017F;ich zu dem Fra&#x0364;ulein/ und hielt an/ ihm ihre gute Gun&#x017F;t mitzutei-<lb/>
len/ gab ihr &#x017F;eine heftige Liebe zuver&#x017F;tehen/ un&#x0303; wie hoch er geneiget wa&#x0364;re/ ihr zudienen; Zwar<lb/>
die Ge&#x017F;el&#x017F;chafft ha&#x0364;tte auf ihr Ha&#x0364;upt auch 250000 Kronen ge&#x017F;chlagen/ die&#x017F;elben aber wolte<lb/>
er ihr als eigen wieder zu&#x017F;tellen/ da &#x017F;ie ihrer treflichen Scho&#x0364;nheit genieß ihm nur geringe<lb/>
Zeit go&#x0364;nnen wu&#x0364;rde. Er wolte &#x017F;ie hierauf ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und umfahend zu &#x017F;ich dru&#x0364;cken; aber Frau<lb/>
Sophia &#x017F;tellete &#x017F;ich zwi&#x017F;chen &#x017F;ie/ und &#x017F;agete: Nicht al&#x017F;o ihr verwa&#x0364;gener/ die&#x017F;es euer begin-<lb/>
nen i&#x017F;t trauen dem a&#x0364;idlichen Ver&#x017F;prechen nicht gema&#x0364;ß/ und mo&#x0364;get wol wi&#x017F;&#x017F;en/ daß wir lie-<lb/>
ber alle mit einander &#x017F;terben/ als in euer Vornehmen gehehlen wollen. Das Fra&#x0364;ulein fa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ete auch ein Herz/ und gab ihm du&#x0364;rre zuver&#x017F;tehen; Er &#x017F;olte &#x017F;ich der Gedanken nur ent&#x017F;chla-<lb/>
gen/ daß er meynete/ &#x017F;ie lebendig zu &#x017F;einem unzu&#x0364;chtigen Willen zuhaben/ dann &#x017F;ie wa&#x0364;hre ei-<lb/>
ne ver&#x017F;prochene Braut/ und ge&#x017F;innet/ lieber den Tod als Ehrenverlu&#x017F;t anzugehen; die Gel-<lb/>
der/ &#x017F;o auf ihr Haupt ge&#x017F;etzet wa&#x0364;hren/ wu&#x0364;rden &#x017F;chon entrichtet werden/ und begehrete die&#x017F;el-<lb/>
ben von ihm nicht wieder; welches &#x017F;ie dann mit &#x017F;o harter Stimme redete/ daß die anderen<lb/>
es wol ho&#x0364;reten/ und deswegen na&#x0364;her hinzu traten/ umb zuvernehmen/ was vorginge. Frau<lb/>
Sophia &#x017F;ahe an ihren Geberden/ daß &#x017F;ie nicht willens wahren/ Gewalt zuüben/ und redete<lb/>
&#x017F;ie al&#x017F;o an: Gu&#x0364;n&#x017F;tige gute Freunde/ erinnert euch/ bitte ich/ der teuren Verhei&#x017F;&#x017F;ung/ welche<lb/>
ihr uns inge&#x017F;amt getahn habet/ und gebet nicht zu/ daß einige unter uns an ihren Ehren be-<lb/>
leidiget werde; die Gelder/ &#x017F;o ihr fodert/ wie viel de&#x017F;&#x017F;en gleich i&#x017F;t/ und auf acht Tonnen Gol-<lb/>
des &#x017F;ich er&#x017F;trecket/ &#x017F;ollen euch ohnfehlbar/ wie ich weiß/ geliefert werden/ und wil ich euch u&#x0364;-<lb/>
ber das ver&#x017F;prechen/ daß euer keinem das gering&#x017F;te Leid un&#x017F;er Entfu&#x0364;hrung halben wieder-<lb/>
fahren &#x017F;ol/ ob man gleich &#x017F;chier heut oder morgen eurer ko&#x0364;nte bema&#x0364;chtiget &#x017F;eyn; nur allein<lb/>
beredet die&#x017F;en euren Ha&#x0364;uptman/ daß er &#x017F;eine unzimliche Begierden ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige/ und uns un-<lb/>
angefochten la&#x017F;&#x017F;e/ damit wir nit verur&#x017F;achet werden/ uns des Lebens &#x017F;elb&#x017F;t zuberauben/ wel-<lb/>
ches euch zu keinem guten er&#x017F;prie&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde; dann ihr ko&#x0364;nnet leicht gedenken/ daß wan&#x0303; wi&#xA75B;<lb/>
nicht &#x017F;olten wieder bey den un&#x017F;ern anlangen/ man durch alle Hecken und Schlupfflo&#x0364;cher<lb/>
uns zum flei&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;ten nach&#x017F;pu&#x0364;ren werde; Was vor ab&#x017F;cheuhliche Straffen aber ihr alsdan&#x0303;<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;tet zugewarten haben/ i&#x017F;t leicht zuvermuhten. Bald trat Genutius ihr Gut&#x017F;cher her-<lb/>
vor/ und &#x017F;agte: Ihr Herren und gute Freunde; es i&#x017F;t euch inge&#x017F;amt/ und einem jeden in-<lb/>
&#x017F;onderheit wol bewu&#x017F;t/ daß/ wie ich u&#x0364;ber mich nam/ die&#x017F;e Ge&#x017F;el&#x017F;chafft eine zeitlang zumeide&#x0303;/<lb/>
und mich vor einen Gut&#x017F;cher be&#x017F;tellen zula&#x017F;&#x017F;en/ ob mir mo&#x0364;glich &#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ eine oder ande-<lb/>
re die&#x017F;es Hocha&#x0364;dlen Frauenzimmers in eure Gewalt zuliefern/ ihr mir hinwiederumb die<lb/>
aufrichtige Verhei&#x017F;&#x017F;ung getahn/ daß auf &#x017F;olchen Glückesfal ihnen weder am Leben noch an<lb/>
der Ehre ichtwas &#x017F;olte gekra&#x0364;nket werden/ wann ihr nur die begehreten Gelder erhalte&#x0303; wu&#x0364;&#xA75B;-<lb/>
det; und beteure ich bey meinem a&#x0364;ide/ daß/ wo ich das gering&#x017F;te an die&#x017F;em euren ver&#x017F;prechen<lb/>
gezweifelt ha&#x0364;tte/ wolte ich lieber mein Leben &#x017F;elb&#x017F;t aufgeopffert/ als die&#x017F;es keu&#x017F;che hocha&#x0364;dle<lb/>
Frauenzimmer in eure Ha&#x0364;nde u&#x0364;bergeben haben; i&#x017F;t demnach billich/ dz wir un&#x017F;erm Ha&#x0364;upt-<lb/>
man einreden/ de&#x017F;&#x017F;en eingedenke zu&#x017F;eyn/ und von &#x017F;einem Vorhaben abzutreten; dann was<lb/>
meine gna&#x0364;dig&#x017F;te Frau euch anjetzo vorgehalten/ wird in der Warheit nicht au&#x017F;&#x017F;en bleiben/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">k k</fw><fw place="bottom" type="catch">da</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0263] Sechſtes Buch. ihrer ſelbſt eigenen Beſchuͤtzung unvermoͤgen wuͤrden; nur wendeten ſie ein/ dz ſie gar ohn Meſſer waͤhren. Furius ſchnitte ihnen vor/ und ſuchete alle ſeine Hoͤfligkeit hervor/ ſich be- liebet zu machen/ und ihnen die Furcht und das Mißtrauen zubenehmen. Nach gehaltener kurzen Mahlzeit ſetzete er ſich zu dem Fraͤulein/ und hielt an/ ihm ihre gute Gunſt mitzutei- len/ gab ihr ſeine heftige Liebe zuverſtehen/ uñ wie hoch er geneiget waͤre/ ihr zudienen; Zwar die Geſelſchafft haͤtte auf ihr Haͤupt auch 250000 Kronen geſchlagen/ dieſelben aber wolte er ihr als eigen wieder zuſtellen/ da ſie ihrer treflichen Schoͤnheit genieß ihm nur geringe Zeit goͤnnen wuͤrde. Er wolte ſie hierauf kuͤſſen/ und umfahend zu ſich druͤcken; aber Frau Sophia ſtellete ſich zwiſchen ſie/ und ſagete: Nicht alſo ihr verwaͤgener/ dieſes euer begin- nen iſt trauen dem aͤidlichen Verſprechen nicht gemaͤß/ und moͤget wol wiſſen/ daß wir lie- ber alle mit einander ſterben/ als in euer Vornehmen gehehlen wollen. Das Fraͤulein faſ- ſete auch ein Herz/ und gab ihm duͤrre zuverſtehen; Er ſolte ſich der Gedanken nur entſchla- gen/ daß er meynete/ ſie lebendig zu ſeinem unzuͤchtigen Willen zuhaben/ dann ſie waͤhre ei- ne verſprochene Braut/ und geſinnet/ lieber den Tod als Ehrenverluſt anzugehen; die Gel- der/ ſo auf ihr Haupt geſetzet waͤhren/ wuͤrden ſchon entrichtet werden/ und begehrete dieſel- ben von ihm nicht wieder; welches ſie dann mit ſo harter Stimme redete/ daß die anderen es wol hoͤreten/ und deswegen naͤher hinzu traten/ umb zuvernehmen/ was vorginge. Frau Sophia ſahe an ihren Geberden/ daß ſie nicht willens wahren/ Gewalt zuüben/ und redete ſie alſo an: Guͤnſtige gute Freunde/ erinnert euch/ bitte ich/ der teuren Verheiſſung/ welche ihr uns ingeſamt getahn habet/ und gebet nicht zu/ daß einige unter uns an ihren Ehren be- leidiget werde; die Gelder/ ſo ihr fodert/ wie viel deſſen gleich iſt/ und auf acht Tonnen Gol- des ſich erſtrecket/ ſollen euch ohnfehlbar/ wie ich weiß/ geliefert werden/ und wil ich euch uͤ- ber das verſprechen/ daß euer keinem das geringſte Leid unſer Entfuͤhrung halben wieder- fahren ſol/ ob man gleich ſchier heut oder morgen eurer koͤnte bemaͤchtiget ſeyn; nur allein beredet dieſen euren Haͤuptman/ daß er ſeine unzimliche Begierden maͤſſige/ und uns un- angefochten laſſe/ damit wir nit verurſachet werden/ uns des Lebens ſelbſt zuberauben/ wel- ches euch zu keinem guten erſprieſſen wuͤrde; dann ihr koͤnnet leicht gedenken/ daß wañ wiꝛ nicht ſolten wieder bey den unſern anlangen/ man durch alle Hecken und Schlupffloͤcher uns zum fleiſſigſten nachſpuͤren werde; Was vor abſcheuhliche Straffen aber ihr alsdañ muͤſtet zugewarten haben/ iſt leicht zuvermuhten. Bald trat Genutius ihr Gutſcher her- vor/ und ſagte: Ihr Herren und gute Freunde; es iſt euch ingeſamt/ und einem jeden in- ſonderheit wol bewuſt/ daß/ wie ich uͤber mich nam/ dieſe Geſelſchafft eine zeitlang zumeidẽ/ und mich vor einen Gutſcher beſtellen zulaſſen/ ob mir moͤglich ſeyn wuͤrde/ eine oder ande- re dieſes Hochaͤdlen Frauenzimmers in eure Gewalt zuliefern/ ihr mir hinwiederumb die aufrichtige Verheiſſung getahn/ daß auf ſolchen Glückesfal ihnen weder am Leben noch an der Ehre ichtwas ſolte gekraͤnket werden/ wann ihr nur die begehreten Gelder erhaltẽ wuͤꝛ- det; und beteure ich bey meinem aͤide/ daß/ wo ich das geringſte an dieſem euren verſprechen gezweifelt haͤtte/ wolte ich lieber mein Leben ſelbſt aufgeopffert/ als dieſes keuſche hochaͤdle Frauenzimmer in eure Haͤnde uͤbergeben haben; iſt demnach billich/ dz wir unſerm Haͤupt- man einreden/ deſſen eingedenke zuſeyn/ und von ſeinem Vorhaben abzutreten; dann was meine gnaͤdigſte Frau euch anjetzo vorgehalten/ wird in der Warheit nicht auſſen bleiben/ da k k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/263
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/263>, abgerufen am 25.11.2024.