Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
und höchstbetrübte Sinnen durch deine Trost Reden ergetzet/ da ich sonst wegen verlustes
meines Herkules ohn zweifel untergangen währe/ dessen du bey uns beyden geniessen solt/
weil die Seele in uns ist; dann du nähst Gott/ hast mich ihm erhalten/ und mich mir selbst.
Als Libussa dieses hörete/ fiel sie ihrer vorigen Gewohnheit nach ihr umb den Hals/ küssete
und herzete sie/ neben erinnerung der verlauffenen Dinge; zohe sie nachgehends auff ihre
Schoß/ und legte ihr die Kleinot an sprechend: Ey wie sol meine außerwählte Fürstin ih-
rem Fürsten noch heut so wol gefallen/ dem treflichen Fürsten/ deßgleichen in der Welt nit
lebet/ und ihm deßwegen diese billich vorbehalten ist/ vor deren Schönheit alle andere er-
bleichen/ und sich verkriechen muß. Die Fürstin lachete ihrer/ und sagte: Da höre ich recht
meiner Libussen alte Geige/ auff welcher sie mir in der Jugend (ist noch nicht gar lange)
pflag vorzuspielen; aber du betreugst mich forthin nicht mehr also/ sondern zeug hin nach
Padua und singe der vortreflichsten Fräulen von Rom/ Frl. Sibyllen dieses Liedlein vor.
Fräul. Sibyllen? sagte Libussa/ ja wol Frl. Sibyllen; ich verachte den Mond nicht/ aber
weit gefehlet/ daß er der Sonnen angewinnen solte/ dessen er sich auch nicht unterfähet/
sondern es verlanget ihn vielmehr/ daß dieser ihre unvergleichliche Strahlen ihn anschei-
nen mögen. Du redest etwa aus Irtuhm/ sagte das Fräulein/ in dem du meine Strahlen
nennest/ und Fürst Herkules seine verstehest/ welche diesen Monde/ wie ich erfahren/ recht-
schaffen sollen beschienen haben. Wie verstehe ich daß? fragete Libussa. Wie anders/ sagte
das Fräulein/ als daß Phaebus mit der wunderschönen Sibyllen (Dianen wolte ich sagen)
frisch gebuhlet? Ey ey/ Gn. Fürstin/ antwortete sie/ dieser Eifer hat keinen Grund/ und so
bald sie nur dieses Blut fromme Fräulein sehen wird/ sol sie diesen Verdacht bald aus den
Ermeln auff die Erde schütten. Ich weiß nicht/ antwortete sie/ was geschehen wird/ aber
daß weiß ich wol/ daß sie nicht viel geringer als Braut und Bräutigam gespielet haben/
welches ich meinem Herkules verzeihen muß/ als durch übermässige Schonheit darzu
genöhtiget. Verzeihe es euch Gott/ sagte sie/ daß ihr unschuldigen Leuten solches auffbür-
det/ obs gleich euer Gn. Scherz ist; und redet mir nur weiters nicht ein/ dann Frl. Sibyl-
len Schönheit gleichet der euren noch lange nicht/ welche sich überdaß in dieser Zeit über
die helfte gemehret hat. Nun gewißlich/ sagte die Fürstin/ du weist deines Hoffmeisterin-
Amts dich redlich zugebrauchen/ massen mein liebster Schaz Fürst Herkules selbst/ mich kein-
mahl hat schweigen heissen. Da lieget nichts an/ antwortete Libussa/ ich wil euer Gn. es nit
anhören/ noch zu gute halten/ wann sie ihre eigene Schönheit beschimpfet/ in welche ich
mich dergestalt verliebt habe/ daß wann so viel bewehrter Völker nicht umb uns hielten/
würde ich bald der andere Gobares werden. Die Fürstin und Euphrosyne lacheten der re-
de überlaut/ und fragete diese: Schwester Libussa/ was wolte sie dann mit unser gnädig-
sten Fürstin anfangen/ wann sie diesen köstlichen Raub erhalten hätte. Ey ja/ antwortete
jene; so fähet man die jungen Füchse; daß würde ich so überlaut hersagen; raunete hier-
auff der Fürstin etliche Wort ins Ohr/ und sagte hernach; Gnug von diesem; aber wil
eure Gn. mir auch versprechen/ daß sie hernähst ihrer außbündigen Schönheit keine ver-
achtung mehr zulegen wolle/ die ich rühmen und vertähtigen wil so lange ein warmer Bluts-
tropffe in mir ist/ dann ich gebe mich vor ihrer Durchl. Ritter an. Einen solchen Ritter
müste ich nicht außschlagen/ antwortete die Fürstin; ihr müst mich aber/ Herr Ritter/

nicht
c ij

Fuͤnftes Buch.
und hoͤchſtbetrübte Sinnen durch deine Troſt Reden ergetzet/ da ich ſonſt wegen verluſtes
meines Herkules ohn zweifel untergangen waͤhre/ deſſen du bey uns beyden genieſſen ſolt/
weil die Seele in uns iſt; dann du naͤhſt Gott/ haſt mich ihm erhalten/ uñ mich mir ſelbſt.
Als Libuſſa dieſes hoͤrete/ fiel ſie ihrer vorigen Gewohnheit nach ihr umb den Hals/ kuͤſſete
und herzete ſie/ neben erinnerung der verlauffenen Dinge; zohe ſie nachgehends auff ihre
Schoß/ und legte ihr die Kleinot an ſprechend: Ey wie ſol meine außerwaͤhlte Fuͤrſtin ih-
rem Fuͤrſten noch heut ſo wol gefallen/ dem treflichen Fuͤrſten/ deßgleichen in der Welt nit
lebet/ und ihm deßwegen dieſe billich vorbehalten iſt/ vor deren Schoͤnheit alle andere er-
bleichen/ und ſich verkriechen muß. Die Fuͤrſtin lachete ihrer/ uñ ſagte: Da hoͤre ich recht
meiner Libuſſen alte Geige/ auff welcher ſie mir in der Jugend (iſt noch nicht gar lange)
pflag vorzuſpielen; aber du betreugſt mich forthin nicht mehr alſo/ ſondern zeug hin nach
Padua und ſinge der vortreflichſten Fraͤulen von Rom/ Frl. Sibyllen dieſes Liedlein vor.
Fraͤul. Sibyllen? ſagte Libuſſa/ ja wol Frl. Sibyllen; ich verachte den Mond nicht/ aber
weit gefehlet/ daß er der Sonnen angewinnen ſolte/ deſſen er ſich auch nicht unterfaͤhet/
ſondern es verlanget ihn vielmehr/ daß dieſer ihre unvergleichliche Strahlen ihn anſchei-
nen moͤgen. Du redeſt etwa aus Irtuhm/ ſagte das Fraͤulein/ in dem du meine Strahlen
nenneſt/ und Fuͤrſt Herkules ſeine verſteheſt/ welche dieſen Monde/ wie ich erfahꝛen/ recht-
ſchaffen ſollen beſchienen haben. Wie verſtehe ich daß? fragete Libuſſa. Wie anders/ ſagte
das Fraͤulein/ als daß Phæbus mit der wunderſchoͤnẽ Sibyllen (Dianen wolte ich ſagen)
friſch gebuhlet? Ey ey/ Gn. Fuͤrſtin/ antwortete ſie/ dieſer Eifer hat keinen Grund/ und ſo
bald ſie nur dieſes Blut fromme Fraͤulein ſehen wird/ ſol ſie dieſen Verdacht bald aus den
Ermeln auff die Erde ſchuͤtten. Ich weiß nicht/ antwortete ſie/ was geſchehen wird/ aber
daß weiß ich wol/ daß ſie nicht viel geringer als Braut und Braͤutigam geſpielet haben/
welches ich meinem Herkules verzeihen muß/ als durch uͤbermaͤſſige Schonheit darzu
genoͤhtiget. Verzeihe es euch Gott/ ſagte ſie/ daß ihr unſchuldigen Leuten ſolches auffbuͤr-
det/ obs gleich euer Gn. Scherz iſt; und redet mir nur weiters nicht ein/ dann Frl. Sibyl-
len Schoͤnheit gleichet der euren noch lange nicht/ welche ſich uͤberdaß in dieſer Zeit uͤber
die helfte gemehret hat. Nun gewißlich/ ſagte die Fuͤrſtin/ du weiſt deines Hoffmeiſterin-
Amts dich redlich zugebrauchẽ/ maſſẽ mein liebſter Schaz Fuͤrſt Heꝛkules ſelbſt/ mich kein-
mahl hat ſchweigen heiſſen. Da lieget nichts an/ antwortete Libuſſa/ ich wil euer Gn. es nit
anhoͤren/ noch zu gute halten/ wann ſie ihre eigene Schoͤnheit beſchimpfet/ in welche ich
mich dergeſtalt verliebt habe/ daß wann ſo viel bewehrter Voͤlker nicht umb uns hielten/
wuͤrde ich bald der andere Gobares werden. Die Fuͤrſtin und Euphroſyne lacheten der re-
de uͤberlaut/ und fragete dieſe: Schweſter Libuſſa/ was wolte ſie dann mit unſer gnaͤdig-
ſten Fuͤrſtin anfangen/ wann ſie dieſen koͤſtlichen Raub erhalten haͤtte. Ey ja/ antwortete
jene; ſo faͤhet man die jungen Fuͤchſe; daß wuͤrde ich ſo uͤberlaut herſagen; raunete hier-
auff der Fuͤrſtin etliche Wort ins Ohr/ und ſagte hernach; Gnug von dieſem; aber wil
eure Gn. mir auch verſprechen/ daß ſie hernaͤhſt ihrer außbuͤndigen Schoͤnheit keine ver-
achtung mehr zulegen wolle/ die ich rühmen uñ vertaͤhtigẽ wil ſo lange ein warmer Bluts-
tropffe in mir iſt/ dann ich gebe mich vor ihrer Durchl. Ritter an. Einen ſolchen Ritter
muͤſte ich nicht außſchlagen/ antwortete die Fuͤrſtin; ihr muͤſt mich aber/ Herr Ritter/

nicht
c ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0025" n="19"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
und ho&#x0364;ch&#x017F;tbetrübte Sinnen durch deine Tro&#x017F;t Reden ergetzet/ da ich &#x017F;on&#x017F;t wegen verlu&#x017F;tes<lb/>
meines Herkules ohn zweifel untergangen wa&#x0364;hre/ de&#x017F;&#x017F;en du bey uns beyden genie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olt/<lb/>
weil die Seele in uns i&#x017F;t; dann du na&#x0364;h&#x017F;t Gott/ ha&#x017F;t mich ihm erhalten/ un&#x0303; mich mir &#x017F;elb&#x017F;t.<lb/>
Als Libu&#x017F;&#x017F;a die&#x017F;es ho&#x0364;rete/ fiel &#x017F;ie ihrer vorigen Gewohnheit nach ihr umb den Hals/ ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete<lb/>
und herzete &#x017F;ie/ neben erinnerung der verlauffenen Dinge; zohe &#x017F;ie nachgehends auff ihre<lb/>
Schoß/ und legte ihr die Kleinot an &#x017F;prechend: Ey wie &#x017F;ol meine außerwa&#x0364;hlte Fu&#x0364;r&#x017F;tin ih-<lb/>
rem Fu&#x0364;r&#x017F;ten noch heut &#x017F;o wol gefallen/ dem treflichen Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ deßgleichen in der Welt nit<lb/>
lebet/ und ihm deßwegen die&#x017F;e billich vorbehalten i&#x017F;t/ vor deren Scho&#x0364;nheit alle andere er-<lb/>
bleichen/ und &#x017F;ich verkriechen muß. Die Fu&#x0364;r&#x017F;tin lachete ihrer/ un&#x0303; &#x017F;agte: Da ho&#x0364;re ich recht<lb/>
meiner Libu&#x017F;&#x017F;en alte Geige/ auff welcher &#x017F;ie mir in der Jugend (i&#x017F;t noch nicht gar lange)<lb/>
pflag vorzu&#x017F;pielen; aber du betreug&#x017F;t mich forthin nicht mehr al&#x017F;o/ &#x017F;ondern zeug hin nach<lb/>
Padua und &#x017F;inge der vortreflich&#x017F;ten Fra&#x0364;ulen von Rom/ Frl. Sibyllen die&#x017F;es Liedlein vor.<lb/>
Fra&#x0364;ul. Sibyllen? &#x017F;agte Libu&#x017F;&#x017F;a/ ja wol Frl. Sibyllen; ich verachte den Mond nicht/ aber<lb/>
weit gefehlet/ daß er der Sonnen angewinnen &#x017F;olte/ de&#x017F;&#x017F;en er &#x017F;ich auch nicht unterfa&#x0364;het/<lb/>
&#x017F;ondern es verlanget ihn vielmehr/ daß die&#x017F;er ihre unvergleichliche Strahlen ihn an&#x017F;chei-<lb/>
nen mo&#x0364;gen. Du rede&#x017F;t etwa aus Irtuhm/ &#x017F;agte das Fra&#x0364;ulein/ in dem du meine Strahlen<lb/>
nenne&#x017F;t/ und Fu&#x0364;r&#x017F;t Herkules &#x017F;eine ver&#x017F;tehe&#x017F;t/ welche die&#x017F;en Monde/ wie ich erfah&#xA75B;en/ recht-<lb/>
&#x017F;chaffen &#x017F;ollen be&#x017F;chienen haben. Wie ver&#x017F;tehe ich daß? fragete Libu&#x017F;&#x017F;a. Wie anders/ &#x017F;agte<lb/>
das Fra&#x0364;ulein/ als daß Ph<hi rendition="#aq">æ</hi>bus mit der wunder&#x017F;cho&#x0364;ne&#x0303; Sibyllen (Dianen wolte ich &#x017F;agen)<lb/>
fri&#x017F;ch gebuhlet? Ey ey/ Gn. Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ antwortete &#x017F;ie/ die&#x017F;er Eifer hat keinen Grund/ und &#x017F;o<lb/>
bald &#x017F;ie nur die&#x017F;es Blut fromme Fra&#x0364;ulein &#x017F;ehen wird/ &#x017F;ol &#x017F;ie die&#x017F;en Verdacht bald aus den<lb/>
Ermeln auff die Erde &#x017F;chu&#x0364;tten. Ich weiß nicht/ antwortete &#x017F;ie/ was ge&#x017F;chehen wird/ aber<lb/>
daß weiß ich wol/ daß &#x017F;ie nicht viel geringer als Braut und Bra&#x0364;utigam ge&#x017F;pielet haben/<lb/>
welches ich meinem Herkules verzeihen muß/ als durch u&#x0364;berma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Schonheit darzu<lb/>
geno&#x0364;htiget. Verzeihe es euch Gott/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ daß ihr un&#x017F;chuldigen Leuten &#x017F;olches auffbu&#x0364;r-<lb/>
det/ obs gleich euer Gn. Scherz i&#x017F;t; und redet mir nur weiters nicht ein/ dann Frl. Sibyl-<lb/>
len Scho&#x0364;nheit gleichet der euren noch lange nicht/ welche &#x017F;ich u&#x0364;berdaß in die&#x017F;er Zeit u&#x0364;ber<lb/>
die helfte gemehret hat. Nun gewißlich/ &#x017F;agte die Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ du wei&#x017F;t deines Hoffmei&#x017F;terin-<lb/>
Amts dich redlich zugebrauche&#x0303;/ ma&#x017F;&#x017F;e&#x0303; mein lieb&#x017F;ter Schaz Fu&#x0364;r&#x017F;t He&#xA75B;kules &#x017F;elb&#x017F;t/ mich kein-<lb/>
mahl hat &#x017F;chweigen hei&#x017F;&#x017F;en. Da lieget nichts an/ antwortete Libu&#x017F;&#x017F;a/ ich wil euer Gn. es nit<lb/>
anho&#x0364;ren/ noch zu gute halten/ wann &#x017F;ie ihre eigene Scho&#x0364;nheit be&#x017F;chimpfet/ in welche ich<lb/>
mich derge&#x017F;talt verliebt habe/ daß wann &#x017F;o viel bewehrter Vo&#x0364;lker nicht umb uns hielten/<lb/>
wu&#x0364;rde ich bald der andere Gobares werden. Die Fu&#x0364;r&#x017F;tin und Euphro&#x017F;yne lacheten der re-<lb/>
de u&#x0364;berlaut/ und fragete die&#x017F;e: Schwe&#x017F;ter Libu&#x017F;&#x017F;a/ was wolte &#x017F;ie dann mit un&#x017F;er gna&#x0364;dig-<lb/>
&#x017F;ten Fu&#x0364;r&#x017F;tin anfangen/ wann &#x017F;ie die&#x017F;en ko&#x0364;&#x017F;tlichen Raub erhalten ha&#x0364;tte. Ey ja/ antwortete<lb/>
jene; &#x017F;o fa&#x0364;het man die jungen Fu&#x0364;ch&#x017F;e; daß wu&#x0364;rde ich &#x017F;o u&#x0364;berlaut her&#x017F;agen; raunete hier-<lb/>
auff der Fu&#x0364;r&#x017F;tin etliche Wort ins Ohr/ und &#x017F;agte hernach; Gnug von die&#x017F;em; aber wil<lb/>
eure Gn. mir auch ver&#x017F;prechen/ daß &#x017F;ie herna&#x0364;h&#x017F;t ihrer außbu&#x0364;ndigen Scho&#x0364;nheit keine ver-<lb/>
achtung mehr zulegen wolle/ die ich rühmen un&#x0303; verta&#x0364;htige&#x0303; wil &#x017F;o lange ein warmer Bluts-<lb/>
tropffe in mir i&#x017F;t/ dann ich gebe mich vor ihrer Durchl. Ritter an. Einen &#x017F;olchen Ritter<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te ich nicht auß&#x017F;chlagen/ antwortete die Fu&#x0364;r&#x017F;tin; ihr mu&#x0364;&#x017F;t mich aber/ Herr Ritter/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">c ij</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0025] Fuͤnftes Buch. und hoͤchſtbetrübte Sinnen durch deine Troſt Reden ergetzet/ da ich ſonſt wegen verluſtes meines Herkules ohn zweifel untergangen waͤhre/ deſſen du bey uns beyden genieſſen ſolt/ weil die Seele in uns iſt; dann du naͤhſt Gott/ haſt mich ihm erhalten/ uñ mich mir ſelbſt. Als Libuſſa dieſes hoͤrete/ fiel ſie ihrer vorigen Gewohnheit nach ihr umb den Hals/ kuͤſſete und herzete ſie/ neben erinnerung der verlauffenen Dinge; zohe ſie nachgehends auff ihre Schoß/ und legte ihr die Kleinot an ſprechend: Ey wie ſol meine außerwaͤhlte Fuͤrſtin ih- rem Fuͤrſten noch heut ſo wol gefallen/ dem treflichen Fuͤrſten/ deßgleichen in der Welt nit lebet/ und ihm deßwegen dieſe billich vorbehalten iſt/ vor deren Schoͤnheit alle andere er- bleichen/ und ſich verkriechen muß. Die Fuͤrſtin lachete ihrer/ uñ ſagte: Da hoͤre ich recht meiner Libuſſen alte Geige/ auff welcher ſie mir in der Jugend (iſt noch nicht gar lange) pflag vorzuſpielen; aber du betreugſt mich forthin nicht mehr alſo/ ſondern zeug hin nach Padua und ſinge der vortreflichſten Fraͤulen von Rom/ Frl. Sibyllen dieſes Liedlein vor. Fraͤul. Sibyllen? ſagte Libuſſa/ ja wol Frl. Sibyllen; ich verachte den Mond nicht/ aber weit gefehlet/ daß er der Sonnen angewinnen ſolte/ deſſen er ſich auch nicht unterfaͤhet/ ſondern es verlanget ihn vielmehr/ daß dieſer ihre unvergleichliche Strahlen ihn anſchei- nen moͤgen. Du redeſt etwa aus Irtuhm/ ſagte das Fraͤulein/ in dem du meine Strahlen nenneſt/ und Fuͤrſt Herkules ſeine verſteheſt/ welche dieſen Monde/ wie ich erfahꝛen/ recht- ſchaffen ſollen beſchienen haben. Wie verſtehe ich daß? fragete Libuſſa. Wie anders/ ſagte das Fraͤulein/ als daß Phæbus mit der wunderſchoͤnẽ Sibyllen (Dianen wolte ich ſagen) friſch gebuhlet? Ey ey/ Gn. Fuͤrſtin/ antwortete ſie/ dieſer Eifer hat keinen Grund/ und ſo bald ſie nur dieſes Blut fromme Fraͤulein ſehen wird/ ſol ſie dieſen Verdacht bald aus den Ermeln auff die Erde ſchuͤtten. Ich weiß nicht/ antwortete ſie/ was geſchehen wird/ aber daß weiß ich wol/ daß ſie nicht viel geringer als Braut und Braͤutigam geſpielet haben/ welches ich meinem Herkules verzeihen muß/ als durch uͤbermaͤſſige Schonheit darzu genoͤhtiget. Verzeihe es euch Gott/ ſagte ſie/ daß ihr unſchuldigen Leuten ſolches auffbuͤr- det/ obs gleich euer Gn. Scherz iſt; und redet mir nur weiters nicht ein/ dann Frl. Sibyl- len Schoͤnheit gleichet der euren noch lange nicht/ welche ſich uͤberdaß in dieſer Zeit uͤber die helfte gemehret hat. Nun gewißlich/ ſagte die Fuͤrſtin/ du weiſt deines Hoffmeiſterin- Amts dich redlich zugebrauchẽ/ maſſẽ mein liebſter Schaz Fuͤrſt Heꝛkules ſelbſt/ mich kein- mahl hat ſchweigen heiſſen. Da lieget nichts an/ antwortete Libuſſa/ ich wil euer Gn. es nit anhoͤren/ noch zu gute halten/ wann ſie ihre eigene Schoͤnheit beſchimpfet/ in welche ich mich dergeſtalt verliebt habe/ daß wann ſo viel bewehrter Voͤlker nicht umb uns hielten/ wuͤrde ich bald der andere Gobares werden. Die Fuͤrſtin und Euphroſyne lacheten der re- de uͤberlaut/ und fragete dieſe: Schweſter Libuſſa/ was wolte ſie dann mit unſer gnaͤdig- ſten Fuͤrſtin anfangen/ wann ſie dieſen koͤſtlichen Raub erhalten haͤtte. Ey ja/ antwortete jene; ſo faͤhet man die jungen Fuͤchſe; daß wuͤrde ich ſo uͤberlaut herſagen; raunete hier- auff der Fuͤrſtin etliche Wort ins Ohr/ und ſagte hernach; Gnug von dieſem; aber wil eure Gn. mir auch verſprechen/ daß ſie hernaͤhſt ihrer außbuͤndigen Schoͤnheit keine ver- achtung mehr zulegen wolle/ die ich rühmen uñ vertaͤhtigẽ wil ſo lange ein warmer Bluts- tropffe in mir iſt/ dann ich gebe mich vor ihrer Durchl. Ritter an. Einen ſolchen Ritter muͤſte ich nicht außſchlagen/ antwortete die Fuͤrſtin; ihr muͤſt mich aber/ Herr Ritter/ nicht c ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/25
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/25>, abgerufen am 24.11.2024.