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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.

Dieses salzete sie artig zusammen/ vermachte es mit einem durchzogenen Goldfadem/
und versiegelte es mit festem Lak/ stellete es Neklam in geheim zu/ und befahl ihm/ nie-
mand/ als der Groß Fürstin selbst/ es einzuliefern. Es wahr schon des vorigen Abends
ein Römischer Abgesandter von Köln ankommen/ mit Bericht/ Herr Julius Lupus/
Käyserl. Stadthalter daselbst/ hätte sich nach dem benanten Orte schon hinbegeben/
und würde der Groß Fürst nicht seumen/ sich einzustellen/ damit die schwebende Streitig-
keiten in güte möchten beygelegt und verglichen werden. Aus diesen Ursachen hatte er
sich gestriges Abends bey der Mahlzeit nicht finden lassen/ sondern mit den vornehmsten
verschriebenen Ständen seines Landes sich beredet/ auff was masse/ und wie weit man sich
in Handelung mit den Römern einlassen wolte. Er brach diesen Morgen mit dem Ta-
ges-Liechte auff/ und befahl seinem Gemahl das Antwort-Schreiben auffzusetzen/ und sei-
ner Nicht-Antwort Ursach zu melden. Neklam aber muste mit seiner Geselschaft das
Früstük mit der Groß-Fürstin und dem Fräulein einnehmen/ da die Mutter jhre Toch-
ter fragete; was sie dem Medischen Fürsten zur Vergeltung schicken wolte; worauff sie
antwortete; Ihr als einem Fräulein würde nicht anstehen/ jungen/ und zwar fremden
Herren einige Verehrung überzumachen/ hoffete/ die Abgesandten würden die Mühe
über sich nehmen/ und jhre freundliche Dancksagung an gebührenden Orten verrichten;
dessen Neklam/ welcher den Brief schon von jhr empfangen/ sich untertähnigst anerboht/
und doch dabey meldete/ wie angenehm seiner Gn. Groß Fürstin jhrer Frl. Schwester ei-
genhändige Antwort seyn würde. Die Mutter antwortete/ Sie wolte nicht allein vor
sich schreiben/ sondern dir wil gebühren/ sagte sie zu dem Fräulein/ daß du deiner Frau
Schwester und Wasen die schuldige Ehr durch einen Brief erzeigest/ in welchem du
nähst gebührlicher Dancksagung wegen des überschikten/ dich deroselben zu allem Ge-
horsam anerbieten/ und das vor sechs Wochen dir von mir geschenkete Halsketchen jhr
zusenden solt/ mit Bitte/ daß sie es in deinem Nahmen dem Medischen jungen Groß-
Fürsten/ als ein Zeichen gebührlicher Ehrerbietung und Dankes/ einhändigen wolle. Die-
ses Ketchen war nun sehr zierlich gemacht/ an welchem 28. Demant als Glöcklein hin-
gen/ und zu unterst ihr in Gold abgegossenes Brustbildichen/ ganz eigen getroffen/ und
mit ähnlichen Farben gemahlet/ an welchem ein grosser Rubin hing/ in dem ein Stern ge-
stochen wahr; die Umschrifft hieß: Klara/ Frl. aus Teutschland Sie erröhtete ganz über
ihrer Fr. Mutter Rede/ und wahr ihr leid/ daß sie den ersten Brief schon von sich gege-
ben hatte/ hoffete ihn doch wieder zu bekommen/ und als ein gehorsames Kind/ taht sie nach
ihrer Fr. Mutter Befehl/ da ihr dann recht liebe wahr/ daß sie dem jungen Fürsten eini-
ges Zeichen der Gewogenheit senden solte/ weil sie in ihrem keuschen Herzen befand/ daß
die Furcht und Abscheu wegen des Wendischen Freiers die Liebe zu dem Medischen alle
Stunden vermehrete; dessen sie sich in ihrem Schreiben gerne unter verdecketen Worten
hätte vernehmen lassen/ wann sie der Mutter Augen/ die es zuvor lesen wolte/ nicht ge-
scheuet hätte; daher sie es dieser gestalt abfassete:

Durchleuchtigste Groß Fürstin/ Gn. Fr. Wase/ Schwägerin und Schwestek; wegen ange-
bohtener grosser unverdieneter Hulde/ auch übergeschikten Kleinoten von dem Durchl. Medischen
Groß Fürsten/ Herrn Arbianes/ bedanke mich untertähnig und freundligst; und auff außdrüklichen
Befehl meiner Gn. Fr. Mutter übersende dessen Liebde zur anzeige eines dankwilligen Gemühts/

beyge-
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Fuͤnftes Buch.

Dieſes ſalzete ſie artig zuſammen/ vermachte es mit einem durchzogenen Goldfadem/
und verſiegelte es mit feſtem Lak/ ſtellete es Neklam in geheim zu/ und befahl ihm/ nie-
mand/ als der Groß Fuͤrſtin ſelbſt/ es einzuliefern. Es wahr ſchon des vorigen Abends
ein Roͤmiſcher Abgeſandter von Koͤln ankommen/ mit Bericht/ Herr Julius Lupus/
Kaͤyſerl. Stadthalter daſelbſt/ haͤtte ſich nach dem benanten Orte ſchon hinbegeben/
und wuͤrde der Groß Fürſt nicht ſeumen/ ſich einzuſtellen/ damit die ſchwebende Streitig-
keiten in guͤte moͤchten beygelegt und verglichen werden. Aus dieſen Urſachen hatte er
ſich geſtriges Abends bey der Mahlzeit nicht finden laſſen/ ſondern mit den vornehmſten
verſchriebenen Staͤnden ſeines Landes ſich beredet/ auff was maſſe/ und wie weit man ſich
in Handelung mit den Roͤmern einlaſſen wolte. Er brach dieſen Morgen mit dem Ta-
ges-Liechte auff/ und befahl ſeinem Gemahl das Antwort-Schreiben auffzuſetzen/ und ſei-
ner Nicht-Antwort Urſach zu melden. Neklam aber muſte mit ſeiner Geſelſchaft das
Früſtuͤk mit der Groß-Fuͤrſtin und dem Fraͤulein einnehmen/ da die Mutter jhre Toch-
ter fragete; was ſie dem Mediſchen Fuͤrſten zur Vergeltung ſchicken wolte; worauff ſie
antwortete; Ihr als einem Fraͤulein würde nicht anſtehen/ jungen/ und zwar fremden
Herren einige Verehrung uͤberzumachen/ hoffete/ die Abgeſandten wuͤrden die Muͤhe
uͤber ſich nehmen/ und jhre freundliche Danckſagung an gebuͤhrenden Orten verrichten;
deſſen Neklam/ welcher den Brief ſchon von jhr empfangen/ ſich untertaͤhnigſt anerboht/
und doch dabey meldete/ wie angenehm ſeiner Gn. Groß Fürſtin jhrer Frl. Schweſter ei-
genhaͤndige Antwort ſeyn wuͤrde. Die Mutter antwortete/ Sie wolte nicht allein vor
ſich ſchreiben/ ſondern dir wil gebuͤhren/ ſagte ſie zu dem Fraͤulein/ daß du deiner Frau
Schweſter und Waſen die ſchuldige Ehr durch einen Brief erzeigeſt/ in welchem du
naͤhſt gebührlicher Danckſagung wegen des überſchikten/ dich deroſelben zu allem Ge-
horſam anerbieten/ und das vor ſechs Wochen dir von mir geſchenkete Halsketchen jhr
zuſenden ſolt/ mit Bitte/ daß ſie es in deinem Nahmen dem Mediſchen jungen Groß-
Fürſten/ als ein Zeichen gebuͤhrlicher Ehrerbietung und Dankes/ einhaͤndigen wolle. Die-
ſes Ketchen war nun ſehr zierlich gemacht/ an welchem 28. Demant als Gloͤcklein hin-
gen/ und zu unterſt ihr in Gold abgegoſſenes Bruſtbildichen/ ganz eigen getroffen/ und
mit aͤhnlichen Farben gemahlet/ an welchem ein groſſer Rubin hing/ in dem ein Stern ge-
ſtochen wahr; die Umſchrifft hieß: Klara/ Frl. aus Teutſchland Sie erroͤhtete ganz über
ihrer Fr. Mutter Rede/ und wahr ihr leid/ daß ſie den erſten Brief ſchon von ſich gege-
ben hatte/ hoffete ihn doch wieder zu bekom̃en/ und als ein gehorſames Kind/ taht ſie nach
ihrer Fr. Mutter Befehl/ da ihr dann recht liebe wahr/ daß ſie dem jungen Fuͤrſten eini-
ges Zeichen der Gewogenheit ſenden ſolte/ weil ſie in ihrem keuſchen Herzen befand/ daß
die Furcht und Abſcheu wegen des Wendiſchen Freiers die Liebe zu dem Mediſchen alle
Stunden vermehrete; deſſen ſie ſich in ihrem Schreiben gerne unter verdecketen Worten
haͤtte vernehmen laſſen/ wann ſie der Mutter Augen/ die es zuvor leſen wolte/ nicht ge-
ſcheuet haͤtte; daher ſie es dieſer geſtalt abfaſſete:

Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin/ Gn. Fr. Waſe/ Schwaͤgerin und Schweſtek; wegen ange-
bohtener groſſer unverdieneter Hulde/ auch uͤbergeſchikten Kleinoten von dem Durchl. Mediſchen
Groß Fuͤrſten/ Herrn Arbianes/ bedanke mich untertaͤhnig und freundligſt; und auff außdruͤklichen
Befehl meiner Gn. Fr. Mutter uͤberſende deſſen Liebde zur anzeige eines dankwilligen Gemuͤhts/

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[221/0227] Fuͤnftes Buch. Dieſes ſalzete ſie artig zuſammen/ vermachte es mit einem durchzogenen Goldfadem/ und verſiegelte es mit feſtem Lak/ ſtellete es Neklam in geheim zu/ und befahl ihm/ nie- mand/ als der Groß Fuͤrſtin ſelbſt/ es einzuliefern. Es wahr ſchon des vorigen Abends ein Roͤmiſcher Abgeſandter von Koͤln ankommen/ mit Bericht/ Herr Julius Lupus/ Kaͤyſerl. Stadthalter daſelbſt/ haͤtte ſich nach dem benanten Orte ſchon hinbegeben/ und wuͤrde der Groß Fürſt nicht ſeumen/ ſich einzuſtellen/ damit die ſchwebende Streitig- keiten in guͤte moͤchten beygelegt und verglichen werden. Aus dieſen Urſachen hatte er ſich geſtriges Abends bey der Mahlzeit nicht finden laſſen/ ſondern mit den vornehmſten verſchriebenen Staͤnden ſeines Landes ſich beredet/ auff was maſſe/ und wie weit man ſich in Handelung mit den Roͤmern einlaſſen wolte. Er brach dieſen Morgen mit dem Ta- ges-Liechte auff/ und befahl ſeinem Gemahl das Antwort-Schreiben auffzuſetzen/ und ſei- ner Nicht-Antwort Urſach zu melden. Neklam aber muſte mit ſeiner Geſelſchaft das Früſtuͤk mit der Groß-Fuͤrſtin und dem Fraͤulein einnehmen/ da die Mutter jhre Toch- ter fragete; was ſie dem Mediſchen Fuͤrſten zur Vergeltung ſchicken wolte; worauff ſie antwortete; Ihr als einem Fraͤulein würde nicht anſtehen/ jungen/ und zwar fremden Herren einige Verehrung uͤberzumachen/ hoffete/ die Abgeſandten wuͤrden die Muͤhe uͤber ſich nehmen/ und jhre freundliche Danckſagung an gebuͤhrenden Orten verrichten; deſſen Neklam/ welcher den Brief ſchon von jhr empfangen/ ſich untertaͤhnigſt anerboht/ und doch dabey meldete/ wie angenehm ſeiner Gn. Groß Fürſtin jhrer Frl. Schweſter ei- genhaͤndige Antwort ſeyn wuͤrde. Die Mutter antwortete/ Sie wolte nicht allein vor ſich ſchreiben/ ſondern dir wil gebuͤhren/ ſagte ſie zu dem Fraͤulein/ daß du deiner Frau Schweſter und Waſen die ſchuldige Ehr durch einen Brief erzeigeſt/ in welchem du naͤhſt gebührlicher Danckſagung wegen des überſchikten/ dich deroſelben zu allem Ge- horſam anerbieten/ und das vor ſechs Wochen dir von mir geſchenkete Halsketchen jhr zuſenden ſolt/ mit Bitte/ daß ſie es in deinem Nahmen dem Mediſchen jungen Groß- Fürſten/ als ein Zeichen gebuͤhrlicher Ehrerbietung und Dankes/ einhaͤndigen wolle. Die- ſes Ketchen war nun ſehr zierlich gemacht/ an welchem 28. Demant als Gloͤcklein hin- gen/ und zu unterſt ihr in Gold abgegoſſenes Bruſtbildichen/ ganz eigen getroffen/ und mit aͤhnlichen Farben gemahlet/ an welchem ein groſſer Rubin hing/ in dem ein Stern ge- ſtochen wahr; die Umſchrifft hieß: Klara/ Frl. aus Teutſchland Sie erroͤhtete ganz über ihrer Fr. Mutter Rede/ und wahr ihr leid/ daß ſie den erſten Brief ſchon von ſich gege- ben hatte/ hoffete ihn doch wieder zu bekom̃en/ und als ein gehorſames Kind/ taht ſie nach ihrer Fr. Mutter Befehl/ da ihr dann recht liebe wahr/ daß ſie dem jungen Fuͤrſten eini- ges Zeichen der Gewogenheit ſenden ſolte/ weil ſie in ihrem keuſchen Herzen befand/ daß die Furcht und Abſcheu wegen des Wendiſchen Freiers die Liebe zu dem Mediſchen alle Stunden vermehrete; deſſen ſie ſich in ihrem Schreiben gerne unter verdecketen Worten haͤtte vernehmen laſſen/ wann ſie der Mutter Augen/ die es zuvor leſen wolte/ nicht ge- ſcheuet haͤtte; daher ſie es dieſer geſtalt abfaſſete: Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin/ Gn. Fr. Waſe/ Schwaͤgerin und Schweſtek; wegen ange- bohtener groſſer unverdieneter Hulde/ auch uͤbergeſchikten Kleinoten von dem Durchl. Mediſchen Groß Fuͤrſten/ Herrn Arbianes/ bedanke mich untertaͤhnig und freundligſt; und auff außdruͤklichen Befehl meiner Gn. Fr. Mutter uͤberſende deſſen Liebde zur anzeige eines dankwilligen Gemuͤhts/ beyge- e e iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/227>, abgerufen am 29.11.2024.