Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
se Vertrauligkeit pflegen/ daß er einem unbekanten Fräulein so köstliche Sachen überschie-
kete. Neklam bekam alhier Gelegenheit/ Fürst Arbianes zurühmen/ wie ihm von der Groß-
Fürstin Valiska befohlen war/ zeigete an/ wie freundlich und kühn er in dieser Jugend wäh-
re/ daß er schon ein fliegendes Heer führete/ und Leches zum Feldmarschalk hätte; seine Län-
der währen so groß/ und mit Städten erfüllet/ daß drey Fürsten sich damit zum grossen ü-
berfluß behelffen könten; und machete des rühmens/ dar an er gleichwol die Warheit nicht
sparete/ so viel/ daß das Fräulein grosse Lust bekam/ ihn schier zusehen/ redete aber doch kein
Wort darzu/ sondern wuste sich zustellen/ als ob sie die Sache nicht anginge; woraus die
Mutter ihre Verschlagenheit wahrnam/ deren sie sich zu ihr nicht versehen. Nach diesem
fragete die Groß Fürstin/ ob ihr Sohn in den Ländern wegen seines neuen Glaubens ange-
fochten würde/ weil man vor gewiß sagete/ es währe derselbe also beschaffen/ daß er keine an-
dere Götter neben sich leiden könte; welches Neklam beantwortete: Ihre Groß Fürstliche
Durchl. möchte wol versichert gläuben/ daß der teure Fürst Herkules wegen seiner Gottes-
furcht und Frömmigkeit dermassen von hohen und nidrigen gerühmet und geliebet würde/
als einiger Mensch in der Welt. Von seinem Glauben wüste er keinen Bericht zugeben/
aber einmahl währe gewiß/ daß seine Glaubensgenossen anjezt hin und wieder geduldet
würden/ da man sie vorhin auffs äusserste verfolget hätte. Es fünde sich ein ansehnlicher
alter Lehrer bey ihm/ den er als einen Vater ehrete/ und neben anderen Christen sich von
ihm täglich unterrichten liesse; und hätte er mit Augen angesehen/ daß derselbe Groß Für-
sten Herkules und das Königliche Fräulein (die man billich das Weltwunder nennete)
nach Christlicher Art zusammen gegeben und vertrauet hätte. Es währe unleugbar/ daß
Groß Fürst Herkules dieser Lehre festiglich anhinge/ und ob gleich König Ladisla lange nit
hätte können darzu gebracht werden/ währe er doch anjezt fast eiferiger als Herkules selbst;
die Groß Fürstin Valiska aber freuete sich über nichts in der ganzen Welt so hoch/ als daß
sie zu dieses Glaubens Erkäntniß kommen; und hätte er angehöret/ daß sie mit sonderlichen
Eifer gesprochen: Sie wolte sich ehe tausendmahl schinden/ und hundert tausendmahl bra-
ten lassen/ als diesen ihren jetzigen Gott verleugnen/ oder neben denselben einen andern Gott
ehren/ weil in höchster Warheit kein ander wahrer Gott währe/ als bloß dieser nur allein/
welcher Himmel/ Erde/ Meer/ und alles was drinnen ist/ durch seine Almacht erschaffen
habe/ und es in seinem Wesen erhalte; Was man aber von andern Göttern vorbringe/ sey
nichts als Menschengeticht und teuflische Lügen/ dadurch die Menschen von der Seligkeit
abgeführet/ und in das ewige Verderben gestürzet werden. Ihr singen/ damit sie Gott lo-
ben/ fuhr Neklam fort/ dringet durch Mark und Bein/ dem der es anhöret/ und wann sie
behten/ sehen sie als Engel Gottes aus/ dann es scheinet/ ob habe die Seele des Leibes ver-
gessen/ und steige hinauff durch die Wolken/ mit Gott Sprache zuhalten. Ich vor mein
Häupt schreibe ihnen alle ihre Glükseligkeit wegen dieses Glaubens zu/ dann es däucht mich
unmöglich seyn/ daß andere Leute ihnen im unsträflichen Wandel es nachtuhn können.
Kein unnützes Wort gehet aus ihrem Munde; Unzucht/ Mord/ Dieberey/ Fressen/ Sauf-
fen/ Verleumdung/ und dergleichen Laster darff vor ihnen nicht auffblicken/ und wer ihr
Diener seyn wil/ muß der Mißhandelungen sich allerdinge enthalten. Mich verlanget/ daß
ich bald wieder bey ihnen anlangen möge/ damit ich diesen köstlichen Glauben/ welchen sie

den
e e ij

Fuͤnftes Buch.
ſe Vertrauligkeit pflegen/ daß er einem unbekanten Fraͤulein ſo koͤſtliche Sachen uͤberſchie-
kete. Neklam bekam alhier Gelegenheit/ Fürſt Arbianes zurühmen/ wie ihm von der Groß-
Fuͤrſtin Valiſka befohlen war/ zeigete an/ wie freundlich und kuͤhn er in dieſer Jugend waͤh-
re/ daß er ſchon ein fliegendes Heeꝛ fuͤhrete/ und Leches zum Feldmarſchalk haͤtte; ſeine Laͤn-
der waͤhren ſo groß/ und mit Staͤdten erfuͤllet/ daß drey Fuͤrſten ſich damit zum groſſen uͤ-
berfluß behelffen koͤnten; und machete des ruͤhmens/ dar an er gleichwol die Warheit nicht
ſparete/ ſo viel/ daß das Fraͤulein groſſe Luſt bekam/ ihn ſchier zuſehen/ redete aber doch kein
Wort darzu/ ſondern wuſte ſich zuſtellen/ als ob ſie die Sache nicht anginge; woraus die
Mutter ihre Verſchlagenheit wahrnam/ deren ſie ſich zu ihr nicht verſehen. Nach dieſem
fragete die Groß Fuͤrſtin/ ob ihr Sohn in den Laͤndern wegen ſeines neuen Glaubens ange-
fochten wuͤrde/ weil man vor gewiß ſagete/ es waͤhre derſelbe alſo beſchaffen/ daß eꝛ keine an-
dere Goͤtter neben ſich leiden koͤnte; welches Neklam beantwortete: Ihre Groß Fuͤrſtliche
Durchl. moͤchte wol verſichert glaͤuben/ daß der teure Fuͤrſt Herkules wegen ſeiner Gottes-
furcht und Froͤmmigkeit dermaſſen von hohen und nidrigen geruͤhmet und geliebet wuͤrde/
als einiger Menſch in der Welt. Von ſeinem Glauben wüſte er keinen Bericht zugeben/
aber einmahl waͤhre gewiß/ daß ſeine Glaubensgenoſſen anjezt hin und wieder geduldet
wuͤrden/ da man ſie vorhin auffs aͤuſſerſte verfolget haͤtte. Es fuͤnde ſich ein anſehnlicher
alter Lehrer bey ihm/ den er als einen Vater ehrete/ und neben anderen Chriſten ſich von
ihm taͤglich unterrichten lieſſe; und haͤtte er mit Augen angeſehen/ daß derſelbe Groß Fuͤr-
ſten Herkules und das Koͤnigliche Fraͤulein (die man billich das Weltwunder nennete)
nach Chriſtlicher Art zuſammen gegeben und vertrauet haͤtte. Es waͤhre unleugbar/ daß
Groß Fuͤrſt Herkules dieſer Lehre feſtiglich anhinge/ und ob gleich Koͤnig Ladiſla lange nit
haͤtte koͤnnen darzu gebracht werden/ waͤhre er doch anjezt faſt eiferiger als Herkules ſelbſt;
die Groß Fuͤrſtin Valiſka aber freuete ſich uͤber nichts in der ganzen Welt ſo hoch/ als daß
ſie zu dieſes Glaubens Erkaͤntniß kommen; und haͤtte er angehoͤret/ daß ſie mit ſonderlichẽ
Eifer geſprochen: Sie wolte ſich ehe tauſendmahl ſchinden/ und hundert tauſendmahl bra-
ten laſſen/ als dieſen ihꝛen jetzigen Gott verleugnen/ oder neben denſelben einen andern Gott
ehren/ weil in hoͤchſter Warheit kein ander wahrer Gott waͤhre/ als bloß dieſer nur allein/
welcher Himmel/ Erde/ Meer/ und alles was drinnen iſt/ durch ſeine Almacht erſchaffen
habe/ und es in ſeinem Weſen erhalte; Was man aber von andern Goͤttern vorbringe/ ſey
nichts als Menſchengeticht und teufliſche Luͤgen/ dadurch die Menſchen von der Seligkeit
abgefuͤhret/ und in das ewige Verderben geſtuͤrzet werden. Ihr ſingen/ damit ſie Gott lo-
ben/ fuhr Neklam fort/ dringet durch Mark und Bein/ dem der es anhoͤret/ und wann ſie
behten/ ſehen ſie als Engel Gottes aus/ dann es ſcheinet/ ob habe die Seele des Leibes ver-
geſſen/ und ſteige hinauff durch die Wolken/ mit Gott Sprache zuhalten. Ich vor mein
Haͤupt ſchreibe ihnen alle ihꝛe Gluͤkſeligkeit wegen dieſes Glaubens zu/ dañ es daͤucht mich
unmoͤglich ſeyn/ daß andere Leute ihnen im unſtraͤflichen Wandel es nachtuhn koͤnnen.
Kein unnuͤtzes Wort gehet aus ihrem Munde; Unzucht/ Mord/ Dieberey/ Freſſen/ Sauf-
fen/ Verleumdung/ und dergleichen Laſter darff vor ihnen nicht auffblicken/ und wer ihr
Diener ſeyn wil/ muß der Mißhandelungen ſich allerdinge enthalten. Mich verlanget/ daß
ich bald wieder bey ihnen anlangen moͤge/ damit ich dieſen koͤſtlichen Glauben/ welchen ſie

den
e e ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0225" n="219"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;e Vertrauligkeit pflegen/ daß er einem unbekanten Fra&#x0364;ulein &#x017F;o ko&#x0364;&#x017F;tliche Sachen u&#x0364;ber&#x017F;chie-<lb/>
kete. Neklam bekam alhier Gelegenheit/ Für&#x017F;t Arbianes zurühmen/ wie ihm von der Groß-<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tin Vali&#x017F;ka befohlen war/ zeigete an/ wie freundlich und ku&#x0364;hn er in die&#x017F;er Jugend wa&#x0364;h-<lb/>
re/ daß er &#x017F;chon ein fliegendes Hee&#xA75B; fu&#x0364;hrete/ und Leches zum Feldmar&#x017F;chalk ha&#x0364;tte; &#x017F;eine La&#x0364;n-<lb/>
der wa&#x0364;hren &#x017F;o groß/ und mit Sta&#x0364;dten erfu&#x0364;llet/ daß drey Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;ich damit zum gro&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;-<lb/>
berfluß behelffen ko&#x0364;nten; und machete des ru&#x0364;hmens/ dar an er gleichwol die Warheit nicht<lb/>
&#x017F;parete/ &#x017F;o viel/ daß das Fra&#x0364;ulein gro&#x017F;&#x017F;e Lu&#x017F;t bekam/ ihn &#x017F;chier zu&#x017F;ehen/ redete aber doch kein<lb/>
Wort darzu/ &#x017F;ondern wu&#x017F;te &#x017F;ich zu&#x017F;tellen/ als ob &#x017F;ie die Sache nicht anginge; woraus die<lb/>
Mutter ihre Ver&#x017F;chlagenheit wahrnam/ deren &#x017F;ie &#x017F;ich zu ihr nicht ver&#x017F;ehen. Nach die&#x017F;em<lb/>
fragete die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ ob ihr Sohn in den La&#x0364;ndern wegen &#x017F;eines neuen Glaubens ange-<lb/>
fochten wu&#x0364;rde/ weil man vor gewiß &#x017F;agete/ es wa&#x0364;hre der&#x017F;elbe al&#x017F;o be&#x017F;chaffen/ daß e&#xA75B; keine an-<lb/>
dere Go&#x0364;tter neben &#x017F;ich leiden ko&#x0364;nte; welches Neklam beantwortete: Ihre Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tliche<lb/>
Durchl. mo&#x0364;chte wol ver&#x017F;ichert gla&#x0364;uben/ daß der teure Fu&#x0364;r&#x017F;t Herkules wegen &#x017F;einer Gottes-<lb/>
furcht und Fro&#x0364;mmigkeit derma&#x017F;&#x017F;en von hohen und nidrigen geru&#x0364;hmet und geliebet wu&#x0364;rde/<lb/>
als einiger Men&#x017F;ch in der Welt. Von &#x017F;einem Glauben wü&#x017F;te er keinen Bericht zugeben/<lb/>
aber einmahl wa&#x0364;hre gewiß/ daß &#x017F;eine Glaubensgeno&#x017F;&#x017F;en anjezt hin und wieder geduldet<lb/>
wu&#x0364;rden/ da man &#x017F;ie vorhin auffs a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te verfolget ha&#x0364;tte. Es fu&#x0364;nde &#x017F;ich ein an&#x017F;ehnlicher<lb/>
alter Lehrer bey ihm/ den er als einen Vater ehrete/ und neben anderen Chri&#x017F;ten &#x017F;ich von<lb/>
ihm ta&#x0364;glich unterrichten lie&#x017F;&#x017F;e; und ha&#x0364;tte er mit Augen ange&#x017F;ehen/ daß der&#x017F;elbe Groß Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten Herkules und das Ko&#x0364;nigliche Fra&#x0364;ulein (die man billich das Weltwunder nennete)<lb/>
nach Chri&#x017F;tlicher Art zu&#x017F;ammen gegeben und vertrauet ha&#x0364;tte. Es wa&#x0364;hre unleugbar/ daß<lb/>
Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t Herkules die&#x017F;er Lehre fe&#x017F;tiglich anhinge/ und ob gleich Ko&#x0364;nig Ladi&#x017F;la lange nit<lb/>
ha&#x0364;tte ko&#x0364;nnen darzu gebracht werden/ wa&#x0364;hre er doch anjezt fa&#x017F;t eiferiger als Herkules &#x017F;elb&#x017F;t;<lb/>
die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin Vali&#x017F;ka aber freuete &#x017F;ich u&#x0364;ber nichts in der ganzen Welt &#x017F;o hoch/ als daß<lb/>
&#x017F;ie zu die&#x017F;es Glaubens Erka&#x0364;ntniß kommen; und ha&#x0364;tte er angeho&#x0364;ret/ daß &#x017F;ie mit &#x017F;onderliche&#x0303;<lb/>
Eifer ge&#x017F;prochen: Sie wolte &#x017F;ich ehe tau&#x017F;endmahl &#x017F;chinden/ und hundert tau&#x017F;endmahl bra-<lb/>
ten la&#x017F;&#x017F;en/ als die&#x017F;en ih&#xA75B;en jetzigen Gott verleugnen/ oder neben den&#x017F;elben einen andern Gott<lb/>
ehren/ weil in ho&#x0364;ch&#x017F;ter Warheit kein ander wahrer Gott wa&#x0364;hre/ als bloß die&#x017F;er nur allein/<lb/>
welcher Himmel/ Erde/ Meer/ und alles was drinnen i&#x017F;t/ durch &#x017F;eine Almacht er&#x017F;chaffen<lb/>
habe/ und es in &#x017F;einem We&#x017F;en erhalte; Was man aber von andern Go&#x0364;ttern vorbringe/ &#x017F;ey<lb/>
nichts als Men&#x017F;chengeticht und teufli&#x017F;che Lu&#x0364;gen/ dadurch die Men&#x017F;chen von der Seligkeit<lb/>
abgefu&#x0364;hret/ und in das ewige Verderben ge&#x017F;tu&#x0364;rzet werden. Ihr &#x017F;ingen/ damit &#x017F;ie Gott lo-<lb/>
ben/ fuhr Neklam fort/ dringet durch Mark und Bein/ dem der es anho&#x0364;ret/ und wann &#x017F;ie<lb/>
behten/ &#x017F;ehen &#x017F;ie als Engel Gottes aus/ dann es &#x017F;cheinet/ ob habe die Seele des Leibes ver-<lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;teige hinauff durch die Wolken/ mit Gott Sprache zuhalten. Ich vor mein<lb/>
Ha&#x0364;upt &#x017F;chreibe ihnen alle ih&#xA75B;e Glu&#x0364;k&#x017F;eligkeit wegen die&#x017F;es Glaubens zu/ dan&#x0303; es da&#x0364;ucht mich<lb/>
unmo&#x0364;glich &#x017F;eyn/ daß andere Leute ihnen im un&#x017F;tra&#x0364;flichen Wandel es nachtuhn ko&#x0364;nnen.<lb/>
Kein unnu&#x0364;tzes Wort gehet aus ihrem Munde; Unzucht/ Mord/ Dieberey/ Fre&#x017F;&#x017F;en/ Sauf-<lb/>
fen/ Verleumdung/ und dergleichen La&#x017F;ter darff vor ihnen nicht auffblicken/ und wer ihr<lb/>
Diener &#x017F;eyn wil/ muß der Mißhandelungen &#x017F;ich allerdinge enthalten. Mich verlanget/ daß<lb/>
ich bald wieder bey ihnen anlangen mo&#x0364;ge/ damit ich die&#x017F;en ko&#x0364;&#x017F;tlichen Glauben/ welchen &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">e e ij</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0225] Fuͤnftes Buch. ſe Vertrauligkeit pflegen/ daß er einem unbekanten Fraͤulein ſo koͤſtliche Sachen uͤberſchie- kete. Neklam bekam alhier Gelegenheit/ Fürſt Arbianes zurühmen/ wie ihm von der Groß- Fuͤrſtin Valiſka befohlen war/ zeigete an/ wie freundlich und kuͤhn er in dieſer Jugend waͤh- re/ daß er ſchon ein fliegendes Heeꝛ fuͤhrete/ und Leches zum Feldmarſchalk haͤtte; ſeine Laͤn- der waͤhren ſo groß/ und mit Staͤdten erfuͤllet/ daß drey Fuͤrſten ſich damit zum groſſen uͤ- berfluß behelffen koͤnten; und machete des ruͤhmens/ dar an er gleichwol die Warheit nicht ſparete/ ſo viel/ daß das Fraͤulein groſſe Luſt bekam/ ihn ſchier zuſehen/ redete aber doch kein Wort darzu/ ſondern wuſte ſich zuſtellen/ als ob ſie die Sache nicht anginge; woraus die Mutter ihre Verſchlagenheit wahrnam/ deren ſie ſich zu ihr nicht verſehen. Nach dieſem fragete die Groß Fuͤrſtin/ ob ihr Sohn in den Laͤndern wegen ſeines neuen Glaubens ange- fochten wuͤrde/ weil man vor gewiß ſagete/ es waͤhre derſelbe alſo beſchaffen/ daß eꝛ keine an- dere Goͤtter neben ſich leiden koͤnte; welches Neklam beantwortete: Ihre Groß Fuͤrſtliche Durchl. moͤchte wol verſichert glaͤuben/ daß der teure Fuͤrſt Herkules wegen ſeiner Gottes- furcht und Froͤmmigkeit dermaſſen von hohen und nidrigen geruͤhmet und geliebet wuͤrde/ als einiger Menſch in der Welt. Von ſeinem Glauben wüſte er keinen Bericht zugeben/ aber einmahl waͤhre gewiß/ daß ſeine Glaubensgenoſſen anjezt hin und wieder geduldet wuͤrden/ da man ſie vorhin auffs aͤuſſerſte verfolget haͤtte. Es fuͤnde ſich ein anſehnlicher alter Lehrer bey ihm/ den er als einen Vater ehrete/ und neben anderen Chriſten ſich von ihm taͤglich unterrichten lieſſe; und haͤtte er mit Augen angeſehen/ daß derſelbe Groß Fuͤr- ſten Herkules und das Koͤnigliche Fraͤulein (die man billich das Weltwunder nennete) nach Chriſtlicher Art zuſammen gegeben und vertrauet haͤtte. Es waͤhre unleugbar/ daß Groß Fuͤrſt Herkules dieſer Lehre feſtiglich anhinge/ und ob gleich Koͤnig Ladiſla lange nit haͤtte koͤnnen darzu gebracht werden/ waͤhre er doch anjezt faſt eiferiger als Herkules ſelbſt; die Groß Fuͤrſtin Valiſka aber freuete ſich uͤber nichts in der ganzen Welt ſo hoch/ als daß ſie zu dieſes Glaubens Erkaͤntniß kommen; und haͤtte er angehoͤret/ daß ſie mit ſonderlichẽ Eifer geſprochen: Sie wolte ſich ehe tauſendmahl ſchinden/ und hundert tauſendmahl bra- ten laſſen/ als dieſen ihꝛen jetzigen Gott verleugnen/ oder neben denſelben einen andern Gott ehren/ weil in hoͤchſter Warheit kein ander wahrer Gott waͤhre/ als bloß dieſer nur allein/ welcher Himmel/ Erde/ Meer/ und alles was drinnen iſt/ durch ſeine Almacht erſchaffen habe/ und es in ſeinem Weſen erhalte; Was man aber von andern Goͤttern vorbringe/ ſey nichts als Menſchengeticht und teufliſche Luͤgen/ dadurch die Menſchen von der Seligkeit abgefuͤhret/ und in das ewige Verderben geſtuͤrzet werden. Ihr ſingen/ damit ſie Gott lo- ben/ fuhr Neklam fort/ dringet durch Mark und Bein/ dem der es anhoͤret/ und wann ſie behten/ ſehen ſie als Engel Gottes aus/ dann es ſcheinet/ ob habe die Seele des Leibes ver- geſſen/ und ſteige hinauff durch die Wolken/ mit Gott Sprache zuhalten. Ich vor mein Haͤupt ſchreibe ihnen alle ihꝛe Gluͤkſeligkeit wegen dieſes Glaubens zu/ dañ es daͤucht mich unmoͤglich ſeyn/ daß andere Leute ihnen im unſtraͤflichen Wandel es nachtuhn koͤnnen. Kein unnuͤtzes Wort gehet aus ihrem Munde; Unzucht/ Mord/ Dieberey/ Freſſen/ Sauf- fen/ Verleumdung/ und dergleichen Laſter darff vor ihnen nicht auffblicken/ und wer ihr Diener ſeyn wil/ muß der Mißhandelungen ſich allerdinge enthalten. Mich verlanget/ daß ich bald wieder bey ihnen anlangen moͤge/ damit ich dieſen koͤſtlichen Glauben/ welchen ſie den e e ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/225
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/225>, abgerufen am 29.11.2024.