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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
wol geredet/ sagte ihr Herr Vater; weil es aber dir zur Unhöfligkeit könte außgeleget wer-
den/ wann du diesem mächtigen Fürsten seine Schenkungen zurük sendetest/ soltu sie mit
gebührlicher Ehrerbietigkeit annehmen; vielleicht eräuget sich Gelegenheit/ es in andere
Wege zuersetzen. Also wegerte sie sich ferner nicht/ nam die Kleinot zu sich/ und ging hin/
sie in ihr Lädichen einzuschliessen/ woselbst sie die von Herkules ehmahl geschikte in eigener
verwahrung hatte. Der Schein dieser kostbahren Sachen hielt sie eine gute weile auff in
der Beschauung/ biß sie des Schreibens in ihrem Busem sich erinnerte/ welches sie ohn
ferneres Nachdenken brach/ und als sie noch eines darinnen beschlossen fand/ auch mit den
Fingern leicht fühlete/ daß etwas in demselben verborgen wahr/ öffnete sie auch dieses/ sa-
he den köstlichen Ring/ und steckete ihn an den Finger/ des vorhabens/ alsbald hinzugehen/
und ihrer Fr. Mutter denselben zuzeigen/ doch als sie auff dem umbkehren wahr/ sagete sie
zu sich selber; bin ich nicht einfältig/ das geschikte zu zeigen/ ehe ich den Brieff lese? fing
also an/ Valisken umbschlag durchzusehen/ und nach verlesung etlicher Zeilen sagte sie;
Ach ich armes Kind/ daß ich mich von dem Abgesanten so listig habe hintergehen/ und die-
se Brieffe mir beybringen lassen; Ach hätte ich sie nur nicht erbrochen/ alsdann könte ich
sie meinen Eltern ohn einigen Verdacht zustellen. Hierauff wahr sie willens/ alle beyde un-
gelesen zuzerreissen; bald bedachte sie sich/ es währe besser/ sie den Eltern einzuhändigen;
Und als ihr Valisken harte Vermahnung einfiel/ daß alles in geheim solte gehalten wer-
den/ wolte ihr dieses auch nicht gefallen/ damit sie ihre Fr. Schwägerin nicht erzürnete;
doch muste sich Neklam abermahl rechtschaffen außschelten lassen. O du betrieglicher
Fuchs/ sagte sie/ ist dirs so grosse Ehre/ daß du mich dergestalt geäffet und hinter das Licht
geführet hast? Aber/ sagte sie bald darauff/ vielleicht ist ihm des Brieffes Inhalt verbor-
gen/ und zürne unbillich auff ihn. In solchem zweiffelmuht wahr sie bey einer Viertelstun-
de begriffen/ ehe sie sich erklären kunte/ was sie tuhn wolte/ biß ihr endlich der Muht wuchs/
daß sie sich also auredete; vor wem fürchtestu dich mein Herz/ daß du zweiffels nicht ab-
kommen kanst? ist doch weder der Fürst selbsten noch meine Fr. Schwester gegenwärtig.
Wendete damit die augen auff den Ring/ und dauchte sie/ nie so treflichen Stein gesehen
haben/ massen er nicht anders funkelte als ein klarer Stern/ und doch zugleich an stat eines
reinen Spiegels dienete. Ey so wil ich meiner Fr. Schwester Schreiben zu Ende lesen/
sagte sie/ demnach ich nicht gläuben kan/ daß sie mir ichtwas unbilliches zumuhten solte;
durchsahe alles mit guter bedachtsamkeit/ und fand folgende Worte:

Durchleuchtigstes Fräulein/ herzgeliebtes Schwesterchen; vor erst zweiffelt mir nicht/ eure
Liebe werde die Zuver sicht zu mir tragen/ daß derselben ich von ganzem Herzen wie mir selbst gewo-
gen bin/ wozu mich die gedoppelte nahe Anverwandschafft treibet/ und sie daher ferner leicht schlies-
sen kan/ das ihr Glük und Wolfahrt zubefodern/ ich mir äusserst werde lassen augelegen seyn. Wann
dann nun der Durchleuchtigste Fürst Arbianes/ Groß Fürst und einiger Erbe des gewaltigen Medi-
schen Reichs/ ein Fürst von 20 Jahren/ durch den blossen Anblik euer Liebe Brustbildichens (welches
sie meiner Libussen geschenket) sich dermassen in ihre Schönheit verliebet hat. (Hier hielt sie ein/
sich vor folgendes gar zu hart fürchtend/ wagete es doch endlich/ und lase weiter) daß er sei-
ne einige Lust und Freude auff die Beschauung ihres holdseligen abgemahleten Angesichtes gesetzet/
und solches nicht anders als eine Göttin ehret/ auch nichts mehr wünschet/ als in ihrer Liebe Diensten
zusterben Als habe zu Abwendung seines äussersten Verderbens nicht umhin können/ an Eure Liebe/

und

Fuͤnftes Buch.
wol geredet/ ſagte ihr Herr Vater; weil es aber dir zur Unhoͤfligkeit koͤnte außgeleget weꝛ-
den/ wann du dieſem maͤchtigen Fürſten ſeine Schenkungen zuruͤk ſendeteſt/ ſoltu ſie mit
gebuͤhrlicher Ehrerbietigkeit annehmen; vielleicht eraͤuget ſich Gelegenheit/ es in andere
Wege zuerſetzen. Alſo wegerte ſie ſich ferner nicht/ nam die Kleinot zu ſich/ und ging hin/
ſie in ihr Laͤdichen einzuſchlieſſen/ woſelbſt ſie die von Herkules ehmahl geſchikte in eigener
verwahrung hatte. Der Schein dieſer koſtbahren Sachen hielt ſie eine gute weile auff in
der Beſchauung/ biß ſie des Schreibens in ihrem Buſem ſich erinnerte/ welches ſie ohn
ferneres Nachdenken brach/ und als ſie noch eines darinnen beſchloſſen fand/ auch mit den
Fingern leicht fuͤhlete/ daß etwas in demſelben verborgen wahr/ oͤffnete ſie auch dieſes/ ſa-
he den koͤſtlichen Ring/ und ſteckete ihn an den Finger/ des vorhabens/ alsbald hinzugehen/
und ihrer Fr. Mutter denſelben zuzeigen/ doch als ſie auff dem umbkehren wahr/ ſagete ſie
zu ſich ſelber; bin ich nicht einfaͤltig/ das geſchikte zu zeigen/ ehe ich den Brieff leſe? fing
alſo an/ Valiſken umbſchlag durchzuſehen/ und nach verleſung etlicher Zeilen ſagte ſie;
Ach ich armes Kind/ daß ich mich von dem Abgeſanten ſo liſtig habe hintergehen/ und die-
ſe Brieffe mir beybringen laſſen; Ach haͤtte ich ſie nur nicht erbrochen/ alsdann koͤnte ich
ſie meinen Eltern ohn einigen Verdacht zuſtellen. Hierauff wahr ſie willens/ alle beyde un-
geleſen zuzerreiſſen; bald bedachte ſie ſich/ es waͤhre beſſer/ ſie den Eltern einzuhaͤndigen;
Und als ihr Valiſken harte Vermahnung einfiel/ daß alles in geheim ſolte gehalten wer-
den/ wolte ihr dieſes auch nicht gefallen/ damit ſie ihre Fr. Schwaͤgerin nicht erzuͤrnete;
doch muſte ſich Neklam abermahl rechtſchaffen außſchelten laſſen. O du betrieglicher
Fuchs/ ſagte ſie/ iſt dirs ſo groſſe Ehre/ daß du mich dergeſtalt geaͤffet und hinter das Licht
gefuͤhret haſt? Aber/ ſagte ſie bald darauff/ vielleicht iſt ihm des Brieffes Inhalt verbor-
gen/ uñ zuͤrne unbillich auff ihn. In ſolchem zweiffelmuht wahr ſie bey einer Viertelſtun-
de begriffen/ ehe ſie ſich erklaͤren kunte/ was ſie tuhn wolte/ biß ihꝛ endlich der Muht wuchs/
daß ſie ſich alſo auredete; vor wem fuͤrchteſtu dich mein Herz/ daß du zweiffels nicht ab-
kommen kanſt? iſt doch weder der Fuͤrſt ſelbſten noch meine Fr. Schweſter gegenwaͤrtig.
Wendete damit die augen auff den Ring/ und dauchte ſie/ nie ſo treflichen Stein geſehen
haben/ maſſen er nicht anders funkelte als ein klarer Stern/ und doch zugleich an ſtat eines
reinen Spiegels dienete. Ey ſo wil ich meiner Fr. Schweſter Schreiben zu Ende leſen/
ſagte ſie/ demnach ich nicht glaͤuben kan/ daß ſie mir ichtwas unbilliches zumuhten ſolte;
durchſahe alles mit guter bedachtſamkeit/ und fand folgende Worte:

Durchleuchtigſtes Fraͤulein/ herzgeliebtes Schweſterchen; vor erſt zweiffelt mir nicht/ eure
Liebe werde die Zuver ſicht zu mir tragen/ daß derſelben ich von ganzem Herzen wie mir ſelbſt gewo-
gen bin/ wozu mich die gedoppelte nahe Anverwandſchafft treibet/ und ſie daher ferner leicht ſchlieſ-
ſen kan/ das ihr Gluͤk und Wolfahrt zubefodern/ ich mir aͤuſſerſt werde laſſen augelegen ſeyn. Wann
dann nun der Durchleuchtigſte Fuͤrſt Arbianes/ Groß Fuͤrſt und einiger Erbe des gewaltigen Medi-
ſchen Reichs/ ein Fuͤrſt von 20 Jahren/ durch den bloſſen Anblik euer Liebe Bruſtbildichens (welches
ſie meiner Libuſſen geſchenket) ſich dermaſſen in ihre Schoͤnheit verliebet hat. (Hier hielt ſie ein/
ſich vor folgendes gar zu hart fuͤrchtend/ wagete es doch endlich/ und laſe weiter) daß er ſei-
ne einige Luſt und Freude auff die Beſchauung ihres holdſeligen abgemahleten Angeſichtes geſetzet/
und ſolches nicht anders als eine Goͤttin ehret/ auch nichts mehr wuͤnſchet/ als in ihrer Liebe Dienſtẽ
zuſterben Als habe zu Abwendung ſeines aͤuſſerſten Verderbens nicht umhin koͤnnen/ an Eure Liebe/

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[215/0221] Fuͤnftes Buch. wol geredet/ ſagte ihr Herr Vater; weil es aber dir zur Unhoͤfligkeit koͤnte außgeleget weꝛ- den/ wann du dieſem maͤchtigen Fürſten ſeine Schenkungen zuruͤk ſendeteſt/ ſoltu ſie mit gebuͤhrlicher Ehrerbietigkeit annehmen; vielleicht eraͤuget ſich Gelegenheit/ es in andere Wege zuerſetzen. Alſo wegerte ſie ſich ferner nicht/ nam die Kleinot zu ſich/ und ging hin/ ſie in ihr Laͤdichen einzuſchlieſſen/ woſelbſt ſie die von Herkules ehmahl geſchikte in eigener verwahrung hatte. Der Schein dieſer koſtbahren Sachen hielt ſie eine gute weile auff in der Beſchauung/ biß ſie des Schreibens in ihrem Buſem ſich erinnerte/ welches ſie ohn ferneres Nachdenken brach/ und als ſie noch eines darinnen beſchloſſen fand/ auch mit den Fingern leicht fuͤhlete/ daß etwas in demſelben verborgen wahr/ oͤffnete ſie auch dieſes/ ſa- he den koͤſtlichen Ring/ und ſteckete ihn an den Finger/ des vorhabens/ alsbald hinzugehen/ und ihrer Fr. Mutter denſelben zuzeigen/ doch als ſie auff dem umbkehren wahr/ ſagete ſie zu ſich ſelber; bin ich nicht einfaͤltig/ das geſchikte zu zeigen/ ehe ich den Brieff leſe? fing alſo an/ Valiſken umbſchlag durchzuſehen/ und nach verleſung etlicher Zeilen ſagte ſie; Ach ich armes Kind/ daß ich mich von dem Abgeſanten ſo liſtig habe hintergehen/ und die- ſe Brieffe mir beybringen laſſen; Ach haͤtte ich ſie nur nicht erbrochen/ alsdann koͤnte ich ſie meinen Eltern ohn einigen Verdacht zuſtellen. Hierauff wahr ſie willens/ alle beyde un- geleſen zuzerreiſſen; bald bedachte ſie ſich/ es waͤhre beſſer/ ſie den Eltern einzuhaͤndigen; Und als ihr Valiſken harte Vermahnung einfiel/ daß alles in geheim ſolte gehalten wer- den/ wolte ihr dieſes auch nicht gefallen/ damit ſie ihre Fr. Schwaͤgerin nicht erzuͤrnete; doch muſte ſich Neklam abermahl rechtſchaffen außſchelten laſſen. O du betrieglicher Fuchs/ ſagte ſie/ iſt dirs ſo groſſe Ehre/ daß du mich dergeſtalt geaͤffet und hinter das Licht gefuͤhret haſt? Aber/ ſagte ſie bald darauff/ vielleicht iſt ihm des Brieffes Inhalt verbor- gen/ uñ zuͤrne unbillich auff ihn. In ſolchem zweiffelmuht wahr ſie bey einer Viertelſtun- de begriffen/ ehe ſie ſich erklaͤren kunte/ was ſie tuhn wolte/ biß ihꝛ endlich der Muht wuchs/ daß ſie ſich alſo auredete; vor wem fuͤrchteſtu dich mein Herz/ daß du zweiffels nicht ab- kommen kanſt? iſt doch weder der Fuͤrſt ſelbſten noch meine Fr. Schweſter gegenwaͤrtig. Wendete damit die augen auff den Ring/ und dauchte ſie/ nie ſo treflichen Stein geſehen haben/ maſſen er nicht anders funkelte als ein klarer Stern/ und doch zugleich an ſtat eines reinen Spiegels dienete. Ey ſo wil ich meiner Fr. Schweſter Schreiben zu Ende leſen/ ſagte ſie/ demnach ich nicht glaͤuben kan/ daß ſie mir ichtwas unbilliches zumuhten ſolte; durchſahe alles mit guter bedachtſamkeit/ und fand folgende Worte: Durchleuchtigſtes Fraͤulein/ herzgeliebtes Schweſterchen; vor erſt zweiffelt mir nicht/ eure Liebe werde die Zuver ſicht zu mir tragen/ daß derſelben ich von ganzem Herzen wie mir ſelbſt gewo- gen bin/ wozu mich die gedoppelte nahe Anverwandſchafft treibet/ und ſie daher ferner leicht ſchlieſ- ſen kan/ das ihr Gluͤk und Wolfahrt zubefodern/ ich mir aͤuſſerſt werde laſſen augelegen ſeyn. Wann dann nun der Durchleuchtigſte Fuͤrſt Arbianes/ Groß Fuͤrſt und einiger Erbe des gewaltigen Medi- ſchen Reichs/ ein Fuͤrſt von 20 Jahren/ durch den bloſſen Anblik euer Liebe Bruſtbildichens (welches ſie meiner Libuſſen geſchenket) ſich dermaſſen in ihre Schoͤnheit verliebet hat. (Hier hielt ſie ein/ ſich vor folgendes gar zu hart fuͤrchtend/ wagete es doch endlich/ und laſe weiter) daß er ſei- ne einige Luſt und Freude auff die Beſchauung ihres holdſeligen abgemahleten Angeſichtes geſetzet/ und ſolches nicht anders als eine Goͤttin ehret/ auch nichts mehr wuͤnſchet/ als in ihrer Liebe Dienſtẽ zuſterben Als habe zu Abwendung ſeines aͤuſſerſten Verderbens nicht umhin koͤnnen/ an Eure Liebe/ und

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/221>, abgerufen am 29.11.2024.