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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
zeigen/ ich etliche Tage vorgehabt/ ist unnöhtig/ und zu späht zuerzählen; damit aber ich in
der Taht sehen lasse/ wie gewogen ich ihm bin/ so schenke ich ihm nicht allein seine Freyheit
ohn entgelt wieder/ sondern er sol von mir 8000 Kronen zur verehrung gewärtig seyn;
damit ich verhoffe zuersetzen/ was ich ehmahls verbrochen habe. Ich bedankete mich des
guten Willen/ und angebohtenen Geschenks/ mit anzeige/ daß ich wol wüste/ mein Freund/
dessen ertichteter Nahme Oedemeier währe/ solches nicht annehmen würde. Und weil
Ekhard mit 5000 Kronen sich einstellete/ ließ ich dieselben Herkules zun füssen setzen/ und
sagete zu ihm; Mein wirdigster Bruder/ schaffe du hiemit deinen Willen. Fr. Sulpizia/
Herrn Zinna Gemahl kam auch hinzu gegangen/ und verwunderte sich sehr über dieser
begebnis/ da Herkules diese Rede anfing: Hochgeehrter Herr Zinna/ auch tugendreiche
Fr. Sulpizia und Jungfer Zezilia; daß diese Zeit über ich den Unfall meiner Knechtschaft
geduldig ertragen/ ist unter andern auch diese Ursach/ daß ihrer sämtlichen gewogenheit
ich wol genossen/ und fast wie ein leiblich Kind gehalten bin; wovor ich mich dienstlich be-
danke/ nebest dem erbieten/ schier dereins gelegenheit zu suchen/ was gestalt solche woltah-
ten vergolten werden. Wann dann der allerhöchste Gott es vor dißmahl also füget/ daß
ich meine vorige Ritter- und adeliche Freyheit wieder antreten sol/ und mein werter Herr
Zinna nicht allein darein williget/ sondern mir dieselbe ohn entgelt zustellet/ so erkenne ich
daher seine Gewogenheit umb so viel klärer/ unter der Hoffnung/ mein Herr werde mir
vergünstigen/ daß ich dieses gegenwärtige/ meinen hochwerten Freundinnen Fr. Sulpi-
zien/ und Jungfer Zezilien zum Gedächtnis meiner geleisteteten Dienstbarkeit/ und nun-
mehr angebohtenen Freundschaft einliefern möge. Reichete hiemit einer jeden einen Beu-
tel von 2500 Kronen mit diesen Worten: Ich ihr bereitwilliger Diener/ bitte sehr/ mir
dieses geringe nicht außzuschlagen/ auch da deren Willen ich wegen unvermögens alle-
mahl nicht erfüllen können/ großgünstig zuübersehen. Sie wegerten sich dessen aber/ biß
ich mit hinzutrat/ und Herrn Zinna freundlich ersuchete/ eine Vorbitte bey den lieben sei-
nigen zutuhn/ daß sie meinem Freunde die erste Bitte in seiner wieder erlangeten Freyheit
nicht abschlagen möchten; worauff ers gerne zuließ/ und die Frau also antwortete; Herr
Oedemeier; eure höfliche Tugend hat nichts als gewogenheit verdienen können; aber sehr
ungütlich hat er bey uns gehandelt/ daß er seinen Stand und Wesen so gar ungemeldet
gelassen. Es ist geschehen/ sagte Herr Zinna/ und wünsche ich nur/ daß das ergangene al-
lerdinge möge beyderseits können vergessen werden/ damit die folgende Freundschaft desto
gewisser bestehe. Inzwischen reichete ich der Frauen und Jungfer zwey zimliche Kleinot
ein/ da Zinna/ seinen guten Willen sehen zulassen/ der Tochter befahl/ ihres verstorbenen
ältesten Bruders bestes Kleid Oedemeiern zu hohlen; welches sie ihm mit diesen Worten
einreichete: Sehet da Herr Oedemeier/ kleidet euch nun eurem Stande in etwas gemäß/
und erinnert euch eurer Schuld/ mit euch selbst/ und zugleich mit mir abtrag zumachen/
daß ihr euch selbst geschmähet/ und mich gehöhnet/ dann ich spüre wol/ daß ihr der Verlo-
bete nicht seid. Er aber empfing es mit hoher ehrerbietung/ welches wir etwas abgefernet
sahen/ aber ihre Reden nicht hören kunten; da er ihr geantwortet hatte: Er hätte sich be-
fahret/ die Erkäntnis seines Standes möchte ihm schädlich seyn/ und weil er ein ertichte-
ter Oedemeier gewesen/ hätte er ihm auch seines knechtischen Standes wirdige Eltern

tichten

Fuͤnftes Buch.
zeigen/ ich etliche Tage vorgehabt/ iſt unnoͤhtig/ und zu ſpaͤht zuerzaͤhlen; damit aber ich in
der Taht ſehen laſſe/ wie gewogen ich ihm bin/ ſo ſchenke ich ihm nicht allein ſeine Freyheit
ohn entgelt wieder/ ſondern er ſol von mir 8000 Kronen zur verehrung gewaͤrtig ſeyn;
damit ich verhoffe zuerſetzen/ was ich ehmahls verbrochen habe. Ich bedankete mich des
guten Willen/ und angebohtenen Geſchenks/ mit anzeige/ daß ich wol wuͤſte/ mein Freund/
deſſen ertichteter Nahme Oedemeier waͤhre/ ſolches nicht annehmen wuͤrde. Und weil
Ekhard mit 5000 Kronen ſich einſtellete/ ließ ich dieſelben Herkules zun fuͤſſen ſetzen/ und
ſagete zu ihm; Mein wirdigſter Bruder/ ſchaffe du hiemit deinen Willen. Fr. Sulpizia/
Herrn Zinna Gemahl kam auch hinzu gegangen/ und verwunderte ſich ſehr über dieſer
begebnis/ da Herkules dieſe Rede anfing: Hochgeehrter Herr Zinna/ auch tugendreiche
Fr. Sulpizia und Jungfer Zezilia; daß dieſe Zeit uͤber ich den Unfall meiner Knechtſchaft
geduldig ertragen/ iſt unter andern auch dieſe Urſach/ daß ihrer ſaͤmtlichen gewogenheit
ich wol genoſſen/ und faſt wie ein leiblich Kind gehalten bin; wovor ich mich dienſtlich be-
danke/ nebeſt dem erbieten/ ſchier dereins gelegenheit zu ſuchen/ was geſtalt ſolche woltah-
ten vergolten werden. Wann dann der allerhoͤchſte Gott es vor dißmahl alſo fuͤget/ daß
ich meine vorige Ritter- und adeliche Freyheit wieder antreten ſol/ und mein werter Herr
Zinna nicht allein darein williget/ ſondern mir dieſelbe ohn entgelt zuſtellet/ ſo erkenne ich
daher ſeine Gewogenheit umb ſo viel klaͤrer/ unter der Hoffnung/ mein Herr werde mir
verguͤnſtigen/ daß ich dieſes gegenwaͤrtige/ meinen hochwerten Freundinnen Fr. Sulpi-
zien/ und Jungfer Zezilien zum Gedaͤchtnis meiner geleiſteteten Dienſtbarkeit/ und nun-
mehr angebohtenen Freundſchaft einliefern moͤge. Reichete hiemit eineꝛ jeden einen Beu-
tel von 2500 Kronen mit dieſen Worten: Ich ihr bereitwilliger Diener/ bitte ſehr/ mir
dieſes geringe nicht außzuſchlagen/ auch da deren Willen ich wegen unvermoͤgens alle-
mahl nicht erfuͤllen koͤnnen/ großguͤnſtig zuuͤberſehen. Sie wegerten ſich deſſen aber/ biß
ich mit hinzutrat/ und Herrn Zinna freundlich erſuchete/ eine Vorbitte bey den lieben ſei-
nigen zutuhn/ daß ſie meinem Freunde die erſte Bitte in ſeiner wieder erlangeten Freyheit
nicht abſchlagen moͤchten; worauff ers gerne zuließ/ und die Frau alſo antwortete; Herr
Oedemeier; eure hoͤfliche Tugend hat nichts als gewogenheit verdienen koͤnnen; aber ſehꝛ
unguͤtlich hat er bey uns gehandelt/ daß er ſeinen Stand und Weſen ſo gar ungemeldet
gelaſſen. Es iſt geſchehen/ ſagte Herr Zinna/ und wuͤnſche ich nur/ daß das ergangene al-
lerdinge moͤge beyderſeits koͤnnen vergeſſen werden/ damit die folgende Freundſchaft deſto
gewiſſer beſtehe. Inzwiſchen reichete ich der Frauen und Jungfer zwey zimliche Kleinot
ein/ da Zinna/ ſeinen guten Willen ſehen zulaſſen/ der Tochter befahl/ ihres verſtorbenen
aͤlteſten Bruders beſtes Kleid Oedemeiern zu hohlen; welches ſie ihm mit dieſen Worten
einreichete: Sehet da Herr Oedemeier/ kleidet euch nun eurem Stande in etwas gemaͤß/
und erinnert euch eurer Schuld/ mit euch ſelbſt/ und zugleich mit mir abtrag zumachen/
daß ihr euch ſelbſt geſchmaͤhet/ und mich gehoͤhnet/ dann ich ſpuͤre wol/ daß ihr der Verlo-
bete nicht ſeid. Er aber empfing es mit hoher ehrerbietung/ welches wir etwas abgefernet
ſahen/ aber ihre Reden nicht hoͤren kunten; da er ihr geantwortet hatte: Er haͤtte ſich be-
fahret/ die Erkaͤntnis ſeines Standes moͤchte ihm ſchaͤdlich ſeyn/ und weil er ein ertichte-
ter Oedemeier geweſen/ haͤtte er ihm auch ſeines knechtiſchen Standes wirdige Eltern

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[200/0206] Fuͤnftes Buch. zeigen/ ich etliche Tage vorgehabt/ iſt unnoͤhtig/ und zu ſpaͤht zuerzaͤhlen; damit aber ich in der Taht ſehen laſſe/ wie gewogen ich ihm bin/ ſo ſchenke ich ihm nicht allein ſeine Freyheit ohn entgelt wieder/ ſondern er ſol von mir 8000 Kronen zur verehrung gewaͤrtig ſeyn; damit ich verhoffe zuerſetzen/ was ich ehmahls verbrochen habe. Ich bedankete mich des guten Willen/ und angebohtenen Geſchenks/ mit anzeige/ daß ich wol wuͤſte/ mein Freund/ deſſen ertichteter Nahme Oedemeier waͤhre/ ſolches nicht annehmen wuͤrde. Und weil Ekhard mit 5000 Kronen ſich einſtellete/ ließ ich dieſelben Herkules zun fuͤſſen ſetzen/ und ſagete zu ihm; Mein wirdigſter Bruder/ ſchaffe du hiemit deinen Willen. Fr. Sulpizia/ Herrn Zinna Gemahl kam auch hinzu gegangen/ und verwunderte ſich ſehr über dieſer begebnis/ da Herkules dieſe Rede anfing: Hochgeehrter Herr Zinna/ auch tugendreiche Fr. Sulpizia und Jungfer Zezilia; daß dieſe Zeit uͤber ich den Unfall meiner Knechtſchaft geduldig ertragen/ iſt unter andern auch dieſe Urſach/ daß ihrer ſaͤmtlichen gewogenheit ich wol genoſſen/ und faſt wie ein leiblich Kind gehalten bin; wovor ich mich dienſtlich be- danke/ nebeſt dem erbieten/ ſchier dereins gelegenheit zu ſuchen/ was geſtalt ſolche woltah- ten vergolten werden. Wann dann der allerhoͤchſte Gott es vor dißmahl alſo fuͤget/ daß ich meine vorige Ritter- und adeliche Freyheit wieder antreten ſol/ und mein werter Herr Zinna nicht allein darein williget/ ſondern mir dieſelbe ohn entgelt zuſtellet/ ſo erkenne ich daher ſeine Gewogenheit umb ſo viel klaͤrer/ unter der Hoffnung/ mein Herr werde mir verguͤnſtigen/ daß ich dieſes gegenwaͤrtige/ meinen hochwerten Freundinnen Fr. Sulpi- zien/ und Jungfer Zezilien zum Gedaͤchtnis meiner geleiſteteten Dienſtbarkeit/ und nun- mehr angebohtenen Freundſchaft einliefern moͤge. Reichete hiemit eineꝛ jeden einen Beu- tel von 2500 Kronen mit dieſen Worten: Ich ihr bereitwilliger Diener/ bitte ſehr/ mir dieſes geringe nicht außzuſchlagen/ auch da deren Willen ich wegen unvermoͤgens alle- mahl nicht erfuͤllen koͤnnen/ großguͤnſtig zuuͤberſehen. Sie wegerten ſich deſſen aber/ biß ich mit hinzutrat/ und Herrn Zinna freundlich erſuchete/ eine Vorbitte bey den lieben ſei- nigen zutuhn/ daß ſie meinem Freunde die erſte Bitte in ſeiner wieder erlangeten Freyheit nicht abſchlagen moͤchten; worauff ers gerne zuließ/ und die Frau alſo antwortete; Herr Oedemeier; eure hoͤfliche Tugend hat nichts als gewogenheit verdienen koͤnnen; aber ſehꝛ unguͤtlich hat er bey uns gehandelt/ daß er ſeinen Stand und Weſen ſo gar ungemeldet gelaſſen. Es iſt geſchehen/ ſagte Herr Zinna/ und wuͤnſche ich nur/ daß das ergangene al- lerdinge moͤge beyderſeits koͤnnen vergeſſen werden/ damit die folgende Freundſchaft deſto gewiſſer beſtehe. Inzwiſchen reichete ich der Frauen und Jungfer zwey zimliche Kleinot ein/ da Zinna/ ſeinen guten Willen ſehen zulaſſen/ der Tochter befahl/ ihres verſtorbenen aͤlteſten Bruders beſtes Kleid Oedemeiern zu hohlen; welches ſie ihm mit dieſen Worten einreichete: Sehet da Herr Oedemeier/ kleidet euch nun eurem Stande in etwas gemaͤß/ und erinnert euch eurer Schuld/ mit euch ſelbſt/ und zugleich mit mir abtrag zumachen/ daß ihr euch ſelbſt geſchmaͤhet/ und mich gehoͤhnet/ dann ich ſpuͤre wol/ daß ihr der Verlo- bete nicht ſeid. Er aber empfing es mit hoher ehrerbietung/ welches wir etwas abgefernet ſahen/ aber ihre Reden nicht hoͤren kunten; da er ihr geantwortet hatte: Er haͤtte ſich be- fahret/ die Erkaͤntnis ſeines Standes moͤchte ihm ſchaͤdlich ſeyn/ und weil er ein ertichte- ter Oedemeier geweſen/ haͤtte er ihm auch ſeines knechtiſchen Standes wirdige Eltern tichten

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/206>, abgerufen am 04.12.2024.