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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
sten; Dann sie halten die Verleugnung ihres Glaubens vor die allerschreklichste Sünde/
die ein Mensch begehen könne. Daher ists offt kommen/ daß der Richter hat müssen auff-
hören die Urtel zuvolstrecken/ damit die Landschafften von Leuten und Inwohnern nicht
gar öde würden. Was der Käyser und seine Grossen offt vor Mühe hiemit gehabt/ stehet
nicht auszusagen/ aber endlich hat man befunden/ daß der Christenhauffe durch Verfol-
gung nur zunehme; dann auch der Römische Raht selbst hat unter sich/ die diesem Glau-
ben zug tahn sind; der jetzige Käyser Alexander gönnet ihnen Ruhe/ und hält ihren JE-
sus mit vor einen Gott; aber weil er andere Neben-Götter hat/ wird er nicht vor einen Chri-
sten gehalten/ wiewol seine Mutter Fr. Mammea eine Christin seyn sol. Ich erschrak die-
ser Erzählung sehr hart/ und hielt meiner damahligen Meynung nach/ das Christentuhm
vor eine lautere Bezauberung/ welche des Menschen Wiz und Verstand hinweg nähme/
fragete auch/ ob man dann kein einiges Mittel wüste/ ihrer etliche von dieser Verführung ab-
zubringen. Ja/ sagte er/ es begibt sich offt/ daß man etliche/ die in dem Irtuhm nicht so gar
tieff ersoffen/ mit harter Bedräuung und angelegter Pein auch Unterweisung der Gelehr-
ten/ wieder zurechte bringet; aber die sind mehrenteils die ganze Zeit ihres Lebens traurig/
und gehen/ als währen sie erschlagen; komt ein Christ zu ihnen/ der ihnen Hoffnung ma-
chet/ ihr JEsus wolle sie wieder annehmen/ da gehet es dann tausendmahl heftiger als vor-
hin/ lauffen ungefodert nach dem Richter/ und bekennen/ daß sie durch vorige Verläugnung
sich hoch versündiget haben; Zeuhet man sie dann zur Straffe/ so gehen sie mit grösserer
Freude zum Tode/ als eine Jungfer zum Tanze; Jedoch haben wir etliche/ die nicht allein
v[o]m Christentuhm wieder abgetreten sind/ sondern auch beständig bey uns verharret/ und
den Christen viel Schimpffs angelegt haben. Ich kunte der Erzählung länger nicht zuhö-
ren/ sondern stellete ein Schreiben an Herkules/ in welchem ich ihm hart verwieß/ dz er mir
den Bruder Nahmen entzogen hätte; seine Knechtschafft irrete mich nicht/ nur trüge ich
ein herzliches Mitleiden mit ihm/ daß er durch den neuen Aberglauben bezäubert/ und sei-
nes unvergleichlichen Fürstenmuhts beraubet währe/ hoffete/ er würde davon abstehen/
der Pfafferey sich entschlagen/ und aller Ungebührligkeit/ die den Christen einhellig nach-
gesagt würde/ müssig gehen/ damit er nicht als ein Ubeltähter dürffte hingerichtet werden.
Seiner angenehmen Antwort hierauff wolte ich erwarten/ in welcher er des weitläufftigen
Predigens sich enthalten/ und mir schreiben möchte/ ob er Ritterlichen übungen den Kauf
noch nicht gar aufgesagt/ dann wolte ich bald bey ihm seyn/ ihn der Leibeigenschafft beneh-
men/ und was weiter anzufangen währe/ mit ihm abreden. Das Schreiben/ so er an seinen
Herr Vater getahn/ ließ ich nach Aquileia bringen/ von dannen es nach Teutschland kam/
woran ich doch unweißlich handelte; dann so bald der Groß Fürst es gelesen/ und seines
Sohns Christentuhm/ auch daß er die Teutschen Götter so heftig schalt/ vernommen/ hat
ers mit seinen Pfaffen und ädlen in Raht gezogen/ sich heftig darüber geeifert/ und meinen
Herkules des Erbes entsetzet/ biß dahin er sich eines andern bedenken/ und den Göttern vor
erwiesenen Schimpff Abtrag machen würde. Solches hat er ihm nach Rom zugeschrie-
ben/ welches er auch vor meiner Ankunfft daselbst/ empfangen hat. Mein Antwort Schrei-
ben sendete ich ihm bey Ekhard schleunig zu/ und stieß mir folgenden Tages ein Glük zur
hand/ welches zu seiner Befreyung mir hernach wol dienete. Es gab sich ein gewaltiger

Pan-

Fuͤnftes Buch.
ſten; Dann ſie halten die Verleugnung ihres Glaubens vor die allerſchreklichſte Suͤnde/
die ein Menſch begehen koͤnne. Daher iſts offt kommen/ daß der Richter hat muͤſſen auff-
hoͤren die Urtel zuvolſtrecken/ damit die Landſchafften von Leuten und Inwohnern nicht
gar oͤde wuͤrden. Was der Kaͤyſer und ſeine Groſſen offt vor Muͤhe hiemit gehabt/ ſtehet
nicht auszuſagen/ aber endlich hat man befunden/ daß der Chriſtenhauffe durch Verfol-
gung nur zunehme; dann auch der Roͤmiſche Raht ſelbſt hat unter ſich/ die dieſem Glau-
ben zug tahn ſind; der jetzige Kaͤyſer Alexander goͤnnet ihnen Ruhe/ und haͤlt ihren JE-
ſus mit vor einen Gott; aber weil er andere Neben-Goͤtter hat/ wird er nicht vor einẽ Chri-
ſten gehalten/ wiewol ſeine Mutter Fr. Mammea eine Chriſtin ſeyn ſol. Ich erſchrak die-
ſer Erzaͤhlung ſehr hart/ und hielt meiner damahligen Meynung nach/ das Chriſtentuhm
vor eine lautere Bezauberung/ welche des Menſchen Wiz und Verſtand hinweg naͤhme/
fragete auch/ ob man dañ kein einiges Mittel wuͤſte/ ihrer etliche von dieſer Verführung ab-
zubringen. Ja/ ſagte er/ es begibt ſich offt/ daß man etliche/ die in dem Irtuhm nicht ſo gar
tieff erſoffen/ mit harter Bedraͤuung und angelegter Pein auch Unterweiſung der Gelehr-
ten/ wieder zurechte bringet; aber die ſind mehrenteils die ganze Zeit ihres Lebens traurig/
und gehen/ als waͤhren ſie erſchlagen; komt ein Chriſt zu ihnen/ der ihnen Hoffnung ma-
chet/ ihr JEſus wolle ſie wieder annehmen/ da gehet es dann tauſendmahl heftiger als voꝛ-
hin/ lauffen ungefodert nach dem Richter/ und bekeñen/ daß ſie durch vorige Verlaͤugnung
ſich hoch verſuͤndiget haben; Zeuhet man ſie dann zur Straffe/ ſo gehen ſie mit groͤſſerer
Freude zum Tode/ als eine Jungfer zum Tanze; Jedoch haben wir etliche/ die nicht allein
v[o]m Chriſtentuhm wieder abgetreten ſind/ ſondern auch beſtaͤndig bey uns verharret/ und
den Chriſten viel Schimpffs angelegt haben. Ich kunte der Erzaͤhlung laͤnger nicht zuhoͤ-
ren/ ſondern ſtellete ein Schreiben an Herkules/ in welchem ich ihm hart verwieß/ dz er mir
den Bruder Nahmen entzogen haͤtte; ſeine Knechtſchafft irrete mich nicht/ nur truͤge ich
ein herzliches Mitleiden mit ihm/ daß er durch den neuen Aberglauben bezaͤubert/ und ſei-
nes unvergleichlichen Fuͤrſtenmuhts beraubet waͤhre/ hoffete/ er wuͤrde davon abſtehen/
der Pfafferey ſich entſchlagen/ und aller Ungebuͤhrligkeit/ die den Chriſten einhellig nach-
geſagt wuͤrde/ muͤſſig gehen/ damit er nicht als ein Ubeltaͤhter dürffte hingerichtet werden.
Seiner angenehmen Antwort hierauff wolte ich erwarten/ in welcher er des weitlaͤufftigẽ
Predigens ſich enthalten/ und mir ſchreiben moͤchte/ ob er Ritterlichen uͤbungen den Kauf
noch nicht gar aufgeſagt/ dann wolte ich bald bey ihm ſeyn/ ihn der Leibeigenſchafft beneh-
men/ und was weiter anzufangen waͤhre/ mit ihm abreden. Das Schreiben/ ſo er an ſeinẽ
Herr Vater getahn/ ließ ich nach Aquileia bringen/ von dannen es nach Teutſchland kam/
woran ich doch unweißlich handelte; dann ſo bald der Groß Fuͤrſt es geleſen/ und ſeines
Sohns Chriſtentuhm/ auch daß er die Teutſchen Goͤtter ſo heftig ſchalt/ vernommen/ hat
ers mit ſeinen Pfaffen und aͤdlen in Raht gezogen/ ſich heftig darüber geeifert/ und meinen
Herkules des Erbes entſetzet/ biß dahin er ſich eines andern bedenken/ und den Goͤttern vor
erwieſenen Schimpff Abtrag machen wuͤrde. Solches hat er ihm nach Rom zugeſchrie-
ben/ welches er auch vor meiner Ankunfft daſelbſt/ empfangen hat. Mein Antwort Schrei-
ben ſendete ich ihm bey Ekhard ſchleunig zu/ und ſtieß mir folgenden Tages ein Gluͤk zur
hand/ welches zu ſeiner Befreyung mir hernach wol dienete. Es gab ſich ein gewaltiger

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[194/0200] Fuͤnftes Buch. ſten; Dann ſie halten die Verleugnung ihres Glaubens vor die allerſchreklichſte Suͤnde/ die ein Menſch begehen koͤnne. Daher iſts offt kommen/ daß der Richter hat muͤſſen auff- hoͤren die Urtel zuvolſtrecken/ damit die Landſchafften von Leuten und Inwohnern nicht gar oͤde wuͤrden. Was der Kaͤyſer und ſeine Groſſen offt vor Muͤhe hiemit gehabt/ ſtehet nicht auszuſagen/ aber endlich hat man befunden/ daß der Chriſtenhauffe durch Verfol- gung nur zunehme; dann auch der Roͤmiſche Raht ſelbſt hat unter ſich/ die dieſem Glau- ben zug tahn ſind; der jetzige Kaͤyſer Alexander goͤnnet ihnen Ruhe/ und haͤlt ihren JE- ſus mit vor einen Gott; aber weil er andere Neben-Goͤtter hat/ wird er nicht vor einẽ Chri- ſten gehalten/ wiewol ſeine Mutter Fr. Mammea eine Chriſtin ſeyn ſol. Ich erſchrak die- ſer Erzaͤhlung ſehr hart/ und hielt meiner damahligen Meynung nach/ das Chriſtentuhm vor eine lautere Bezauberung/ welche des Menſchen Wiz und Verſtand hinweg naͤhme/ fragete auch/ ob man dañ kein einiges Mittel wuͤſte/ ihrer etliche von dieſer Verführung ab- zubringen. Ja/ ſagte er/ es begibt ſich offt/ daß man etliche/ die in dem Irtuhm nicht ſo gar tieff erſoffen/ mit harter Bedraͤuung und angelegter Pein auch Unterweiſung der Gelehr- ten/ wieder zurechte bringet; aber die ſind mehrenteils die ganze Zeit ihres Lebens traurig/ und gehen/ als waͤhren ſie erſchlagen; komt ein Chriſt zu ihnen/ der ihnen Hoffnung ma- chet/ ihr JEſus wolle ſie wieder annehmen/ da gehet es dann tauſendmahl heftiger als voꝛ- hin/ lauffen ungefodert nach dem Richter/ und bekeñen/ daß ſie durch vorige Verlaͤugnung ſich hoch verſuͤndiget haben; Zeuhet man ſie dann zur Straffe/ ſo gehen ſie mit groͤſſerer Freude zum Tode/ als eine Jungfer zum Tanze; Jedoch haben wir etliche/ die nicht allein vom Chriſtentuhm wieder abgetreten ſind/ ſondern auch beſtaͤndig bey uns verharret/ und den Chriſten viel Schimpffs angelegt haben. Ich kunte der Erzaͤhlung laͤnger nicht zuhoͤ- ren/ ſondern ſtellete ein Schreiben an Herkules/ in welchem ich ihm hart verwieß/ dz er mir den Bruder Nahmen entzogen haͤtte; ſeine Knechtſchafft irrete mich nicht/ nur truͤge ich ein herzliches Mitleiden mit ihm/ daß er durch den neuen Aberglauben bezaͤubert/ und ſei- nes unvergleichlichen Fuͤrſtenmuhts beraubet waͤhre/ hoffete/ er wuͤrde davon abſtehen/ der Pfafferey ſich entſchlagen/ und aller Ungebuͤhrligkeit/ die den Chriſten einhellig nach- geſagt wuͤrde/ muͤſſig gehen/ damit er nicht als ein Ubeltaͤhter dürffte hingerichtet werden. Seiner angenehmen Antwort hierauff wolte ich erwarten/ in welcher er des weitlaͤufftigẽ Predigens ſich enthalten/ und mir ſchreiben moͤchte/ ob er Ritterlichen uͤbungen den Kauf noch nicht gar aufgeſagt/ dann wolte ich bald bey ihm ſeyn/ ihn der Leibeigenſchafft beneh- men/ und was weiter anzufangen waͤhre/ mit ihm abreden. Das Schreiben/ ſo er an ſeinẽ Herr Vater getahn/ ließ ich nach Aquileia bringen/ von dannen es nach Teutſchland kam/ woran ich doch unweißlich handelte; dann ſo bald der Groß Fuͤrſt es geleſen/ und ſeines Sohns Chriſtentuhm/ auch daß er die Teutſchen Goͤtter ſo heftig ſchalt/ vernommen/ hat ers mit ſeinen Pfaffen und aͤdlen in Raht gezogen/ ſich heftig darüber geeifert/ und meinen Herkules des Erbes entſetzet/ biß dahin er ſich eines andern bedenken/ und den Goͤttern vor erwieſenen Schimpff Abtrag machen wuͤrde. Solches hat er ihm nach Rom zugeſchrie- ben/ welches er auch vor meiner Ankunfft daſelbſt/ empfangen hat. Mein Antwort Schrei- ben ſendete ich ihm bey Ekhard ſchleunig zu/ und ſtieß mir folgenden Tages ein Gluͤk zur hand/ welches zu ſeiner Befreyung mir hernach wol dienete. Es gab ſich ein gewaltiger Pan-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/200>, abgerufen am 29.11.2024.