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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
vom Kopffe/ daß er ihm ganz bloß wahr. Als Herkules diesen Vortel sahe/ sprang er vom
Pferde/ in Meynung/ ihn lebendig zufahen/ weil er seiner Hände nicht würde gebr auchen
können. Aber Gamaxus hatte sich schon auff die Knie gesetzet/ da er zu ihm trat/ und ob er
gleich den Säbel noch nicht geblösset/ beschützete er doch das Häupt mit dem Schilde/ daß
er ihn nicht beschädigen kunte; wie zerknirschet er auch wahr/ kam er doch endlich auff die
Füsse/ achtete Herkules Hiebe nicht/ welche den harten Stahl nicht durchdringen moch-
ten/ griff auch mit der linken nach ihm/ die mit einem eisern Handschuch verwahret wahr/
in Meynung ihn zufahen; aber er entweich ihm/ und traff ihm die Faust/ daß es ihn sehr
schmerzete/ und ein wenig wund ward/ daher er den Schild von sich werffen muste/ damit
er die rechte gebrauchen könte/ mit welcher er auch endlich seines blossen Säbels mächtig
ward. Valiska sahe dieses/ fiel nider auf die Knie/ und fing ihr Gebeht wieder an. Da mey-
nete nun Gamaxus/ er hätte schon gewonnen/ und sagte mit grausamer Stimme: O du
Schand Bube/ wie wird Fürst Gamaxus sich gnug an dir rächen können? möchtestu nun
zehn Hälse haben/ ich wolte sie dir alle brechen; führete auch einen solchen Hieb auff ihn/
welchen kein Stahl hätte abhalten mögen; aber Herkules sprang ihm behende aus dem
Schlage/ daß dieser in dem grimmigen Eifer sich verhieb/ und den Säbel etliche Spannen
tief in die Erde schlug/ dessen sich Herkules zu nütze machete/ und ihm eine starke Wunde
über das Hinter Haupt gab/ daß der rohte Saft ihm an beyden Ohren herunter lief. Der
Riese gewan seinen Säbel wieder/ und trat auff ihn zu/ in Meynung/ durch einen Quehr-
schlag ihn in der mitte vonander zuhauen; aber der Blänke rante herzu/ und schlug ihn
wider den Arm/ daß ihm der Säbel aus der Faust fiel/ und er den Arm nicht mehr brau-
chen kunte/ sprang ihm hernach mit den vörder Füssen von hinten zu auf beyde Schultern/
und zerbiß ihm das Haupt/ daß ihm das Blut beyde Augen füllete; noch stärkete er sich/
daß er sich gegen das Pferd wendete/ mit demselben zuringen begunte/ und wenig fehlete/ er
hätte es gar nider geworffen/ unge achtet er nur den linken Arm recht zugebrauchen hatte.
Diese Zeit über wolte Herkules ihn nicht verwunden/ sondern erlustigte sich an dieser au-
genscheinlichen Hülffe Gottes/ nam ihm auch gänzlich vor/ wo möglich/ ihn lebendig zufa-
hen; legte deswegen sein Schwert nider/ fassete den grossen schweren Säbel in beyde Hän-
de/ und gleich da sein Pferd Abtrit nehmen wolte/ schlug er ihn so kräfftig wider den Bein-
harnisch/ daß ihm der linke Beinknoche davon zubrach/ und er mit einem schweren Fall zur
Erden stürzete. Er aber trieb sein Pferd ab/ nam sein eigen Schwert wieder zur Hand/ und
trat zu ihm mit diesen Worten: Wie dünket dich nun Gamaxus/ sol ich dir noch selb sech-
se kommen? Ich meyne/ du werdest schier umb Gnade bitten/ wo sonst Vernunfft bey dir
ist. O du Bettel Bube/ antwortete dieser; solte ich bey dir umb Gnade anhalten? Du hast
mich nicht redlicher weise angegriffen/ sondern mit deinem Pferde mich bezäubert; rich-
tete sich mit dem Worte auf/ und mit dem linken Ellebogen warff er ihn wol vier Schritte
von der Seiten/ daß er auf die Erde zuliegen kam; doch machete er sich bald wieder auff/
schämete sich des versehens nicht wenig/ und schnitte den Zügel von dem todten Pferde ab/
mit welchem er ihn meynete anzufesseln; sendete auch Gallus hin/ etliche Teutsche zuhoh-
len/ die ihn gefangen hinweg tragen solten/ dann er wolte ihn gerne lebendig behalten. Ga-
maxus merkete dieses wol/ hatte noch keine tödliche Wunde bekommen/ und wahr ihm das

Herz/
x ij

Fuͤnftes Buch.
vom Kopffe/ daß er ihm ganz bloß wahr. Als Herkules dieſen Vortel ſahe/ ſprang er vom
Pferde/ in Meynung/ ihn lebendig zufahen/ weil er ſeiner Haͤnde nicht wuͤrde gebr auchen
koͤnnen. Aber Gamaxus hatte ſich ſchon auff die Knie geſetzet/ da er zu ihm trat/ und ob er
gleich den Saͤbel noch nicht gebloͤſſet/ beſchuͤtzete er doch das Haͤupt mit dem Schilde/ daß
er ihn nicht beſchaͤdigen kunte; wie zerknirſchet er auch wahr/ kam er doch endlich auff die
Fuͤſſe/ achtete Herkules Hiebe nicht/ welche den harten Stahl nicht durchdringen moch-
ten/ griff auch mit der linken nach ihm/ die mit einem eiſern Handſchuch verwahret wahr/
in Meynung ihn zufahen; aber er entweich ihm/ und traff ihm die Fauſt/ daß es ihn ſehr
ſchmerzete/ und ein wenig wund ward/ daher er den Schild von ſich werffen muſte/ damit
er die rechte gebrauchen koͤnte/ mit welcher er auch endlich ſeines bloſſen Saͤbels maͤchtig
ward. Valiſka ſahe dieſes/ fiel nider auf die Knie/ und fing ihr Gebeht wieder an. Da mey-
nete nun Gamaxus/ er haͤtte ſchon gewonnen/ und ſagte mit grauſamer Stimme: O du
Schand Bube/ wie wird Fuͤrſt Gamaxus ſich gnug an dir raͤchen koͤnnen? moͤchteſtu nun
zehn Haͤlſe haben/ ich wolte ſie dir alle brechen; fuͤhrete auch einen ſolchen Hieb auff ihn/
welchen kein Stahl haͤtte abhalten moͤgen; aber Herkules ſprang ihm behende aus dem
Schlage/ daß dieſer in dem grimmigen Eifer ſich verhieb/ und den Saͤbel etliche Spannen
tief in die Erde ſchlug/ deſſen ſich Herkules zu nuͤtze machete/ und ihm eine ſtarke Wunde
uͤber das Hinter Haupt gab/ daß der rohte Saft ihm an beyden Ohren herunter lief. Der
Rieſe gewan ſeinen Saͤbel wieder/ und trat auff ihn zu/ in Meynung/ durch einen Quehr-
ſchlag ihn in der mitte vonander zuhauen; aber der Blaͤnke rante herzu/ und ſchlug ihn
wider den Arm/ daß ihm der Saͤbel aus der Fauſt fiel/ und er den Arm nicht mehr brau-
chen kunte/ ſprang ihm hernach mit den voͤrder Füſſen von hinten zu auf beyde Schulteꝛn/
und zerbiß ihm das Haupt/ daß ihm das Blut beyde Augen fuͤllete; noch ſtaͤrkete er ſich/
daß er ſich gegen das Pferd wendete/ mit demſelben zuringen begunte/ und wenig fehlete/ eꝛ
haͤtte es gar nider geworffen/ unge achtet er nur den linken Arm recht zugebrauchen hatte.
Dieſe Zeit uͤber wolte Herkules ihn nicht verwunden/ ſondern erluſtigte ſich an dieſer au-
genſcheinlichen Huͤlffe Gottes/ nam ihm auch gaͤnzlich vor/ wo moͤglich/ ihn lebendig zufa-
hen; legte deswegen ſein Schwert nider/ faſſete den groſſen ſchweren Saͤbel in beyde Haͤn-
de/ und gleich da ſein Pferd Abtrit nehmen wolte/ ſchlug er ihn ſo kraͤfftig wider den Bein-
harniſch/ daß ihm der linke Beinknoche davon zubrach/ und er mit einem ſchweren Fall zuꝛ
Erden ſtürzete. Er aber trieb ſein Pferd ab/ nam ſein eigen Schwert wieder zur Hand/ uñ
trat zu ihm mit dieſen Worten: Wie duͤnket dich nun Gamaxus/ ſol ich dir noch ſelb ſech-
ſe kommen? Ich meyne/ du werdeſt ſchier umb Gnade bitten/ wo ſonſt Vernunfft bey dir
iſt. O du Bettel Bube/ antwortete dieſer; ſolte ich bey dir umb Gnade anhalten? Du haſt
mich nicht redlicher weiſe angegriffen/ ſondern mit deinem Pferde mich bezaͤubert; rich-
tete ſich mit dem Worte auf/ und mit dem linken Ellebogen warff er ihn wol vier Schritte
von der Seiten/ daß er auf die Erde zuliegen kam; doch machete er ſich bald wieder auff/
ſchaͤmete ſich des verſehens nicht wenig/ und ſchnitte den Zuͤgel von dem todten Pferde ab/
mit welchem er ihn meynete anzufeſſeln; ſendete auch Gallus hin/ etliche Teutſche zuhoh-
len/ die ihn gefangen hinweg tragen ſolten/ dann er wolte ihn gerne lebendig behalten. Ga-
maxus merkete dieſes wol/ hatte noch keine toͤdliche Wunde bekommen/ und wahr ihm das

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[163/0169] Fuͤnftes Buch. vom Kopffe/ daß er ihm ganz bloß wahr. Als Herkules dieſen Vortel ſahe/ ſprang er vom Pferde/ in Meynung/ ihn lebendig zufahen/ weil er ſeiner Haͤnde nicht wuͤrde gebr auchen koͤnnen. Aber Gamaxus hatte ſich ſchon auff die Knie geſetzet/ da er zu ihm trat/ und ob er gleich den Saͤbel noch nicht gebloͤſſet/ beſchuͤtzete er doch das Haͤupt mit dem Schilde/ daß er ihn nicht beſchaͤdigen kunte; wie zerknirſchet er auch wahr/ kam er doch endlich auff die Fuͤſſe/ achtete Herkules Hiebe nicht/ welche den harten Stahl nicht durchdringen moch- ten/ griff auch mit der linken nach ihm/ die mit einem eiſern Handſchuch verwahret wahr/ in Meynung ihn zufahen; aber er entweich ihm/ und traff ihm die Fauſt/ daß es ihn ſehr ſchmerzete/ und ein wenig wund ward/ daher er den Schild von ſich werffen muſte/ damit er die rechte gebrauchen koͤnte/ mit welcher er auch endlich ſeines bloſſen Saͤbels maͤchtig ward. Valiſka ſahe dieſes/ fiel nider auf die Knie/ und fing ihr Gebeht wieder an. Da mey- nete nun Gamaxus/ er haͤtte ſchon gewonnen/ und ſagte mit grauſamer Stimme: O du Schand Bube/ wie wird Fuͤrſt Gamaxus ſich gnug an dir raͤchen koͤnnen? moͤchteſtu nun zehn Haͤlſe haben/ ich wolte ſie dir alle brechen; fuͤhrete auch einen ſolchen Hieb auff ihn/ welchen kein Stahl haͤtte abhalten moͤgen; aber Herkules ſprang ihm behende aus dem Schlage/ daß dieſer in dem grimmigen Eifer ſich verhieb/ und den Saͤbel etliche Spannen tief in die Erde ſchlug/ deſſen ſich Herkules zu nuͤtze machete/ und ihm eine ſtarke Wunde uͤber das Hinter Haupt gab/ daß der rohte Saft ihm an beyden Ohren herunter lief. Der Rieſe gewan ſeinen Saͤbel wieder/ und trat auff ihn zu/ in Meynung/ durch einen Quehr- ſchlag ihn in der mitte vonander zuhauen; aber der Blaͤnke rante herzu/ und ſchlug ihn wider den Arm/ daß ihm der Saͤbel aus der Fauſt fiel/ und er den Arm nicht mehr brau- chen kunte/ ſprang ihm hernach mit den voͤrder Füſſen von hinten zu auf beyde Schulteꝛn/ und zerbiß ihm das Haupt/ daß ihm das Blut beyde Augen fuͤllete; noch ſtaͤrkete er ſich/ daß er ſich gegen das Pferd wendete/ mit demſelben zuringen begunte/ und wenig fehlete/ eꝛ haͤtte es gar nider geworffen/ unge achtet er nur den linken Arm recht zugebrauchen hatte. Dieſe Zeit uͤber wolte Herkules ihn nicht verwunden/ ſondern erluſtigte ſich an dieſer au- genſcheinlichen Huͤlffe Gottes/ nam ihm auch gaͤnzlich vor/ wo moͤglich/ ihn lebendig zufa- hen; legte deswegen ſein Schwert nider/ faſſete den groſſen ſchweren Saͤbel in beyde Haͤn- de/ und gleich da ſein Pferd Abtrit nehmen wolte/ ſchlug er ihn ſo kraͤfftig wider den Bein- harniſch/ daß ihm der linke Beinknoche davon zubrach/ und er mit einem ſchweren Fall zuꝛ Erden ſtürzete. Er aber trieb ſein Pferd ab/ nam ſein eigen Schwert wieder zur Hand/ uñ trat zu ihm mit dieſen Worten: Wie duͤnket dich nun Gamaxus/ ſol ich dir noch ſelb ſech- ſe kommen? Ich meyne/ du werdeſt ſchier umb Gnade bitten/ wo ſonſt Vernunfft bey dir iſt. O du Bettel Bube/ antwortete dieſer; ſolte ich bey dir umb Gnade anhalten? Du haſt mich nicht redlicher weiſe angegriffen/ ſondern mit deinem Pferde mich bezaͤubert; rich- tete ſich mit dem Worte auf/ und mit dem linken Ellebogen warff er ihn wol vier Schritte von der Seiten/ daß er auf die Erde zuliegen kam; doch machete er ſich bald wieder auff/ ſchaͤmete ſich des verſehens nicht wenig/ und ſchnitte den Zuͤgel von dem todten Pferde ab/ mit welchem er ihn meynete anzufeſſeln; ſendete auch Gallus hin/ etliche Teutſche zuhoh- len/ die ihn gefangen hinweg tragen ſolten/ dann er wolte ihn gerne lebendig behalten. Ga- maxus merkete dieſes wol/ hatte noch keine toͤdliche Wunde bekommen/ und wahr ihm das Herz/ x ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/169>, abgerufen am 26.11.2024.