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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
mir gnädig anbefohlen. Wie nun zum Henker/ sagte Ladisla/ ist der Baur so schleunig zum
Fürsten/ und zwar zum Funrsten in Meden worden? O ihr ädlen Meden/ ist euch von dem
Gifftmischer Artabanus so schwere Straffe zugemässen/ daß ein fremder Baur über euch
herrschen sol/ so wird euch hart genug gefluchet seyn; aber saget mir doch/ Heerhold/ wie
komt ihr darzu/ daß ihr diesen Bauren vor einen Fürsten in Meden scheltet? sehet ihr den
wahrhafften Groß Fürsten in Meden nicht hie gegenwärtig sitzen/ und seinen Erben nicht
weit davon? Ich habe dieses nicht zurechtfertigen/ antwortete er/ nachdem mein allergnä-
digster König ihm den Nahmen aufgetragen hat/ und mir anbefohlen ist/ ihn also zunennen.
Phraortes sagte mit einem Gelächter: Artabanus der Giftmischer verschenket mein
Groß Fürstentuhm/ und weiß nicht/ wie lange er seinen Stuel besitzen sol; währe ich aber
mit ihm allein im freyen Felde/ müste er mir deswegen Rechenschaft geben. Weil nun die-
ser hierauff nicht antworten wolte/ nam Herkules das Schreiben/ hieß den Abgesanten ab-
treten/ und verlase diesen Inhalt öffentlich:

Gamaxus der Steghaffte/ erhobener und bestetigter Fürst in Ober Meden/ der bißher 18 Jahr
lang seinen Säbel gebraucht und denselben nunmehr unüberwindlich gemacht/ nachdem er ihn nie-
mahls/ als nach erhaltener überwindung in die Scheide gestecket; hat die schimpfliche Antwort des
rasenden Teutschen Fräulein Diebes abwesend vernommen/ die er gegenwärtig von seiner zwanzigen
nicht ohn ihrer Zermalmung würde angehöret haben. Damit er nun solchen Frevel gebührlich ab-
straffe/ und die verwägene Lästerzunge hemme/ fodert er denselben nebest seinem Gesellen Ladisla/ der
nicht umb ein Haar besser als er selbst ist; auch Artaxerxes den abtrünnigen Persen/ und Phraortes
den vermeynten Medischen Fürsten ritterlich aus/ daß sie alle vier zugleich auff dem Platze/ welchen
mein Abgesanter benennen wird/ erscheinen/ die ich allesamt in einem Kampffe bestehen/ und sie mit
vier Streichen mitten von einander spalten wil. Solte ihnen aber vor meinem durchdringenden Sä-
bel grauen/ daß sie mir zuentlauffen meyneten/ wil ich nicht allein sie vor verzagete Buben durch alle
Morgenländer ausruffen und öffentlich anschlagen/ sondern sie zuverfolgen nicht ruhen/ biß ich sie
ertappen/ und mein Herz durch billiche Rache befriedigen werde/ wann gleich biß in den unachtsamen
Winkel Teutschlandes ich ihnen nachreiten müste/ massen der Weg dahin/ so wol den herzhafften als
verzagten offen stehet. Solches dräuet/ und wird unfehlbar vollenden Fürst Gamaxus der Sieghafte.

Dieser ist ohn zweiffel noch einer von den Himmel-Stürmern/ sagte Herkules nach
verlesung/ und hätte ich nie gemeinet/ daß in einem Menschen ein so unbesonnener Fre-
vel stecken könte; sehe aber/ daß er sein Maß erfüllet/ und der Almächtige Gott diesen über-
muht länger nicht dulden wil; wollen demnach meine Herren mir volmacht geben/ ihm
eine Antwort zuerteilen/ die ich mit der hülffe meines GOttes zubehäupten willens bin/
hoffe auch nicht/ daß mich Gott deßwegen aus so mannicher Gefahr errettet habe/ daß ich
von diesem Bauren solte erschlagen werden. Als ihm nun dessen vollige Gewalt einge-
räumet ward/ nachdem man dem Abgesanten auff Herkules begehren die Straffe gelin-
dert hatte/ war derselbe hinein geruffen/ zu welchem Herkules sagete: Heerhold/ des un-
geschlieffenen Bauren Gamaxus Feder ist gewaltig grob geschnitten/ und sihet man wol/
daß ihm der Flegel oder die Mistgabel besser als an Fürsten zu schreiben/ anstehe. Wann
diese Hoch Fürstliche Geselschaft meine Vorbitte nicht hätte wollen gelten lassen/ hätten
sie Ursach gnug/ euch an den Galgen zu henken/ daß andere eures gleichen abscheuh bekäh-
men/ sich vor solche Brieffeträger bestellen zu lassen. Aber der bäurische Garsthammel ist
unsers Zorns nicht wirdig/ welches euch zur Lebensfristung dienen muß/ jedoch/ dafern ihr

euch
u ij

Fuͤnftes Buch.
mir gnaͤdig anbefohlen. Wie nun zum Henker/ ſagte Ladiſla/ iſt der Baur ſo ſchleunig zum
Fuͤrſten/ und zwar zum Fũrſten in Meden worden? O ihr aͤdlen Meden/ iſt euch von dem
Gifftmiſcher Artabanus ſo ſchwere Straffe zugemaͤſſen/ daß ein fremder Baur uͤber euch
herrſchen ſol/ ſo wird euch hart genug gefluchet ſeyn; aber ſaget mir doch/ Heerhold/ wie
komt ihr darzu/ daß ihr dieſen Bauren vor einen Fuͤrſten in Meden ſcheltet? ſehet ihr den
wahrhafften Groß Fuͤrſten in Meden nicht hie gegenwaͤrtig ſitzen/ und ſeinen Erben nicht
weit davon? Ich habe dieſes nicht zurechtfertigen/ antwortete er/ nachdem mein allergnaͤ-
digſter Koͤnig ihm den Nahmen aufgetragen hat/ und mir anbefohlen iſt/ ihn alſo zuneñen.
Phraortes ſagte mit einem Gelaͤchter: Artabanus der Giftmiſcher verſchenket mein
Groß Fuͤrſtentuhm/ und weiß nicht/ wie lange er ſeinen Stuel beſitzen ſol; waͤhre ich aber
mit ihm allein im freyen Felde/ muͤſte er mir deswegen Rechenſchaft geben. Weil nun die-
ſer hierauff nicht antworten wolte/ nam Herkules das Schreiben/ hieß den Abgeſanten ab-
treten/ und verlaſe dieſen Inhalt oͤffentlich:

Gamaxus der Steghaffte/ erhobener und beſtetigter Fuͤrſt in Ober Meden/ der bißher 18 Jahr
lang ſeinen Saͤbel gebraucht und denſelben nunmehr unuͤberwindlich gemacht/ nachdem er ihn nie-
mahls/ als nach erhaltener uͤberwindung in die Scheide geſtecket; hat die ſchimpfliche Antwort des
raſenden Teutſchen Fraͤulein Diebes abweſend vernommen/ die er gegenwaͤrtig von ſeiner zwanzigen
nicht ohn ihrer Zermalmung wuͤrde angehoͤret haben. Damit er nun ſolchen Frevel gebuͤhrlich ab-
ſtraffe/ und die verwaͤgene Laͤſterzunge hemme/ fodert er denſelben nebeſt ſeinem Geſellen Ladiſla/ der
nicht umb ein Haar beſſer als er ſelbſt iſt; auch Artaxerxes den abtruͤnnigen Perſen/ und Phraortes
den vermeynten Mediſchen Fuͤrſten ritterlich aus/ daß ſie alle vier zugleich auff dem Platze/ welchen
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vier Streichen mitten von einander ſpalten wil. Solte ihnen aber vor meinem durchdringenden Saͤ-
bel grauen/ daß ſie mir zuentlauffen meyneten/ wil ich nicht allein ſie vor verzagete Buben durch alle
Morgenlaͤnder ausruffen und oͤffentlich anſchlagen/ ſondern ſie zuverfolgen nicht ruhen/ biß ich ſie
ertappen/ und mein Herz durch billiche Rache befriedigen werde/ wann gleich biß in den unachtſamen
Winkel Teutſchlandes ich ihnen nachreiten muͤſte/ maſſen der Weg dahin/ ſo wol den herzhafften als
verzagten offen ſtehet. Solches draͤuet/ uñ wird unfehlbar vollenden Fuͤrſt Gamaxus der Sieghafte.

Dieſer iſt ohn zweiffel noch einer von den Himmel-Stürmern/ ſagte Herkules nach
verleſung/ und haͤtte ich nie gemeinet/ daß in einem Menſchen ein ſo unbeſonnener Fre-
vel ſtecken koͤnte; ſehe aber/ daß er ſein Maß erfuͤllet/ und der Almaͤchtige Gott dieſen uͤber-
muht laͤnger nicht dulden wil; wollen demnach meine Herren mir volmacht geben/ ihm
eine Antwort zuerteilen/ die ich mit der huͤlffe meines GOttes zubehaͤupten willens bin/
hoffe auch nicht/ daß mich Gott deßwegen aus ſo mannicher Gefahr errettet habe/ daß ich
von dieſem Bauren ſolte erſchlagen werden. Als ihm nun deſſen vollige Gewalt einge-
raͤumet ward/ nachdem man dem Abgeſanten auff Herkules begehren die Straffe gelin-
dert hatte/ war derſelbe hinein geruffen/ zu welchem Herkules ſagete: Heerhold/ des un-
geſchlieffenen Bauren Gamaxus Feder iſt gewaltig grob geſchnitten/ und ſihet man wol/
daß ihm der Flegel oder die Miſtgabel beſſer als an Fuͤrſten zu ſchreiben/ anſtehe. Wann
dieſe Hoch Fuͤrſtliche Geſelſchaft meine Vorbitte nicht haͤtte wollen gelten laſſen/ haͤtten
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men/ ſich vor ſolche Brieffetraͤger beſtellen zu laſſen. Aber der baͤuriſche Garſthammel iſt
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[155/0161] Fuͤnftes Buch. mir gnaͤdig anbefohlen. Wie nun zum Henker/ ſagte Ladiſla/ iſt der Baur ſo ſchleunig zum Fuͤrſten/ und zwar zum Fũrſten in Meden worden? O ihr aͤdlen Meden/ iſt euch von dem Gifftmiſcher Artabanus ſo ſchwere Straffe zugemaͤſſen/ daß ein fremder Baur uͤber euch herrſchen ſol/ ſo wird euch hart genug gefluchet ſeyn; aber ſaget mir doch/ Heerhold/ wie komt ihr darzu/ daß ihr dieſen Bauren vor einen Fuͤrſten in Meden ſcheltet? ſehet ihr den wahrhafften Groß Fuͤrſten in Meden nicht hie gegenwaͤrtig ſitzen/ und ſeinen Erben nicht weit davon? Ich habe dieſes nicht zurechtfertigen/ antwortete er/ nachdem mein allergnaͤ- digſter Koͤnig ihm den Nahmen aufgetragen hat/ und mir anbefohlen iſt/ ihn alſo zuneñen. Phraortes ſagte mit einem Gelaͤchter: Artabanus der Giftmiſcher verſchenket mein Groß Fuͤrſtentuhm/ und weiß nicht/ wie lange er ſeinen Stuel beſitzen ſol; waͤhre ich aber mit ihm allein im freyen Felde/ muͤſte er mir deswegen Rechenſchaft geben. Weil nun die- ſer hierauff nicht antworten wolte/ nam Herkules das Schreiben/ hieß den Abgeſanten ab- treten/ und verlaſe dieſen Inhalt oͤffentlich: Gamaxus der Steghaffte/ erhobener und beſtetigter Fuͤrſt in Ober Meden/ der bißher 18 Jahr lang ſeinen Saͤbel gebraucht und denſelben nunmehr unuͤberwindlich gemacht/ nachdem er ihn nie- mahls/ als nach erhaltener uͤberwindung in die Scheide geſtecket; hat die ſchimpfliche Antwort des raſenden Teutſchen Fraͤulein Diebes abweſend vernommen/ die er gegenwaͤrtig von ſeiner zwanzigen nicht ohn ihrer Zermalmung wuͤrde angehoͤret haben. Damit er nun ſolchen Frevel gebuͤhrlich ab- ſtraffe/ und die verwaͤgene Laͤſterzunge hemme/ fodert er denſelben nebeſt ſeinem Geſellen Ladiſla/ der nicht umb ein Haar beſſer als er ſelbſt iſt; auch Artaxerxes den abtruͤnnigen Perſen/ und Phraortes den vermeynten Mediſchen Fuͤrſten ritterlich aus/ daß ſie alle vier zugleich auff dem Platze/ welchen mein Abgeſanter benennen wird/ erſcheinen/ die ich alleſamt in einem Kampffe beſtehen/ und ſie mit vier Streichen mitten von einander ſpalten wil. Solte ihnen aber vor meinem durchdringenden Saͤ- bel grauen/ daß ſie mir zuentlauffen meyneten/ wil ich nicht allein ſie vor verzagete Buben durch alle Morgenlaͤnder ausruffen und oͤffentlich anſchlagen/ ſondern ſie zuverfolgen nicht ruhen/ biß ich ſie ertappen/ und mein Herz durch billiche Rache befriedigen werde/ wann gleich biß in den unachtſamen Winkel Teutſchlandes ich ihnen nachreiten muͤſte/ maſſen der Weg dahin/ ſo wol den herzhafften als verzagten offen ſtehet. Solches draͤuet/ uñ wird unfehlbar vollenden Fuͤrſt Gamaxus der Sieghafte. Dieſer iſt ohn zweiffel noch einer von den Himmel-Stürmern/ ſagte Herkules nach verleſung/ und haͤtte ich nie gemeinet/ daß in einem Menſchen ein ſo unbeſonnener Fre- vel ſtecken koͤnte; ſehe aber/ daß er ſein Maß erfuͤllet/ und der Almaͤchtige Gott dieſen uͤber- muht laͤnger nicht dulden wil; wollen demnach meine Herren mir volmacht geben/ ihm eine Antwort zuerteilen/ die ich mit der huͤlffe meines GOttes zubehaͤupten willens bin/ hoffe auch nicht/ daß mich Gott deßwegen aus ſo mannicher Gefahr errettet habe/ daß ich von dieſem Bauren ſolte erſchlagen werden. Als ihm nun deſſen vollige Gewalt einge- raͤumet ward/ nachdem man dem Abgeſanten auff Herkules begehren die Straffe gelin- dert hatte/ war derſelbe hinein geruffen/ zu welchem Herkules ſagete: Heerhold/ des un- geſchlieffenen Bauren Gamaxus Feder iſt gewaltig grob geſchnitten/ und ſihet man wol/ daß ihm der Flegel oder die Miſtgabel beſſer als an Fuͤrſten zu ſchreiben/ anſtehe. Wann dieſe Hoch Fuͤrſtliche Geſelſchaft meine Vorbitte nicht haͤtte wollen gelten laſſen/ haͤtten ſie Urſach gnug/ euch an den Galgen zu henken/ daß andere eures gleichen abſcheuh bekaͤh- men/ ſich vor ſolche Brieffetraͤger beſtellen zu laſſen. Aber der baͤuriſche Garſthammel iſt unſers Zorns nicht wirdig/ welches euch zur Lebensfriſtung dienen muß/ jedoch/ dafern ihr euch u ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/161>, abgerufen am 25.11.2024.