Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Fünftes Buch. reden wolte; hielt es vor ein Zeichen grossen Verblendung/ und so bald er allein wahr/ setze-te er folgenden Brieff auff: Ein auffrichtiger Freund/ welcher vor diesem den Durchleuchtigsten Groß Fürsten aus Teutsch- Hiebey wahr ein ander Brief zum ümschlage/ von ihm an Pharnabazus geschrieben/ Meiner Bürgschafft/ mein Herr und Freund/ währe ich gerne loß/ deßwegen die wolgewon- Pharnabazus seumete sich nicht/ nahm den Sattel mit sich nach Herkules/ und gab geloben/ t ij
Fuͤnftes Buch. reden wolte; hielt es vor ein Zeichen groſſen Verblendung/ und ſo bald er allein wahr/ ſetze-te er folgenden Brieff auff: Ein auffrichtiger Freund/ welcher vor dieſem den Durchleuchtigſten Groß Fuͤrſten aus Teutſch- Hiebey wahr ein ander Brief zum uͤmſchlage/ von ihm an Pharnabazus geſchriebẽ/ Meiner Buͤrgſchafft/ mein Herr und Freund/ waͤhre ich gerne loß/ deßwegen die wolgewon- Pharnabazus ſeumete ſich nicht/ nahm den Sattel mit ſich nach Herkules/ und gab geloben/ t ij
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Fuͤnftes Buch.
reden wolte; hielt es vor ein Zeichen groſſen Verblendung/ und ſo bald er allein wahr/ ſetze-
te er folgenden Brieff auff:
Ein auffrichtiger Freund/ welcher vor dieſem den Durchleuchtigſten Groß Fuͤrſten aus Teutſch-
land/ Hn. Herkules gewarnet/ ſich denen nicht zuvertrauen/ die aus Parthen ſich gegen ihn freundlich
ſtellen/ kan vor dißmahl nicht umhin/ vertraulichſt anzudeuten/ daß man ſich vor Gifftmiſcher huͤte/
die redlichen Helden den Tod in die Handſchuch und Kleider/ oder an Meſſer und Degen Gefaͤß an-
ſchmieren werden. So laͤſſet fich auch ein wildes Ungeheur finden/ die beyden fremden Fuͤrſten zum
Kampff auszufodern/ unter was Schein/ kan man nicht erforſchen. Der Schreiber dieſes Brieffes
ſcheuhet ſich ſeinen Nahmen zunennen/ und mit gewoͤhnlicher Hand die Buchſtaben zu zihen; ſendet
aber dem Durchl. Groß Fuͤrſten zur Wieder geltung einen Ring/ welcher am Finger getragen/ allen
gegenwertigen Gifft durch ſeine waſſerbleiche Verenderung anzeiget/ und verbleibet er Zeit ſeines Le-
bens deſſen Durchl. ergebener getraͤuer Diener/ Der Auffrichtige.
Hiebey wahr ein ander Brief zum uͤmſchlage/ von ihm an Pharnabazus geſchriebẽ/
nebeſt den 60000 Kronen/ welche die drey Teutſchen wegen Intaphernes und ſeiner Ge-
ſellen zuheben hatten; vermachete die Gelder in 120 Beutel/ und ſtellete ſie ſo viel Reutern
zu/ welche Tag und Nacht reiten/ und ſie biß nach Perſepolis an Fuͤrſt Pharnabazus uͤ-
berbringen muſten; doch wolte er den Brief an Herkules niemand vertrauen/ ſondern
verſteckete ihn in einen ſchoͤnen Sattel/ welchen er auff ſeiner Handpferde eines legete/ und
einem Reuter befahl/ es Fuͤrſt Pharnabazus zuzuſtellen/ mit dem ers verſpielet haͤtte. So
bald dieſe in der Perſichen Haupt Stadt anlangeten/ ward das Pferd mit dem Neben-
Schreiben alſobald Pharnabazus eingehaͤndiget/ welcher dieſe Worte drinnen fand:
Meiner Buͤrgſchafft/ mein Herr und Freund/ waͤhre ich gerne loß/ deßwegen die wolgewon-
nenen Gelder in 120 Beuteln verſiegelt uͤbergeſchikt werden/ und eia Pferd/ welches Euer Liebe zuge-
ſtellet werden ſol; der Sattel aber iſt vor Groß Fuͤrſt Herkules/ denſelben durchzublaͤttern/ und das
gefundene in hoͤchſter geheim zuhalten. Uns alle in den Schuz des Himmels befehlend/ verbleibend
ſein williger F. P.
Pharnabazus ſeumete ſich nicht/ nahm den Sattel mit ſich nach Herkules/ und gab
ihn Libuſſen und Brelen auffzuſchneiden/ welche den Brieff ſamt eingelegten Ring bald
funden/ und verwunderten ſich unſere Helden uͤber dieſes Fuͤrſten Redligkeit/ maſſen das
geſchriebene Merkzeichen den Uhrſchreiber bald kund machete. Zween Tage hernach mel-
deten ſich vier Hirkaniſche aͤdelknaben an/ ihres alters von 18 Jahren/ und erbohten ſich/
ſeiner Durchl. Groß Fuͤrſt Herkules als Leibdiener auffzuwarten; ſie waͤhren bißher drey
Jahr in Koͤnigl. Parthiſchen dienſten geweſen/ und von ihren Eltern ſchrifftlich vermah-
net/ ingeheim davon zureiten/ damit ſie nicht als Feinde des Vaterlandes dermahleins
moͤchten geſtraffet werden; denen ſie billich gehorſamet/ und ſich hieher begeben haͤtten/
ihrer Durchl. vor andern zu dienen; legten auch ihrer Eltern warhafte Schreiben auff
zum Zeugnis. Valiſken trug der Sinn nicht viel gutes zu/ daher ſagte ſie auff Teutſch zu
Herkules: Vielleicht haben die Gifftmiſcher ſich ſchon eingeſtellet/ und duͤrfte der Kaͤmp-
fer auch nicht lange verweilen. Ey nicht ſo argwoͤhniſch/ mein Schaz/ antwortete er:
Dieſe Juͤnglinge ſind eines adelichen freimuͤhtigen Geſichtes/ haben auch ihrer Eltern
ſchrifftliches Zeugnis/ daß man von ihnen ſolche Untaht nicht muhtmaſſen kan/ und wird
Artabanus nicht wenig ſchmerzen/ wann er hoͤren muß/ daß ſeine Auffwarter in unſere
Dienſte treten. Wendete ſich hierauff zu ihnen/ und ließ ſie durch einen Handſchlag an-
geloben/
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