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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
die ihnen angebohtenen 200 Pferde nicht ausschlugen/ sondern gleich unter sich teileten.
Prinsla aber und Gallus/ wie auch der Römer Autronius bekahmen jeder 30 Handpfer-
de/ 20 Ringe/ vier par Armbänder/ zwo güldene Ketten/ und 50000 Kronen an Baarschaft.
Die Beute aus dem Parthischen Lager an Geld/ Kleinoten/ Elefanten/ Kamelen/ Maul-
Eseln/ Wagen und Wagenpferden/ Wein/ Speisen/ Korn/ Kleidern/ Zelten und Waffen
von der Wahlstat/ und die auff den Kamelen geladen wahren/ trug über 400 Tonnen
Schatz aus/ und machte Artaxerxes die Teilung/ daß Herkules und Ladisla die eine; Er/
Phraortes/ Fabius und Pharnabazus die andere Halbscheid haben solten/ weil aber unse-
re Helden davon nichts hören wolten/ nam ers alles mit einem Lachen zu sich/ und sagte:
Ich merke wol/ daß Euren Liebden ichs in Verwahrung biß auff ihren glüklichen Abzug
nehmen sol. Nach gehaltener Plünderung trat Phraortes unter dem ganzen Heer auff/
und hielt eine treffliche Lobrede unsern Helden zu ehren/ denen er den Sieg ausdrüklich zu-
legte/ und nicht scheuhete zu bekennen/ die Götter hätten sie zu ihrer Wolfahrt hergesand/
sonst währe ihnen unmöglich gewesen/ die grosse Gewalt der Feinde zu dämpffen. Wede-
kinds rühmliche Taht und anderer Wolverhalten ward auch nicht vergessen. Endlich
rühmete er des ganzen Heers Tapfferkeit/ und preisete dieselben glükselig/ welche vor das
Vaterland ihr Leben willig auffgeopffert hatten. Den erschlagenen Teutschen/ Böhmen
und Römern hielt man eine sonderliche Leichbegängniß/ und wurden sie in ihrem Harnisch
auff der Wahlstat begraben. Den vier Römischen/ dreyen Böhmischen und zween Teut-
schen erschlagenen Ritmeistern aber richteten sie statliche Gedächtniß-Steine auff. Vor
ihrem Abzuge hielten sie Kriegsraht/ wie mans anschlagen solte; aber ungeachtet etliche
davor hielten/ man müste etliche Tagereisen in Feindes Land streiffen/ und mit Feuer und
Schwert Rache üben/ so ward doch Herkules Meynung vor best gehalten/ der aus wichtigen
Gründen anzeigete/ man würde in der nähe weder Menschen noch Vieh antreffen/ und wäre
Artaxerxes nichts damit gedienet/ daß man das Land verwüstete/ über welches er in kurzem
selbst gedächte ein Herr zuseyn/ und es fast schon erstritten hätte; macheten sich deswegen
zum Auffbruch fertig/ und gingen des vierden Tages nach gehaltener Schlacht wieder
nach Persepolis.

Der verliebete Surinas empfand unter den Zelten wenig trostes/ dann er betrach-
tete vor erst/ daß er Fr. Atossen Ehegemahl selbst erschlagen/ und ihre Wunde noch sehr
frisch währe; aber das ärgeste/ daß seyn voriges Gemahl ihn so unwerd und verhasset bey
ihr gemacht hatte/ wahr ihm noch verborgen. Frl. Tarinea seine Schwester/ ein überaus
verschlagenes Taußes/ merkete/ daß er mehr leiden im Gemüht als an der Leibes-Wunde
befand. Er wahr zwar ihres Bräutigams Mithridates guter Freund/ aber solche nahe
vertrauligkeit hatte er nicht mit ihm/ daß er seinetwegen unter Feindes Hand gefangen
bleiben solte/ da er ihm ja nichts helffen kunte; schloß deßwegen/ ihn müste gewißlich eine
andere Ursach auffhalten/ welches heraus zulocken/ sie ihn also anredete: Herzgeliebeter
Bruder/ warumb bistu nicht mit der Geselschaft nach dem Könige gereiset/ da dirs frey
gestellet ward? Ich sehe zwar/ daß du an deinen Wunden hart darnider liegest/ aber behü-
ten dich die Götter/ daß du nicht eine grössere gemühtes Krankheit habest/ als diese ist.
Zwar daß mit deinem Herzen es nicht recht beschaffen sey/ habe ich dir eigentlich abge-

merket/

Fuͤnftes Buch.
die ihnen angebohtenen 200 Pferde nicht ausſchlugen/ ſondern gleich unter ſich teileten.
Prinſla aber und Gallus/ wie auch der Roͤmer Autronius bekahmen jeder 30 Handpfer-
de/ 20 Ringe/ vier par Armbaͤnder/ zwo güldene Ketten/ uñ 50000 Kronen an Baarſchaft.
Die Beute aus dem Parthiſchen Lager an Geld/ Kleinoten/ Elefanten/ Kamelen/ Maul-
Eſeln/ Wagen und Wagenpferden/ Wein/ Speiſen/ Korn/ Kleidern/ Zelten und Waffen
von der Wahlſtat/ und die auff den Kamelen geladen wahren/ trug uͤber 400 Tonnen
Schatz aus/ und machte Artaxerxes die Teilung/ daß Herkules und Ladiſla die eine; Er/
Phraortes/ Fabius und Pharnabazus die andere Halbſcheid haben ſolten/ weil aber unſe-
re Helden davon nichts hoͤren wolten/ nam ers alles mit einem Lachen zu ſich/ und ſagte:
Ich merke wol/ daß Euren Liebden ichs in Verwahrung biß auff ihren gluͤklichen Abzug
nehmen ſol. Nach gehaltener Pluͤnderung trat Phraortes unter dem ganzen Heer auff/
und hielt eine treffliche Lobrede unſern Helden zu ehren/ denen er den Sieg ausdruͤklich zu-
legte/ und nicht ſcheuhete zu bekennen/ die Goͤtter haͤtten ſie zu ihrer Wolfahrt hergeſand/
ſonſt waͤhre ihnen unmoͤglich geweſen/ die groſſe Gewalt der Feinde zu daͤmpffen. Wede-
kinds ruͤhmliche Taht und anderer Wolverhalten ward auch nicht vergeſſen. Endlich
rühmete er des ganzen Heers Tapfferkeit/ und preiſete dieſelben gluͤkſelig/ welche vor das
Vaterland ihr Leben willig auffgeopffert hatten. Den erſchlagenen Teutſchen/ Boͤhmen
und Roͤmern hielt man eine ſonderliche Leichbegaͤngniß/ und wurden ſie in ihrem Harniſch
auff der Wahlſtat begraben. Den vier Roͤmiſchen/ dreyen Boͤhmiſchen und zween Teut-
ſchen erſchlagenen Ritmeiſtern aber richteten ſie ſtatliche Gedaͤchtniß-Steine auff. Vor
ihrem Abzuge hielten ſie Kriegsraht/ wie mans anſchlagen ſolte; aber ungeachtet etliche
davor hielten/ man muͤſte etliche Tagereiſen in Feindes Land ſtreiffen/ und mit Feuer und
Schwert Rache uͤben/ ſo ward doch Herkules Meynung vor beſt gehaltẽ/ der aus wichtigẽ
Gruͤnden anzeigete/ man wuͤrde in der naͤhe weder Menſchẽ noch Vieh antreffen/ uñ waͤre
Artaxerxes nichts damit gedienet/ daß man das Land verwuͤſtete/ uͤber welches er in kurzem
ſelbſt gedaͤchte ein Herr zuſeyn/ und es faſt ſchon erſtritten haͤtte; macheten ſich deswegen
zum Auffbruch fertig/ und gingen des vierden Tages nach gehaltener Schlacht wieder
nach Perſepolis.

Der verliebete Surinas empfand unter den Zelten wenig troſtes/ dann er betrach-
tete vor erſt/ daß er Fr. Atoſſen Ehegemahl ſelbſt erſchlagen/ und ihre Wunde noch ſehr
friſch waͤhre; aber das aͤrgeſte/ daß ſeyn voriges Gemahl ihn ſo unwerd und verhaſſet bey
ihr gemacht hatte/ wahr ihm noch verborgen. Frl. Tarinea ſeine Schweſter/ ein uͤberaus
verſchlagenes Taußes/ merkete/ daß er mehr leiden im Gemuͤht als an der Leibes-Wunde
befand. Er wahr zwar ihres Braͤutigams Mithridates guter Freund/ aber ſolche nahe
vertrauligkeit hatte er nicht mit ihm/ daß er ſeinetwegen unter Feindes Hand gefangen
bleiben ſolte/ da er ihm ja nichts helffen kunte; ſchloß deßwegen/ ihn muͤſte gewißlich eine
andere Urſach auffhalten/ welches heraus zulocken/ ſie ihn alſo anredete: Herzgeliebeter
Bruder/ warumb biſtu nicht mit der Geſelſchaft nach dem Koͤnige gereiſet/ da dirs frey
geſtellet ward? Ich ſehe zwar/ daß du an deinen Wunden hart darnider liegeſt/ aber behuͤ-
ten dich die Goͤtter/ daß du nicht eine groͤſſere gemuͤhtes Krankheit habeſt/ als dieſe iſt.
Zwar daß mit deinem Herzen es nicht recht beſchaffen ſey/ habe ich dir eigentlich abge-

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[134/0140] Fuͤnftes Buch. die ihnen angebohtenen 200 Pferde nicht ausſchlugen/ ſondern gleich unter ſich teileten. Prinſla aber und Gallus/ wie auch der Roͤmer Autronius bekahmen jeder 30 Handpfer- de/ 20 Ringe/ vier par Armbaͤnder/ zwo güldene Ketten/ uñ 50000 Kronen an Baarſchaft. Die Beute aus dem Parthiſchen Lager an Geld/ Kleinoten/ Elefanten/ Kamelen/ Maul- Eſeln/ Wagen und Wagenpferden/ Wein/ Speiſen/ Korn/ Kleidern/ Zelten und Waffen von der Wahlſtat/ und die auff den Kamelen geladen wahren/ trug uͤber 400 Tonnen Schatz aus/ und machte Artaxerxes die Teilung/ daß Herkules und Ladiſla die eine; Er/ Phraortes/ Fabius und Pharnabazus die andere Halbſcheid haben ſolten/ weil aber unſe- re Helden davon nichts hoͤren wolten/ nam ers alles mit einem Lachen zu ſich/ und ſagte: Ich merke wol/ daß Euren Liebden ichs in Verwahrung biß auff ihren gluͤklichen Abzug nehmen ſol. Nach gehaltener Pluͤnderung trat Phraortes unter dem ganzen Heer auff/ und hielt eine treffliche Lobrede unſern Helden zu ehren/ denen er den Sieg ausdruͤklich zu- legte/ und nicht ſcheuhete zu bekennen/ die Goͤtter haͤtten ſie zu ihrer Wolfahrt hergeſand/ ſonſt waͤhre ihnen unmoͤglich geweſen/ die groſſe Gewalt der Feinde zu daͤmpffen. Wede- kinds ruͤhmliche Taht und anderer Wolverhalten ward auch nicht vergeſſen. Endlich rühmete er des ganzen Heers Tapfferkeit/ und preiſete dieſelben gluͤkſelig/ welche vor das Vaterland ihr Leben willig auffgeopffert hatten. Den erſchlagenen Teutſchen/ Boͤhmen und Roͤmern hielt man eine ſonderliche Leichbegaͤngniß/ und wurden ſie in ihrem Harniſch auff der Wahlſtat begraben. Den vier Roͤmiſchen/ dreyen Boͤhmiſchen und zween Teut- ſchen erſchlagenen Ritmeiſtern aber richteten ſie ſtatliche Gedaͤchtniß-Steine auff. Vor ihrem Abzuge hielten ſie Kriegsraht/ wie mans anſchlagen ſolte; aber ungeachtet etliche davor hielten/ man muͤſte etliche Tagereiſen in Feindes Land ſtreiffen/ und mit Feuer und Schwert Rache uͤben/ ſo ward doch Herkules Meynung vor beſt gehaltẽ/ der aus wichtigẽ Gruͤnden anzeigete/ man wuͤrde in der naͤhe weder Menſchẽ noch Vieh antreffen/ uñ waͤre Artaxerxes nichts damit gedienet/ daß man das Land verwuͤſtete/ uͤber welches er in kurzem ſelbſt gedaͤchte ein Herr zuſeyn/ und es faſt ſchon erſtritten haͤtte; macheten ſich deswegen zum Auffbruch fertig/ und gingen des vierden Tages nach gehaltener Schlacht wieder nach Perſepolis. Der verliebete Surinas empfand unter den Zelten wenig troſtes/ dann er betrach- tete vor erſt/ daß er Fr. Atoſſen Ehegemahl ſelbſt erſchlagen/ und ihre Wunde noch ſehr friſch waͤhre; aber das aͤrgeſte/ daß ſeyn voriges Gemahl ihn ſo unwerd und verhaſſet bey ihr gemacht hatte/ wahr ihm noch verborgen. Frl. Tarinea ſeine Schweſter/ ein uͤberaus verſchlagenes Taußes/ merkete/ daß er mehr leiden im Gemuͤht als an der Leibes-Wunde befand. Er wahr zwar ihres Braͤutigams Mithridates guter Freund/ aber ſolche nahe vertrauligkeit hatte er nicht mit ihm/ daß er ſeinetwegen unter Feindes Hand gefangen bleiben ſolte/ da er ihm ja nichts helffen kunte; ſchloß deßwegen/ ihn muͤſte gewißlich eine andere Urſach auffhalten/ welches heraus zulocken/ ſie ihn alſo anredete: Herzgeliebeter Bruder/ warumb biſtu nicht mit der Geſelſchaft nach dem Koͤnige gereiſet/ da dirs frey geſtellet ward? Ich ſehe zwar/ daß du an deinen Wunden hart darnider liegeſt/ aber behuͤ- ten dich die Goͤtter/ daß du nicht eine groͤſſere gemuͤhtes Krankheit habeſt/ als dieſe iſt. Zwar daß mit deinem Herzen es nicht recht beſchaffen ſey/ habe ich dir eigentlich abge- merket/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/140>, abgerufen am 28.11.2024.