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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
mit keinem Worte gedenket; und jene unbilligkeit ist eben die Ursach/ wann ichs ja sagen
sol/ daß unsere Schwerter nicht durchdringen/ unsere Pfeile nicht treffen/ und unsere
Fäuste nicht siegen können. Eure Hocheit gibt vor/ Herkules habe ihr das Fräulein ge-
raubet. Er hingegen beteuret nebest ihr zugleich/ sie seyn vor drey Jahren schon ehelich ver-
sprochen. Wer sol hie Scheidesmann seyn? eure Königl. Hocheit hat keinen Ober Herrn;
Herkules erwartet auch keinen andern als Gott und das Schwert/ welches ihm in dieser
Sache noch nicht abgefallen ist. Ey so begeben sich doch dann eure Königl. Hocheit eines
dinges/ daß kein Mensch möglich machen kan/ und kein Gott wil/ und gedenke/ daß die Welt
auff einen Menschen nicht stehet. Was wolte man tuhn/ wann der Tod diese Groß Für-
stin hinwegrisse? könte man mit ihm darüber streiten? lasset uns diese vor Tod rechnen/
weil ihre Neigungen nie keinmahl/ ohn zu ihrem verderben gelebet haben; dann sollen die
Abtrünnigen sich nicht lange des heutiges Sieges zuerfreuen haben. Aber was meinet
dann nun eure Hocheit/ wie mans mit den Gefangenen halten solle? Artabanus durffte
ihm in dieser Sache nicht wiedersprechen/ und gab vor/ er wolte es ein halbviertelstündi-
chen in bedenken nehmen; womit Vologeses zufrieden wahr. Als Pakorus seinen Abzug
nahm/ und Herkules ihm das Geleite zu Pferde biß auff halben Weg gab/ wolte er seines
Königes Wolfahrt nicht hindan setzen/ dann er befürchtete sich diese Nacht eines ärgern
und fing weitläuftig an/ wie glükselig er seinen König halten wolte/ wann derselbe mit ihm
möchte vergliechen seyn/ und da er nur wissen könte/ was vor abtrag er vor die erwiesene
unbilligkeit foderte/ wolte er neben Vologeses und anderen sich bemühen/ daß er vergnü-
get würde. Herkules merkete wol wohin er zielete/ und gab zur Antwort: Er führete das
Schwert wieder Artabanus eben nicht zur Rache/ sondern daß er ihm nur sehen liesse/ wie
wenig er nach seinem dräuen fragete/ und sich nicht scheuhete/ wans Gott also versehen
hätte/ sein Leben dran zusetzen; der allmächtige Gott währe sein Zeuge/ daß er recht zu sei-
nem Gemahl gehabt/ ehe sie in diese Landschaft durch Menschen Räuber geführet währe/
hätte auch dem Könige anfangs dz gebührliche Lösegeld vor sie gebohten/ wovon er durch-
aus nicht hören wollen/ deßwegen er sich der List gebrauchen müssen/ weil sein Arm zu Cha-
ras nicht wirken können. Zwar er bedankete sich des guten erbietens/ aber es würde bey
Artabanus in diesem falle weder Träue noch Glaube seyn/ angesehen er jezt diese Stunde
durch Bagophanes seinem Gemahl anzeigen lassen/ wie er seinen Zweg der Liebe zuerrei-
chen/ noch immerhin bemühet währe/ welches ja nicht als durch seinen Tod geschehen kön-
te/ und doch nach seinem Tode nicht geschehen würde; hätte also gnug Ursach/ ihm nach
vermögen wieder mit dem Schwerte auffzuwarten/ als seinem abgesagten Todfeinde;
welches alles Pakorus mit grosser betaurung anhörete. Vologeses stellete sich auff die be-
stimmete Zeit wieder ein/ des Königes Erklärung zuvernehmen/ welcher sich mit zimli-
chem Eiffer hören ließ/ er könte einwilligen/ daß die fremde Gefangene gegen andere aus-
gewechselt würden/ aber den verwägenen Bubazes und den meinäidigen Pharnabazus
wolte er durch aus zur abscheulichen Straffe behalten/ daß man ihm nicht mehr vorzu-
werffen hätte/ er gedächte der Abtrünnigen nicht/ deren dieser der gröste währe/ indem er
ohn Königliche verleih- oder belehnung ein vornehmes Fürstentuhm ansprengen und in
besiz nehmen dürffen. Dieser Antwort wahr ihm Vologeses nicht vermuhten/ und erset-

zete

Fuͤnftes Buch.
mit keinem Worte gedenket; und jene unbilligkeit iſt eben die Urſach/ wann ichs ja ſagen
ſol/ daß unſere Schwerter nicht durchdringen/ unſere Pfeile nicht treffen/ und unſere
Faͤuſte nicht ſiegen koͤnnen. Eure Hocheit gibt vor/ Herkules habe ihr das Fraͤulein ge-
raubet. Er hingegen beteuret nebeſt ihr zugleich/ ſie ſeyn vor drey Jahren ſchon ehelich veꝛ-
ſprochen. Wer ſol hie Scheidesmann ſeyn? eure Koͤnigl. Hocheit hat keinen Ober Herꝛn;
Herkules erwartet auch keinen andern als Gott und das Schwert/ welches ihm in dieſer
Sache noch nicht abgefallen iſt. Ey ſo begeben ſich doch dann eure Koͤnigl. Hocheit eines
dinges/ daß kein Menſch moͤglich machen kan/ und kein Gott wil/ uñ gedenke/ daß die Welt
auff einen Menſchen nicht ſtehet. Was wolte man tuhn/ wann der Tod dieſe Groß Fuͤr-
ſtin hinwegriſſe? koͤnte man mit ihm daruͤber ſtreiten? laſſet uns dieſe vor Tod rechnen/
weil ihre Neigungen nie keinmahl/ ohn zu ihrem verderben gelebet haben; dann ſollen die
Abtruͤnnigen ſich nicht lange des heutiges Sieges zuerfreuen haben. Aber was meinet
dann nun eure Hocheit/ wie mans mit den Gefangenen halten ſolle? Artabanus durffte
ihm in dieſer Sache nicht wiederſprechen/ und gab vor/ er wolte es ein halbviertelſtuͤndi-
chen in bedenken nehmen; womit Vologeſes zufrieden wahr. Als Pakorus ſeinen Abzug
nahm/ und Herkules ihm das Geleite zu Pferde biß auff halben Weg gab/ wolte er ſeines
Koͤniges Wolfahrt nicht hindan ſetzen/ dann er befuͤrchtete ſich dieſe Nacht eines aͤrgern
und fing weitlaͤuftig an/ wie glükſelig er ſeinen Koͤnig halten wolte/ wann derſelbe mit ihm
moͤchte vergliechen ſeyn/ und da er nur wiſſen koͤnte/ was vor abtrag er vor die erwieſene
unbilligkeit foderte/ wolte er neben Vologeſes und anderen ſich bemuͤhen/ daß er vergnuͤ-
get wuͤrde. Herkules merkete wol wohin er zielete/ und gab zur Antwort: Er fuͤhrete das
Schwert wieder Artabanus eben nicht zur Rache/ ſondern daß er ihm nur ſehen lieſſe/ wie
wenig er nach ſeinem draͤuen fragete/ und ſich nicht ſcheuhete/ wans Gott alſo verſehen
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nem Gemahl gehabt/ ehe ſie in dieſe Landſchaft durch Menſchen Raͤuber gefuͤhret waͤhre/
haͤtte auch dem Koͤnige anfangs dz gebuͤhrliche Loͤſegeld vor ſie gebohten/ wovon er durch-
aus nicht hoͤren wollen/ deßwegen er ſich der Liſt gebrauchen muͤſſen/ weil ſein Arm zu Cha-
ras nicht wirken koͤnnen. Zwar er bedankete ſich des guten erbietens/ aber es wuͤrde bey
Artabanus in dieſem falle weder Traͤue noch Glaube ſeyn/ angeſehen er jezt dieſe Stunde
durch Bagophanes ſeinem Gemahl anzeigen laſſen/ wie er ſeinen Zweg der Liebe zuerrei-
chen/ noch immerhin bemuͤhet waͤhre/ welches ja nicht als duꝛch ſeinen Tod geſchehen koͤn-
te/ und doch nach ſeinem Tode nicht geſchehen würde; haͤtte alſo gnug Urſach/ ihm nach
vermoͤgen wieder mit dem Schwerte auffzuwarten/ als ſeinem abgeſagten Todfeinde;
welches alles Pakorus mit groſſer betaurung anhoͤrete. Vologeſes ſtellete ſich auff die be-
ſtimmete Zeit wieder ein/ des Koͤniges Erklaͤrung zuvernehmen/ welcher ſich mit zimli-
chem Eiffer hoͤren ließ/ er koͤnte einwilligen/ daß die fremde Gefangene gegen andere aus-
gewechſelt wuͤrden/ aber den verwaͤgenen Bubazes und den meinaͤidigen Pharnabazus
wolte er durch aus zur abſcheulichen Straffe behalten/ daß man ihm nicht mehr vorzu-
werffen haͤtte/ er gedaͤchte der Abtruͤnnigen nicht/ deren dieſer der groͤſte waͤhre/ indem er
ohn Koͤnigliche verleih- oder belehnung ein vornehmes Fuͤrſtentuhm anſprengen und in
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[127/0133] Fuͤnftes Buch. mit keinem Worte gedenket; und jene unbilligkeit iſt eben die Urſach/ wann ichs ja ſagen ſol/ daß unſere Schwerter nicht durchdringen/ unſere Pfeile nicht treffen/ und unſere Faͤuſte nicht ſiegen koͤnnen. Eure Hocheit gibt vor/ Herkules habe ihr das Fraͤulein ge- raubet. Er hingegen beteuret nebeſt ihr zugleich/ ſie ſeyn vor drey Jahren ſchon ehelich veꝛ- ſprochen. Wer ſol hie Scheidesmann ſeyn? eure Koͤnigl. Hocheit hat keinen Ober Herꝛn; Herkules erwartet auch keinen andern als Gott und das Schwert/ welches ihm in dieſer Sache noch nicht abgefallen iſt. Ey ſo begeben ſich doch dann eure Koͤnigl. Hocheit eines dinges/ daß kein Menſch moͤglich machen kan/ und kein Gott wil/ uñ gedenke/ daß die Welt auff einen Menſchen nicht ſtehet. Was wolte man tuhn/ wann der Tod dieſe Groß Fuͤr- ſtin hinwegriſſe? koͤnte man mit ihm daruͤber ſtreiten? laſſet uns dieſe vor Tod rechnen/ weil ihre Neigungen nie keinmahl/ ohn zu ihrem verderben gelebet haben; dann ſollen die Abtruͤnnigen ſich nicht lange des heutiges Sieges zuerfreuen haben. Aber was meinet dann nun eure Hocheit/ wie mans mit den Gefangenen halten ſolle? Artabanus durffte ihm in dieſer Sache nicht wiederſprechen/ und gab vor/ er wolte es ein halbviertelſtuͤndi- chen in bedenken nehmen; womit Vologeſes zufrieden wahr. Als Pakorus ſeinen Abzug nahm/ und Herkules ihm das Geleite zu Pferde biß auff halben Weg gab/ wolte er ſeines Koͤniges Wolfahrt nicht hindan ſetzen/ dann er befuͤrchtete ſich dieſe Nacht eines aͤrgern und fing weitlaͤuftig an/ wie glükſelig er ſeinen Koͤnig halten wolte/ wann derſelbe mit ihm moͤchte vergliechen ſeyn/ und da er nur wiſſen koͤnte/ was vor abtrag er vor die erwieſene unbilligkeit foderte/ wolte er neben Vologeſes und anderen ſich bemuͤhen/ daß er vergnuͤ- get wuͤrde. Herkules merkete wol wohin er zielete/ und gab zur Antwort: Er fuͤhrete das Schwert wieder Artabanus eben nicht zur Rache/ ſondern daß er ihm nur ſehen lieſſe/ wie wenig er nach ſeinem draͤuen fragete/ und ſich nicht ſcheuhete/ wans Gott alſo verſehen haͤtte/ ſein Leben dran zuſetzen; der allmaͤchtige Gott waͤhre ſein Zeuge/ daß er recht zu ſei- nem Gemahl gehabt/ ehe ſie in dieſe Landſchaft durch Menſchen Raͤuber gefuͤhret waͤhre/ haͤtte auch dem Koͤnige anfangs dz gebuͤhrliche Loͤſegeld vor ſie gebohten/ wovon er durch- aus nicht hoͤren wollen/ deßwegen er ſich der Liſt gebrauchen muͤſſen/ weil ſein Arm zu Cha- ras nicht wirken koͤnnen. Zwar er bedankete ſich des guten erbietens/ aber es wuͤrde bey Artabanus in dieſem falle weder Traͤue noch Glaube ſeyn/ angeſehen er jezt dieſe Stunde durch Bagophanes ſeinem Gemahl anzeigen laſſen/ wie er ſeinen Zweg der Liebe zuerrei- chen/ noch immerhin bemuͤhet waͤhre/ welches ja nicht als duꝛch ſeinen Tod geſchehen koͤn- te/ und doch nach ſeinem Tode nicht geſchehen würde; haͤtte alſo gnug Urſach/ ihm nach vermoͤgen wieder mit dem Schwerte auffzuwarten/ als ſeinem abgeſagten Todfeinde; welches alles Pakorus mit groſſer betaurung anhoͤrete. Vologeſes ſtellete ſich auff die be- ſtimmete Zeit wieder ein/ des Koͤniges Erklaͤrung zuvernehmen/ welcher ſich mit zimli- chem Eiffer hoͤren ließ/ er koͤnte einwilligen/ daß die fremde Gefangene gegen andere aus- gewechſelt wuͤrden/ aber den verwaͤgenen Bubazes und den meinaͤidigen Pharnabazus wolte er durch aus zur abſcheulichen Straffe behalten/ daß man ihm nicht mehr vorzu- werffen haͤtte/ er gedaͤchte der Abtruͤnnigen nicht/ deren dieſer der groͤſte waͤhre/ indem er ohn Koͤnigliche verleih- oder belehnung ein vornehmes Fuͤrſtentuhm anſprengen und in beſiz nehmen duͤrffen. Dieſer Antwort wahr ihm Vologeſes nicht vermuhten/ und erſet- zete

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/133>, abgerufen am 24.11.2024.