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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
dig wehren muste/ traff auch selbst auff ihn/ und merkete an seinem treflichen Getechte/ daß
er ein sonderlicher grosser Herr seyn müste/ daher er mit guter behutsamkeit auff ihn ging/
und ihm doch sehr wenig abgewinnen kunte; ja ungeachtet dieses herben Streits/ zog er
sich gleichwol stets nach den Elefanten hin/ weil er seinen Leitstern drauff hatte/ daß Ladis-
la/ damit er ihn zum Stande brächte/ zu ihm sagte: Ritter stellet das Weichen ein/ oder
ich werde mich an eurem Pferde vergreiffen. Woldann/ antwortete Osazes/ weil es an-
ders nicht seyn kan/ muß ich euch zu willen werden; fiel damit so wütig auff ihn zu/ daß er
mühe hatte sich zu beschützen; biß ihm noch ein Unterhieb geriet/ damit er ihm eine starke
Wunde in den linken Arm gab/ weil er den Schild von sich geworffen hatte/ da er nach
den Elefanten eilete. Also kunte Osazes sein Pferd nicht mehr mit der Linken leiten/ wel-
ches Ladisla eine schnelle überwindung gab/ da er ihm die rechte Hand darzu beschädigte/
und den Daumen halb hinweg hieb. Noch dannoch wolte dieser sich nicht ergeben/ son-
dern stellete einen seiner Obristen an seine stelle/ in meynung also zu entgehen. Aber Ladisla
wahr ihm zu steiff auff der Haube/ reiß ihm den Helm ab/ und als er sahe wer es wahr/
dann er ihn zu Charas gesehen hatte/ sagte er zu ihm: Furst Osazes/ könnet ihr Ladisla
Freundschaft annehmen/ so trauet seiner Versicherung/ und reitet mit/ daß man euren
Wunden raht schaffe. Dieser antwortete ihm: Ja Großmächtiger König/ wann mein
lebendiger Schaz auff dem Elefanten dieser Versicherung mit geniessen sol/ wil ich die an-
gebohtene Königl. Gnade gerne annehmen/ und mich solchem ruhmwirdigen Helden er-
geben. Worauff er von neuen alle Zusage bekam. Seine Leute aber/ als der Feld Herr
verlohren ging/ zogen die Feldhosen an/ und kahmen ohn sonderlichen Verlust davon. So
bald Vologeses seinen König (der vor angst sich kaum auff dem Pferde halten kunte) in
Sicherheit gebracht hatte/ samlete er die annoch übrigen Reuter und Fußvölker umb sich/
ließ ihnen Pfeile gnug außteilen/ stellete sie durch einander/ und ging damit gegen Herku-
les/ ließ die Trometer zum Abzuge blasen/ und daß alle sich bey ihm finden solten; daher er
in kurzer Zeit ein starkes ansehnliches Heer umb sich hatte/ mit welchem er den Sieg hät-
te zweifelhaftig gnug machen können/ wann sie nicht zu heftig währen abgemattet gewesen;
nam aber den sichersten Weg vor sich/ ging algemach zurücke/ und schikte sich in die Zeit;
doch sendete er den unsern die Pfeile in solcher Menge zu/ daß sie ihn weiters nicht ver-
folgen durften/ und er also diese Völker/ welche sich von den Flüchtigen alle Augenblik
mehreten/ sicher ins Lager brachte/ welches er die vorige Nacht (ungeachtet des Königs
Verspottung) mit weiten Graben und hohen Brustwehren hatte umbzihen lassen; beset-
zete solches auch mit Schützen/ und schaffete/ daß die Verwundete verbunden/ und die
Matten gelabet wurden. Musten also die unsern/ weil sie mit Geschoß auff der Eile nicht
versehen wahren/ ihnen den Abzug gönnen/ und sich noch vorsehen/ daß sie unbeschädiget
davon kahmen; da sie ohn einige Plunderung nach ihrem Lager kehreten/ auch Herkules/
Ladisla/ Artaxerxes und Phraortes auff dem Wege zusammen stiessen und sich ihres wol-
ergehens höchlich freueten/ ob sie gleich alle viere etwas verwundet wahren. Valiska sahe
von ihrem Elefanten sie daher kommen/ und empfand dessen unsägliche Freude in ihrem
Herzen/ daß sie nicht unterlassen kunte/ herunter zusteigen/ und auff ihrem Reitpferde ih-
nen entgegen zuzihen. An allen Orten hatte der lezte Saz viel Blut gekostet. Artaxerxes/

Her-

Fuͤnftes Buch.
dig wehren muſte/ traff auch ſelbſt auff ihn/ und merkete an ſeinem treflichen Getechte/ daß
er ein ſonderlicher groſſer Herr ſeyn muͤſte/ daher er mit guter behutſamkeit auff ihn ging/
und ihm doch ſehr wenig abgewinnen kunte; ja ungeachtet dieſes herben Streits/ zog er
ſich gleichwol ſtets nach den Elefanten hin/ weil er ſeinen Leitſtern drauff hatte/ daß Ladiſ-
la/ damit er ihn zum Stande braͤchte/ zu ihm ſagte: Ritter ſtellet das Weichen ein/ oder
ich werde mich an eurem Pferde vergreiffen. Woldann/ antwortete Oſazes/ weil es an-
ders nicht ſeyn kan/ muß ich euch zu willen werden; fiel damit ſo wuͤtig auff ihn zu/ daß er
muͤhe hatte ſich zu beſchuͤtzen; biß ihm noch ein Unterhieb geriet/ damit er ihm eine ſtarke
Wunde in den linken Arm gab/ weil er den Schild von ſich geworffen hatte/ da er nach
den Elefanten eilete. Alſo kunte Oſazes ſein Pferd nicht mehr mit der Linken leiten/ wel-
ches Ladiſla eine ſchnelle uͤberwindung gab/ da er ihm die rechte Hand darzu beſchaͤdigte/
und den Daumen halb hinweg hieb. Noch dannoch wolte dieſer ſich nicht ergeben/ ſon-
dern ſtellete einen ſeiner Obriſten an ſeine ſtelle/ in meynung alſo zu entgehen. Aber Ladiſla
wahr ihm zu ſteiff auff der Haube/ reiß ihm den Helm ab/ und als er ſahe wer es wahr/
dann er ihn zu Charas geſehen hatte/ ſagte er zu ihm: Furſt Oſazes/ koͤnnet ihr Ladiſla
Freundſchaft annehmen/ ſo trauet ſeiner Verſicherung/ und reitet mit/ daß man euren
Wunden raht ſchaffe. Dieſer antwortete ihm: Ja Großmaͤchtiger Koͤnig/ wann mein
lebendiger Schaz auff dem Elefanten dieſer Verſicherung mit genieſſen ſol/ wil ich die an-
gebohtene Koͤnigl. Gnade gerne annehmen/ und mich ſolchem ruhmwirdigen Helden er-
geben. Worauff er von neuen alle Zuſage bekam. Seine Leute aber/ als der Feld Herr
verlohren ging/ zogen die Feldhoſen an/ und kahmen ohn ſonderlichen Verluſt davon. So
bald Vologeſes ſeinen Koͤnig (der vor angſt ſich kaum auff dem Pferde halten kunte) in
Sicherheit gebracht hatte/ ſamlete er die annoch uͤbrigen Reuter und Fußvoͤlker umb ſich/
ließ ihnen Pfeile gnug außteilen/ ſtellete ſie durch einander/ und ging damit gegen Herku-
les/ ließ die Trometer zum Abzuge blaſen/ und daß alle ſich bey ihm finden ſolten; daher er
in kurzer Zeit ein ſtarkes anſehnliches Heer umb ſich hatte/ mit welchem er den Sieg haͤt-
te zweifelhaftig gnug machen koͤnnen/ wañ ſie nicht zu heftig waͤhren abgemattet geweſen;
nam aber den ſicherſten Weg vor ſich/ ging algemach zuruͤcke/ und ſchikte ſich in die Zeit;
doch ſendete er den unſern die Pfeile in ſolcher Menge zu/ daß ſie ihn weiters nicht ver-
folgen durften/ und er alſo dieſe Voͤlker/ welche ſich von den Fluͤchtigen alle Augenblik
mehreten/ ſicher ins Lager brachte/ welches er die vorige Nacht (ungeachtet des Koͤnigs
Verſpottung) mit weiten Graben und hohen Bruſtwehren hatte umbzihen laſſen; beſet-
zete ſolches auch mit Schuͤtzen/ und ſchaffete/ daß die Verwundete verbunden/ und die
Matten gelabet wurden. Muſten alſo die unſern/ weil ſie mit Geſchoß auff der Eile nicht
verſehen wahren/ ihnen den Abzug goͤnnen/ und ſich noch vorſehen/ daß ſie unbeſchaͤdiget
davon kahmen; da ſie ohn einige Plunderung nach ihrem Lager kehreten/ auch Herkules/
Ladiſla/ Artaxerxes und Phraortes auff dem Wege zuſammen ſtieſſen und ſich ihres wol-
ergehens hoͤchlich freueten/ ob ſie gleich alle viere etwas verwundet wahren. Valiſka ſahe
von ihrem Elefanten ſie daher kommen/ und empfand deſſen unſaͤgliche Freude in ihrem
Herzen/ daß ſie nicht unterlaſſen kunte/ herunter zuſteigen/ und auff ihrem Reitpferde ih-
nen entgegen zuzihen. An allen Orten hatte der lezte Saz viel Blut gekoſtet. Artaxerxes/

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[119/0125] Fuͤnftes Buch. dig wehren muſte/ traff auch ſelbſt auff ihn/ und merkete an ſeinem treflichen Getechte/ daß er ein ſonderlicher groſſer Herr ſeyn muͤſte/ daher er mit guter behutſamkeit auff ihn ging/ und ihm doch ſehr wenig abgewinnen kunte; ja ungeachtet dieſes herben Streits/ zog er ſich gleichwol ſtets nach den Elefanten hin/ weil er ſeinen Leitſtern drauff hatte/ daß Ladiſ- la/ damit er ihn zum Stande braͤchte/ zu ihm ſagte: Ritter ſtellet das Weichen ein/ oder ich werde mich an eurem Pferde vergreiffen. Woldann/ antwortete Oſazes/ weil es an- ders nicht ſeyn kan/ muß ich euch zu willen werden; fiel damit ſo wuͤtig auff ihn zu/ daß er muͤhe hatte ſich zu beſchuͤtzen; biß ihm noch ein Unterhieb geriet/ damit er ihm eine ſtarke Wunde in den linken Arm gab/ weil er den Schild von ſich geworffen hatte/ da er nach den Elefanten eilete. Alſo kunte Oſazes ſein Pferd nicht mehr mit der Linken leiten/ wel- ches Ladiſla eine ſchnelle uͤberwindung gab/ da er ihm die rechte Hand darzu beſchaͤdigte/ und den Daumen halb hinweg hieb. Noch dannoch wolte dieſer ſich nicht ergeben/ ſon- dern ſtellete einen ſeiner Obriſten an ſeine ſtelle/ in meynung alſo zu entgehen. Aber Ladiſla wahr ihm zu ſteiff auff der Haube/ reiß ihm den Helm ab/ und als er ſahe wer es wahr/ dann er ihn zu Charas geſehen hatte/ ſagte er zu ihm: Furſt Oſazes/ koͤnnet ihr Ladiſla Freundſchaft annehmen/ ſo trauet ſeiner Verſicherung/ und reitet mit/ daß man euren Wunden raht ſchaffe. Dieſer antwortete ihm: Ja Großmaͤchtiger Koͤnig/ wann mein lebendiger Schaz auff dem Elefanten dieſer Verſicherung mit genieſſen ſol/ wil ich die an- gebohtene Koͤnigl. Gnade gerne annehmen/ und mich ſolchem ruhmwirdigen Helden er- geben. Worauff er von neuen alle Zuſage bekam. Seine Leute aber/ als der Feld Herr verlohren ging/ zogen die Feldhoſen an/ und kahmen ohn ſonderlichen Verluſt davon. So bald Vologeſes ſeinen Koͤnig (der vor angſt ſich kaum auff dem Pferde halten kunte) in Sicherheit gebracht hatte/ ſamlete er die annoch uͤbrigen Reuter und Fußvoͤlker umb ſich/ ließ ihnen Pfeile gnug außteilen/ ſtellete ſie durch einander/ und ging damit gegen Herku- les/ ließ die Trometer zum Abzuge blaſen/ und daß alle ſich bey ihm finden ſolten; daher er in kurzer Zeit ein ſtarkes anſehnliches Heer umb ſich hatte/ mit welchem er den Sieg haͤt- te zweifelhaftig gnug machen koͤnnen/ wañ ſie nicht zu heftig waͤhren abgemattet geweſen; nam aber den ſicherſten Weg vor ſich/ ging algemach zuruͤcke/ und ſchikte ſich in die Zeit; doch ſendete er den unſern die Pfeile in ſolcher Menge zu/ daß ſie ihn weiters nicht ver- folgen durften/ und er alſo dieſe Voͤlker/ welche ſich von den Fluͤchtigen alle Augenblik mehreten/ ſicher ins Lager brachte/ welches er die vorige Nacht (ungeachtet des Koͤnigs Verſpottung) mit weiten Graben und hohen Bruſtwehren hatte umbzihen laſſen; beſet- zete ſolches auch mit Schuͤtzen/ und ſchaffete/ daß die Verwundete verbunden/ und die Matten gelabet wurden. Muſten alſo die unſern/ weil ſie mit Geſchoß auff der Eile nicht verſehen wahren/ ihnen den Abzug goͤnnen/ und ſich noch vorſehen/ daß ſie unbeſchaͤdiget davon kahmen; da ſie ohn einige Plunderung nach ihrem Lager kehreten/ auch Herkules/ Ladiſla/ Artaxerxes und Phraortes auff dem Wege zuſammen ſtieſſen und ſich ihres wol- ergehens hoͤchlich freueten/ ob ſie gleich alle viere etwas verwundet wahren. Valiſka ſahe von ihrem Elefanten ſie daher kommen/ und empfand deſſen unſaͤgliche Freude in ihrem Herzen/ daß ſie nicht unterlaſſen kunte/ herunter zuſteigen/ und auff ihrem Reitpferde ih- nen entgegen zuzihen. An allen Orten hatte der lezte Saz viel Blut gekoſtet. Artaxerxes/ Her-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/125>, abgerufen am 22.11.2024.