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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Herkules/ erwiedert Vologeses freundlichen Gruß/ welcher nicht gemeinet/ daß die Unwissenheit
mit Gefangenen umbzugehen/ ihm hätte sollen zugelegt werden. Meine Feindschafft erstrecket sich
ausser dem Fechtplatze nicht/ deßwegen befinden sich die Gefangenen nach ihrem Willen; und wann
ihre Wunden und Mattigkeit nicht Pflaster und Laabsaal erfoderten/ solten sie bey euer Liebe schon
angelanget seyn/ dessen sie sich zu mir wol versehen mögen. Unsere Leute zuerlösen wird man sich nit
wegern/ so bald man der Anfoderung berichtet ist/ an deren guter Verpflegung mir zuzweifeln nicht
gebühren wil. Was der morgende Himmel gibt/ wil ich mit annehmen. Ich/ nebest Fürst Pakorus/
Vonones und Osazes grüssen eure Liebe dienstlich hinwiederumb/ und werden wir Gelegenheit su-
chen/ Morgen in meinem/ oder euer Liebe Zelt das Abendmahl mit einander zuhalten. Inzwischen
erbieten wir jeztgenante euer Liebe/ ausser dieser Fehde/ uns zu allen bereitwilligen Diensten/ welches
auff begehren und vor sich selbst meldet und schreibet/ Vologeses

Valiska lachete der Höfligkeit und sagte: Wolte Gott/ daß diese Fürsten ihren über-
flus dem Könige mitteilen könten/ solte weiterer Feindseligkeit es nicht bedürffen; aber als
viel sie zu verstehen geben/ wollen sie mit der heutigen Schlappe nicht friedlich seyn. Leches
und Klodius kahmen auch an/ erzähleten des Königes Grobheit und rühmeten Pakorus
Leutseligkeit; auch wie träulich er neben Vologeses sich ihrer angenommen/ und sie end-
lich gar auff freien Fuß gestellet; welches Artaxerxes so wol gefiel/ daß er die Groß Fürstin
baht/ Herrn Pandion/ Oxatres und Mithridates in begleitung 200 Persen zihen zulas-
sen; wie dann geschahe/ und der Trometer 200 Kronen von Herkules bekam. Als diese
Begleitung sich wieder einstellete/ zeigeten sie an/ man hätte sie nicht nahe an deß Feindes
Lager wollen kommen lassen/ sondern die Gefangenen etliche Steinwürffe vom Lager ein-
gehohlet/ und sie geheissen in gutem friede zurük reiten; sie hätten aber einen gewaltigen
Aufflauff im Lager gemerket/ als währe man zum Auffbruch geschäfftig gewesen. Tyriotes
ward deßwegen mit 1200 Reutern außgeschikt/ auff der Parther Vorhaben zu achten/
welcher bey spätem Abend wieder kam/ und berichtete/ der Feind hätte sich eine halbe Mei-
le zurük gezogen/ und einen bequemen Ort zum Lager genommen/ ohn zweiffel/ daß man
auff Morgen Raum zur Schlacht haben könte. Daher man an dieser Seite die Völker
speisete und zur Ruhe hinließ/ auch die das hinterste Lager besezt hielten/ abfoderte/ und die
geschwächete Reuterey von den Fußknechten ersetzete/ so daß Pharnabazus 8000 seines
Fußvolks; Phraortes 6000 beritten machte. Hierzu wurden noch 3000 Drangianer/
2000 Assyrer/ 3850 Hirkaner/ 11000 Arische/ 2000 Margianer/ 5000 Baktrianer/ 10000
Persen/ Fußvolks/ und 240 von den versuchtesten Wagenknechten beritten gemacht mit
welchen die Reuterey ersetzet/ 180000 Mann außtrug; dahingegen das Fußvolk mit 11150
Troßbuben vermehret ward/ welches in 120000 Köpffen bestund; ein wolgeseztes Heer
von 300000 Mann. An Parthischer Seite stärkete man die Reuterey ebenmässig/ und
wurden vor erst die Skytischen Fußknechte 16500 auff Pferde gesetzt/ und mit den annoch
übrigen 8000 gesunden vereiniget/ die 14000 Indier zu fusse nahmen auch Pferde/ und
gingen zu ihren übrigen 6000 Landsleuten. Von den Parthischen und geworbenen Fuß-
knechten wurden über daß noch 68300 Mann außgelesen/ die wol ehmahls zu Pferde ge-
dienet hatten/ oder sich in der Schlacht darauff zubehelffen wusten/ dz die Reuterey 210000
Mann stark wahr; und weil aller umbliegenden Dörffer Flecken und Städte Inwohner
außgewichen wahren/ und sich bey dem Parthischen Heer auffhielten/ wurden daraus

44800

Fuͤnftes Buch.
Herkules/ erwiedert Vologeſes freundlichen Gruß/ welcher nicht gemeinet/ daß die Unwiſſenheit
mit Gefangenen umbzugehen/ ihm haͤtte ſollen zugelegt werden. Meine Feindſchafft erſtrecket ſich
auſſer dem Fechtplatze nicht/ deßwegen befinden ſich die Gefangenen nach ihrem Willen; und wann
ihre Wunden und Mattigkeit nicht Pflaſter und Laabſaal erfoderten/ ſolten ſie bey euer Liebe ſchon
angelanget ſeyn/ deſſen ſie ſich zu mir wol verſehen moͤgen. Unſere Leute zuerloͤſen wird man ſich nit
wegern/ ſo bald man der Anfoderung berichtet iſt/ an deren guter Verpflegung mir zuzweifeln nicht
gebuͤhren wil. Was der morgende Himmel gibt/ wil ich mit annehmen. Ich/ nebeſt Fuͤrſt Pakorus/
Vonones und Oſazes gruͤſſen eure Liebe dienſtlich hinwiederumb/ und werden wir Gelegenheit ſu-
chen/ Morgen in meinem/ oder euer Liebe Zelt das Abendmahl mit einander zuhalten. Inzwiſchen
erbieten wir jeztgenante euer Liebe/ auſſer dieſer Fehde/ uns zu allen bereitwilligen Dienſten/ welches
auff begehren und vor ſich ſelbſt meldet und ſchreibet/ Vologeſes

Valiſka lachete der Hoͤfligkeit und ſagte: Wolte Gott/ daß dieſe Fuͤrſten ihren über-
flus dem Koͤnige mitteilen koͤnten/ ſolte weiterer Feindſeligkeit es nicht beduͤrffen; aber als
viel ſie zu verſtehen geben/ wollen ſie mit der heutigen Schlappe nicht friedlich ſeyn. Leches
und Klodius kahmen auch an/ erzaͤhleten des Koͤniges Grobheit und ruͤhmeten Pakorus
Leutſeligkeit; auch wie traͤulich er neben Vologeſes ſich ihrer angenommen/ und ſie end-
lich gar auff freien Fuß geſtellet; welches Artaxerxes ſo wol gefiel/ daß er die Groß Fuͤrſtin
baht/ Herrn Pandion/ Oxatres und Mithridates in begleitung 200 Perſen zihen zulaſ-
ſen; wie dann geſchahe/ und der Trometer 200 Kronen von Herkules bekam. Als dieſe
Begleitung ſich wieder einſtellete/ zeigeten ſie an/ man haͤtte ſie nicht nahe an deß Feindes
Lager wollen kommen laſſen/ ſondern die Gefangenen etliche Steinwuͤrffe vom Lager ein-
gehohlet/ und ſie geheiſſen in gutem friede zuruͤk reiten; ſie haͤtten aber einen gewaltigen
Aufflauff im Lager gemerket/ als waͤhre man zum Auffbruch geſchaͤfftig geweſen. Tyriotes
ward deßwegen mit 1200 Reutern außgeſchikt/ auff der Parther Vorhaben zu achten/
welcher bey ſpaͤtem Abend wieder kam/ und berichtete/ der Feind haͤtte ſich eine halbe Mei-
le zuruͤk gezogen/ und einen bequemen Ort zum Lager genommen/ ohn zweiffel/ daß man
auff Morgen Raum zur Schlacht haben koͤnte. Daher man an dieſer Seite die Voͤlker
ſpeiſete und zur Ruhe hinließ/ auch die das hinterſte Lager beſezt hielten/ abfoderte/ und die
geſchwaͤchete Reuterey von den Fußknechten erſetzete/ ſo daß Pharnabazus 8000 ſeines
Fußvolks; Phraortes 6000 beritten machte. Hierzu wurden noch 3000 Drangianer/
2000 Aſſyrer/ 3850 Hirkaner/ 11000 Ariſche/ 2000 Margianer/ 5000 Baktrianer/ 10000
Perſen/ Fußvolks/ und 240 von den verſuchteſten Wagenknechten beritten gemacht mit
welchen die Reuterey erſetzet/ 180000 Mann außtrug; dahingegen das Fußvolk mit 11150
Troßbuben vermehret ward/ welches in 120000 Koͤpffen beſtund; ein wolgeſeztes Heer
von 300000 Mann. An Parthiſcher Seite ſtaͤrkete man die Reuterey ebenmaͤſſig/ und
wurden vor erſt die Skytiſchen Fußknechte 16500 auff Pferde geſetzt/ und mit den annoch
uͤbrigen 8000 geſunden vereiniget/ die 14000 Indier zu fuſſe nahmen auch Pferde/ und
gingen zu ihren uͤbrigen 6000 Landsleuten. Von den Parthiſchen und geworbenen Fuß-
knechten wurden uͤber daß noch 68300 Mann außgeleſen/ die wol ehmahls zu Pferde ge-
dienet hattẽ/ oder ſich in der Schlacht darauff zubehelffen wuſten/ dz die Reuterey 210000
Mann ſtark wahr; und weil aller umbliegenden Doͤrffer Flecken und Staͤdte Inwohneꝛ
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[95/0101] Fuͤnftes Buch. Herkules/ erwiedert Vologeſes freundlichen Gruß/ welcher nicht gemeinet/ daß die Unwiſſenheit mit Gefangenen umbzugehen/ ihm haͤtte ſollen zugelegt werden. Meine Feindſchafft erſtrecket ſich auſſer dem Fechtplatze nicht/ deßwegen befinden ſich die Gefangenen nach ihrem Willen; und wann ihre Wunden und Mattigkeit nicht Pflaſter und Laabſaal erfoderten/ ſolten ſie bey euer Liebe ſchon angelanget ſeyn/ deſſen ſie ſich zu mir wol verſehen moͤgen. Unſere Leute zuerloͤſen wird man ſich nit wegern/ ſo bald man der Anfoderung berichtet iſt/ an deren guter Verpflegung mir zuzweifeln nicht gebuͤhren wil. Was der morgende Himmel gibt/ wil ich mit annehmen. Ich/ nebeſt Fuͤrſt Pakorus/ Vonones und Oſazes gruͤſſen eure Liebe dienſtlich hinwiederumb/ und werden wir Gelegenheit ſu- chen/ Morgen in meinem/ oder euer Liebe Zelt das Abendmahl mit einander zuhalten. Inzwiſchen erbieten wir jeztgenante euer Liebe/ auſſer dieſer Fehde/ uns zu allen bereitwilligen Dienſten/ welches auff begehren und vor ſich ſelbſt meldet und ſchreibet/ Vologeſes Valiſka lachete der Hoͤfligkeit und ſagte: Wolte Gott/ daß dieſe Fuͤrſten ihren über- flus dem Koͤnige mitteilen koͤnten/ ſolte weiterer Feindſeligkeit es nicht beduͤrffen; aber als viel ſie zu verſtehen geben/ wollen ſie mit der heutigen Schlappe nicht friedlich ſeyn. Leches und Klodius kahmen auch an/ erzaͤhleten des Koͤniges Grobheit und ruͤhmeten Pakorus Leutſeligkeit; auch wie traͤulich er neben Vologeſes ſich ihrer angenommen/ und ſie end- lich gar auff freien Fuß geſtellet; welches Artaxerxes ſo wol gefiel/ daß er die Groß Fuͤrſtin baht/ Herrn Pandion/ Oxatres und Mithridates in begleitung 200 Perſen zihen zulaſ- ſen; wie dann geſchahe/ und der Trometer 200 Kronen von Herkules bekam. Als dieſe Begleitung ſich wieder einſtellete/ zeigeten ſie an/ man haͤtte ſie nicht nahe an deß Feindes Lager wollen kommen laſſen/ ſondern die Gefangenen etliche Steinwuͤrffe vom Lager ein- gehohlet/ und ſie geheiſſen in gutem friede zuruͤk reiten; ſie haͤtten aber einen gewaltigen Aufflauff im Lager gemerket/ als waͤhre man zum Auffbruch geſchaͤfftig geweſen. Tyriotes ward deßwegen mit 1200 Reutern außgeſchikt/ auff der Parther Vorhaben zu achten/ welcher bey ſpaͤtem Abend wieder kam/ und berichtete/ der Feind haͤtte ſich eine halbe Mei- le zuruͤk gezogen/ und einen bequemen Ort zum Lager genommen/ ohn zweiffel/ daß man auff Morgen Raum zur Schlacht haben koͤnte. Daher man an dieſer Seite die Voͤlker ſpeiſete und zur Ruhe hinließ/ auch die das hinterſte Lager beſezt hielten/ abfoderte/ und die geſchwaͤchete Reuterey von den Fußknechten erſetzete/ ſo daß Pharnabazus 8000 ſeines Fußvolks; Phraortes 6000 beritten machte. Hierzu wurden noch 3000 Drangianer/ 2000 Aſſyrer/ 3850 Hirkaner/ 11000 Ariſche/ 2000 Margianer/ 5000 Baktrianer/ 10000 Perſen/ Fußvolks/ und 240 von den verſuchteſten Wagenknechten beritten gemacht mit welchen die Reuterey erſetzet/ 180000 Mann außtrug; dahingegen das Fußvolk mit 11150 Troßbuben vermehret ward/ welches in 120000 Koͤpffen beſtund; ein wolgeſeztes Heer von 300000 Mann. An Parthiſcher Seite ſtaͤrkete man die Reuterey ebenmaͤſſig/ und wurden vor erſt die Skytiſchen Fußknechte 16500 auff Pferde geſetzt/ und mit den annoch uͤbrigen 8000 geſunden vereiniget/ die 14000 Indier zu fuſſe nahmen auch Pferde/ und gingen zu ihren uͤbrigen 6000 Landsleuten. Von den Parthiſchen und geworbenen Fuß- knechten wurden uͤber daß noch 68300 Mann außgeleſen/ die wol ehmahls zu Pferde ge- dienet hattẽ/ oder ſich in der Schlacht darauff zubehelffen wuſten/ dz die Reuterey 210000 Mann ſtark wahr; und weil aller umbliegenden Doͤrffer Flecken und Staͤdte Inwohneꝛ außgewichen wahren/ und ſich bey dem Parthiſchen Heer auffhielten/ wurden daraus 44800

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/101>, abgerufen am 25.11.2024.