Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
unter dieser Erzählung schon nach/ wie er dieses anmuhtige Täubelein berücken/ und mit
seinem Garn zu sich reissen möchte/ die er doch weder gefehen/ noch geprüfet/ ob sie von den
Zahmen währe/ die jedermans Freunde sind. Es machte ihn auch diese Begierde so mun-
ter/ daß des dritten Tages nach ihrer Ankunft/ an welchem das Freudenfest ihrer Erlö-
sung und Bubazes Hochzeit solte gehalten werden/ er sich aus seinem Lager erhub/ und
mit prächtiger Kleidung sich belegete. Valiska hatte sich auch Königlich gezieret/ und zu-
gleich ihre Kleofis mit vielen Kleinoten behänget. Nun wolte er aber dem Fräulein eine
Ehre tuhn/ und seines ersten Außganges sie auff ihrem Gemache besuchen/ schickete auch
einen wolgepuzten ädelknaben zu ihr/ mit vermeldung/ da ihrer Durchl. es nicht zu wieder/
wolte sein Fürst deroselben in ihrem Gemache gerne auffwarten/ und wegen gesunder an-
kunft ihr Glük wünschen; welches ihm dann mit hoher Danksagung verwilliget ward. Es
kam aber gleich darauff Herkules zu ihr gangen/ und foderte sie auff Ladisla Gemach/ etli-
che nohtwendigkeiten abzureden/ da inzwischen Gobares sich einstellete/ und Kleofis allein
ersehend/ sie vor das Fräulein hielt/ auch alsbald in heisser Glut gegen sie entzündet/ sich
auff die Knie niederlegete/ und ihr die Hand küssend anfing: Durchl. Fräulein. Diese er-
kennete seinen Irtuhm/ trat zurück/ und sagete mit grosser Schamhaftigkeit; Durchl. Fürst/
gnädiger Herr; ich bitte untertähnig umb vergebung/ ihrer Durchl. anzudeuten/ daß die-
selbe an mir unwirdige sich irren/ weil ich ja nicht das Durchl. Fräulein/ sondern nur de-
ro Dienerin bin. Gobares zürnete auff sich selbst/ daß er vor einer ädel Jungfer sich gede-
mühtiget hatte/ stund bald auff/ und inbetrachtung ihrer Schönheit/ sagte er; Schönste
Jungfer/ mein Irtuhm kan zu nichts schädlich seyn/ massen eure Volkommenheit wol ver-
dienet/ daß sie von Fürsten geehret und geliebet werde; wie ich mich dann gegen sie zu aller
Freundschaft anerbiete. Nun hatte Herkules Leibknabe diesen Fürsten in der Fräulein Ge-
mach treten sehen/ und deutete es seinem Herrn in der Fräulein Gegenwart an/ die aber
ihren Bruder und Liebsten baht/ mit ihr zugehen/ weil sie bey fremden nicht gerne allein
währe; hätte ohndaß ein schlechtes Herz zu ihm/ wegen der Ungewogenheit/ die er ihnen
ehmahls erzeiget. Als nun Gobares sie herein treten sahe/ gedauchte ihn nicht anders/ er
sähe eine Himmels Königin; dann wie freundlich sie sonst wahr/ nahm sie sich doch vor-
sezlich einer sonderlichen Ernsthaftigkeit angegen ihn/ in dem sie nach beschehener Nei-
gung zu ihm sagete; Durchl. Fürst/ die Ehre ist zu groß und unverschuldet/ daß seine Liebe
auff einem einsamen Zimmer mich besuchen wollen; erfreue mich dannoch ihrer Liebe wie-
der erlangeter Gesundheit/ und bitte/ dieselbe mit meinem Herrn Bruder und Oheim
nach dem Hochzeit Saal gehen wolle/ wohin ich mit dieser Braut bald folgen wil. Goba-
res stellete sich überaus höflich/ küssete ihre zarte Hand kniend/ und redete sie also an: Durch-
leuchtigstes unvergleichliches Fräulein/ es hat die Schuldigkeit mich auffgemahnet/ ihrer
Durchl. gehorsamst auffzuwarten/ als deren glükliche Erlösung und wieder erlangete
Freiheit mich zum höchsten erfreuet hat/ so bald ich inne worden bin/ daß der unflähtige
Wüterich Artabanus in seinem unverantwortlichen Vorhaben verstöret/ und euer Durchl.
Ehre gerettet ist/ gelobe auch euer vortefligkeit hiemit äidlich an/ daß ich meines Fürsten-
tuhms äusserste Macht anwenden wil/ damit die Unbilligkeit gerochen werde/ welche euer
Durchl. durch gefängliche auffhaltung schimpflich angeleget ist. Valiska nöhtigte ihn
auffzustehen/ bedingete sich der gar zu grossen Ehre/ und nach beschehener Danksagung

wegen
C c c c c c

Vierdes Buch.
unter dieſer Erzaͤhlung ſchon nach/ wie er dieſes anmuhtige Taͤubelein beruͤcken/ und mit
ſeinem Garn zu ſich reiſſen moͤchte/ die er doch weder gefehen/ noch geprüfet/ ob ſie von den
Zahmen waͤhre/ die jedermans Freunde ſind. Es machte ihn auch dieſe Begierde ſo mun-
ter/ daß des dritten Tages nach ihrer Ankunft/ an welchem das Freudenfeſt ihrer Erloͤ-
ſung und Bubazes Hochzeit ſolte gehalten werden/ er ſich aus ſeinem Lager erhub/ und
mit praͤchtiger Kleidung ſich belegete. Valiſka hatte ſich auch Koͤniglich gezieret/ und zu-
gleich ihre Kleofis mit vielen Kleinoten behaͤnget. Nun wolte er aber dem Fraͤulein eine
Ehre tuhn/ und ſeines erſten Außganges ſie auff ihrem Gemache beſuchen/ ſchickete auch
einen wolgepuzten aͤdelknabẽ zu ihr/ mit vermeldung/ da ihrer Durchl. es nicht zu wieder/
wolte ſein Fuͤrſt deroſelben in ihrem Gemache gerne auffwarten/ und wegen geſunder an-
kunft ihr Gluͤk wünſchen; welches ihm dañ mit hoher Dankſagung verwilliget ward. Es
kam aber gleich darauff Herkules zu ihr gangen/ und foderte ſie auff Ladiſla Gemach/ etli-
che nohtwendigkeiten abzureden/ da inzwiſchen Gobares ſich einſtellete/ und Kleofis allein
erſehend/ ſie vor das Fraͤulein hielt/ auch alsbald in heiſſer Glut gegen ſie entzuͤndet/ ſich
auff die Knie niederlegete/ und ihr die Hand kuͤſſend anfing: Durchl. Fraͤulein. Dieſe er-
kennete ſeinẽ Irtuhm/ trat zuruͤck/ uñ ſagete mit groſſer Schamhaftigkeit; Durchl. Fuͤrſt/
gnaͤdiger Herr; ich bitte untertaͤhnig umb vergebung/ ihrer Durchl. anzudeuten/ daß die-
ſelbe an mir unwirdige ſich irren/ weil ich ja nicht das Durchl. Fraͤulein/ ſondern nur de-
ro Dienerin bin. Gobares zuͤrnete auff ſich ſelbſt/ daß er vor einer aͤdel Jungfer ſich gede-
muͤhtiget hatte/ ſtund bald auff/ und inbetrachtung ihrer Schoͤnheit/ ſagte er; Schoͤnſte
Jungfer/ mein Irtuhm kan zu nichts ſchaͤdlich ſeyn/ maſſen eure Volkom̃enheit wol ver-
dienet/ daß ſie von Fuͤrſten geehret und geliebet werde; wie ich mich dann gegen ſie zu aller
Freundſchaft anerbiete. Nun hatte Herkules Leibknabe dieſen Fuͤrſten in der Fraͤulein Ge-
mach treten ſehen/ und deutete es ſeinem Herrn in der Fraͤulein Gegenwart an/ die aber
ihren Bruder und Liebſten baht/ mit ihr zugehen/ weil ſie bey fremden nicht gerne allein
waͤhre; haͤtte ohndaß ein ſchlechtes Herz zu ihm/ wegen der Ungewogenheit/ die er ihnen
ehmahls erzeiget. Als nun Gobares ſie herein treten ſahe/ gedauchte ihn nicht anders/ er
ſaͤhe eine Himmels Koͤnigin; dann wie freundlich ſie ſonſt wahr/ nahm ſie ſich doch vor-
ſezlich einer ſonderlichen Ernſthaftigkeit angegen ihn/ in dem ſie nach beſchehener Nei-
gung zu ihm ſagete; Durchl. Fuͤrſt/ die Ehre iſt zu groß und unverſchuldet/ daß ſeine Liebe
auff einem einſamen Zim̃er mich beſuchen wollen; erfreue mich dannoch ihrer Liebe wie-
der erlangeter Geſundheit/ und bitte/ dieſelbe mit meinem Herrn Bruder und Oheim
nach dem Hochzeit Saal gehen wolle/ wohin ich mit dieſer Braut bald folgen wil. Goba-
res ſtellete ſich uͤberaus hoͤflich/ kuͤſſete ihre zarte Hand kniend/ uñ redete ſie alſo an: Durch-
leuchtigſtes unvergleichliches Fraͤulein/ es hat die Schuldigkeit mich auffgemahnet/ ihrer
Durchl. gehorſamſt auffzuwarten/ als deren gluͤkliche Erloͤſung und wieder erlangete
Freiheit mich zum hoͤchſten erfreuet hat/ ſo bald ich inne worden bin/ daß der unflaͤhtige
Wuͤterich Artabanus in ſeinem unverantwortlichen Vorhabẽ verſtoͤret/ uñ euer Durchl.
Ehre gerettet iſt/ gelobe auch euer vortefligkeit hiemit aͤidlich an/ daß ich meines Fürſten-
tuhms aͤuſſerſte Macht anwenden wil/ damit die Unbilligkeit gerochen werde/ welche euer
Durchl. durch gefaͤngliche auffhaltung ſchimpflich angeleget iſt. Valiſka noͤhtigte ihn
auffzuſtehen/ bedingete ſich der gar zu groſſen Ehre/ und nach beſchehener Dankſagung

wegen
C c c c c c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0975" n="937"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
unter die&#x017F;er Erza&#x0364;hlung &#x017F;chon nach/ wie er die&#x017F;es anmuhtige Ta&#x0364;ubelein beru&#x0364;cken/ und mit<lb/>
&#x017F;einem Garn zu &#x017F;ich rei&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chte/ die er doch weder gefehen/ noch geprüfet/ ob &#x017F;ie von den<lb/>
Zahmen wa&#x0364;hre/ die jedermans Freunde &#x017F;ind. Es machte ihn auch die&#x017F;e Begierde &#x017F;o mun-<lb/>
ter/ daß des dritten Tages nach ihrer Ankunft/ an welchem das Freudenfe&#x017F;t ihrer Erlo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ung und Bubazes Hochzeit &#x017F;olte gehalten werden/ er &#x017F;ich aus &#x017F;einem Lager erhub/ und<lb/>
mit pra&#x0364;chtiger Kleidung &#x017F;ich belegete. Vali&#x017F;ka hatte &#x017F;ich auch Ko&#x0364;niglich gezieret/ und zu-<lb/>
gleich ihre Kleofis mit vielen Kleinoten beha&#x0364;nget. Nun wolte er aber dem Fra&#x0364;ulein eine<lb/>
Ehre tuhn/ und &#x017F;eines er&#x017F;ten Außganges &#x017F;ie auff ihrem Gemache be&#x017F;uchen/ &#x017F;chickete auch<lb/>
einen wolgepuzten a&#x0364;delknabe&#x0303; zu ihr/ mit vermeldung/ da ihrer Durchl. es nicht zu wieder/<lb/>
wolte &#x017F;ein Fu&#x0364;r&#x017F;t dero&#x017F;elben in ihrem Gemache gerne auffwarten/ und wegen ge&#x017F;under an-<lb/>
kunft ihr Glu&#x0364;k wün&#x017F;chen; welches ihm dan&#x0303; mit hoher Dank&#x017F;agung verwilliget ward. Es<lb/>
kam aber gleich darauff Herkules zu ihr gangen/ und foderte &#x017F;ie auff Ladi&#x017F;la Gemach/ etli-<lb/>
che nohtwendigkeiten abzureden/ da inzwi&#x017F;chen Gobares &#x017F;ich ein&#x017F;tellete/ und Kleofis allein<lb/>
er&#x017F;ehend/ &#x017F;ie vor das Fra&#x0364;ulein hielt/ auch alsbald in hei&#x017F;&#x017F;er Glut gegen &#x017F;ie entzu&#x0364;ndet/ &#x017F;ich<lb/>
auff die Knie niederlegete/ und ihr die Hand ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;end anfing: Durchl. Fra&#x0364;ulein. Die&#x017F;e er-<lb/>
kennete &#x017F;eine&#x0303; Irtuhm/ trat zuru&#x0364;ck/ un&#x0303; &#x017F;agete mit gro&#x017F;&#x017F;er Schamhaftigkeit; Durchl. Fu&#x0364;r&#x017F;t/<lb/>
gna&#x0364;diger Herr; ich bitte unterta&#x0364;hnig umb vergebung/ ihrer Durchl. anzudeuten/ daß die-<lb/>
&#x017F;elbe an mir unwirdige &#x017F;ich irren/ weil ich ja nicht das Durchl. Fra&#x0364;ulein/ &#x017F;ondern nur de-<lb/>
ro Dienerin bin. Gobares zu&#x0364;rnete auff &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ daß er vor einer a&#x0364;del Jungfer &#x017F;ich gede-<lb/>
mu&#x0364;htiget hatte/ &#x017F;tund bald auff/ und inbetrachtung ihrer Scho&#x0364;nheit/ &#x017F;agte er; Scho&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
Jungfer/ mein Irtuhm kan zu nichts &#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;eyn/ ma&#x017F;&#x017F;en eure Volkom&#x0303;enheit wol ver-<lb/>
dienet/ daß &#x017F;ie von Fu&#x0364;r&#x017F;ten geehret und geliebet werde; wie ich mich dann gegen &#x017F;ie zu aller<lb/>
Freund&#x017F;chaft anerbiete. Nun hatte Herkules Leibknabe die&#x017F;en Fu&#x0364;r&#x017F;ten in der Fra&#x0364;ulein Ge-<lb/>
mach treten &#x017F;ehen/ und deutete es &#x017F;einem Herrn in der Fra&#x0364;ulein Gegenwart an/ die aber<lb/>
ihren Bruder und Lieb&#x017F;ten baht/ mit ihr zugehen/ weil &#x017F;ie bey fremden nicht gerne allein<lb/>
wa&#x0364;hre; ha&#x0364;tte ohndaß ein &#x017F;chlechtes Herz zu ihm/ wegen der Ungewogenheit/ die er ihnen<lb/>
ehmahls erzeiget. Als nun Gobares &#x017F;ie herein treten &#x017F;ahe/ gedauchte ihn nicht anders/ er<lb/>
&#x017F;a&#x0364;he eine Himmels Ko&#x0364;nigin; dann wie freundlich &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t wahr/ nahm &#x017F;ie &#x017F;ich doch vor-<lb/>
&#x017F;ezlich einer &#x017F;onderlichen Ern&#x017F;thaftigkeit angegen ihn/ in dem &#x017F;ie nach be&#x017F;chehener Nei-<lb/>
gung zu ihm &#x017F;agete; Durchl. Fu&#x0364;r&#x017F;t/ die Ehre i&#x017F;t zu groß und unver&#x017F;chuldet/ daß &#x017F;eine Liebe<lb/>
auff einem ein&#x017F;amen Zim&#x0303;er mich be&#x017F;uchen wollen; erfreue mich dannoch ihrer Liebe wie-<lb/>
der erlangeter Ge&#x017F;undheit/ und bitte/ die&#x017F;elbe mit meinem Herrn Bruder und Oheim<lb/>
nach dem Hochzeit Saal gehen wolle/ wohin ich mit die&#x017F;er Braut bald folgen wil. Goba-<lb/>
res &#x017F;tellete &#x017F;ich u&#x0364;beraus ho&#x0364;flich/ ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete ihre zarte Hand kniend/ un&#x0303; redete &#x017F;ie al&#x017F;o an: Durch-<lb/>
leuchtig&#x017F;tes unvergleichliches Fra&#x0364;ulein/ es hat die Schuldigkeit mich auffgemahnet/ ihrer<lb/>
Durchl. gehor&#x017F;am&#x017F;t auffzuwarten/ als deren glu&#x0364;kliche Erlo&#x0364;&#x017F;ung und wieder erlangete<lb/>
Freiheit mich zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten erfreuet hat/ &#x017F;o bald ich inne worden bin/ daß der unfla&#x0364;htige<lb/>
Wu&#x0364;terich Artabanus in &#x017F;einem unverantwortlichen Vorhabe&#x0303; ver&#x017F;to&#x0364;ret/ un&#x0303; euer Durchl.<lb/>
Ehre gerettet i&#x017F;t/ gelobe auch euer vortefligkeit hiemit a&#x0364;idlich an/ daß ich meines Für&#x017F;ten-<lb/>
tuhms a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Macht anwenden wil/ damit die Unbilligkeit gerochen werde/ welche euer<lb/>
Durchl. durch gefa&#x0364;ngliche auffhaltung &#x017F;chimpflich angeleget i&#x017F;t. Vali&#x017F;ka no&#x0364;htigte ihn<lb/>
auffzu&#x017F;tehen/ bedingete &#x017F;ich der gar zu gro&#x017F;&#x017F;en Ehre/ und nach be&#x017F;chehener Dank&#x017F;agung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c c c c c</fw><fw place="bottom" type="catch">wegen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[937/0975] Vierdes Buch. unter dieſer Erzaͤhlung ſchon nach/ wie er dieſes anmuhtige Taͤubelein beruͤcken/ und mit ſeinem Garn zu ſich reiſſen moͤchte/ die er doch weder gefehen/ noch geprüfet/ ob ſie von den Zahmen waͤhre/ die jedermans Freunde ſind. Es machte ihn auch dieſe Begierde ſo mun- ter/ daß des dritten Tages nach ihrer Ankunft/ an welchem das Freudenfeſt ihrer Erloͤ- ſung und Bubazes Hochzeit ſolte gehalten werden/ er ſich aus ſeinem Lager erhub/ und mit praͤchtiger Kleidung ſich belegete. Valiſka hatte ſich auch Koͤniglich gezieret/ und zu- gleich ihre Kleofis mit vielen Kleinoten behaͤnget. Nun wolte er aber dem Fraͤulein eine Ehre tuhn/ und ſeines erſten Außganges ſie auff ihrem Gemache beſuchen/ ſchickete auch einen wolgepuzten aͤdelknabẽ zu ihr/ mit vermeldung/ da ihrer Durchl. es nicht zu wieder/ wolte ſein Fuͤrſt deroſelben in ihrem Gemache gerne auffwarten/ und wegen geſunder an- kunft ihr Gluͤk wünſchen; welches ihm dañ mit hoher Dankſagung verwilliget ward. Es kam aber gleich darauff Herkules zu ihr gangen/ und foderte ſie auff Ladiſla Gemach/ etli- che nohtwendigkeiten abzureden/ da inzwiſchen Gobares ſich einſtellete/ und Kleofis allein erſehend/ ſie vor das Fraͤulein hielt/ auch alsbald in heiſſer Glut gegen ſie entzuͤndet/ ſich auff die Knie niederlegete/ und ihr die Hand kuͤſſend anfing: Durchl. Fraͤulein. Dieſe er- kennete ſeinẽ Irtuhm/ trat zuruͤck/ uñ ſagete mit groſſer Schamhaftigkeit; Durchl. Fuͤrſt/ gnaͤdiger Herr; ich bitte untertaͤhnig umb vergebung/ ihrer Durchl. anzudeuten/ daß die- ſelbe an mir unwirdige ſich irren/ weil ich ja nicht das Durchl. Fraͤulein/ ſondern nur de- ro Dienerin bin. Gobares zuͤrnete auff ſich ſelbſt/ daß er vor einer aͤdel Jungfer ſich gede- muͤhtiget hatte/ ſtund bald auff/ und inbetrachtung ihrer Schoͤnheit/ ſagte er; Schoͤnſte Jungfer/ mein Irtuhm kan zu nichts ſchaͤdlich ſeyn/ maſſen eure Volkom̃enheit wol ver- dienet/ daß ſie von Fuͤrſten geehret und geliebet werde; wie ich mich dann gegen ſie zu aller Freundſchaft anerbiete. Nun hatte Herkules Leibknabe dieſen Fuͤrſten in der Fraͤulein Ge- mach treten ſehen/ und deutete es ſeinem Herrn in der Fraͤulein Gegenwart an/ die aber ihren Bruder und Liebſten baht/ mit ihr zugehen/ weil ſie bey fremden nicht gerne allein waͤhre; haͤtte ohndaß ein ſchlechtes Herz zu ihm/ wegen der Ungewogenheit/ die er ihnen ehmahls erzeiget. Als nun Gobares ſie herein treten ſahe/ gedauchte ihn nicht anders/ er ſaͤhe eine Himmels Koͤnigin; dann wie freundlich ſie ſonſt wahr/ nahm ſie ſich doch vor- ſezlich einer ſonderlichen Ernſthaftigkeit angegen ihn/ in dem ſie nach beſchehener Nei- gung zu ihm ſagete; Durchl. Fuͤrſt/ die Ehre iſt zu groß und unverſchuldet/ daß ſeine Liebe auff einem einſamen Zim̃er mich beſuchen wollen; erfreue mich dannoch ihrer Liebe wie- der erlangeter Geſundheit/ und bitte/ dieſelbe mit meinem Herrn Bruder und Oheim nach dem Hochzeit Saal gehen wolle/ wohin ich mit dieſer Braut bald folgen wil. Goba- res ſtellete ſich uͤberaus hoͤflich/ kuͤſſete ihre zarte Hand kniend/ uñ redete ſie alſo an: Durch- leuchtigſtes unvergleichliches Fraͤulein/ es hat die Schuldigkeit mich auffgemahnet/ ihrer Durchl. gehorſamſt auffzuwarten/ als deren gluͤkliche Erloͤſung und wieder erlangete Freiheit mich zum hoͤchſten erfreuet hat/ ſo bald ich inne worden bin/ daß der unflaͤhtige Wuͤterich Artabanus in ſeinem unverantwortlichen Vorhabẽ verſtoͤret/ uñ euer Durchl. Ehre gerettet iſt/ gelobe auch euer vortefligkeit hiemit aͤidlich an/ daß ich meines Fürſten- tuhms aͤuſſerſte Macht anwenden wil/ damit die Unbilligkeit gerochen werde/ welche euer Durchl. durch gefaͤngliche auffhaltung ſchimpflich angeleget iſt. Valiſka noͤhtigte ihn auffzuſtehen/ bedingete ſich der gar zu groſſen Ehre/ und nach beſchehener Dankſagung wegen C c c c c c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/975
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 937. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/975>, abgerufen am 22.12.2024.