Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
gung verbohten ist; wie hastu dich dann erkühnen dürffen/ diesen Ritter außzufodern/ da
er nach Urtel und Recht hätte können gestraffet werden? Sihestu nicht daß du eben hie-
durch dein Leben verwirket/ und dich zum Ubeltähter gemacht hast? Seine Fr. Mutter hö-
rete dieses/ und erstarrete vor schrecken/ wie es mir dann nicht viel anders erging; aber
mein Herkules fing mit unerschrockener Herzhaftigkeit und überlauter Stimme also an:
Ihr Götter/ die ihr aller Unzucht von Herzen feind und zuwieder seid/ lasset euch/ bitte ich/
das Opffer angenehm seyn/ welches ich euch geschlachtet habe/ umb euren Zorn zu stillen/
nicht daß ich einige Rachgier oder Hochmuht ergehen lassen/ fondern die Schande vergel-
ten möchte/ die ohn zweifel wegen Vorbitte anderer seines gleichen/ nicht gebührlich ge-
straffet währe/ wie ich dessen unterschiedliche Begebnissen leider einführen kan. Ihr aber
Gn. Herr und Vater/ findet ihr an eurem Sohn einen muhtwilligen Ubertreter euer
löblichen Satzungen/ wolan/ so stehe ich alhier/ verfahret mit mir nach Recht/ damit ihr
hernähst nicht hören dürffet/ ihr hättet nach Gunst oder Ansehen gerichtet; ja lasset nur
mein Genik durch den Strang brechen/ weil ich ohndz nicht Lust habe in solcher Landschaft
zu leben/ oder selbe dereins zu beherschen/ da der muhtwillige Adel (ich rede nicht von from-
men) an den Untertahnen sich zu versündigen/ ihm sichere Freiheit einbilden darff. Ich
meinete gänzlich/ das Herz würde mir im Leibe vor unmuht bersten/ wolte doch nicht re-
den/ sondern des Groß Fürsten Antwort zuvor hören; welcher also anfing: Ich werde vor
mich selbst die Urtel zu sprechen/ mich wegen väterliches Verdachts entbrechen/ und den
gesamten Landständen alles in die Hände geben; inzwischen soltu als ein Ungehorsamer
und Ubertreter der Landes Satzungen gefänglich genommen werden; befahl hiemit seinen
Trabanten/ ihn in die Gefängnis zu legen. Herkules aber sagte: Nein mein H. Vater/ ich
bin als ein Sohn schuldig/ euch ohn Gewaltsamkeit zu gehorsamen/ und von mir selbst nach
dem Gefängnis zu gehen. Hier kunte ich nun mich länger nit einhalten/ zog mein Schwert
aus/ fetzete es an mein Herz/ und sagete zu Herkules; Bruder/ dafern dein Fuß einiges Ge-
fängnis betreten wird/ wil ich mich alsbald selbst niderstossen; hernach redete ich also den
Groß Fürsten an; Was eure Hocheit willens ist mit ihrem Sohn anzufahen/ deßgleichen
Teutschland nie gezeuget hat/ nehme sie nur bald vor/ und doch also/ das im Leben und To-
de ich ihm Geselschaft leiste; mein Herkules hat nichts wieder Recht oder Billigkeit ge-
handelt/ und dafern er den verwägenen Schelm nicht angegriffen/ wolte ichs getahn ha-
ben; kan nun ein Mensch durch eine Taht zugleich die Götter dem ganzen Lande versöh-
nen/ und der Gesetze Straffe zum schmählichen Tode über sich laden/ solches lasse eure
Hocheit ich verantworten; gelobe aber hiemit den Göttern/ daß da eure Hocheit meines
Lebens wieder meinen Willen schonen/ und meinen Bruder als einen schändlichen Dieb
henken lassen würde/ ich seinen Tod an allen seinen Richtern und Verurteilern dereins so
grausam rächen wil/ daß allen/ die es hören werden/ die Haare davor zu Berge stehen sol-
len. Hiemit fassete ich Herkules beim Arme/ welcher willens wahr/ nach dem Gefängnis
zu gehen/ und sagete zu ihm: Herzlieber Bruder/ dafern du dich wegerst hier zu bleiben/
biß dein H. Vater dich der Gefängnis entnimmet/ wil ich dich und mich niderstossen; du
hast dich in deinem ganzen Leben aller Tugend befliessen/ die keiner Bande oder Gefäng-
nis werd ist. Herkules entsetzete sich hierüber/ fiel mir zun Füssen/ und baht durch alle Göt-

ter/

Vierdes Buch.
gung verbohten iſt; wie haſtu dich dann erkuͤhnen duͤrffen/ dieſen Ritter außzufodern/ da
er nach Urtel und Recht haͤtte koͤnnen geſtraffet werden? Siheſtu nicht daß du eben hie-
durch dein Leben verwirket/ und dich zum Ubeltaͤhter gemacht haſt? Seine Fr. Mutter hoͤ-
rete dieſes/ und erſtarrete vor ſchrecken/ wie es mir dann nicht viel anders erging; aber
mein Herkules fing mit unerſchrockener Herzhaftigkeit und uͤberlauter Stimme alſo an:
Ihr Goͤtter/ die ihr aller Unzucht von Herzen feind und zuwieder ſeid/ laſſet euch/ bitte ich/
das Opffer angenehm ſeyn/ welches ich euch geſchlachtet habe/ umb euren Zorn zu ſtillen/
nicht daß ich einige Rachgier oder Hochmuht ergehen laſſen/ fondern die Schande vergel-
ten moͤchte/ die ohn zweifel wegen Vorbitte anderer ſeines gleichen/ nicht gebuͤhrlich ge-
ſtraffet waͤhre/ wie ich deſſen unterſchiedliche Begebniſſen leider einfuͤhren kan. Ihr aber
Gn. Herr und Vater/ findet ihr an eurem Sohn einen muhtwilligen Ubertreter euer
loͤblichen Satzungen/ wolan/ ſo ſtehe ich alhier/ verfahret mit mir nach Recht/ damit ihr
hernaͤhſt nicht hoͤren duͤrffet/ ihr haͤttet nach Gunſt oder Anſehen gerichtet; ja laſſet nur
mein Genik durch den Strang brechen/ weil ich ohndz nicht Luſt habe in ſolcher Landſchaft
zu leben/ oder ſelbe dereins zu beherſchen/ da deꝛ muhtwillige Adel (ich rede nicht von from-
men) an den Untertahnen ſich zu verſuͤndigen/ ihm ſichere Freiheit einbilden darff. Ich
meinete gaͤnzlich/ das Herz wuͤrde mir im Leibe vor unmuht berſten/ wolte doch nicht re-
den/ ſondern des Groß Fuͤrſten Antwort zuvor hoͤren; welcher alſo anfing: Ich werde voꝛ
mich ſelbſt die Urtel zu ſprechen/ mich wegen vaͤterliches Verdachts entbrechen/ und den
geſamten Landſtaͤnden alles in die Haͤnde geben; inzwiſchen ſoltu als ein Ungehorſamer
und Ubertreter der Landes Satzungen gefaͤnglich genommen werden; befahl hiemit ſeinẽ
Trabanten/ ihn in die Gefaͤngnis zu legen. Herkules aber ſagte: Nein mein H. Vater/ ich
bin als ein Sohn ſchuldig/ euch ohn Gewaltſamkeit zu gehorſamen/ uñ von mir ſelbſt nach
dem Gefaͤngnis zu gehen. Hier kunte ich nun mich laͤnger nit einhaltẽ/ zog mein Schwert
aus/ fetzete es an mein Herz/ und ſagete zu Herkules; Bruder/ dafern dein Fuß einiges Ge-
faͤngnis betreten wird/ wil ich mich alsbald ſelbſt niderſtoſſen; hernach redete ich alſo den
Groß Fuͤrſten an; Was eure Hocheit willens iſt mit ihrem Sohn anzufahen/ deßgleichen
Teutſchland nie gezeuget hat/ nehme ſie nur bald vor/ und doch alſo/ das im Leben und To-
de ich ihm Geſelſchaft leiſte; mein Herkules hat nichts wieder Recht oder Billigkeit ge-
handelt/ und dafern er den verwaͤgenen Schelm nicht angegriffen/ wolte ichs getahn ha-
ben; kan nun ein Menſch durch eine Taht zugleich die Goͤtter dem ganzen Lande verſoͤh-
nen/ und der Geſetze Straffe zum ſchmaͤhlichen Tode über ſich laden/ ſolches laſſe eure
Hocheit ich verantworten; gelobe aber hiemit den Goͤttern/ daß da eure Hocheit meines
Lebens wieder meinen Willen ſchonen/ und meinen Bruder als einen ſchaͤndlichen Dieb
henken laſſen wuͤrde/ ich ſeinen Tod an allen ſeinen Richtern und Verurteilern dereins ſo
grauſam raͤchen wil/ daß allen/ die es hoͤren werden/ die Haare davor zu Berge ſtehen ſol-
len. Hiemit faſſete ich Herkules beim Arme/ welcher willens wahr/ nach dem Gefaͤngnis
zu gehen/ und ſagete zu ihm: Herzlieber Bruder/ dafern du dich wegerſt hier zu bleiben/
biß dein H. Vater dich der Gefaͤngnis entnimmet/ wil ich dich und mich niderſtoſſen; du
haſt dich in deinem ganzen Leben aller Tugend beflieſſen/ die keiner Bande oder Gefaͤng-
nis werd iſt. Herkules entſetzete ſich hieruͤber/ fiel mir zun Fuͤſſen/ und baht durch alle Goͤt-

ter/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0960" n="922"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
gung verbohten i&#x017F;t; wie ha&#x017F;tu dich dann erku&#x0364;hnen du&#x0364;rffen/ die&#x017F;en Ritter außzufodern/ da<lb/>
er nach Urtel und Recht ha&#x0364;tte ko&#x0364;nnen ge&#x017F;traffet werden? Sihe&#x017F;tu nicht daß du eben hie-<lb/>
durch dein Leben verwirket/ und dich zum Ubelta&#x0364;hter gemacht ha&#x017F;t? Seine Fr. Mutter ho&#x0364;-<lb/>
rete die&#x017F;es/ und er&#x017F;tarrete vor &#x017F;chrecken/ wie es mir dann nicht viel anders erging; aber<lb/>
mein Herkules fing mit uner&#x017F;chrockener Herzhaftigkeit und u&#x0364;berlauter Stimme al&#x017F;o an:<lb/>
Ihr Go&#x0364;tter/ die ihr aller Unzucht von Herzen feind und zuwieder &#x017F;eid/ la&#x017F;&#x017F;et euch/ bitte ich/<lb/>
das Opffer angenehm &#x017F;eyn/ welches ich euch ge&#x017F;chlachtet habe/ umb euren Zorn zu &#x017F;tillen/<lb/>
nicht daß ich einige Rachgier oder Hochmuht ergehen la&#x017F;&#x017F;en/ fondern die Schande vergel-<lb/>
ten mo&#x0364;chte/ die ohn zweifel wegen Vorbitte anderer &#x017F;eines gleichen/ nicht gebu&#x0364;hrlich ge-<lb/>
&#x017F;traffet wa&#x0364;hre/ wie ich de&#x017F;&#x017F;en unter&#x017F;chiedliche Begebni&#x017F;&#x017F;en leider einfu&#x0364;hren kan. Ihr aber<lb/>
Gn. Herr und Vater/ findet ihr an eurem Sohn einen muhtwilligen Ubertreter euer<lb/>
lo&#x0364;blichen Satzungen/ wolan/ &#x017F;o &#x017F;tehe ich alhier/ verfahret mit mir nach Recht/ damit ihr<lb/>
herna&#x0364;h&#x017F;t nicht ho&#x0364;ren du&#x0364;rffet/ ihr ha&#x0364;ttet nach Gun&#x017F;t oder An&#x017F;ehen gerichtet; ja la&#x017F;&#x017F;et nur<lb/>
mein Genik durch den Strang brechen/ weil ich ohndz nicht Lu&#x017F;t habe in &#x017F;olcher Land&#x017F;chaft<lb/>
zu leben/ oder &#x017F;elbe dereins zu beher&#x017F;chen/ da de&#xA75B; muhtwillige Adel (ich rede nicht von from-<lb/>
men) an den Untertahnen &#x017F;ich zu ver&#x017F;u&#x0364;ndigen/ ihm &#x017F;ichere Freiheit einbilden darff. Ich<lb/>
meinete ga&#x0364;nzlich/ das Herz wu&#x0364;rde mir im Leibe vor unmuht ber&#x017F;ten/ wolte doch nicht re-<lb/>
den/ &#x017F;ondern des Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten Antwort zuvor ho&#x0364;ren; welcher al&#x017F;o anfing: Ich werde vo&#xA75B;<lb/>
mich &#x017F;elb&#x017F;t die Urtel zu &#x017F;prechen/ mich wegen va&#x0364;terliches Verdachts entbrechen/ und den<lb/>
ge&#x017F;amten Land&#x017F;ta&#x0364;nden alles in die Ha&#x0364;nde geben; inzwi&#x017F;chen &#x017F;oltu als ein Ungehor&#x017F;amer<lb/>
und Ubertreter der Landes Satzungen gefa&#x0364;nglich genommen werden; befahl hiemit &#x017F;eine&#x0303;<lb/>
Trabanten/ ihn in die Gefa&#x0364;ngnis zu legen. Herkules aber &#x017F;agte: Nein mein H. Vater/ ich<lb/>
bin als ein Sohn &#x017F;chuldig/ euch ohn Gewalt&#x017F;amkeit zu gehor&#x017F;amen/ un&#x0303; von mir &#x017F;elb&#x017F;t nach<lb/>
dem Gefa&#x0364;ngnis zu gehen. Hier kunte ich nun mich la&#x0364;nger nit einhalte&#x0303;/ zog mein Schwert<lb/>
aus/ fetzete es an mein Herz/ und &#x017F;agete zu Herkules; Bruder/ dafern dein Fuß einiges Ge-<lb/>
fa&#x0364;ngnis betreten wird/ wil ich mich alsbald &#x017F;elb&#x017F;t nider&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en; hernach redete ich al&#x017F;o den<lb/>
Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten an; Was eure Hocheit willens i&#x017F;t mit ihrem Sohn anzufahen/ deßgleichen<lb/>
Teut&#x017F;chland nie gezeuget hat/ nehme &#x017F;ie nur bald vor/ und doch al&#x017F;o/ das im Leben und To-<lb/>
de ich ihm Ge&#x017F;el&#x017F;chaft lei&#x017F;te; mein Herkules hat nichts wieder Recht oder Billigkeit ge-<lb/>
handelt/ und dafern er den verwa&#x0364;genen Schelm nicht angegriffen/ wolte ichs getahn ha-<lb/>
ben; kan nun ein Men&#x017F;ch durch eine Taht zugleich die Go&#x0364;tter dem ganzen Lande ver&#x017F;o&#x0364;h-<lb/>
nen/ und der Ge&#x017F;etze Straffe zum &#x017F;chma&#x0364;hlichen Tode über &#x017F;ich laden/ &#x017F;olches la&#x017F;&#x017F;e eure<lb/>
Hocheit ich verantworten; gelobe aber hiemit den Go&#x0364;ttern/ daß da eure Hocheit meines<lb/>
Lebens wieder meinen Willen &#x017F;chonen/ und meinen Bruder als einen &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Dieb<lb/>
henken la&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde/ ich &#x017F;einen Tod an allen &#x017F;einen Richtern und Verurteilern dereins &#x017F;o<lb/>
grau&#x017F;am ra&#x0364;chen wil/ daß allen/ die es ho&#x0364;ren werden/ die Haare davor zu Berge &#x017F;tehen &#x017F;ol-<lb/>
len. Hiemit fa&#x017F;&#x017F;ete ich Herkules beim Arme/ welcher willens wahr/ nach dem Gefa&#x0364;ngnis<lb/>
zu gehen/ und &#x017F;agete zu ihm: Herzlieber Bruder/ dafern du dich weger&#x017F;t hier zu bleiben/<lb/>
biß dein H. Vater dich der Gefa&#x0364;ngnis entnimmet/ wil ich dich und mich nider&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en; du<lb/>
ha&#x017F;t dich in deinem ganzen Leben aller Tugend beflie&#x017F;&#x017F;en/ die keiner Bande oder Gefa&#x0364;ng-<lb/>
nis werd i&#x017F;t. Herkules ent&#x017F;etzete &#x017F;ich hieru&#x0364;ber/ fiel mir zun Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und baht durch alle Go&#x0364;t-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ter/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[922/0960] Vierdes Buch. gung verbohten iſt; wie haſtu dich dann erkuͤhnen duͤrffen/ dieſen Ritter außzufodern/ da er nach Urtel und Recht haͤtte koͤnnen geſtraffet werden? Siheſtu nicht daß du eben hie- durch dein Leben verwirket/ und dich zum Ubeltaͤhter gemacht haſt? Seine Fr. Mutter hoͤ- rete dieſes/ und erſtarrete vor ſchrecken/ wie es mir dann nicht viel anders erging; aber mein Herkules fing mit unerſchrockener Herzhaftigkeit und uͤberlauter Stimme alſo an: Ihr Goͤtter/ die ihr aller Unzucht von Herzen feind und zuwieder ſeid/ laſſet euch/ bitte ich/ das Opffer angenehm ſeyn/ welches ich euch geſchlachtet habe/ umb euren Zorn zu ſtillen/ nicht daß ich einige Rachgier oder Hochmuht ergehen laſſen/ fondern die Schande vergel- ten moͤchte/ die ohn zweifel wegen Vorbitte anderer ſeines gleichen/ nicht gebuͤhrlich ge- ſtraffet waͤhre/ wie ich deſſen unterſchiedliche Begebniſſen leider einfuͤhren kan. Ihr aber Gn. Herr und Vater/ findet ihr an eurem Sohn einen muhtwilligen Ubertreter euer loͤblichen Satzungen/ wolan/ ſo ſtehe ich alhier/ verfahret mit mir nach Recht/ damit ihr hernaͤhſt nicht hoͤren duͤrffet/ ihr haͤttet nach Gunſt oder Anſehen gerichtet; ja laſſet nur mein Genik durch den Strang brechen/ weil ich ohndz nicht Luſt habe in ſolcher Landſchaft zu leben/ oder ſelbe dereins zu beherſchen/ da deꝛ muhtwillige Adel (ich rede nicht von from- men) an den Untertahnen ſich zu verſuͤndigen/ ihm ſichere Freiheit einbilden darff. Ich meinete gaͤnzlich/ das Herz wuͤrde mir im Leibe vor unmuht berſten/ wolte doch nicht re- den/ ſondern des Groß Fuͤrſten Antwort zuvor hoͤren; welcher alſo anfing: Ich werde voꝛ mich ſelbſt die Urtel zu ſprechen/ mich wegen vaͤterliches Verdachts entbrechen/ und den geſamten Landſtaͤnden alles in die Haͤnde geben; inzwiſchen ſoltu als ein Ungehorſamer und Ubertreter der Landes Satzungen gefaͤnglich genommen werden; befahl hiemit ſeinẽ Trabanten/ ihn in die Gefaͤngnis zu legen. Herkules aber ſagte: Nein mein H. Vater/ ich bin als ein Sohn ſchuldig/ euch ohn Gewaltſamkeit zu gehorſamen/ uñ von mir ſelbſt nach dem Gefaͤngnis zu gehen. Hier kunte ich nun mich laͤnger nit einhaltẽ/ zog mein Schwert aus/ fetzete es an mein Herz/ und ſagete zu Herkules; Bruder/ dafern dein Fuß einiges Ge- faͤngnis betreten wird/ wil ich mich alsbald ſelbſt niderſtoſſen; hernach redete ich alſo den Groß Fuͤrſten an; Was eure Hocheit willens iſt mit ihrem Sohn anzufahen/ deßgleichen Teutſchland nie gezeuget hat/ nehme ſie nur bald vor/ und doch alſo/ das im Leben und To- de ich ihm Geſelſchaft leiſte; mein Herkules hat nichts wieder Recht oder Billigkeit ge- handelt/ und dafern er den verwaͤgenen Schelm nicht angegriffen/ wolte ichs getahn ha- ben; kan nun ein Menſch durch eine Taht zugleich die Goͤtter dem ganzen Lande verſoͤh- nen/ und der Geſetze Straffe zum ſchmaͤhlichen Tode über ſich laden/ ſolches laſſe eure Hocheit ich verantworten; gelobe aber hiemit den Goͤttern/ daß da eure Hocheit meines Lebens wieder meinen Willen ſchonen/ und meinen Bruder als einen ſchaͤndlichen Dieb henken laſſen wuͤrde/ ich ſeinen Tod an allen ſeinen Richtern und Verurteilern dereins ſo grauſam raͤchen wil/ daß allen/ die es hoͤren werden/ die Haare davor zu Berge ſtehen ſol- len. Hiemit faſſete ich Herkules beim Arme/ welcher willens wahr/ nach dem Gefaͤngnis zu gehen/ und ſagete zu ihm: Herzlieber Bruder/ dafern du dich wegerſt hier zu bleiben/ biß dein H. Vater dich der Gefaͤngnis entnimmet/ wil ich dich und mich niderſtoſſen; du haſt dich in deinem ganzen Leben aller Tugend beflieſſen/ die keiner Bande oder Gefaͤng- nis werd iſt. Herkules entſetzete ſich hieruͤber/ fiel mir zun Fuͤſſen/ und baht durch alle Goͤt- ter/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/960
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 922. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/960>, abgerufen am 22.12.2024.