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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
Fräulein daselbst angelanget ist/ und ich alsbald auff ihrem Zimmer auffwarten/ und stets
verharren müssen. Bubazes versprach solches geträulich/ und meldete ihr darauff an/ daß
das Fräulein sie absonderlich zusprechen begehrete/ sahe auch/ daß Bagophanes gleich auf-
stund/ und ungefodert zu dem Fräulein in das Neben Gemach ging; dessen Kleofis lachete/
und zu Bubazes sagete: Gilt mein Herr/ unser Hofmeister wird unsers vorhabens durch
äusserliche Zeichen inne worden seyn/ und sich unterstehen/ Einsperrung zumachen/ nach-
dem ich mich wol erinnere/ wie überlästig er mir die ganze Reise über/ mit seinem ungeneh-
men ansuchen gewesen ist; aber ich bitte sehr/ mein Herr wolle sich dadurch nicht bewägen
lassen/ umb allerhand Unruhe zuvermeiden; ich wil mit zutuhn meiner Gn. Fräulein ihn
schon wissen abzuspeisen/ dafern er dessen ichtwas sich wird verlauten lassen. Ich habe nicht
riechen können/ antwortete er/ warumb dieser Haberstolz mich etliche mahl so unwürsch
angesehen/ weil ich in den Gedanken stund/ er würde seinen Anteil schon haben; nachdem
nun meine hochwerte Jungfer mich aller Furcht selber benehmen wil (welches ich äusserst
zuerkennen schuldig) gebe ich mich gerne zufrieden/ könte auch nicht schaden/ ob ihm gleich
eine zimliche Nase angedrehet würde/ damit er gewitziget/ sich zu seines gleichen halten ler-
ne. Also ward dieses Unglüklich-verliebeten gespottet; welcher/ so bald er zu dem Fräulein
kam/ nicht ohne ihre Verwirrung sich vor ihr auf die Knie legete/ und also anfing: Durchl.
Fräulein/ ob wol mein König das selige Glük nit haben mag/ durch ihre unvergleichliche
Schönheit in der Liebe vergnüget zuwerden/ und ich deswegen nicht allein vergebliche An-
suchung getahn/ sondern so manniche geherzte Seele umsonst aufgeopffert/ so getröste mich
dannoch untertähnigst/ Ihre Durchl. angesehen der mir schon erteileten hochmilden Gna-
de/ werde mein Verderben abzukehren/ und ohn ihren Schaden oder Nachteil mir zu mei-
nem besten gnädigste Befoderung zutuhn/ sich nicht wegern/ wovor zeit meines Lebens der-
selben mich äusserst verbinde. Ich lebe eure Freundin/ antwortete sie/ deswegen stehet auf/
und lasset mich wissen/ worin ich euch dienen kan; dann sollet ihr erfahren/ dz ich geneigt bin/
eure wolfahrt fortzusetzen. Nun dann/ sagte er/ so habe ich meinen wunsch schon erhalten/ welcher
hierin bestehet/ dz Eure Durchl. meine in Ehren höchstgeliebte Jungfer Kleofis nit aufhalte/
sondn gnädigst mit mir zihen lasse/ weil derselben ich mein Herz zu ehelicher Träue ergeben und
eigen gemacht habe. Das Fräulein hätte ihr versprechen gerne zurük gezogen/ oder aufs we-
nigste bedinget/ begriff sich doch bald/ und gab ihm zur Antwort: Stehet es also um euch und
meine Kleofis/ müste mirs trauen leid seyn/ das ich ihr dieses Glük hindern solte/ dann ich
habe in Warheit nicht daß geringste von eurer verborgenen Liebe gewust/ und nimt mich
wunder/ daß sie mir solches so gar verschweiget; damit ich nun bey euch nicht in Verdacht
gerahte/ als wolte ich einsperrung machen/ wil ich sie alsbald zu mir fodern lassen/ und in
euer Gegenwart mit ihr reden. Dieser hielt seine Heyraht nunmehr vor geschlossen/ wahr
auch schon bedacht/ wie artig er den Bubazes auffzihen/ und seine eingebildete Liebe ver-
höhnen wolte; ging hin/ und foderte die Jungfer mit diesen Worten von seiner Seite auf:
Hochädle vertrauete Freundin/ das Durchl. Fräulein begehret sie zu sprechen/ und unsere
Glükseligkeit zu volzihen/ wie schiele Augen es gleich geben möchte. Unsere Glükseligkeit?
antwortete sie mit einem züchtigen Lachen; ja ich wil gerne hingehen/ und meiner Gn. Fräu-
lein Befehlvernehmen; aber es ist gar zu viel/ daß mein Herr die Mühe/ mich zu fodern/

auff
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Vierdes Buch.
Fraͤulein daſelbſt angelanget iſt/ und ich alsbald auff ihrem Zimmer auffwarten/ und ſtets
verharren muͤſſen. Bubazes verſprach ſolches getraͤulich/ und meldete ihr darauff an/ daß
das Fraͤulein ſie abſonderlich zuſprechen begehrete/ ſahe auch/ daß Bagophanes gleich auf-
ſtund/ und ungefodert zu dem Fraͤulein in das Neben Gemach ging; deſſen Kleofis lachete/
und zu Bubazes ſagete: Gilt mein Herr/ unſer Hofmeiſter wird unſers vorhabens durch
aͤuſſerliche Zeichen inne worden ſeyn/ und ſich unterſtehen/ Einſperrung zumachen/ nach-
dem ich mich wol erinnere/ wie uͤberlaͤſtig er mir die ganze Reiſe uͤber/ mit ſeinem ungeneh-
men anſuchen geweſen iſt; aber ich bitte ſehꝛ/ mein Herr wolle ſich dadurch nicht bewaͤgen
laſſen/ umb allerhand Unruhe zuvermeiden; ich wil mit zutuhn meiner Gn. Fraͤulein ihn
ſchon wiſſen abzuſpeiſen/ dafern er deſſen ichtwas ſich wird verlauten laſſen. Ich habe nicht
riechen koͤnnen/ antwortete er/ warumb dieſer Haberſtolz mich etliche mahl ſo unwuͤrſch
angeſehen/ weil ich in den Gedanken ſtund/ er wuͤrde ſeinen Anteil ſchon haben; nachdem
nun meine hochwerte Jungfer mich aller Furcht ſelber benehmen wil (welches ich aͤuſſerſt
zuerkennen ſchuldig) gebe ich mich gerne zufrieden/ koͤnte auch nicht ſchaden/ ob ihm gleich
eine zimliche Naſe angedrehet wuͤrde/ damit er gewitziget/ ſich zu ſeines gleichen halten ler-
ne. Alſo ward dieſes Ungluͤklich-verliebeten geſpottet; welcher/ ſo bald er zu dem Fraͤulein
kam/ nicht ohne ihre Verwirrung ſich vor ihr auf die Knie legete/ und alſo anfing: Durchl.
Fraͤulein/ ob wol mein Koͤnig das ſelige Gluͤk nit haben mag/ durch ihre unvergleichliche
Schoͤnheit in der Liebe vergnuͤget zuwerden/ und ich deswegen nicht allein vergebliche An-
ſuchung getahn/ ſondern ſo manniche geherzte Seele umſonſt aufgeopffert/ ſo getroͤſte mich
dannoch untertaͤhnigſt/ Ihre Durchl. angeſehen der mir ſchon erteileten hochmilden Gna-
de/ werde mein Verderben abzukehren/ und ohn ihren Schaden oder Nachteil mir zu mei-
nem beſten gnaͤdigſte Befoderung zutuhn/ ſich nicht wegern/ wovor zeit meines Lebens der-
ſelben mich aͤuſſerſt verbinde. Ich lebe eure Freundin/ antwortete ſie/ deswegen ſtehet auf/
uñ laſſet mich wiſſen/ worin ich euch dienen kan; dann ſollet ihr erfahren/ dz ich geneigt bin/
eure wolfahrt fortzuſetzẽ. Nun dañ/ ſagte er/ ſo habe ich meinẽ wunſch ſchon erhaltẽ/ welcher
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ſonďn gnaͤdigſt mit mir zihen laſſe/ weil derſelbẽ ich mein Herz zu ehelicher Traͤue ergebẽ uñ
eigen gemacht habe. Das Fꝛaͤulein haͤtte ihr verſprechen gerne zuruͤk gezogẽ/ oder aufs we-
nigſte bedinget/ begriff ſich doch bald/ uñ gab ihm zur Antwort: Stehet es alſo um euch uñ
meine Kleofis/ muͤſte mirs trauen leid ſeyn/ das ich ihr dieſes Gluͤk hindern ſolte/ dann ich
habe in Warheit nicht daß geringſte von eurer verborgenen Liebe gewuſt/ und nimt mich
wunder/ daß ſie mir ſolches ſo gar verſchweiget; damit ich nun bey euch nicht in Verdacht
gerahte/ als wolte ich einſperrung machen/ wil ich ſie alsbald zu mir fodern laſſen/ und in
euer Gegenwart mit ihr reden. Dieſer hielt ſeine Heyraht nunmehr vor geſchloſſen/ wahr
auch ſchon bedacht/ wie artig er den Bubazes auffzihen/ und ſeine eingebildete Liebe ver-
hoͤhnen wolte; ging hin/ und foderte die Jungfer mit dieſen Worten von ſeiner Seite auf:
Hochaͤdle vertrauete Freundin/ das Durchl. Fraͤulein begehret ſie zu ſprechen/ und unſere
Gluͤkſeligkeit zu volzihen/ wie ſchiele Augen es gleich geben moͤchte. Unſere Gluͤkſeligkeit?
antwortete ſie mit einem zuͤchtigen Lachẽ; ja ich wil gerne hingehen/ uñ meiner Gn. Fraͤu-
lein Befehlvernehmen; aber es iſt gar zu viel/ daß mein Herr die Muͤhe/ mich zu fodern/

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[909/0947] Vierdes Buch. Fraͤulein daſelbſt angelanget iſt/ und ich alsbald auff ihrem Zimmer auffwarten/ und ſtets verharren muͤſſen. Bubazes verſprach ſolches getraͤulich/ und meldete ihr darauff an/ daß das Fraͤulein ſie abſonderlich zuſprechen begehrete/ ſahe auch/ daß Bagophanes gleich auf- ſtund/ und ungefodert zu dem Fraͤulein in das Neben Gemach ging; deſſen Kleofis lachete/ und zu Bubazes ſagete: Gilt mein Herr/ unſer Hofmeiſter wird unſers vorhabens durch aͤuſſerliche Zeichen inne worden ſeyn/ und ſich unterſtehen/ Einſperrung zumachen/ nach- dem ich mich wol erinnere/ wie uͤberlaͤſtig er mir die ganze Reiſe uͤber/ mit ſeinem ungeneh- men anſuchen geweſen iſt; aber ich bitte ſehꝛ/ mein Herr wolle ſich dadurch nicht bewaͤgen laſſen/ umb allerhand Unruhe zuvermeiden; ich wil mit zutuhn meiner Gn. Fraͤulein ihn ſchon wiſſen abzuſpeiſen/ dafern er deſſen ichtwas ſich wird verlauten laſſen. Ich habe nicht riechen koͤnnen/ antwortete er/ warumb dieſer Haberſtolz mich etliche mahl ſo unwuͤrſch angeſehen/ weil ich in den Gedanken ſtund/ er wuͤrde ſeinen Anteil ſchon haben; nachdem nun meine hochwerte Jungfer mich aller Furcht ſelber benehmen wil (welches ich aͤuſſerſt zuerkennen ſchuldig) gebe ich mich gerne zufrieden/ koͤnte auch nicht ſchaden/ ob ihm gleich eine zimliche Naſe angedrehet wuͤrde/ damit er gewitziget/ ſich zu ſeines gleichen halten ler- ne. Alſo ward dieſes Ungluͤklich-verliebeten geſpottet; welcher/ ſo bald er zu dem Fraͤulein kam/ nicht ohne ihre Verwirrung ſich vor ihr auf die Knie legete/ und alſo anfing: Durchl. Fraͤulein/ ob wol mein Koͤnig das ſelige Gluͤk nit haben mag/ durch ihre unvergleichliche Schoͤnheit in der Liebe vergnuͤget zuwerden/ und ich deswegen nicht allein vergebliche An- ſuchung getahn/ ſondern ſo manniche geherzte Seele umſonſt aufgeopffert/ ſo getroͤſte mich dannoch untertaͤhnigſt/ Ihre Durchl. angeſehen der mir ſchon erteileten hochmilden Gna- de/ werde mein Verderben abzukehren/ und ohn ihren Schaden oder Nachteil mir zu mei- nem beſten gnaͤdigſte Befoderung zutuhn/ ſich nicht wegern/ wovor zeit meines Lebens der- ſelben mich aͤuſſerſt verbinde. Ich lebe eure Freundin/ antwortete ſie/ deswegen ſtehet auf/ uñ laſſet mich wiſſen/ worin ich euch dienen kan; dann ſollet ihr erfahren/ dz ich geneigt bin/ eure wolfahrt fortzuſetzẽ. Nun dañ/ ſagte er/ ſo habe ich meinẽ wunſch ſchon erhaltẽ/ welcher hierin beſtehet/ dz Eure Durchl. meine in Ehrẽ hoͤchſtgeliebte Jungfer Kleofis nit aufhalte/ ſonďn gnaͤdigſt mit mir zihen laſſe/ weil derſelbẽ ich mein Herz zu ehelicher Traͤue ergebẽ uñ eigen gemacht habe. Das Fꝛaͤulein haͤtte ihr verſprechen gerne zuruͤk gezogẽ/ oder aufs we- nigſte bedinget/ begriff ſich doch bald/ uñ gab ihm zur Antwort: Stehet es alſo um euch uñ meine Kleofis/ muͤſte mirs trauen leid ſeyn/ das ich ihr dieſes Gluͤk hindern ſolte/ dann ich habe in Warheit nicht daß geringſte von eurer verborgenen Liebe gewuſt/ und nimt mich wunder/ daß ſie mir ſolches ſo gar verſchweiget; damit ich nun bey euch nicht in Verdacht gerahte/ als wolte ich einſperrung machen/ wil ich ſie alsbald zu mir fodern laſſen/ und in euer Gegenwart mit ihr reden. Dieſer hielt ſeine Heyraht nunmehr vor geſchloſſen/ wahr auch ſchon bedacht/ wie artig er den Bubazes auffzihen/ und ſeine eingebildete Liebe ver- hoͤhnen wolte; ging hin/ und foderte die Jungfer mit dieſen Worten von ſeiner Seite auf: Hochaͤdle vertrauete Freundin/ das Durchl. Fraͤulein begehret ſie zu ſprechen/ und unſere Gluͤkſeligkeit zu volzihen/ wie ſchiele Augen es gleich geben moͤchte. Unſere Gluͤkſeligkeit? antwortete ſie mit einem zuͤchtigen Lachẽ; ja ich wil gerne hingehen/ uñ meiner Gn. Fraͤu- lein Befehlvernehmen; aber es iſt gar zu viel/ daß mein Herr die Muͤhe/ mich zu fodern/ auff Y y y y y iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 909. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/947>, abgerufen am 28.09.2024.