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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
habt ihr ja schon erfahren/ in dem ich Einsamer ihm seinen allerliebsten Schaz/ dessen er
unwirdig wahr/ entführet habe. Unwirdig? sagete Bagophanes/ der allermächtigste Be-
herscher dieser grossen Morgenländer? ey lieber/ man verschone doch der höchsten König-
lichen Wirde/ damit nicht dereins gar zu schwere Busse darauff erfolgen müsse. Herkules
hätte der Troz schier verdrossen/ und sagete: So dürffet ihr mir noch wol dräuen? oder
meinet ihr/ der elende Valikules reite neben euch daher? könnet ihr meine Gnade nicht er-
tragen/ so trauet mir/ ich habe auch gelernet/ scharf und ungnädig zu seyn. Ob nun gleich
euer König ein grosser Wüterich ist/ daß fichtet mich wenig an/ ich werde aber die Mühe
nehmen/ ihn seiner gedräueten Ruhten gereuen zu machen; und versichert euch/ daß wann
ihr in meines Bruders/ Königes Ladisla Gewalt währet/ müstet ihr die Ruhten ja so wol
als Madates/ schmecken/ und fehlet gar wenig/ ich dürfte euch ihm zu schicken. Dieser be-
griff sich hiedurch/ baht umb vergebung und Gnade/ und erboht sich zu untertähnigem Ge-
horsam. Die Zeittung des Sieges durffte man dem Fräulein nicht bringen/ dann sie hatte
auff der stärkesten Zinnen alles selbst angesehen/ wahr auch schon vor der Schlacht von
Bubazes angeordnet/ daß der Groß Fürstliche Hoff geöffnet/ und Herkules eingeräumet
würde; dahin sich das Fräulein bald nach erhaltener Schlacht begab/ und auff einem her-
lichen Gemache ihren Herkules in Bagophanes Gegenwart mit einem lieblichen umbfa-
hen und anmuhtigem Kusse empfing/ zu ihm sagend: Durchl. Herr Oheim und Bruder/
wegen glüklicher überwindung eurer unversehenen Feinde/ wünsche euer Liebe ich Glük/
und bitte Gott von Herzen/ Er wolle euren Waffen wieder allen unfern Feinden/ stärke und
Sieg geben/ daß sie nach erlangetem Preiß und Ehre euch gesund und frisch wieder in euer
Groß Fürstentuhm geleiten. Aber mein Bagophanes/ ich trage dannoch Mitleiden mit
eurem Unfall/ worin euch die lautere Unvernunft gestürzet hat/ in dem ihr die von mir ge-
sezte Bedingung/ mich mit dem Schwerte zugewinnen/ zur unglüklichen Stunde vorge-
nommen habet/ da ihr etliche tausend Seelen drüber auffgeopffert/ und aus einem freien
Herren zum gefangenen Knechte worden seid. Ich wil aber den Durchl. Groß Fürsten
euretwegen bitlich anlangen/ daß ihr mein Gefangener seyn möget/ da ich dann in der Taht
erzeigen wil/ wie gewogen ich eurem Könige und allen seinen Leuten bin. Nicht allein Ba-
gophanes/ sagete Herkules/ sondern 1000 Gefangene sollen euer Liebe geschenket seyn/ doch
habe ich noch ein an der par Gefangener im Pusche erhaschet/ welches ich einliefern wer-
de; hieß darauff Gallus/ die Jungfer und den Wirt herein zuführen. So bald Valiska
ihre geliebete Kleofis erblickete/ trat sie ihr freundlich entgegen/ umbfing sie/ da sie nieder-
knien wolte/ und sagete: O meine liebe und angenehme Freundin/ was vor gutes Glük
hat euch hieher geführet? kommet ihr vielleicht auch/ mich wieder zuhohlen? gewißlich
habe ich umb verzeihung zu bitten/ daß ich mein geliebtes Frauenzimmer/ welches mir biß-
daher Geselschaft geleistet/ unbegrüsset verlassen; sie werden mich aber nach ihrer Gewo-
genheit entschuldigen/ inbetrachtung/ daß die anzeigung meines Abzuges mein Vorhaben
gar zu Wasser hätte machen dürffen. Aber lieber saget mir/ ist auch einiges unschuldiges
Blut/ meiner Flucht wegen vergossen? und wie gehets doch meiner Sysigambis/ die aus-
ser zweiffel bey andern in grossem Verdacht stehet; aber ich schwöre bey dem wahren Gott
daß vor meinem Abzuge sie eben so wenig von meiner Flucht/ als der König selbst gewust

hat.

Vierdes Buch.
habt ihr ja ſchon erfahren/ in dem ich Einſamer ihm ſeinen allerliebſten Schaz/ deſſen er
unwirdig wahr/ entfuͤhret habe. Unwirdig? ſagete Bagophanes/ der allermaͤchtigſte Be-
herſcher dieſer groſſen Morgenlaͤnder? ey lieber/ man verſchone doch der hoͤchſten Koͤnig-
lichen Wiꝛde/ damit nicht dereins gar zu ſchwere Buſſe darauff erfolgen muͤſſe. Herkules
haͤtte der Troz ſchier verdroſſen/ und ſagete: So duͤrffet ihr mir noch wol draͤuen? oder
meinet ihr/ der elende Valikules reite neben euch daher? koͤnnet ihr meine Gnade nicht er-
tragen/ ſo trauet mir/ ich habe auch gelernet/ ſcharf und ungnaͤdig zu ſeyn. Ob nun gleich
euer Koͤnig ein groſſer Wuͤterich iſt/ daß fichtet mich wenig an/ ich werde aber die Muͤhe
nehmen/ ihn ſeiner gedraͤueten Ruhten gereuen zu machen; und verſichert euch/ daß wann
ihr in meines Bruders/ Koͤniges Ladiſla Gewalt waͤhret/ muͤſtet ihr die Ruhten ja ſo wol
als Madates/ ſchmecken/ und fehlet gar wenig/ ich duͤrfte euch ihm zu ſchicken. Dieſer be-
griff ſich hiedurch/ baht umb vergebung und Gnade/ und erboht ſich zu untertaͤhnigem Ge-
horſam. Die Zeittung des Sieges durffte man dem Fraͤulein nicht bringen/ dañ ſie hatte
auff der ſtaͤrkeſten Zinnen alles ſelbſt angeſehen/ wahr auch ſchon vor der Schlacht von
Bubazes angeordnet/ daß der Groß Fuͤrſtliche Hoff geoͤffnet/ und Herkules eingeraͤumet
wuͤrde; dahin ſich das Fraͤulein bald nach erhaltener Schlacht begab/ und auff einem her-
lichen Gemache ihren Herkules in Bagophanes Gegenwart mit einem lieblichen umbfa-
hen und anmuhtigem Kuſſe empfing/ zu ihm ſagend: Durchl. Herr Oheim und Bruder/
wegen gluͤklicher überwindung eurer unverſehenen Feinde/ wuͤnſche euer Liebe ich Gluͤk/
und bitte Gott von Herzen/ Er wolle euren Waffen wieder allen unfern Feinden/ ſtaͤrke uñ
Sieg geben/ daß ſie nach erlangetem Preiß und Ehre euch geſund uñ friſch wieder in eueꝛ
Groß Fuͤrſtentuhm geleiten. Aber mein Bagophanes/ ich trage dannoch Mitleiden mit
eurem Unfall/ worin euch die lautere Unvernunft geſtuͤrzet hat/ in dem ihr die von mir ge-
ſezte Bedingung/ mich mit dem Schwerte zugewinnen/ zur ungluͤklichen Stunde vorge-
nommen habet/ da ihr etliche tauſend Seelen druͤber auffgeopffert/ und aus einem freien
Herren zum gefangenen Knechte worden ſeid. Ich wil aber den Durchl. Groß Fuͤrſten
euretwegen bitlich anlangen/ daß ihr mein Gefangener ſeyn moͤget/ da ich dann in der Taht
erzeigen wil/ wie gewogen ich eurem Koͤnige und allen ſeinen Leuten bin. Nicht allein Ba-
gophanes/ ſagete Herkules/ ſondern 1000 Gefangene ſollen euer Liebe geſchenket ſeyn/ doch
habe ich noch ein an der par Gefangener im Puſche erhaſchet/ welches ich einliefern wer-
de; hieß darauff Gallus/ die Jungfer und den Wirt herein zufuͤhren. So bald Valiſka
ihre geliebete Kleofis erblickete/ trat ſie ihr freundlich entgegen/ umbfing ſie/ da ſie nieder-
knien wolte/ und ſagete: O meine liebe und angenehme Freundin/ was vor gutes Gluͤk
hat euch hieher gefuͤhret? kommet ihr vielleicht auch/ mich wieder zuhohlen? gewißlich
habe ich umb verzeihung zu bitten/ daß ich mein geliebtes Frauenzimmer/ welches miꝛ biß-
daher Geſelſchaft geleiſtet/ unbegruͤſſet verlaſſen; ſie werden mich aber nach ihrer Gewo-
genheit entſchuldigen/ inbetrachtung/ daß die anzeigung meines Abzuges mein Vorhaben
gar zu Waſſer haͤtte machen dürffen. Aber lieber ſaget mir/ iſt auch einiges unſchuldiges
Blut/ meiner Flucht wegen vergoſſen? und wie gehets doch meiner Syſigambis/ die auſ-
ſer zweiffel bey andern in groſſem Verdacht ſtehet; aber ich ſchwoͤre bey dem wahren Gott
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/941>, abgerufen am 22.12.2024.