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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
König/ daß/ wo es ihm umb meine Frl. Wase im Ernst zutuhn ist/ er die vorgemeldete Be-
dingungen nicht auff die lange Bank schiebe/ es dürffte ihm sonst ein ander in den Schnit
fallen/ gestaltsam meine Frl. Wase der Schönheit und des Alters ist/ daß sich wol in kur-
zem ein Freyer finden dürffte/ da es dann zu heissen pfleget/ der erste führet die Braut vom
Tanze. Das ist eine wolgemeynete Erinnerung/ antwortete er/ deren ich mit allem Fleiß
werde eingedenke seyn; machte sich eilends zu seinen Völkern/ und redete sie also an: Nun
frisch auff/ ihr meine lieben Söhne und Brüder; jezt hat das günstige Glük uns den Weg
geöffnet/ nicht allein den unserm Könige angelegten Schimpff zurächen/ sondern dessen
höchste Gnade zuerlangen/ mehr als wir selbst wünschen mögen; sehet da/ das elende Städ-
chen/ mit einer schwachen Maur und untieffen schmalen Wasser Graben umgeben; in
diesem befindet sich unsers Königes entführtes Fräulein wider ihren Willen; dann nach-
dem die ihr angelegte Verzauberung ihre Wirkung geendet/ und sie wieder zu vorigem
Verstande kommen/ suchet und wünschet sie nichts mehr/ als durch uns gerettet zuwerden;
Ich weiß/ daß sie alle Augenblicke zählet/ und horchet/ ob nicht das Sturmgeschrey ange-
he/ die Tohre gebrochen/ die Mauren erstiegen/ und sie aus des boßhafften Räubers Hän-
den entrissen werde. So fasset nun ein Herz/ und wagets auf gut Parthisch: Unsere Schwer-
ter sollen in einer Stunde wieder erstreiten/ was unserm Könige lieber als sein halbes Reich
ist/ und werden wir nichts so sehr beklagen/ als daß diese unschazbahre Beute uns so wenig
Mühe/ Arbeit und Blut gekostet hat; Das Städchen ist mit schlechter Besatzung verse-
hen/ welche wir als einen Mann auffreiben wollen. Hierauff ordente er 300 Reuter/ die
des ganzen Heers Pferde hüten solten/ die übrigen alle begaben sich zu fusse/ hieben jedwe-
der einen grossen Strauch aus dem dicken Gepüsche abe/ legtens auff die Schulter/ und
lieffen damit der Stad ganz rasicht zu. Herkules ließ alle örter durch Bürger und Kriegs-
knechte durch einander vermischet/ aufs beste besetzen/ deren Anzahl in 3500 Mann bestund/
die Reuterey aber samlete er in allen Gassen 6000 stark/ und machte ihnen gute Hoffnung
zur Beute/ redete endlich Bubazes also an: Es ist ohn Noht/ mein Freund/ daß ich euch
zur Manheit auffmahne/ an welcher/ angesehen euer Groß Fürst euch diesen Platz anver-
trauet/ ich im geringsten nicht zweifeln sol; daß wir aber unserer Sachen einig seyn/ und ei-
ner dem andern die hülffliche Hand bieten könne/ ist dieses mein Vorschlag/ welcher uns
ohn zweifel den herlichen Sieg gebehren sol; stellet euch verzaget/ und lasset den Feind na-
he gnug kommen/ verberget auch die Manschafft als best ihr könnet/ biß ihr sehen werdet/
den Feind guten teils über den Graben gelauffen seyn/ dann gebet mir ein Zeichen; und
wann ich mit ihnen in voller Arbeit seyn werde/ so müssen Pfeile und Steine auf den Mau-
ren nicht feyren/ welche an 1500 Mann Schutz gnug haben/ die übrigen 2000 behaltet bey
euch zum Ausfall/ an was Ort ichs begehren werde; als dann wollen wir diese verwägene
dergestalt dämpffen/ daß ihnen der Kitzel bald vergehen sol. Hierauff teilete er die Reute-
rey in zween gleiche Hauffen/ deren einen er Gallus untergab/ mit befehl/ wessen er sich ver-
halten solte. Bubazes wahr kaum auff die Zinnen gestiegen/ da er den Feind schon sahe an-
kommen/ nicht anders als ob der Wald zugleich mit ihnen fortgangen währe/ und gedauch-
te ihn die Zahl wegen der Sträucher viel grösser als sie wahr. Als Herkules seine Waffen
anlegete/ hielt das Fräulein inständig umb Vergünstigung bey ihm an/ daß sie mit ausfal-

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Vierdes Buch.
Koͤnig/ daß/ wo es ihm umb meine Frl. Waſe im Ernſt zutuhn iſt/ er die vorgemeldete Be-
dingungen nicht auff die lange Bank ſchiebe/ es duͤrffte ihm ſonſt ein ander in den Schnit
fallen/ geſtaltſam meine Frl. Waſe der Schoͤnheit und des Alters iſt/ daß ſich wol in kur-
zem ein Freyer finden dürffte/ da es dann zu heiſſen pfleget/ der erſte fuͤhret die Braut vom
Tanze. Das iſt eine wolgemeynete Erinnerung/ antwortete er/ deren ich mit allem Fleiß
werde eingedenke ſeyn; machte ſich eilends zu ſeinen Voͤlkern/ und redete ſie alſo an: Nun
friſch auff/ ihr meine lieben Soͤhne und Bruͤder; jezt hat das guͤnſtige Glük uns den Weg
geoͤffnet/ nicht allein den unſerm Koͤnige angelegten Schimpff zuraͤchen/ ſondern deſſen
hoͤchſte Gnade zuerlangen/ mehr als wir ſelbſt wuͤnſchen moͤgen; ſehet da/ das elende Staͤd-
chen/ mit einer ſchwachen Maur und untieffen ſchmalen Waſſer Graben umgeben; in
dieſem befindet ſich unſers Koͤniges entfuͤhrtes Fraͤulein wider ihren Willen; dann nach-
dem die ihr angelegte Verzauberung ihre Wirkung geendet/ und ſie wieder zu vorigem
Verſtande kommen/ ſuchet und wuͤnſchet ſie nichts mehr/ als durch uns gerettet zuwerden;
Ich weiß/ daß ſie alle Augenblicke zaͤhlet/ und horchet/ ob nicht das Sturmgeſchrey ange-
he/ die Tohre gebrochen/ die Mauren erſtiegen/ und ſie aus des boßhafften Raͤubers Haͤn-
dẽ entriſſen werde. So faſſet nun ein Herz/ uñ wagets auf gut Parthiſch: Unſere Schwer-
ter ſollen in einer Stunde wieder erſtreitẽ/ was unſerm Koͤnige lieber als ſein halbes Reich
iſt/ und werden wir nichts ſo ſehr beklagen/ als daß dieſe unſchazbahre Beute uns ſo wenig
Mühe/ Arbeit und Blut gekoſtet hat; Das Staͤdchen iſt mit ſchlechter Beſatzung verſe-
hen/ welche wir als einen Mann auffreiben wollen. Hierauff ordente er 300 Reuter/ die
des ganzen Heers Pferde hüten ſolten/ die uͤbrigen alle begaben ſich zu fuſſe/ hieben jedwe-
der einen groſſen Strauch aus dem dicken Gepuͤſche abe/ legtens auff die Schulter/ und
lieffen damit der Stad ganz raſicht zu. Herkules ließ alle oͤrter durch Buͤꝛger und Kriegs-
knechte durch einander vermiſchet/ aufs beſte beſetzen/ deren Anzahl in 3500 Mann beſtund/
die Reuterey aber ſamlete er in allen Gaſſen 6000 ſtark/ und machte ihnen gute Hoffnung
zur Beute/ redete endlich Bubazes alſo an: Es iſt ohn Noht/ mein Freund/ daß ich euch
zur Manheit auffmahne/ an welcher/ angeſehen euer Groß Fuͤrſt euch dieſen Platz anver-
trauet/ ich im geringſten nicht zweifeln ſol; daß wir aber unſerer Sachen einig ſeyn/ und ei-
ner dem andern die hülffliche Hand bieten koͤnne/ iſt dieſes mein Vorſchlag/ welcher uns
ohn zweifel den herlichen Sieg gebehren ſol; ſtellet euch verzaget/ und laſſet den Feind na-
he gnug kommen/ verberget auch die Manſchafft als beſt ihr koͤnnet/ biß ihr ſehen werdet/
den Feind guten teils uͤber den Graben gelauffen ſeyn/ dann gebet mir ein Zeichen; und
wann ich mit ihnen in voller Arbeit ſeyn werde/ ſo muͤſſen Pfeile und Steine auf den Mau-
ren nicht feyren/ welche an 1500 Mann Schutz gnug haben/ die uͤbrigen 2000 behaltet bey
euch zum Ausfall/ an was Ort ichs begehren werde; als dann wollen wir dieſe verwaͤgene
dergeſtalt daͤmpffen/ daß ihnen der Kitzel bald vergehen ſol. Hierauff teilete er die Reute-
rey in zween gleiche Hauffen/ deren einen er Gallus untergab/ mit befehl/ weſſen er ſich veꝛ-
halten ſolte. Bubazes wahr kaum auff die Zinnen geſtiegen/ da er den Feind ſchon ſahe an-
kommen/ nicht anders als ob der Wald zugleich mit ihnen fortgangen waͤhre/ uñ gedauch-
te ihn die Zahl wegen der Straͤucher viel groͤſſer als ſie wahr. Als Herkules ſeine Waffen
anlegete/ hielt das Fraͤulein inſtaͤndig umb Verguͤnſtigung bey ihm an/ daß ſie mit ausfal-

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[899/0937] Vierdes Buch. Koͤnig/ daß/ wo es ihm umb meine Frl. Waſe im Ernſt zutuhn iſt/ er die vorgemeldete Be- dingungen nicht auff die lange Bank ſchiebe/ es duͤrffte ihm ſonſt ein ander in den Schnit fallen/ geſtaltſam meine Frl. Waſe der Schoͤnheit und des Alters iſt/ daß ſich wol in kur- zem ein Freyer finden dürffte/ da es dann zu heiſſen pfleget/ der erſte fuͤhret die Braut vom Tanze. Das iſt eine wolgemeynete Erinnerung/ antwortete er/ deren ich mit allem Fleiß werde eingedenke ſeyn; machte ſich eilends zu ſeinen Voͤlkern/ und redete ſie alſo an: Nun friſch auff/ ihr meine lieben Soͤhne und Bruͤder; jezt hat das guͤnſtige Glük uns den Weg geoͤffnet/ nicht allein den unſerm Koͤnige angelegten Schimpff zuraͤchen/ ſondern deſſen hoͤchſte Gnade zuerlangen/ mehr als wir ſelbſt wuͤnſchen moͤgen; ſehet da/ das elende Staͤd- chen/ mit einer ſchwachen Maur und untieffen ſchmalen Waſſer Graben umgeben; in dieſem befindet ſich unſers Koͤniges entfuͤhrtes Fraͤulein wider ihren Willen; dann nach- dem die ihr angelegte Verzauberung ihre Wirkung geendet/ und ſie wieder zu vorigem Verſtande kommen/ ſuchet und wuͤnſchet ſie nichts mehr/ als durch uns gerettet zuwerden; Ich weiß/ daß ſie alle Augenblicke zaͤhlet/ und horchet/ ob nicht das Sturmgeſchrey ange- he/ die Tohre gebrochen/ die Mauren erſtiegen/ und ſie aus des boßhafften Raͤubers Haͤn- dẽ entriſſen werde. So faſſet nun ein Herz/ uñ wagets auf gut Parthiſch: Unſere Schwer- ter ſollen in einer Stunde wieder erſtreitẽ/ was unſerm Koͤnige lieber als ſein halbes Reich iſt/ und werden wir nichts ſo ſehr beklagen/ als daß dieſe unſchazbahre Beute uns ſo wenig Mühe/ Arbeit und Blut gekoſtet hat; Das Staͤdchen iſt mit ſchlechter Beſatzung verſe- hen/ welche wir als einen Mann auffreiben wollen. Hierauff ordente er 300 Reuter/ die des ganzen Heers Pferde hüten ſolten/ die uͤbrigen alle begaben ſich zu fuſſe/ hieben jedwe- der einen groſſen Strauch aus dem dicken Gepuͤſche abe/ legtens auff die Schulter/ und lieffen damit der Stad ganz raſicht zu. Herkules ließ alle oͤrter durch Buͤꝛger und Kriegs- knechte durch einander vermiſchet/ aufs beſte beſetzen/ deren Anzahl in 3500 Mann beſtund/ die Reuterey aber ſamlete er in allen Gaſſen 6000 ſtark/ und machte ihnen gute Hoffnung zur Beute/ redete endlich Bubazes alſo an: Es iſt ohn Noht/ mein Freund/ daß ich euch zur Manheit auffmahne/ an welcher/ angeſehen euer Groß Fuͤrſt euch dieſen Platz anver- trauet/ ich im geringſten nicht zweifeln ſol; daß wir aber unſerer Sachen einig ſeyn/ und ei- ner dem andern die hülffliche Hand bieten koͤnne/ iſt dieſes mein Vorſchlag/ welcher uns ohn zweifel den herlichen Sieg gebehren ſol; ſtellet euch verzaget/ und laſſet den Feind na- he gnug kommen/ verberget auch die Manſchafft als beſt ihr koͤnnet/ biß ihr ſehen werdet/ den Feind guten teils uͤber den Graben gelauffen ſeyn/ dann gebet mir ein Zeichen; und wann ich mit ihnen in voller Arbeit ſeyn werde/ ſo muͤſſen Pfeile und Steine auf den Mau- ren nicht feyren/ welche an 1500 Mann Schutz gnug haben/ die uͤbrigen 2000 behaltet bey euch zum Ausfall/ an was Ort ichs begehren werde; als dann wollen wir dieſe verwaͤgene dergeſtalt daͤmpffen/ daß ihnen der Kitzel bald vergehen ſol. Hierauff teilete er die Reute- rey in zween gleiche Hauffen/ deren einen er Gallus untergab/ mit befehl/ weſſen er ſich veꝛ- halten ſolte. Bubazes wahr kaum auff die Zinnen geſtiegen/ da er den Feind ſchon ſahe an- kommen/ nicht anders als ob der Wald zugleich mit ihnen fortgangen waͤhre/ uñ gedauch- te ihn die Zahl wegen der Straͤucher viel groͤſſer als ſie wahr. Als Herkules ſeine Waffen anlegete/ hielt das Fraͤulein inſtaͤndig umb Verguͤnſtigung bey ihm an/ daß ſie mit ausfal- len X x x x x ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 899. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/937>, abgerufen am 22.12.2024.