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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
zur Lust; an den beyden übrigen habet jhr beyde Obristen die ersteniessung/ als lange es euch
gefällig; hernach werdet ihr diesen euren Spießgesellen und Hauptleuten auch guten wil-
len gönnen. Was vor Herzleid mir dieses brachte/ ist unmüglich auszusprechen/ und such-
te ich schon mein kleines Messerchen hervor/ dieser Schande vorzukommen; aber es wahr
(welches ich damahls beklagete) des vorigen Abends auff dem Tische liegen blieben; doch
ward ich noch in etwas getröstet/ da ich den einen also antworten hörete: Ich riehte/ daß
man dieser Fräulein Ehre unangefochten liesse; es dürffte uns daher nichts gutes ent-
stehen/ und ist zu fürchten/ nicht allein unsere Fürsten/ sondern auch die ganze Brüderschaft
möchte drüber entrüstet werden/ weil es wieder erteileten Befehl streitet. Was ihm nun
zur Antwort gegeben ward/ kunte ich nicht vernehmen/ wiewol ichs nach meiner Hoff-
nung auffs beste deutete. Endlich nahmen sie die Decke von uns hinweg/ huben uns her-
unter/ da es voller Hecken stund/ und leiteten uns zu Fusse ohn einiges Gespräch durch
Püsche und Dornen/ fast eine halbe Stunde/ biß wir auff einen lustigen Plaz kahmen/ auff
welchem sehr hohe Bäume zimlich weit von einander stunden/ woselbst auch diese beyde
Herren uns angetroffen haben. Fr: Pompeja kunte des Endes nicht abwarten/ sondern
fragete/ wie dann unsere Helden diesen verborgenen Ort zu so gelegener Zeit hätten finden
und antreffen können; Aber der Stathalter redete ihr ein; sie möchte sich biß dahin ge-
dulden/ und ihrer Tochter wolgefassete Gedanken nichtstören. Also fuhr sie weiters sort:
So bald wir auff diesen Plaz kahmen/ liessen sich unterschiedliche scheußliche Raben/ oben
von den Bäumen mit greßlichem Geschrey hören/ daß auch die Räuber selbst sich davor
entsetzeten/ und jhr Führer/ in die Höhe sehend/ ihnen zurieff/ sie solten über ihren eigenen
Halß schreihen; Da bald ein Rabe/ (ich halte gänzlich/ es sey meines Hochlöblichen
Anherren M. Valerius Korvinus Schuz-Rabe gewesen) vom Baum herunter
flog/ und schlug einen Kreiß umb dieses Räubers Häupt so niedrig/ daß mann ihn mit
dem Schwert hätte abreichen mögen; welches er vor ein sonderliches Glükszeichen hielt/
dadurch die Götter ihm seines Vorhabens guten Verfolg anzeigeten. Mitten auff dem
Platze setzeten sie uns bey einem hohen Baum nider/ und trugen uns vor; Unsere Eltern
müsten ihnen drey Tonnen Schaz vor unsere Erlösung zustellen/ und im nähestem Dorffe/
auff einen bezeichneten freyen Plaz niedersetzen lassen/ so daß kein Mensch sich dabey fin-
den liesse/ der einige Rache vornehmen könte/ sonst würden wir nicht wieder loß kommen.
Wir höreten zwar/ daß es viel und grosse Gelder betraff/ tahten ihnen doch aus Furcht
und Angst alle Versicherung/ es solte nach ihrem Willen gelieffert werden/ dafern wir
nur Gelegenheit hätten/ es nach Padua zuberichten. Diese Anfoderung/ sagte ihr Führer/
sol Morgen zeitig gnug den euren zuentbohten werden/ und müsset ihr bißdahin euch un-
sere liebe Geselschafft an diesem Orte so gefallen lassen; habet auch wegen Speise und
Trank nicht zu sorgen/ dessen wir euch allen Uberfluß verschaffen wollen. Ich sahe eigent-
lich/ daß dieser nichts gutes mit mir im Sinne hatte/ wolte sich auch gar zutäppisch ma-
chen/ und mit hervorgesuchten gnug unzüchtigen reden mir seine sonderliche Neigung zu
verstehen geben; er währe/ sagte er/ ein erwählter. Fürst und Herzog über viel Völker/ und
solte ich in kurzer Zeit seine Macht und Herligkeit schon erfahren; bähte/ ich möchte ihm
meine Liebe versprechen/ so wolte er inwendig viertel Jahrs ungezweiffelt das offentliche

Bey-

Erſtes Buch.
zur Luſt; an den beyden uͤbrigen habet jhr beyde Obriſten die erſtenieſſung/ als lange es euch
gefaͤllig; hernach werdet ihr dieſen euren Spießgeſellen und Hauptleuten auch guten wil-
len goͤnnen. Was vor Herzleid mir dieſes brachte/ iſt unmuͤglich auszuſprechen/ und ſuch-
te ich ſchon mein kleines Meſſerchen hervor/ dieſer Schande vorzukommen; aber es wahr
(welches ich damahls beklagete) des vorigen Abends auff dem Tiſche liegen blieben; doch
ward ich noch in etwas getroͤſtet/ da ich den einen alſo antworten hoͤrete: Ich riehte/ daß
man dieſer Fraͤulein Ehre unangefochten lieſſe; es duͤrffte uns daher nichts gutes ent-
ſtehen/ und iſt zu fuͤrchten/ nicht allein unſere Fuͤrſten/ ſondern auch die ganze Bruͤderſchaft
moͤchte druͤber entruͤſtet werden/ weil es wieder erteileten Befehl ſtreitet. Was ihm nun
zur Antwort gegeben ward/ kunte ich nicht vernehmen/ wiewol ichs nach meiner Hoff-
nung auffs beſte deutete. Endlich nahmen ſie die Decke von uns hinweg/ huben uns her-
unter/ da es voller Hecken ſtund/ und leiteten uns zu Fuſſe ohn einiges Geſpraͤch durch
Puͤſche und Dornen/ faſt eine halbe Stunde/ biß wir auff einen luſtigen Plaz kahmen/ auff
welchem ſehr hohe Baͤume zimlich weit von einander ſtunden/ woſelbſt auch dieſe beyde
Herren uns angetroffen haben. Fr: Pompeja kunte des Endes nicht abwarten/ ſondern
fragete/ wie dann unſere Helden dieſen verborgenen Ort zu ſo gelegener Zeit haͤtten finden
und antreffen koͤnnen; Aber der Stathalter redete ihr ein; ſie moͤchte ſich biß dahin ge-
dulden/ und ihrer Tochter wolgefaſſete Gedanken nichtſtoͤren. Alſo fuhr ſie weiters ſort:
So bald wir auff dieſen Plaz kahmen/ lieſſen ſich unterſchiedliche ſcheußliche Raben/ oben
von den Baͤumen mit greßlichem Geſchrey hoͤren/ daß auch die Raͤuber ſelbſt ſich davor
entſetzeten/ und jhr Fuͤhrer/ in die Hoͤhe ſehend/ ihnen zurieff/ ſie ſolten uͤber ihren eigenen
Halß ſchreihen; Da bald ein Rabe/ (ich halte gaͤnzlich/ es ſey meines Hochloͤblichen
Anherren M. Valerius Korvinus Schuz-Rabe geweſen) vom Baum herunter
flog/ und ſchlug einen Kreiß umb dieſes Raͤubers Haͤupt ſo niedrig/ daß mann ihn mit
dem Schwert haͤtte abreichen moͤgen; welches er vor ein ſonderliches Gluͤkszeichen hielt/
dadurch die Goͤtter ihm ſeines Vorhabens guten Verfolg anzeigeten. Mitten auff dem
Platze ſetzeten ſie uns bey einem hohen Baum nider/ und trugen uns vor; Unſere Eltern
muͤſten ihnen drey Tonnen Schaz vor unſere Erloͤſung zuſtellen/ und im naͤheſtem Dorffe/
auff einen bezeichneten freyen Plaz niederſetzen laſſen/ ſo daß kein Menſch ſich dabey fin-
den lieſſe/ der einige Rache vornehmen koͤnte/ ſonſt wuͤrden wir nicht wieder loß kommen.
Wir hoͤreten zwar/ daß es viel und groſſe Gelder betraff/ tahten ihnen doch aus Furcht
und Angſt alle Verſicherung/ es ſolte nach ihrem Willen gelieffert werden/ dafern wir
nur Gelegenheit haͤtten/ es nach Padua zuberichten. Dieſe Anfoderung/ ſagte ihr Fuͤhrer/
ſol Morgen zeitig gnug den euren zuentbohten werden/ und muͤſſet ihr bißdahin euch un-
ſere liebe Geſelſchafft an dieſem Orte ſo gefallen laſſen; habet auch wegen Speiſe und
Trank nicht zu ſorgen/ deſſen wir euch allen Uberfluß verſchaffen wollen. Ich ſahe eigent-
lich/ daß dieſer nichts gutes mit mir im Sinne hatte/ wolte ſich auch gar zutaͤppiſch ma-
chen/ und mit hervorgeſuchten gnug unzuͤchtigen reden mir ſeine ſonderliche Neigung zu
verſtehen geben; er waͤhre/ ſagte er/ ein erwaͤhlter. Fuͤrſt und Herzog uͤber viel Voͤlker/ und
ſolte ich in kurzer Zeit ſeine Macht und Herligkeit ſchon erfahren; baͤhte/ ich moͤchte ihm
meine Liebe verſprechen/ ſo wolte er inwendig viertel Jahrs ungezweiffelt das offentliche

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[55/0093] Erſtes Buch. zur Luſt; an den beyden uͤbrigen habet jhr beyde Obriſten die erſtenieſſung/ als lange es euch gefaͤllig; hernach werdet ihr dieſen euren Spießgeſellen und Hauptleuten auch guten wil- len goͤnnen. Was vor Herzleid mir dieſes brachte/ iſt unmuͤglich auszuſprechen/ und ſuch- te ich ſchon mein kleines Meſſerchen hervor/ dieſer Schande vorzukommen; aber es wahr (welches ich damahls beklagete) des vorigen Abends auff dem Tiſche liegen blieben; doch ward ich noch in etwas getroͤſtet/ da ich den einen alſo antworten hoͤrete: Ich riehte/ daß man dieſer Fraͤulein Ehre unangefochten lieſſe; es duͤrffte uns daher nichts gutes ent- ſtehen/ und iſt zu fuͤrchten/ nicht allein unſere Fuͤrſten/ ſondern auch die ganze Bruͤderſchaft moͤchte druͤber entruͤſtet werden/ weil es wieder erteileten Befehl ſtreitet. Was ihm nun zur Antwort gegeben ward/ kunte ich nicht vernehmen/ wiewol ichs nach meiner Hoff- nung auffs beſte deutete. Endlich nahmen ſie die Decke von uns hinweg/ huben uns her- unter/ da es voller Hecken ſtund/ und leiteten uns zu Fuſſe ohn einiges Geſpraͤch durch Puͤſche und Dornen/ faſt eine halbe Stunde/ biß wir auff einen luſtigen Plaz kahmen/ auff welchem ſehr hohe Baͤume zimlich weit von einander ſtunden/ woſelbſt auch dieſe beyde Herren uns angetroffen haben. Fr: Pompeja kunte des Endes nicht abwarten/ ſondern fragete/ wie dann unſere Helden dieſen verborgenen Ort zu ſo gelegener Zeit haͤtten finden und antreffen koͤnnen; Aber der Stathalter redete ihr ein; ſie moͤchte ſich biß dahin ge- dulden/ und ihrer Tochter wolgefaſſete Gedanken nichtſtoͤren. Alſo fuhr ſie weiters ſort: So bald wir auff dieſen Plaz kahmen/ lieſſen ſich unterſchiedliche ſcheußliche Raben/ oben von den Baͤumen mit greßlichem Geſchrey hoͤren/ daß auch die Raͤuber ſelbſt ſich davor entſetzeten/ und jhr Fuͤhrer/ in die Hoͤhe ſehend/ ihnen zurieff/ ſie ſolten uͤber ihren eigenen Halß ſchreihen; Da bald ein Rabe/ (ich halte gaͤnzlich/ es ſey meines Hochloͤblichen Anherren M. Valerius Korvinus Schuz-Rabe geweſen) vom Baum herunter flog/ und ſchlug einen Kreiß umb dieſes Raͤubers Haͤupt ſo niedrig/ daß mann ihn mit dem Schwert haͤtte abreichen moͤgen; welches er vor ein ſonderliches Gluͤkszeichen hielt/ dadurch die Goͤtter ihm ſeines Vorhabens guten Verfolg anzeigeten. Mitten auff dem Platze ſetzeten ſie uns bey einem hohen Baum nider/ und trugen uns vor; Unſere Eltern muͤſten ihnen drey Tonnen Schaz vor unſere Erloͤſung zuſtellen/ und im naͤheſtem Dorffe/ auff einen bezeichneten freyen Plaz niederſetzen laſſen/ ſo daß kein Menſch ſich dabey fin- den lieſſe/ der einige Rache vornehmen koͤnte/ ſonſt wuͤrden wir nicht wieder loß kommen. Wir hoͤreten zwar/ daß es viel und groſſe Gelder betraff/ tahten ihnen doch aus Furcht und Angſt alle Verſicherung/ es ſolte nach ihrem Willen gelieffert werden/ dafern wir nur Gelegenheit haͤtten/ es nach Padua zuberichten. Dieſe Anfoderung/ ſagte ihr Fuͤhrer/ ſol Morgen zeitig gnug den euren zuentbohten werden/ und muͤſſet ihr bißdahin euch un- ſere liebe Geſelſchafft an dieſem Orte ſo gefallen laſſen; habet auch wegen Speiſe und Trank nicht zu ſorgen/ deſſen wir euch allen Uberfluß verſchaffen wollen. Ich ſahe eigent- lich/ daß dieſer nichts gutes mit mir im Sinne hatte/ wolte ſich auch gar zutaͤppiſch ma- chen/ und mit hervorgeſuchten gnug unzuͤchtigen reden mir ſeine ſonderliche Neigung zu verſtehen geben; er waͤhre/ ſagte er/ ein erwaͤhlter. Fuͤrſt und Herzog uͤber viel Voͤlker/ und ſolte ich in kurzer Zeit ſeine Macht und Herligkeit ſchon erfahren; baͤhte/ ich moͤchte ihm meine Liebe verſprechen/ ſo wolte er inwendig viertel Jahrs ungezweiffelt das offentliche Bey-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/93>, abgerufen am 22.12.2024.