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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
vor wenig Tagen mit geringer unansehnlicher Manschaft daselbst gewesen/ und seinen Weg
nach Charas fortgesetzet hätte. So ist mir leid/ sagte Herkules darauff/ daß ich nicht zeiti-
ger hieselbst ankommen bin/ und nimt mich wunder/ daß er mir nicht auffgestossen ist/ dann
ich bin von meinem grossen Könige ausdrüklich abgefärtiget/ ihn bey dem Persen Artaxer-
res loszumachen; jedoch/ weil ich andere Geschäfte mehr bey demselben zuverrichten habe/
muß ich gleichwol fort/ und mich hindurch wagen. Es wird euch aber schwer fallen/ durch-
zukommen/ antwortete der Wirt/ nicht allein wegen Unsicherheit der wilden Tihre/ ver-
lauffenen Hunde/ und mutwilligen Räuber/ sondern auch/ weil alles der ends abgebrant/
und weder vor Vieh noch Menschen ichtwas auf zwo Tagereisen zubekommen ist; jedoch/
weil ihr alle wol beritten seyd/ könnet ihr Futter und Mahl hinter euch auffnehmen; wie-
wol vor die Pferde etwas hieselbst zuerhalten Mühe geben wird. Herkules antwortete
ihm: Mein Freund/ schaffet ihr uns Notturfft/ unfer König hat Mittel gnug/ es zubezah-
len/ obs gleich teur falt; und wann ich gleich alles mein Geld auff der Reise vertähte/ mü-
ste der Perse mir als einem Gesanten wol etwas vorstrecken. So schaffet uns nur einen
guten geträuen Menschen/ der uns durch sichere Nebenwege fortbringe/ und lasset mich
vor die Bezahlung sorgen. Der Wirt wahr ein geitziger Mensch/ und dauchte ihn keine
Gefahr zu groß/ da Geld zuverdienen wahr; also wolte er nun auch vor dißmahl der Be-
lohnung etwas mehr versichert seyn/ und antwortete ihm: Die heimlichen Wege nach den
Persischen Grenzen währen dieses Orts niemand so wol bekant als ihm/ und wann sie ihm
der Mühe zu diesen gefährlichen Zeiten ergetzen wolten/ könte er sie führen/ daß sie stets von
der Landstrassen biß in Persen bleiben/ und nicht desto weniger eine gute Abend-Herberge
haben/ auch des andern Tages der Persen Grenze Stad erreichensolten. Ich muß hören/
sagete Herkules/ was ihr fodern werdet/ darauff habe ich hernach zuhandeln; doch solcher
gestalt/ daß ihr mich mit aller meiner Geselschafft und Pferden von dieser Stunde an/ biß
an die Persische Grenze Stad nottürfftig/ und so viel möglich/ nach meinem Adelichen
Stande unterhaltet. Der Wirt überlegete alles auffs genaueste/ und sagte: Wann er nit
zu viel dingens machen würde/ wolte ers mit einem Wort anzeigen/ da er dann vor alles in
allem gerechnet/ 80 Kronen foderte. Worauff Herkules antwortete: Meynet ihr/ mein
Freund/ daß ihr mit Krämern und Kaufleuten zuhandeln habt? Ich bin schuldig/ euch eu-
re Kosten samt der Mühe zubezahlen; drumb wil ich euch eine andere Rechnung machen:
Sehet/ da habt ihr vorerst vor euren guten Willen einen Ring zur Verehrung/ welcher euch
100 Kronen gelten kan; vor Kosten und Mühe aber wil ich euch 160 Kronen baar erlegen/
die halbscheid gleich jetzo; und das übrige in der Persischen Grenze Stad. Der Wirt/
nach Art der Geitzigen/ trauete anfangs nicht/ weil ihm dergleichen Handelsleute noch
niemahls vorkommen wahren; ging hin/ und ließ den Ring von einem Gold Schmiede
besehen/ der ihm 80 Kronen davor boht/ daß er also nicht mehr zweifelte/ und seinen Gästen
aufftrug/ was ihm in der Eile zubekommen möglich wahr; erzählete auch/ daß Madates
mit den seinen so traurig und betrübt gewesen/ daß ihnen weder essen noch trinken schmec-
ken wollen. Ja ich höre/ antwortete Valiska/ es habe ihm in Persen noch übeler geschmec-
ket; dessen Herkules von Herzen lachete. Nach gehaltener Abendmahlzeit ward Herkules
mit seinem Gemahl/ die er vor einen jungen ädelmann ausgab/ auff eine absonderliche

Kammer

Vierdes Buch.
vor wenig Tagen mit geringer unanſehnlicher Manſchaft daſelbſt geweſen/ und ſeinẽ Weg
nach Charas fortgeſetzet haͤtte. So iſt mir leid/ ſagte Herkules darauff/ daß ich nicht zeiti-
ger hieſelbſt ankommen bin/ und nimt mich wunder/ daß er mir nicht auffgeſtoſſen iſt/ dann
ich bin von meinem groſſen Koͤnige ausdruͤklich abgefaͤrtiget/ ihn bey dem Perſen Artaxer-
res loszumachen; jedoch/ weil ich andere Geſchaͤfte mehr bey demſelben zuverrichten habe/
muß ich gleichwol fort/ und mich hindurch wagen. Es wird euch aber ſchwer fallen/ durch-
zukommen/ antwortete der Wirt/ nicht allein wegen Unſicherheit der wilden Tihre/ ver-
lauffenen Hunde/ und mutwilligen Raͤuber/ ſondern auch/ weil alles der ends abgebrant/
und weder vor Vieh noch Menſchen ichtwas auf zwo Tagereiſen zubekommen iſt; jedoch/
weil ihr alle wol beritten ſeyd/ koͤnnet ihr Futter und Mahl hinter euch auffnehmen; wie-
wol vor die Pferde etwas hieſelbſt zuerhalten Muͤhe geben wird. Herkules antwortete
ihm: Mein Freund/ ſchaffet ihr uns Notturfft/ unfer Koͤnig hat Mittel gnug/ es zubezah-
len/ obs gleich teur fålt; und wann ich gleich alles mein Geld auff der Reiſe vertaͤhte/ muͤ-
ſte der Perſe mir als einem Geſanten wol etwas vorſtrecken. So ſchaffet uns nur einen
guten getraͤuen Menſchen/ der uns durch ſichere Nebenwege fortbringe/ und laſſet mich
vor die Bezahlung ſorgen. Der Wirt wahr ein geitziger Menſch/ und dauchte ihn keine
Gefahr zu groß/ da Geld zuverdienen wahr; alſo wolte er nun auch vor dißmahl der Be-
lohnung etwas mehr verſichert ſeyn/ und antwortete ihm: Die heimlichen Wege nach den
Perſiſchen Grenzen waͤhren dieſes Orts niemand ſo wol bekant als ihm/ und wann ſie ihm
der Muͤhe zu dieſen gefaͤhrlichen Zeiten ergetzen wolten/ koͤnte er ſie führen/ daß ſie ſtets von
der Landſtraſſen biß in Perſen bleiben/ und nicht deſto weniger eine gute Abend-Herberge
haben/ auch des andern Tages der Perſen Grenze Stad erreichenſolten. Ich muß hoͤren/
ſagete Herkules/ was ihr fodern werdet/ darauff habe ich hernach zuhandeln; doch ſolcher
geſtalt/ daß ihr mich mit aller meiner Geſelſchafft und Pferden von dieſer Stunde an/ biß
an die Perſiſche Grenze Stad nottuͤrfftig/ und ſo viel moͤglich/ nach meinem Adelichen
Stande unterhaltet. Der Wirt uͤberlegete alles auffs genaueſte/ und ſagte: Wann er nit
zu viel dingens machen würde/ wolte ers mit einem Wort anzeigen/ da er dann vor alles in
allem gerechnet/ 80 Kronen foderte. Worauff Herkules antwortete: Meynet ihr/ mein
Freund/ daß ihr mit Kraͤmern und Kaufleuten zuhandeln habt? Ich bin ſchuldig/ euch eu-
re Koſten ſamt der Muͤhe zubezahlen; drumb wil ich euch eine andere Rechnung machen:
Sehet/ da habt ihr vorerſt vor euren gutẽ Willen einen Ring zuꝛ Verehrung/ welcher euch
100 Kronen gelten kan; vor Koſten und Muͤhe aber wil ich euch 160 Kronen baar erlegen/
die halbſcheid gleich jetzo; und das uͤbrige in der Perſiſchen Grenze Stad. Der Wirt/
nach Art der Geitzigen/ trauete anfangs nicht/ weil ihm dergleichen Handelsleute noch
niemahls vorkommen wahren; ging hin/ und ließ den Ring von einem Gold Schmiede
beſehen/ der ihm 80 Kronen davor boht/ daß er alſo nicht mehr zweifelte/ und ſeinen Gaͤſten
aufftrug/ was ihm in der Eile zubekommen moͤglich wahr; erzaͤhlete auch/ daß Madates
mit den ſeinen ſo traurig und betrübt geweſen/ daß ihnen weder eſſen noch trinken ſchmec-
ken wollen. Ja ich hoͤre/ antwortete Valiſka/ es habe ihm in Perſen noch uͤbeler geſchmec-
ket; deſſen Herkules von Herzen lachete. Nach gehaltener Abendmahlzeit ward Herkules
mit ſeinem Gemahl/ die er vor einen jungen aͤdelmann ausgab/ auff eine abſonderliche

Kammer
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[884/0922] Vierdes Buch. vor wenig Tagen mit geringer unanſehnlicher Manſchaft daſelbſt geweſen/ und ſeinẽ Weg nach Charas fortgeſetzet haͤtte. So iſt mir leid/ ſagte Herkules darauff/ daß ich nicht zeiti- ger hieſelbſt ankommen bin/ und nimt mich wunder/ daß er mir nicht auffgeſtoſſen iſt/ dann ich bin von meinem groſſen Koͤnige ausdruͤklich abgefaͤrtiget/ ihn bey dem Perſen Artaxer- res loszumachen; jedoch/ weil ich andere Geſchaͤfte mehr bey demſelben zuverrichten habe/ muß ich gleichwol fort/ und mich hindurch wagen. Es wird euch aber ſchwer fallen/ durch- zukommen/ antwortete der Wirt/ nicht allein wegen Unſicherheit der wilden Tihre/ ver- lauffenen Hunde/ und mutwilligen Raͤuber/ ſondern auch/ weil alles der ends abgebrant/ und weder vor Vieh noch Menſchen ichtwas auf zwo Tagereiſen zubekommen iſt; jedoch/ weil ihr alle wol beritten ſeyd/ koͤnnet ihr Futter und Mahl hinter euch auffnehmen; wie- wol vor die Pferde etwas hieſelbſt zuerhalten Muͤhe geben wird. Herkules antwortete ihm: Mein Freund/ ſchaffet ihr uns Notturfft/ unfer Koͤnig hat Mittel gnug/ es zubezah- len/ obs gleich teur fålt; und wann ich gleich alles mein Geld auff der Reiſe vertaͤhte/ muͤ- ſte der Perſe mir als einem Geſanten wol etwas vorſtrecken. So ſchaffet uns nur einen guten getraͤuen Menſchen/ der uns durch ſichere Nebenwege fortbringe/ und laſſet mich vor die Bezahlung ſorgen. Der Wirt wahr ein geitziger Menſch/ und dauchte ihn keine Gefahr zu groß/ da Geld zuverdienen wahr; alſo wolte er nun auch vor dißmahl der Be- lohnung etwas mehr verſichert ſeyn/ und antwortete ihm: Die heimlichen Wege nach den Perſiſchen Grenzen waͤhren dieſes Orts niemand ſo wol bekant als ihm/ und wann ſie ihm der Muͤhe zu dieſen gefaͤhrlichen Zeiten ergetzen wolten/ koͤnte er ſie führen/ daß ſie ſtets von der Landſtraſſen biß in Perſen bleiben/ und nicht deſto weniger eine gute Abend-Herberge haben/ auch des andern Tages der Perſen Grenze Stad erreichenſolten. Ich muß hoͤren/ ſagete Herkules/ was ihr fodern werdet/ darauff habe ich hernach zuhandeln; doch ſolcher geſtalt/ daß ihr mich mit aller meiner Geſelſchafft und Pferden von dieſer Stunde an/ biß an die Perſiſche Grenze Stad nottuͤrfftig/ und ſo viel moͤglich/ nach meinem Adelichen Stande unterhaltet. Der Wirt uͤberlegete alles auffs genaueſte/ und ſagte: Wann er nit zu viel dingens machen würde/ wolte ers mit einem Wort anzeigen/ da er dann vor alles in allem gerechnet/ 80 Kronen foderte. Worauff Herkules antwortete: Meynet ihr/ mein Freund/ daß ihr mit Kraͤmern und Kaufleuten zuhandeln habt? Ich bin ſchuldig/ euch eu- re Koſten ſamt der Muͤhe zubezahlen; drumb wil ich euch eine andere Rechnung machen: Sehet/ da habt ihr vorerſt vor euren gutẽ Willen einen Ring zuꝛ Verehrung/ welcher euch 100 Kronen gelten kan; vor Koſten und Muͤhe aber wil ich euch 160 Kronen baar erlegen/ die halbſcheid gleich jetzo; und das uͤbrige in der Perſiſchen Grenze Stad. Der Wirt/ nach Art der Geitzigen/ trauete anfangs nicht/ weil ihm dergleichen Handelsleute noch niemahls vorkommen wahren; ging hin/ und ließ den Ring von einem Gold Schmiede beſehen/ der ihm 80 Kronen davor boht/ daß er alſo nicht mehr zweifelte/ und ſeinen Gaͤſten aufftrug/ was ihm in der Eile zubekommen moͤglich wahr; erzaͤhlete auch/ daß Madates mit den ſeinen ſo traurig und betrübt geweſen/ daß ihnen weder eſſen noch trinken ſchmec- ken wollen. Ja ich hoͤre/ antwortete Valiſka/ es habe ihm in Perſen noch uͤbeler geſchmec- ket; deſſen Herkules von Herzen lachete. Nach gehaltener Abendmahlzeit ward Herkules mit ſeinem Gemahl/ die er vor einen jungen aͤdelmann ausgab/ auff eine abſonderliche Kammer

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/922>, abgerufen am 01.09.2024.