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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
baar/ und 25000 Kronen an Kleinoten verehren; setzet euch aber risch zu Pferde/ dann un-
sere Wolfahrt bestehet auff der Eile. Diese bedanketen sich der grossen Verheissungen/ rit-
ten frisch fort/ und gelangeten umb den Mittag in einem Flecken an/ da sie abermal wolgeru-
hete Pferde bekahmen/ assen von ihren Speisen/ tahten einen Trunk darzu/ und kahmen ge-
gen Abend in ein Städlein/ 22 Meilen von Charas/ da sie die andere Nacht in guter Si-
cherheit ruheten/ und Gallus sich vor den Herrn und einen Königlichen Gesanten hal-
ten muste.

Dieser Tag aber wahr zu Charas wol ein Tag aller Unruhe und herzkränkenden Lei-
des/ dann gegen den Mittag kurz vor der Mahlzeit/ sante der König einen Kämmerling
nach der Fräulein Schlosse/ die Hofmeister in herzuhohlen/ weil ihn verlangete zuerfahren/
was vor Valikules fie erhalten hätte; Er wahr diese Nacht durch unterschiedliche Träu-
me erschrecket/ dann erstlich kam ihm vor/ es hätte Valikules sich allernähest bey ihn an den
Tisch gesetzet/ und ihm die besten Speisen vorm Maule weg gefressen; bald darauff sahe er
im Traum einen grossen starken Löuen mit einem Schafs Felle bekleidet/ welcher ihm den
allerschönsten Vogel unter allen/ aus dem Bauer hinweg risse; und drittens dauchte ihn/
es schösse Valikules einen grossen Balken mitten durch sein Königliches Zimmer/ daß es
gar übern Hauffen fiel/ daß er auch im schrecken aufffuhr/ und noch voller Schlaffes seinen
Traum selbst überlaut also ausdeutete: Valikules/ Valikules/ du dürfftest uns noch schlim-
me Händel machen/ welchem wir beyzeiten vorbauen müssen. Er hätte denselben auch frü-
zeitig vor sich fodern lassen/ wann er nicht diesen Morgen durch Ankunfft Vologeses und
anderer Grossen daran währe verhindert worden/ mit denen er die ganze Zeit zubrachte.
Als sein Abgeschicketer auff Valisken Schlosse anlangete/ fragete er nach der Hofmeiste-
rin/ und bekam zur Antwort/ man hätte sie sider gestern Abend nicht vernommen/ wäre die-
se Nacht der Fräulein Schlafgeselle gewesen/ und meldete sich noch nicht/ welches sie groß
wunder nähme. Mit dieser Antwort/ sagte der Diener/ werde Ihrer Hocheit ich nit dürf-
fen unter die Augen treten/ und muß ihr des Königes begehren angezeiget/ mir auch richti-
ger Bescheid erteilet werden. Wir leisteten solches gerne/ antwortete die vornehmste Frau/
müssen uns aber mehr vor der Hofmeisterin/ als vor dem Fräulein selbst fürchten/ massen
sie wegen erworbener Gnade so hochmühtig worden/ daß es unerträglich fallen dürffte/ da
es noch lange wehren solte. Endlich erbot sie sich/ hinzugehen/ und ihr zuruffen; horchete an-
fangs/ und bald darauff klopffete sie leise an der Fräulein Gemach/ welches sie/ weil ihr nit
geantwortet ward/ zum dritten mahle wiederhohlete/ endlich mit klarer Stimme rief: Fr.
Hofmeisterin/ Ihre Königl. Hocheit begehren eurer; Nachdem sich aber kein Mensch hö-
ren ließ/ ging sie wieder auffs gemeine Zimmer/ und sagete: Ich weiß trauen nicht/ was ich
immermehr gedenken sol; ich klopffe/ ich ruffe/ und vernehme nichts. So muß ich verfu-
chen/ sagte der Kämmerling/ ob ich die schläfferige Frau nicht ermuntern könne. Ach ach/
antwortete die Leibdienerin/ diß gehet nimmermehr recht zu/ mein Gn. Fräulein hat so fe-
sten Schlaf nicht. Der Diener entsetzete sich hierüber/ klopffete doch dreymalsehr hart an/
und als sich niemand meldete/ sagete er: O ich glükseliger/ daß ich der widrigen Zeitung ei-
gentlicher Briefträger nicht seyn darff/ und seyd ihr klug/ sagte er zu dem Frauenzimmer/
so sendet etliche eures Mittels mit mir nach dem Könige/ damit ihr euch alles Argwohns

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Vierdes Buch.
baar/ und 25000 Kronen an Kleinoten verehren; ſetzet euch aber riſch zu Pferde/ dann un-
ſere Wolfahrt beſtehet auff der Eile. Dieſe bedanketen ſich der groſſen Verheiſſungen/ rit-
ten friſch fort/ uñ gelangeten umb den Mittag in einem Flecken an/ da ſie abermal wolgeru-
hete Pferde bekahmen/ aſſen von ihren Speiſen/ tahten einen Trunk darzu/ und kahmen ge-
gen Abend in ein Staͤdlein/ 22 Meilen von Charas/ da ſie die andere Nacht in guter Si-
cherheit ruheten/ und Gallus ſich vor den Herrn und einen Koͤniglichen Geſanten hal-
ten muſte.

Dieſer Tag aber wahr zu Charas wol ein Tag aller Unruhe und herzkraͤnkenden Lei-
des/ dann gegen den Mittag kurz vor der Mahlzeit/ ſante der Koͤnig einen Kaͤmmerling
nach der Fraͤulein Schloſſe/ die Hofmeiſter in herzuhohlen/ weil ihn verlangete zuerfahren/
was vor Valikules fie erhalten haͤtte; Er wahr dieſe Nacht durch unterſchiedliche Traͤu-
me erſchrecket/ dann erſtlich kam ihm vor/ es haͤtte Valikules ſich allernaͤheſt bey ihn an den
Tiſch geſetzet/ und ihm die beſten Speiſen vorm Maule weg gefreſſen; bald darauff ſahe er
im Traum einen groſſen ſtarken Loͤuen mit einem Schafs Felle bekleidet/ welcher ihm den
allerſchoͤnſten Vogel unter allen/ aus dem Bauer hinweg riſſe; und drittens dauchte ihn/
es ſchoͤſſe Valikules einen groſſen Balken mitten durch ſein Koͤnigliches Zimmer/ daß es
gar uͤbern Hauffen fiel/ daß er auch im ſchrecken aufffuhr/ und noch voller Schlaffes ſeinẽ
Traum ſelbſt uͤberlaut alſo ausdeutete: Valikules/ Valikules/ du duͤrffteſt uns noch ſchlim-
me Haͤndel machen/ welchem wir beyzeiten vorbauen muͤſſen. Er haͤtte denſelben auch fruͤ-
zeitig vor ſich fodern laſſen/ wann er nicht dieſen Morgen durch Ankunfft Vologeſes und
anderer Groſſen daran waͤhre verhindert worden/ mit denen er die ganze Zeit zubrachte.
Als ſein Abgeſchicketer auff Valiſken Schloſſe anlangete/ fragete er nach der Hofmeiſte-
rin/ und bekam zur Antwort/ man haͤtte ſie ſider geſtern Abend nicht vernommen/ waͤre die-
ſe Nacht der Fraͤulein Schlafgeſelle geweſen/ und meldete ſich noch nicht/ welches ſie groß
wunder naͤhme. Mit dieſer Antwort/ ſagte der Diener/ werde Ihrer Hocheit ich nit duͤrf-
fen unter die Augen treten/ und muß ihr des Koͤniges begehren angezeiget/ mir auch richti-
ger Beſcheid erteilet werden. Wir leiſtetẽ ſolches gerne/ antwortete die vornehmſte Frau/
muͤſſen uns aber mehr vor der Hofmeiſterin/ als vor dem Fraͤulein ſelbſt fuͤrchten/ maſſen
ſie wegen erworbener Gnade ſo hochmuͤhtig worden/ daß es unertraͤglich fallen dürffte/ da
es noch lange wehren ſolte. Endlich erbot ſie ſich/ hinzugehen/ und ihr zuruffen; horchete an-
fangs/ und bald darauff klopffete ſie leiſe an der Fraͤulein Gemach/ welches ſie/ weil ihr nit
geantwortet ward/ zum dritten mahle wiederhohlete/ endlich mit klarer Stimme rief: Fr.
Hofmeiſterin/ Ihre Koͤnigl. Hocheit begehren eurer; Nachdem ſich aber kein Menſch hoͤ-
ren ließ/ ging ſie wieder auffs gemeine Zimmer/ und ſagete: Ich weiß trauen nicht/ was ich
immermehr gedenken ſol; ich klopffe/ ich ruffe/ und vernehme nichts. So muß ich verfu-
chen/ ſagte der Kaͤmmerling/ ob ich die ſchlaͤfferige Frau nicht ermuntern koͤnne. Ach ach/
antwortete die Leibdienerin/ diß gehet nimmermehr recht zu/ mein Gn. Fraͤulein hat ſo fe-
ſten Schlaf nicht. Der Diener entſetzete ſich hieruͤber/ klopffete doch dreymalſehr hart an/
und als ſich niemand meldete/ ſagete er: O ich gluͤkſeliger/ daß ich der widrigen Zeitung ei-
gentlicher Brieftraͤger nicht ſeyn darff/ und ſeyd ihr klug/ ſagte er zu dem Frauenzimmer/
ſo ſendet etliche eures Mittels mit mir nach dem Koͤnige/ damit ihr euch alles Argwohns

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[877/0915] Vierdes Buch. baar/ und 25000 Kronen an Kleinoten verehren; ſetzet euch aber riſch zu Pferde/ dann un- ſere Wolfahrt beſtehet auff der Eile. Dieſe bedanketen ſich der groſſen Verheiſſungen/ rit- ten friſch fort/ uñ gelangeten umb den Mittag in einem Flecken an/ da ſie abermal wolgeru- hete Pferde bekahmen/ aſſen von ihren Speiſen/ tahten einen Trunk darzu/ und kahmen ge- gen Abend in ein Staͤdlein/ 22 Meilen von Charas/ da ſie die andere Nacht in guter Si- cherheit ruheten/ und Gallus ſich vor den Herrn und einen Koͤniglichen Geſanten hal- ten muſte. Dieſer Tag aber wahr zu Charas wol ein Tag aller Unruhe und herzkraͤnkenden Lei- des/ dann gegen den Mittag kurz vor der Mahlzeit/ ſante der Koͤnig einen Kaͤmmerling nach der Fraͤulein Schloſſe/ die Hofmeiſter in herzuhohlen/ weil ihn verlangete zuerfahren/ was vor Valikules fie erhalten haͤtte; Er wahr dieſe Nacht durch unterſchiedliche Traͤu- me erſchrecket/ dann erſtlich kam ihm vor/ es haͤtte Valikules ſich allernaͤheſt bey ihn an den Tiſch geſetzet/ und ihm die beſten Speiſen vorm Maule weg gefreſſen; bald darauff ſahe er im Traum einen groſſen ſtarken Loͤuen mit einem Schafs Felle bekleidet/ welcher ihm den allerſchoͤnſten Vogel unter allen/ aus dem Bauer hinweg riſſe; und drittens dauchte ihn/ es ſchoͤſſe Valikules einen groſſen Balken mitten durch ſein Koͤnigliches Zimmer/ daß es gar uͤbern Hauffen fiel/ daß er auch im ſchrecken aufffuhr/ und noch voller Schlaffes ſeinẽ Traum ſelbſt uͤberlaut alſo ausdeutete: Valikules/ Valikules/ du duͤrffteſt uns noch ſchlim- me Haͤndel machen/ welchem wir beyzeiten vorbauen muͤſſen. Er haͤtte denſelben auch fruͤ- zeitig vor ſich fodern laſſen/ wann er nicht dieſen Morgen durch Ankunfft Vologeſes und anderer Groſſen daran waͤhre verhindert worden/ mit denen er die ganze Zeit zubrachte. Als ſein Abgeſchicketer auff Valiſken Schloſſe anlangete/ fragete er nach der Hofmeiſte- rin/ und bekam zur Antwort/ man haͤtte ſie ſider geſtern Abend nicht vernommen/ waͤre die- ſe Nacht der Fraͤulein Schlafgeſelle geweſen/ und meldete ſich noch nicht/ welches ſie groß wunder naͤhme. Mit dieſer Antwort/ ſagte der Diener/ werde Ihrer Hocheit ich nit duͤrf- fen unter die Augen treten/ und muß ihr des Koͤniges begehren angezeiget/ mir auch richti- ger Beſcheid erteilet werden. Wir leiſtetẽ ſolches gerne/ antwortete die vornehmſte Frau/ muͤſſen uns aber mehr vor der Hofmeiſterin/ als vor dem Fraͤulein ſelbſt fuͤrchten/ maſſen ſie wegen erworbener Gnade ſo hochmuͤhtig worden/ daß es unertraͤglich fallen dürffte/ da es noch lange wehren ſolte. Endlich erbot ſie ſich/ hinzugehen/ und ihr zuruffen; horchete an- fangs/ und bald darauff klopffete ſie leiſe an der Fraͤulein Gemach/ welches ſie/ weil ihr nit geantwortet ward/ zum dritten mahle wiederhohlete/ endlich mit klarer Stimme rief: Fr. Hofmeiſterin/ Ihre Koͤnigl. Hocheit begehren eurer; Nachdem ſich aber kein Menſch hoͤ- ren ließ/ ging ſie wieder auffs gemeine Zimmer/ und ſagete: Ich weiß trauen nicht/ was ich immermehr gedenken ſol; ich klopffe/ ich ruffe/ und vernehme nichts. So muß ich verfu- chen/ ſagte der Kaͤmmerling/ ob ich die ſchlaͤfferige Frau nicht ermuntern koͤnne. Ach ach/ antwortete die Leibdienerin/ diß gehet nimmermehr recht zu/ mein Gn. Fraͤulein hat ſo fe- ſten Schlaf nicht. Der Diener entſetzete ſich hieruͤber/ klopffete doch dreymalſehr hart an/ und als ſich niemand meldete/ ſagete er: O ich gluͤkſeliger/ daß ich der widrigen Zeitung ei- gentlicher Brieftraͤger nicht ſeyn darff/ und ſeyd ihr klug/ ſagte er zu dem Frauenzimmer/ ſo ſendet etliche eures Mittels mit mir nach dem Koͤnige/ damit ihr euch alles Argwohns ent- S ſ ſ ſ ſ iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/915>, abgerufen am 30.09.2024.