Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
hets meiner Fr. Schwester? furchtet sie sich auch vor feindlichen überfal? Meine gnädig-
ste Königin/ antwortete er/ ist/ dank den Göttern noch frisch und gesund/ lebet auch ferne
von aller Furcht/ als lange eure Hocheit im Leben und gutem Wolstande sich befindet/ und
hätte dieselbe zu gewünscheter Zeit nicht kommen mögen/ da sie gleich diese Stund von
unserm Gnn. Könige und Fräulein/ wie auch von dem unvergleichlichen und biß an der
Sonnen Auffgang hochbenahmeten Helde Herkules/ euer Hocheit Sohne sehr angeneh-
me Zeitung und Schreiben bekommen hat. Groß Fürst Henrich seufzete über dieser Re-
de und sagete: O du lieber und werter Sohn/ wie unselig bin ich/ daß durch verleugnung
unser Schuz Götter du dich deiner Eltern und Vaterlandes/ oder vielmehr uns deiner be-
raubet hast! wie schwer ist mirs/ dich zu hassen/ und doch unzulässig/ dich zu lieben/ als lan-
ge du den neuen Aberglauben nicht wirst abgeleget haben; sagte nachgehends zu Pribisla;
es ist mir sehr lieb/ daß mein Oheim und Wase annoch in gutem Wolstande leben/ und
fürchtete ich mich schon/ nur Unlust durch meiner Schwester Trähnen einzunehmen.
Ließ darauff sein Gemahl und Fräulein in einer Gutsche allernähest hinter ihm her zum
Stad Tohr ein fahren/ da sie auff dem Schlosse von der Königin sehr freundlich emp-
fangen/ nachgehends auff das Gemach geführet wurden/ woselbst die treflichen Kleinot
in grosser Menge annoch unbedecket stunden/ an welchen Frl. Klara ihre Augen sehr be-
lüstigte/ daß sie fragens sich nicht enthalten kunte/ von wannen doch folche scheinbare Sa-
chen kähmen; welches die Königin alles erzählete/ und ihren Bruder umb Raht fragete/
wessen sie sich gegen den Parther König erklären solte; er aber zur Antwort gab; es wäh-
re eine wichtige Sache/ und sähe er nicht was man anders/ als freundliche Einwilligung
vornehmen könte/ nachdem unmöglich seyn würde/ dem mächtigsten Könige der Welt
das Fräulein mit Gewalt zu nehmen. So wolte aber ich viel lieber sterben/ sagte die Kö-
nigin/ als diesem hochmühtigen Wüterich eine Tochter geben/ die ihm vielleicht als eine
Leibeigene dienen müste/ wann das erste Feur/ welches am heftigsten zu brennen pfleget/
würde gedämpfet seyn/ und zweifele nicht/ meine herzlieben Söhne Herkules und Ladisla/
werden nicht ruhen biß sie mein geliebtes Kind in Freyheit gesetzet haben; Und weiß mein
Bruder noch nicht/ weß ich gesinnet bin? Ich habe von 14 Jahren her meinem Sohn
Herkules dieses mein Kind zugedacht/ weil sie einer dem andern von Angesicht/ Gemüht
und vielen Eigenschaften sehr gleich sind/ und da mir dieses fehlen solte/ müste sie der Göt-
tin Vesta biß an ihr Ende verlobet werden. Ach/ [s]agte/ die Groß Fürstin/ wann ich den Tag
dieser Heyraht erleben solte/ wolte ich nachgehends mit frölichem Herzen sterben. Der
Groß Fürst redet ihr ein; Schweiget schweiget/ mein geliebtes Gemahl/ er hat unsere Göt-
ter verläugnet/ daher kan ihm dieses nicht zugelassen werden/ dann weil er dieser Ursachen
halben ein Fürst ohn Land/ und aus seinem Erbreiche muß verbannet seyn/ wird er sein Le-
ben im Ritterstande enden müssen/ was solte dann meiner Frl. Wasen mit solchem Ge-
mahl gedienet seyn? Die Königin lachete seiner Ernsthaftigkeit/ und sagete: Geliebter
Bruder/ der Götter Vorsaz und versehung werden weder du noch ich zubrechen bestand
seyn; wann nun unserm Sohn Herkules/ ach dem frommen tapfferen und Tugenderge-
benen Herkules meine Tochter außersehen ist/ wer wil sie ihm nehmen? hat er dann gleich
Teutschland nicht (wiewol sonder zweiffel ihm solches dereins/ da er lebet/ werden muß)

ey so

Vierdes Buch.
hets meiner Fr. Schweſter? fůrchtet ſie ſich auch vor feindlichen uͤberfal? Meine gnaͤdig-
ſte Koͤnigin/ antwortete er/ iſt/ dank den Goͤttern noch friſch und geſund/ lebet auch ferne
von aller Furcht/ als lange eure Hocheit im Leben und gutem Wolſtande ſich befindet/ und
haͤtte dieſelbe zu gewuͤnſcheter Zeit nicht kommen moͤgen/ da ſie gleich dieſe Stund von
unſerm Gnn. Koͤnige und Fraͤulein/ wie auch von dem unvergleichlichen und biß an der
Sonnen Auffgang hochbenahmeten Helde Herkules/ euer Hocheit Sohne ſehr angeneh-
me Zeitung und Schreiben bekommen hat. Groß Fuͤrſt Henrich ſeufzete uͤber dieſer Re-
de und ſagete: O du lieber und werter Sohn/ wie unſelig bin ich/ daß durch verleugnung
unſer Schuz Goͤtter du dich deiner Eltern und Vaterlandes/ oder vielmehr uns deiner be-
raubet haſt! wie ſchwer iſt mirs/ dich zu haſſen/ und doch unzulaͤſſig/ dich zu lieben/ als lan-
ge du den neuen Aberglauben nicht wirſt abgeleget haben; ſagte nachgehends zu Pribiſla;
es iſt mir ſehr lieb/ daß mein Oheim und Waſe annoch in gutem Wolſtande leben/ und
fuͤrchtete ich mich ſchon/ nur Unluſt durch meiner Schweſter Traͤhnen einzunehmen.
Ließ darauff ſein Gemahl und Fraͤulein in einer Gutſche allernaͤheſt hinter ihm her zum
Stad Tohr ein fahren/ da ſie auff dem Schloſſe von der Koͤnigin ſehr freundlich emp-
fangen/ nachgehends auff das Gemach gefuͤhret wurden/ woſelbſt die treflichen Kleinot
in groſſer Menge annoch unbedecket ſtunden/ an welchen Frl. Klara ihre Augen ſehr be-
lüſtigte/ daß ſie fragens ſich nicht enthalten kunte/ von wannen doch folche ſcheinbare Sa-
chen kaͤhmen; welches die Koͤnigin alles erzaͤhlete/ und ihren Bruder umb Raht fragete/
weſſen ſie ſich gegen den Parther Koͤnig erklaͤren ſolte; er aber zur Antwort gab; es waͤh-
re eine wichtige Sache/ und ſaͤhe er nicht was man anders/ als freundliche Einwilligung
vornehmen koͤnte/ nachdem unmoͤglich ſeyn wuͤrde/ dem maͤchtigſten Koͤnige der Welt
das Fraͤulein mit Gewalt zu nehmen. So wolte aber ich viel lieber ſterben/ ſagte die Koͤ-
nigin/ als dieſem hochmuͤhtigen Wuͤterich eine Tochter geben/ die ihm vielleicht als eine
Leibeigene dienen muͤſte/ wann das erſte Feur/ welches am heftigſten zu brennen pfleget/
würde gedaͤmpfet ſeyn/ und zweifele nicht/ meine herzlieben Soͤhne Herkules und Ladiſla/
werden nicht ruhen biß ſie mein geliebtes Kind in Freyheit geſetzet haben; Und weiß mein
Bruder noch nicht/ weß ich geſinnet bin? Ich habe von 14 Jahren her meinem Sohn
Herkules dieſes mein Kind zugedacht/ weil ſie einer dem andern von Angeſicht/ Gemüht
und vielen Eigenſchaften ſehr gleich ſind/ und da mir dieſes fehlen ſolte/ muͤſte ſie der Goͤt-
tin Veſta biß an ihr Ende verlobet werden. Ach/ [ſ]agte/ die Groß Fuͤrſtin/ wañ ich den Tag
dieſer Heyraht erleben ſolte/ wolte ich nachgehends mit froͤlichem Herzen ſterben. Der
Groß Fuͤrſt redet ihr ein; Schweiget ſchweiget/ mein geliebtes Gemahl/ er hat unſere Goͤt-
ter verlaͤugnet/ daher kan ihm dieſes nicht zugelaſſen werden/ dann weil er dieſer Urſachen
halben ein Fuͤrſt ohn Land/ und aus ſeinem Erbreiche muß verbannet ſeyn/ wird er ſein Le-
ben im Ritterſtande enden muͤſſen/ was ſolte dann meiner Frl. Waſen mit ſolchem Ge-
mahl gedienet ſeyn? Die Koͤnigin lachete ſeiner Ernſthaftigkeit/ und ſagete: Geliebter
Bruder/ der Goͤtter Vorſaz und verſehung werden weder du noch ich zubrechen beſtand
ſeyn; wann nun unſerm Sohn Herkules/ ach dem frommen tapfferen und Tugenderge-
benen Herkules meine Tochter außerſehen iſt/ wer wil ſie ihm nehmen? hat er dañ gleich
Teutſchland nicht (wiewol ſonder zweiffel ihm ſolches dereins/ da er lebet/ werden muß)

ey ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0893" n="855"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
hets meiner Fr. Schwe&#x017F;ter? f&#x016F;rchtet &#x017F;ie &#x017F;ich auch vor feindlichen u&#x0364;berfal? Meine gna&#x0364;dig-<lb/>
&#x017F;te Ko&#x0364;nigin/ antwortete er/ i&#x017F;t/ dank den Go&#x0364;ttern noch fri&#x017F;ch und ge&#x017F;und/ lebet auch ferne<lb/>
von aller Furcht/ als lange eure Hocheit im Leben und gutem Wol&#x017F;tande &#x017F;ich befindet/ und<lb/>
ha&#x0364;tte die&#x017F;elbe zu gewu&#x0364;n&#x017F;cheter Zeit nicht kommen mo&#x0364;gen/ da &#x017F;ie gleich die&#x017F;e Stund von<lb/>
un&#x017F;erm Gnn. Ko&#x0364;nige und Fra&#x0364;ulein/ wie auch von dem unvergleichlichen und biß an der<lb/>
Sonnen Auffgang hochbenahmeten Helde Herkules/ euer Hocheit Sohne &#x017F;ehr angeneh-<lb/>
me Zeitung und Schreiben bekommen hat. Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t Henrich &#x017F;eufzete u&#x0364;ber die&#x017F;er Re-<lb/>
de und &#x017F;agete: O du lieber und werter Sohn/ wie un&#x017F;elig bin ich/ daß durch verleugnung<lb/>
un&#x017F;er Schuz Go&#x0364;tter du dich deiner Eltern und Vaterlandes/ oder vielmehr uns deiner be-<lb/>
raubet ha&#x017F;t! wie &#x017F;chwer i&#x017F;t mirs/ dich zu ha&#x017F;&#x017F;en/ und doch unzula&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig/ dich zu lieben/ als lan-<lb/>
ge du den neuen Aberglauben nicht wir&#x017F;t abgeleget haben; &#x017F;agte nachgehends zu Pribi&#x017F;la;<lb/>
es i&#x017F;t mir &#x017F;ehr lieb/ daß mein Oheim und Wa&#x017F;e annoch in gutem Wol&#x017F;tande leben/ und<lb/>
fu&#x0364;rchtete ich mich &#x017F;chon/ nur Unlu&#x017F;t durch meiner Schwe&#x017F;ter Tra&#x0364;hnen einzunehmen.<lb/>
Ließ darauff &#x017F;ein Gemahl und Fra&#x0364;ulein in einer Gut&#x017F;che allerna&#x0364;he&#x017F;t hinter ihm her zum<lb/>
Stad Tohr ein fahren/ da &#x017F;ie auff dem Schlo&#x017F;&#x017F;e von der Ko&#x0364;nigin &#x017F;ehr freundlich emp-<lb/>
fangen/ nachgehends auff das Gemach gefu&#x0364;hret wurden/ wo&#x017F;elb&#x017F;t die treflichen Kleinot<lb/>
in gro&#x017F;&#x017F;er Menge annoch unbedecket &#x017F;tunden/ an welchen Frl. Klara ihre Augen &#x017F;ehr be-<lb/>&#x017F;tigte/ daß &#x017F;ie fragens &#x017F;ich nicht enthalten kunte/ von wannen doch folche &#x017F;cheinbare Sa-<lb/>
chen ka&#x0364;hmen; welches die Ko&#x0364;nigin alles erza&#x0364;hlete/ und ihren Bruder umb Raht fragete/<lb/>
we&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich gegen den Parther Ko&#x0364;nig erkla&#x0364;ren &#x017F;olte; er aber zur Antwort gab; es wa&#x0364;h-<lb/>
re eine wichtige Sache/ und &#x017F;a&#x0364;he er nicht was man anders/ als freundliche Einwilligung<lb/>
vornehmen ko&#x0364;nte/ nachdem unmo&#x0364;glich &#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ dem ma&#x0364;chtig&#x017F;ten Ko&#x0364;nige der Welt<lb/>
das Fra&#x0364;ulein mit Gewalt zu nehmen. So wolte aber ich viel lieber &#x017F;terben/ &#x017F;agte die Ko&#x0364;-<lb/>
nigin/ als die&#x017F;em hochmu&#x0364;htigen Wu&#x0364;terich eine Tochter geben/ die ihm vielleicht als eine<lb/>
Leibeigene dienen mu&#x0364;&#x017F;te/ wann das er&#x017F;te Feur/ welches am heftig&#x017F;ten zu brennen pfleget/<lb/>
würde geda&#x0364;mpfet &#x017F;eyn/ und zweifele nicht/ meine herzlieben So&#x0364;hne Herkules und Ladi&#x017F;la/<lb/>
werden nicht ruhen biß &#x017F;ie mein geliebtes Kind in Freyheit ge&#x017F;etzet haben; Und weiß mein<lb/>
Bruder noch nicht/ weß ich ge&#x017F;innet bin? Ich habe von 14 Jahren her meinem Sohn<lb/>
Herkules die&#x017F;es mein Kind zugedacht/ weil &#x017F;ie einer dem andern von Ange&#x017F;icht/ Gemüht<lb/>
und vielen Eigen&#x017F;chaften &#x017F;ehr gleich &#x017F;ind/ und da mir die&#x017F;es fehlen &#x017F;olte/ mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ie der Go&#x0364;t-<lb/>
tin Ve&#x017F;ta biß an ihr Ende verlobet werden. Ach/ <supplied>&#x017F;</supplied>agte/ die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ wan&#x0303; ich den Tag<lb/>
die&#x017F;er Heyraht erleben &#x017F;olte/ wolte ich nachgehends mit fro&#x0364;lichem Herzen &#x017F;terben. Der<lb/>
Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t redet ihr ein; Schweiget &#x017F;chweiget/ mein geliebtes Gemahl/ er hat un&#x017F;ere Go&#x0364;t-<lb/>
ter verla&#x0364;ugnet/ daher kan ihm die&#x017F;es nicht zugela&#x017F;&#x017F;en werden/ dann weil er die&#x017F;er Ur&#x017F;achen<lb/>
halben ein Fu&#x0364;r&#x017F;t ohn Land/ und aus &#x017F;einem Erbreiche muß verbannet &#x017F;eyn/ wird er &#x017F;ein Le-<lb/>
ben im Ritter&#x017F;tande enden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ was &#x017F;olte dann meiner Frl. Wa&#x017F;en mit &#x017F;olchem Ge-<lb/>
mahl gedienet &#x017F;eyn? Die Ko&#x0364;nigin lachete &#x017F;einer Ern&#x017F;thaftigkeit/ und &#x017F;agete: Geliebter<lb/>
Bruder/ der Go&#x0364;tter Vor&#x017F;az und ver&#x017F;ehung werden weder du noch ich zubrechen be&#x017F;tand<lb/>
&#x017F;eyn; wann nun un&#x017F;erm Sohn Herkules/ ach dem frommen tapfferen und Tugenderge-<lb/>
benen Herkules meine Tochter außer&#x017F;ehen i&#x017F;t/ wer wil &#x017F;ie ihm nehmen? hat er dan&#x0303; gleich<lb/>
Teut&#x017F;chland nicht (wiewol &#x017F;onder zweiffel ihm &#x017F;olches dereins/ da er lebet/ werden muß)<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ey &#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[855/0893] Vierdes Buch. hets meiner Fr. Schweſter? fůrchtet ſie ſich auch vor feindlichen uͤberfal? Meine gnaͤdig- ſte Koͤnigin/ antwortete er/ iſt/ dank den Goͤttern noch friſch und geſund/ lebet auch ferne von aller Furcht/ als lange eure Hocheit im Leben und gutem Wolſtande ſich befindet/ und haͤtte dieſelbe zu gewuͤnſcheter Zeit nicht kommen moͤgen/ da ſie gleich dieſe Stund von unſerm Gnn. Koͤnige und Fraͤulein/ wie auch von dem unvergleichlichen und biß an der Sonnen Auffgang hochbenahmeten Helde Herkules/ euer Hocheit Sohne ſehr angeneh- me Zeitung und Schreiben bekommen hat. Groß Fuͤrſt Henrich ſeufzete uͤber dieſer Re- de und ſagete: O du lieber und werter Sohn/ wie unſelig bin ich/ daß durch verleugnung unſer Schuz Goͤtter du dich deiner Eltern und Vaterlandes/ oder vielmehr uns deiner be- raubet haſt! wie ſchwer iſt mirs/ dich zu haſſen/ und doch unzulaͤſſig/ dich zu lieben/ als lan- ge du den neuen Aberglauben nicht wirſt abgeleget haben; ſagte nachgehends zu Pribiſla; es iſt mir ſehr lieb/ daß mein Oheim und Waſe annoch in gutem Wolſtande leben/ und fuͤrchtete ich mich ſchon/ nur Unluſt durch meiner Schweſter Traͤhnen einzunehmen. Ließ darauff ſein Gemahl und Fraͤulein in einer Gutſche allernaͤheſt hinter ihm her zum Stad Tohr ein fahren/ da ſie auff dem Schloſſe von der Koͤnigin ſehr freundlich emp- fangen/ nachgehends auff das Gemach gefuͤhret wurden/ woſelbſt die treflichen Kleinot in groſſer Menge annoch unbedecket ſtunden/ an welchen Frl. Klara ihre Augen ſehr be- lüſtigte/ daß ſie fragens ſich nicht enthalten kunte/ von wannen doch folche ſcheinbare Sa- chen kaͤhmen; welches die Koͤnigin alles erzaͤhlete/ und ihren Bruder umb Raht fragete/ weſſen ſie ſich gegen den Parther Koͤnig erklaͤren ſolte; er aber zur Antwort gab; es waͤh- re eine wichtige Sache/ und ſaͤhe er nicht was man anders/ als freundliche Einwilligung vornehmen koͤnte/ nachdem unmoͤglich ſeyn wuͤrde/ dem maͤchtigſten Koͤnige der Welt das Fraͤulein mit Gewalt zu nehmen. So wolte aber ich viel lieber ſterben/ ſagte die Koͤ- nigin/ als dieſem hochmuͤhtigen Wuͤterich eine Tochter geben/ die ihm vielleicht als eine Leibeigene dienen muͤſte/ wann das erſte Feur/ welches am heftigſten zu brennen pfleget/ würde gedaͤmpfet ſeyn/ und zweifele nicht/ meine herzlieben Soͤhne Herkules und Ladiſla/ werden nicht ruhen biß ſie mein geliebtes Kind in Freyheit geſetzet haben; Und weiß mein Bruder noch nicht/ weß ich geſinnet bin? Ich habe von 14 Jahren her meinem Sohn Herkules dieſes mein Kind zugedacht/ weil ſie einer dem andern von Angeſicht/ Gemüht und vielen Eigenſchaften ſehr gleich ſind/ und da mir dieſes fehlen ſolte/ muͤſte ſie der Goͤt- tin Veſta biß an ihr Ende verlobet werden. Ach/ ſagte/ die Groß Fuͤrſtin/ wañ ich den Tag dieſer Heyraht erleben ſolte/ wolte ich nachgehends mit froͤlichem Herzen ſterben. Der Groß Fuͤrſt redet ihr ein; Schweiget ſchweiget/ mein geliebtes Gemahl/ er hat unſere Goͤt- ter verlaͤugnet/ daher kan ihm dieſes nicht zugelaſſen werden/ dann weil er dieſer Urſachen halben ein Fuͤrſt ohn Land/ und aus ſeinem Erbreiche muß verbannet ſeyn/ wird er ſein Le- ben im Ritterſtande enden muͤſſen/ was ſolte dann meiner Frl. Waſen mit ſolchem Ge- mahl gedienet ſeyn? Die Koͤnigin lachete ſeiner Ernſthaftigkeit/ und ſagete: Geliebter Bruder/ der Goͤtter Vorſaz und verſehung werden weder du noch ich zubrechen beſtand ſeyn; wann nun unſerm Sohn Herkules/ ach dem frommen tapfferen und Tugenderge- benen Herkules meine Tochter außerſehen iſt/ wer wil ſie ihm nehmen? hat er dañ gleich Teutſchland nicht (wiewol ſonder zweiffel ihm ſolches dereins/ da er lebet/ werden muß) ey ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/893
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 855. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/893>, abgerufen am 22.12.2024.