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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
folgete/ so daß die Anwesende von diesem Gespräch abgezogen wurden/ und Fr. Sophia
unverstöret den dritten Brieff/ also lautend/ lesen kunte.

Die gefangene Valiska/ entbeut der Durch leuchtigsten Königin in Böhmen/ ihrer herzgelie-
beten Fr. Schwester freundlichen Gruß/ und klaget/ daß sie nicht gnugsame Busse erdenken kan/ die
unbilligkeit der Trennung ihrer Fr. Schwester von ihrem Gemahl/ deren sie Ursach ist/ abzutragen.
Versichere meine Fr. Schwester sich kühnlich/ daß mir das Leiden auch in etwas bekant ist/ welches
die ferne Abwesenheit eines allerliebsten Schatzes in verliebeter Seele erwecket/ und ich umb so desto-
mehr zur harten straffe mich selbst verurteile/ daher ich deren mich zu entbrechen nicht willens bin/ bit-
te nur freundlich/ die Volstreckung auffzuschieben/ biß mein Gott und Schöpffer durch seine almäch-
tige Gnade mich vor euer Liebe Gericht stellen wird/ wil alsdann/ was mein vertraueter Oheim/
Groß Fürst Herkules/ und meine von Angesicht mir annoch unbekante Schwester Frl. Lukretie Pom-
pejin/ als meine geträue Vorsprachen nicht werden abbitten können/ gerne und geduldig über mich
nehmen/ wann nur eure Liebe die wolbefugete Rache bißdahin außzusetzen kan beredet werden; in-
zwischen befehle eure Liebe ich der gewaltigen Obhuet Gottes zu aller gedeiligkeit geträulichst/ und
wie ich bin/ also verbleibe ich Zeit meines Lebens meiner herzgeliebeten Fr. Schwester ganz ergebene
Dienerin Valiska/ jezo genennet Herkuliska. Gegeben auff meinem Königlichen Schlosse/ vielmehr
Zwänger zu Charas.

Frau Sophia betrachtete nach verlesung die zierlichen Buchstaben und artigen kunst
Züge/ die kein Schreibmeister hätte nacharten können/ fing endlich mit einer verwunde-
rung an: O welch eine ädle Seele muß in dem Herzen dieser unvergleichlichen Fräulein
wohnen/ daß in so überaus grossen Gefahr sie sich annoch ergetzen/ und dem Unglük selbst
troz bieten kan. Ja/ antwortete Leches/ mein gnädigstes Fräulein hat durch ihren unüber-
windlichen Muht es dahin gebracht/ daß Artabanus selbst sie fürchten muß/ und habe ich
mit Augen angesehen/ daß in seiner Gegenwart sie einen vornehmen Parthischen Fürsten/
des Königes nähesten Anverwanten erschossen/ umb daß er Herrn Herkules verrähteri-
scher weise über fiel/ und schier ermordet hätte. Daß sind gefährliche Zeitungen/ sagte Fr.
Sophia; bitte aber/ uns die Freundschaft zuerzeigen/ und was mit unsern geliebten sich zu-
getragen/ umbständlich zuerzählen/ welches ich noch vor Morgen srüh verschulden wil/
und ich darzu gute Gelegenheit habe. Libussa stund nicht weit davon/ merkete bald/ worauf
sie zielete/ ließ sich doch nichts merken/ sondern hörete fleissig zu/ weil Leches schon in voller
Erzählung war/ da er alles anzeigete/ was mit ihnen so wol auff der Reise/ als zu Ekbatana
und Charas sich zugetragen/ ohn Fabius Verlust und was ihr Christentuhm betraff; Und
als er in zwo Stunden seine Rede geendiget hatte/ übergab er Fr. Sophien die von Frl.
Valisken ihr zugeschickete Kleinot in einem von Perlen-Mutter zusammen gesetzeten Lä-
dichen/ welche sie überaus kostbar befand; nachgehends reichete er Fr. Ursulen/ Frl. Si-
byllen und Frl. Helenen/ (die herzugefodert war) absonderliche Päklein Kleinot in Her-
kules Nahmen; Jungfer Brelen aber eine zimliche Lade mit 100000 Kronen angefüllet/
wahren die Gelder/ welche dem Fräulein zu Tyrus/ und Herkules in Kreta vorgeschossen
wahren/ und wurden mit köstlichen Kleinoten hoch verzinset. Und ob gleich Brela vorwen-
dete/ der gröste Teil kähme ihrer Wasen Libussen zu/ kehrete sich doch Leches daran nicht/
sondern zeigete an/ wie er schuldig währe seines Gn. Herrn Befehl außzurichten. Wei-
ters foderte er Fr. Euphrosynen vor sich/ händigte ihr 60000 Kronen baar ein/ nebest vie-
len schönen Kleinoten/ und sagte: Fürst Herkules wüste sich ihres ihm erzeigeten guten

Willens

Vierdes Buch.
folgete/ ſo daß die Anweſende von dieſem Geſpraͤch abgezogen wurden/ und Fr. Sophia
unverſtoͤret den dritten Brieff/ alſo lautend/ leſen kunte.

Die gefangene Valiſka/ entbeut der Durch leuchtigſten Koͤnigin in Boͤhmen/ ihrer herzgelie-
beten Fr. Schweſter freundlichen Gruß/ und klaget/ daß ſie nicht gnugſame Buſſe erdenken kan/ die
unbilligkeit der Trennung ihrer Fr. Schweſter von ihrem Gemahl/ deren ſie Urſach iſt/ abzutragen.
Verſichere meine Fr. Schweſter ſich kuͤhnlich/ daß mir das Leiden auch in etwas bekant iſt/ welches
die ferne Abweſenheit eines allerliebſten Schatzes in verliebeter Seele erwecket/ und ich umb ſo deſto-
mehr zur harten ſtraffe mich ſelbſt verurteile/ daher ich deren mich zu entbrechen nicht willens bin/ bit-
te nur freundlich/ die Volſtreckung auffzuſchieben/ biß mein Gott und Schoͤpffer durch ſeine almaͤch-
tige Gnade mich vor euer Liebe Gericht ſtellen wird/ wil alsdann/ was mein vertraueter Oheim/
Groß Fuͤrſt Herkules/ und meine von Angeſicht mir annoch unbekante Schweſter Frl. Lukretie Pom-
pejin/ als meine getraͤue Vorſprachen nicht werden abbitten koͤnnen/ gerne und geduldig uͤber mich
nehmen/ wann nur eure Liebe die wolbefugete Rache bißdahin außzuſetzen kan beredet werden; in-
zwiſchen befehle eure Liebe ich der gewaltigen Obhuet Gottes zu aller gedeiligkeit getraͤulichſt/ und
wie ich bin/ alſo verbleibe ich Zeit meines Lebens meiner herzgeliebeten Fr. Schweſter ganz ergebene
Dienerin Valiſka/ jezo genennet Herkuliſka. Gegeben auff meinem Koͤniglichen Schloſſe/ vielmehr
Zwaͤnger zu Charas.

Frau Sophia betrachtete nach verleſung die zierlichen Buchſtaben und artigen kunſt
Züge/ die kein Schreibmeiſter haͤtte nacharten koͤnnen/ fing endlich mit einer verwunde-
rung an: O welch eine aͤdle Seele muß in dem Herzen dieſer unvergleichlichen Fraͤulein
wohnen/ daß in ſo überaus groſſen Gefahr ſie ſich annoch ergetzen/ und dem Ungluͤk ſelbſt
troz bieten kan. Ja/ antwortete Leches/ mein gnaͤdigſtes Fraͤulein hat durch ihren unüber-
windlichen Muht es dahin gebracht/ daß Artabanus ſelbſt ſie fürchten muß/ und habe ich
mit Augen angeſehen/ daß in ſeiner Gegenwart ſie einen vornehmen Parthiſchen Fürſten/
des Koͤniges naͤheſten Anverwanten erſchoſſen/ umb daß er Herrn Herkules verraͤhteri-
ſcher weiſe uͤber fiel/ und ſchier ermordet haͤtte. Daß ſind gefaͤhrliche Zeitungen/ ſagte Fr.
Sophia; bitte aber/ uns die Freundſchaft zuerzeigen/ und was mit unſern geliebten ſich zu-
getragen/ umbſtaͤndlich zuerzaͤhlen/ welches ich noch vor Morgen ſruͤh verſchulden wil/
und ich darzu gute Gelegenheit habe. Libuſſa ſtund nicht weit davon/ merkete bald/ worauf
ſie zielete/ ließ ſich doch nichts merken/ ſondern hoͤrete fleiſſig zu/ weil Leches ſchon in voller
Erzaͤhlung war/ da er alles anzeigete/ was mit ihnen ſo wol auff der Reiſe/ als zu Ekbatana
und Charas ſich zugetragen/ ohn Fabius Verluſt und was ihr Chriſtentuhm betraff; Und
als er in zwo Stunden ſeine Rede geendiget hatte/ uͤbergab er Fr. Sophien die von Frl.
Valiſken ihr zugeſchickete Kleinot in einem von Perlen-Mutter zuſammen geſetzeten Laͤ-
dichen/ welche ſie uͤberaus koſtbar befand; nachgehends reichete er Fr. Urſulen/ Frl. Si-
byllen und Frl. Helenen/ (die herzugefodert war) abſonderliche Paͤklein Kleinot in Her-
kules Nahmen; Jungfer Brelen aber eine zimliche Lade mit 100000 Kronen angefuͤllet/
wahren die Gelder/ welche dem Fraͤulein zu Tyrus/ und Herkules in Kreta vorgeſchoſſen
wahren/ uñ wurden mit koͤſtlichen Kleinoten hoch verzinſet. Und ob gleich Brela vorwen-
dete/ der groͤſte Teil kaͤhme ihrer Waſen Libuſſen zu/ kehrete ſich doch Leches daran nicht/
ſondern zeigete an/ wie er ſchuldig waͤhre ſeines Gn. Herrn Befehl außzurichten. Wei-
ters foderte er Fr. Euphroſynen vor ſich/ haͤndigte ihr 60000 Kronen baar ein/ nebeſt vie-
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[840/0878] Vierdes Buch. folgete/ ſo daß die Anweſende von dieſem Geſpraͤch abgezogen wurden/ und Fr. Sophia unverſtoͤret den dritten Brieff/ alſo lautend/ leſen kunte. Die gefangene Valiſka/ entbeut der Durch leuchtigſten Koͤnigin in Boͤhmen/ ihrer herzgelie- beten Fr. Schweſter freundlichen Gruß/ und klaget/ daß ſie nicht gnugſame Buſſe erdenken kan/ die unbilligkeit der Trennung ihrer Fr. Schweſter von ihrem Gemahl/ deren ſie Urſach iſt/ abzutragen. Verſichere meine Fr. Schweſter ſich kuͤhnlich/ daß mir das Leiden auch in etwas bekant iſt/ welches die ferne Abweſenheit eines allerliebſten Schatzes in verliebeter Seele erwecket/ und ich umb ſo deſto- mehr zur harten ſtraffe mich ſelbſt verurteile/ daher ich deren mich zu entbrechen nicht willens bin/ bit- te nur freundlich/ die Volſtreckung auffzuſchieben/ biß mein Gott und Schoͤpffer durch ſeine almaͤch- tige Gnade mich vor euer Liebe Gericht ſtellen wird/ wil alsdann/ was mein vertraueter Oheim/ Groß Fuͤrſt Herkules/ und meine von Angeſicht mir annoch unbekante Schweſter Frl. Lukretie Pom- pejin/ als meine getraͤue Vorſprachen nicht werden abbitten koͤnnen/ gerne und geduldig uͤber mich nehmen/ wann nur eure Liebe die wolbefugete Rache bißdahin außzuſetzen kan beredet werden; in- zwiſchen befehle eure Liebe ich der gewaltigen Obhuet Gottes zu aller gedeiligkeit getraͤulichſt/ und wie ich bin/ alſo verbleibe ich Zeit meines Lebens meiner herzgeliebeten Fr. Schweſter ganz ergebene Dienerin Valiſka/ jezo genennet Herkuliſka. Gegeben auff meinem Koͤniglichen Schloſſe/ vielmehr Zwaͤnger zu Charas. Frau Sophia betrachtete nach verleſung die zierlichen Buchſtaben und artigen kunſt Züge/ die kein Schreibmeiſter haͤtte nacharten koͤnnen/ fing endlich mit einer verwunde- rung an: O welch eine aͤdle Seele muß in dem Herzen dieſer unvergleichlichen Fraͤulein wohnen/ daß in ſo überaus groſſen Gefahr ſie ſich annoch ergetzen/ und dem Ungluͤk ſelbſt troz bieten kan. Ja/ antwortete Leches/ mein gnaͤdigſtes Fraͤulein hat durch ihren unüber- windlichen Muht es dahin gebracht/ daß Artabanus ſelbſt ſie fürchten muß/ und habe ich mit Augen angeſehen/ daß in ſeiner Gegenwart ſie einen vornehmen Parthiſchen Fürſten/ des Koͤniges naͤheſten Anverwanten erſchoſſen/ umb daß er Herrn Herkules verraͤhteri- ſcher weiſe uͤber fiel/ und ſchier ermordet haͤtte. Daß ſind gefaͤhrliche Zeitungen/ ſagte Fr. Sophia; bitte aber/ uns die Freundſchaft zuerzeigen/ und was mit unſern geliebten ſich zu- getragen/ umbſtaͤndlich zuerzaͤhlen/ welches ich noch vor Morgen ſruͤh verſchulden wil/ und ich darzu gute Gelegenheit habe. Libuſſa ſtund nicht weit davon/ merkete bald/ worauf ſie zielete/ ließ ſich doch nichts merken/ ſondern hoͤrete fleiſſig zu/ weil Leches ſchon in voller Erzaͤhlung war/ da er alles anzeigete/ was mit ihnen ſo wol auff der Reiſe/ als zu Ekbatana und Charas ſich zugetragen/ ohn Fabius Verluſt und was ihr Chriſtentuhm betraff; Und als er in zwo Stunden ſeine Rede geendiget hatte/ uͤbergab er Fr. Sophien die von Frl. Valiſken ihr zugeſchickete Kleinot in einem von Perlen-Mutter zuſammen geſetzeten Laͤ- dichen/ welche ſie uͤberaus koſtbar befand; nachgehends reichete er Fr. Urſulen/ Frl. Si- byllen und Frl. Helenen/ (die herzugefodert war) abſonderliche Paͤklein Kleinot in Her- kules Nahmen; Jungfer Brelen aber eine zimliche Lade mit 100000 Kronen angefuͤllet/ wahren die Gelder/ welche dem Fraͤulein zu Tyrus/ und Herkules in Kreta vorgeſchoſſen wahren/ uñ wurden mit koͤſtlichen Kleinoten hoch verzinſet. Und ob gleich Brela vorwen- dete/ der groͤſte Teil kaͤhme ihrer Waſen Libuſſen zu/ kehrete ſich doch Leches daran nicht/ ſondern zeigete an/ wie er ſchuldig waͤhre ſeines Gn. Herrn Befehl außzurichten. Wei- ters foderte er Fr. Euphroſynen vor ſich/ haͤndigte ihr 60000 Kronen baar ein/ nebeſt vie- len ſchoͤnen Kleinoten/ und ſagte: Fuͤrſt Herkules wuͤſte ſich ihres ihm erzeigeten guten Willens

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 840. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/878>, abgerufen am 22.12.2024.