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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
Feur sähe. Herkules bekümmerte sich fast/ daß durch Seumniß dem Feinde dieser Einfall
gegönnet wahr/ schickete Tyriotes und Gallus mit 3000 leichten Pferden aus/ frisch durch-
zuhauen/ ob sie eigentlich erfahren könten/ wie stark der Feind/ und wer ihr Feldherr wäh-
re. Diese stiessen bald des andern Tages auf eine Feindes Schaar 800 stark/ welche sie um-
ringeten/ 600 nidermacheten/ und die übrigen gefangen nahmen/ da hingegen sie nur 30
Mann einbüsseten/ weil der Feind sich mit der Beute zuschwer beladen hatte/ und das Ge-
wehr nicht gebrauchen kunte. Die Gefangenen verhörete man stündlich/ welche alles an-
zeigeten/ daher Gallus ungeseumet mit sechs Reutern und vier Gefangenen Tag und Nacht
zurücke ging/ und seinem Herrn die Zeitung einbrachte. Herkules befragete diese Gefange-
ne selbst/ und nach eigentlicher Bekäntniß brach er mit den Völkern auff/ sie guter Beute
versichernd/ da sie nur einen kleinen redlichen Saz mit ihm wagen/ und dem Feinde den
Raub abnehmen dürfften; welche sich alle verbunden/ nicht anders/ als Uberwinder/ die
Wahlstat zuverlassen. Madates wütete inzwischen gar gräulich/ ließ alles/ was er antraff/
verwüsten und erschlagen/ und meynete nicht/ daß die Persen ihm das Häupt würden bie-
ten dürffen/ dann er wahr ein beschriehener guter Feld Obrister/ der mannichen trefflichen
Sieg von den Reichs Feinden erstritten hatte. Als Herkules bey Tyriotes ankam/ und die
ganze Menge der Gefangenen mit freundlichen Worten verhörete/ auch ihnen Speise und
Trank zureichen befahl/ und die Kleider ihnen wieder zugeben/ welche man ihnen abgezogen
hatte/ trat derselben einer hin zu Tyriotes/ und sagete in geheim zu ihm: Michjammert von
Herzen/ daß dieser freundliche Held/ so Henker-mässig sol geschändet werden/ wie mans
über ihn beschlossen hat/ welches abzuwenden/ machet mir Gelegenheit/ daß mit
diesem Herrn ohn meiner Mitgefangenen Wissenschafft ich reden möge. Tyriotes ver-
schliefseines Herrn Wolfahrt nicht/ zeigete solches an/ und führete diesen Gefangenen in
ein absonderliches Zelt/ welcher zu Herkules und Ladisla also redete: Treffliche Helden/
Gnn. Herren/ ob ich gleich meinem Könige mit äidespflichten verbunden bin/ kan ich doch
nicht unterlassen/ wegen ihrer/ uns Gefangenen erzeigeter Guttaht/ sie zuwarnen/ daß mein
König 20 handfeste Ritter mit grossen Verheissungen bestellet hat/ euch in künftiger Feld-
schlacht lebendig zugreiffen/ und möchten die Ruhten wol schon gebunden seyn/ damit auff
diesen fall ihr vor des Königes Augen schändlich sollet gestrichen werden. Herkules erblei-
chete vor diesem Schelmstücke/ und sagete: Guter Freund/ woher ist dir solches bewust?
Ich bin dessen/ antwortete er/ von meines Vaters Bruder Sohn/ einem Königlichen Tra-
banten höchstvertraulich berichtet/ als welcher den Befehl selbst angehöret hat; so wollen
nun Eure Gnn. mich nicht melden/ und sich wol vorsehen/ dann obgedachte Ritter werden
sich nicht trennen/ sondern euch hin und wieder suchen/ und können bey ihren schwarzen Feld-
zeichen leicht zuerkennen seyn; so ist auch im ganzen Heer ausgeruffen/ daß/ wohin diese Rit-
ter sich wenden/ man ihnen Raum geben/ und sie durchlassen solle. Ladisla meynete vor Zorn
und Eifer zubersten/ und sagete zu dem Gefangenen: Dasern sichs also verhalten wird/ wie
du berichtest/ soltu mit der Freyheit und andern ansehnlichen Verehrungen begabet wer-
den. Ich bin wol zufrieden/ antwortete er/ daß neben meinen Mitgefangenen ich biß nach
gehaltener Schlacht verstricket bleibe/ da sich meiner anzeige nach/ alles ausfündig machen
wird. Ladisla/ nach des Gefangenen Abtrit/ schwur seinem Herkules/ wo er sonst lebete/ wol-

te er

Vierdes Buch.
Feur ſaͤhe. Herkules bekümmerte ſich faſt/ daß durch Seumniß dem Feinde dieſer Einfall
gegoͤnnet wahr/ ſchickete Tyriotes uñ Gallus mit 3000 leichten Pferden aus/ friſch durch-
zuhauen/ ob ſie eigentlich erfahren koͤnten/ wie ſtark der Feind/ und wer ihr Feldherr waͤh-
re. Dieſe ſtieſſen bald des andern Tages auf eine Feindes Schaar 800 ſtark/ welche ſie um-
ringeten/ 600 nidermacheten/ und die uͤbrigen gefangen nahmen/ da hingegen ſie nur 30
Mann einbuͤſſeten/ weil der Feind ſich mit der Beute zuſchwer beladen hatte/ und das Ge-
wehr nicht gebrauchen kunte. Die Gefangenen verhoͤrete man ſtuͤndlich/ welche alles an-
zeigeten/ daheꝛ Gallus ungeſeumet mit ſechs Reutern und vier Gefangenen Tag uñ Nacht
zuruͤcke ging/ und ſeinem Herrn die Zeitung einbrachte. Herkules befragete dieſe Gefange-
ne ſelbſt/ und nach eigentlicher Bekaͤntniß brach er mit den Voͤlkern auff/ ſie guter Beute
verſichernd/ da ſie nur einen kleinen redlichen Saz mit ihm wagen/ und dem Feinde den
Raub abnehmen duͤrfften; welche ſich alle verbunden/ nicht anders/ als Uberwinder/ die
Wahlſtat zuverlaſſen. Madates wuͤtete inzwiſchen gar graͤulich/ ließ alles/ was er antraff/
verwuͤſten und erſchlagen/ und meynete nicht/ daß die Perſen ihm das Haͤupt wuͤrden bie-
ten duͤrffen/ dann er wahr ein beſchriehener guter Feld Obriſter/ der mannichen trefflichen
Sieg von den Reichs Feinden erſtritten hatte. Als Herkules bey Tyriotes ankam/ und die
ganze Menge der Gefangenen mit freundlichen Worten verhoͤrete/ auch ihnen Speiſe uñ
Trank zureichen befahl/ und die Kleider ihnen wieder zugeben/ welche man ihnen abgezogen
hatte/ trat derſelben einer hin zu Tyriotes/ und ſagete in geheim zu ihm: Michjammert von
Herzen/ daß dieſer freundliche Held/ ſo Henker-maͤſſig ſol geſchaͤndet werden/ wie mans
uͤber ihn beſchloſſen hat/ welches abzuwenden/ machet mir Gelegenheit/ daß mit
dieſem Herrn ohn meiner Mitgefangenen Wiſſenſchafft ich reden moͤge. Tyriotes ver-
ſchliefſeines Herrn Wolfahrt nicht/ zeigete ſolches an/ und führete dieſen Gefangenen in
ein abſonderliches Zelt/ welcher zu Herkules und Ladiſla alſo redete: Treffliche Helden/
Gnn. Herren/ ob ich gleich meinem Koͤnige mit aͤidespflichten verbunden bin/ kan ich doch
nicht unterlaſſen/ wegen ihrer/ uns Gefangenen erzeigeter Guttaht/ ſie zuwarnen/ daß mein
Koͤnig 20 handfeſte Ritter mit groſſen Verheiſſungen beſtellet hat/ euch in kuͤnftiger Feld-
ſchlacht lebendig zugreiffen/ und moͤchten die Ruhten wol ſchon gebunden ſeyn/ damit auff
dieſen fall ihr vor des Koͤniges Augen ſchaͤndlich ſollet geſtrichen werden. Herkules erblei-
chete vor dieſem Schelmſtuͤcke/ und ſagete: Guter Freund/ woher iſt dir ſolches bewuſt?
Ich bin deſſen/ antwortete er/ von meines Vaters Bruder Sohn/ einem Koͤniglichen Tra-
banten hoͤchſtvertraulich berichtet/ als welcher den Befehl ſelbſt angehoͤret hat; ſo wollen
nun Eure Gnn. mich nicht melden/ und ſich wol vorſehen/ dann obgedachte Ritter werden
ſich nicht trennen/ ſondern euch hin und wieder ſuchen/ und koͤñen bey ihꝛen ſchwaꝛzen Feld-
zeichen leicht zuerkeñen ſeyn; ſo iſt auch im ganzen Heer ausgeruffen/ daß/ wohin dieſe Rit-
ter ſich wenden/ man ihnen Raum geben/ und ſie durchlaſſen ſolle. Ladiſla meynete vor Zoꝛn
und Eifer zuberſten/ und ſagete zu dem Gefangenen: Daſern ſichs alſo verhalten wird/ wie
du berichteſt/ ſoltu mit der Freyheit und andern anſehnlichen Verehrungen begabet wer-
den. Ich bin wol zufrieden/ antwortete er/ daß neben meinen Mitgefangenen ich biß nach
gehaltener Schlacht verſtricket bleibe/ da ſich meiner anzeige nach/ alles ausfuͤndig machen
wird. Ladiſla/ nach des Gefangenen Abtrit/ ſchwur ſeinem Herkules/ wo er ſonſt lebete/ wol-

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[828/0866] Vierdes Buch. Feur ſaͤhe. Herkules bekümmerte ſich faſt/ daß durch Seumniß dem Feinde dieſer Einfall gegoͤnnet wahr/ ſchickete Tyriotes uñ Gallus mit 3000 leichten Pferden aus/ friſch durch- zuhauen/ ob ſie eigentlich erfahren koͤnten/ wie ſtark der Feind/ und wer ihr Feldherr waͤh- re. Dieſe ſtieſſen bald des andern Tages auf eine Feindes Schaar 800 ſtark/ welche ſie um- ringeten/ 600 nidermacheten/ und die uͤbrigen gefangen nahmen/ da hingegen ſie nur 30 Mann einbuͤſſeten/ weil der Feind ſich mit der Beute zuſchwer beladen hatte/ und das Ge- wehr nicht gebrauchen kunte. Die Gefangenen verhoͤrete man ſtuͤndlich/ welche alles an- zeigeten/ daheꝛ Gallus ungeſeumet mit ſechs Reutern und vier Gefangenen Tag uñ Nacht zuruͤcke ging/ und ſeinem Herrn die Zeitung einbrachte. Herkules befragete dieſe Gefange- ne ſelbſt/ und nach eigentlicher Bekaͤntniß brach er mit den Voͤlkern auff/ ſie guter Beute verſichernd/ da ſie nur einen kleinen redlichen Saz mit ihm wagen/ und dem Feinde den Raub abnehmen duͤrfften; welche ſich alle verbunden/ nicht anders/ als Uberwinder/ die Wahlſtat zuverlaſſen. Madates wuͤtete inzwiſchen gar graͤulich/ ließ alles/ was er antraff/ verwuͤſten und erſchlagen/ und meynete nicht/ daß die Perſen ihm das Haͤupt wuͤrden bie- ten duͤrffen/ dann er wahr ein beſchriehener guter Feld Obriſter/ der mannichen trefflichen Sieg von den Reichs Feinden erſtritten hatte. Als Herkules bey Tyriotes ankam/ und die ganze Menge der Gefangenen mit freundlichen Worten verhoͤrete/ auch ihnen Speiſe uñ Trank zureichen befahl/ und die Kleider ihnen wieder zugeben/ welche man ihnen abgezogen hatte/ trat derſelben einer hin zu Tyriotes/ und ſagete in geheim zu ihm: Michjammert von Herzen/ daß dieſer freundliche Held/ ſo Henker-maͤſſig ſol geſchaͤndet werden/ wie mans uͤber ihn beſchloſſen hat/ welches abzuwenden/ machet mir Gelegenheit/ daß mit dieſem Herrn ohn meiner Mitgefangenen Wiſſenſchafft ich reden moͤge. Tyriotes ver- ſchliefſeines Herrn Wolfahrt nicht/ zeigete ſolches an/ und führete dieſen Gefangenen in ein abſonderliches Zelt/ welcher zu Herkules und Ladiſla alſo redete: Treffliche Helden/ Gnn. Herren/ ob ich gleich meinem Koͤnige mit aͤidespflichten verbunden bin/ kan ich doch nicht unterlaſſen/ wegen ihrer/ uns Gefangenen erzeigeter Guttaht/ ſie zuwarnen/ daß mein Koͤnig 20 handfeſte Ritter mit groſſen Verheiſſungen beſtellet hat/ euch in kuͤnftiger Feld- ſchlacht lebendig zugreiffen/ und moͤchten die Ruhten wol ſchon gebunden ſeyn/ damit auff dieſen fall ihr vor des Koͤniges Augen ſchaͤndlich ſollet geſtrichen werden. Herkules erblei- chete vor dieſem Schelmſtuͤcke/ und ſagete: Guter Freund/ woher iſt dir ſolches bewuſt? Ich bin deſſen/ antwortete er/ von meines Vaters Bruder Sohn/ einem Koͤniglichen Tra- banten hoͤchſtvertraulich berichtet/ als welcher den Befehl ſelbſt angehoͤret hat; ſo wollen nun Eure Gnn. mich nicht melden/ und ſich wol vorſehen/ dann obgedachte Ritter werden ſich nicht trennen/ ſondern euch hin und wieder ſuchen/ und koͤñen bey ihꝛen ſchwaꝛzen Feld- zeichen leicht zuerkeñen ſeyn; ſo iſt auch im ganzen Heer ausgeruffen/ daß/ wohin dieſe Rit- ter ſich wenden/ man ihnen Raum geben/ und ſie durchlaſſen ſolle. Ladiſla meynete vor Zoꝛn und Eifer zuberſten/ und ſagete zu dem Gefangenen: Daſern ſichs alſo verhalten wird/ wie du berichteſt/ ſoltu mit der Freyheit und andern anſehnlichen Verehrungen begabet wer- den. Ich bin wol zufrieden/ antwortete er/ daß neben meinen Mitgefangenen ich biß nach gehaltener Schlacht verſtricket bleibe/ da ſich meiner anzeige nach/ alles ausfuͤndig machen wird. Ladiſla/ nach des Gefangenen Abtrit/ ſchwur ſeinem Herkules/ wo er ſonſt lebete/ wol- te er

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/866>, abgerufen am 22.12.2024.