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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
te schilt/ müssen wir ihm ein Knaben- oder Kinderspiel auffmachen und eine Knechtische
Auffwartung sehen lassen/ worüber er sich ein wenig kitzeln möge; weil er dann der Fräu-
lein an den König gegebene Versicherung noch nicht gelesen hatte/ zohe er dieselbe wieder
hervor/ und fand diesen spitzigen Inhalt: Herkuliska/ gebohrnes Königliches Fräulein aus
Böhmen/ gelobet hiemit und Krafft dieses/ dem Allergroßmächtigsten Beherscher der Morgenländer/
Könige Artabanus/ nach verlauff der annoch bevorstehenden fest versprochenen Wochen/ ohn einige
Einrede und Wiederspenstigkeit/ in die Königliche glükselige Heyraht einzuwilligen/ dafern inwen-
dig solcher Zeit ihre Groß Königl. Hocheit weder durch sich selbst/ noch durch andere sie keinerley
Weise zum Beylager oder anderen liebes Sachen anfodern wird/ auff was masse und Weise solches
immermehr geschehen könte; im wiedrigen wird und muß sie in Mangel anderer Mittel/ sich zum
wenigsten durch den Tod von aller Gewaltsamkeit zu befreien/ einen sicheren Weg finden. Herku-
lisken eigene Hand.

Nach verlesung ließ er geschwinde zu Pferde blasen/ und nahmen den geradesten Weg
nach Parthen/ blieben die Nacht eine halbe Meile von den Grenzen im Felde liegen/ fut-
terten ihre Pferde wol/ und eine Stunde vor der Sonnen Auffgang gingen sie in drey
Hauffen als eine stränge Fluht in Parthen hinein/ da alles abgebrennet/ erschlagen und
gefangen/ auch trefliche Beute gemacht ward; die schönesten Dörffer und Flecken wur-
den in die Asche gelegt/ und weil sie vor Uberfall sicher wahren/ streiffeten sie hin und wie-
der auff vier Meileweges in die Breite und Länge/ nur einen wolgelegenen Flecken erhiel-
ten sie/ legeten sich dahinein/ und sendeten Kundschafft aus/ des Feindes Ankunfft und Vor-
haben zuerforschen. Der Parthische Feld Herr Spitamenes hatte auff Vologeses getrieb
den Königlichen Befehl erhalten/ daß er vorsichtig spielen/ und gleichwol/ wo möglich/
durch Feur und Schwert dem Persen schaden zu fügen solte/ gleich als das fliegende Ge-
rücht ihm die Zeitung brachte/ die Persen währen eingefallen/ und hätten schlimmer ge-
hauset/ als nie kein außländischer Feind; worüber der freimuhtige Spitamenes auff sich
selbst unwillig ward/ daß er den andern nicht vorkommen wahr/ samlete sein Heer in aller
Eile/ und ging in guter Vorsichtigkeit fort/ nach dem Flecken welchen die unsern ihnen zum
Rükhalt genommen hatten/ und ihm solches schon verkundschaffet wahr/ und ob gleich
alle flüchtige ihm anbrachten/ daß die Persen über 30000 stark währen/ scheuhete er sich
doch nicht/ dieselben mit einer gesezten Schlachtordnung im freien Felde anzugreiffen/
dann er verließ sich auff seine wolgeübete Mannschaft. Herkules bekam die Zeitung we-
gen seines anzuges früh genug/ machte alles zur Schlacht fertig/ und redete Pharnaba-
zus ein tapferes Herz ein/ welcher nichts als die Wenigkeit ihrer Völker beklagete. Sie
setzeten sich in drey Hauffen/ Ladisla hatte den Rechten/ Pharnabazus nebest Tyriotes den
linken Flügel/ jeder 5000 stark/ und hielt er mit seinen 6000 in der Mitte/ welche sich auff
ihre durchnähete Leinen-Panzer-Decken nicht wenig verliessen. So bald beyde feindliche
Heer einander ins Gesicht bekahmen/ wunderte sich Spitamenes über der unsern gerin-
gen Anzahl/ und fürchtete sich vor einen Auffsaz oder hinterhalt/ bekam aber aus dem Flec-
ken die Nachricht/ daß keine feindliche Völker mehr verhanden währen/ auch daß dieser
Einfall nicht im Nahmen des Persen/ sondern zweer fremder Fürsten geschehen/ welche
ja der Königlichen Braut zu Charas Bruder und Oheim seyn solten. Dieser verwunder-
te sich dessen überaus hoch/ und fragete/ ob dann ihre Völker nicht Persen währen; wor-

auff

Vierdes Buch.
te ſchilt/ muͤſſen wir ihm ein Knaben- oder Kinderſpiel auffmachen und eine Knechtiſche
Auffwartung ſehen laſſen/ worüber er ſich ein wenig kitzeln moͤge; weil er dann der Fraͤu-
lein an den Koͤnig gegebene Verſicherung noch nicht geleſen hatte/ zohe er dieſelbe wieder
hervor/ und fand dieſen ſpitzigen Inhalt: Herkuliſka/ gebohrnes Koͤnigliches Fraͤulein aus
Boͤhmen/ gelobet hiemit und Krafft dieſes/ dem Allergroßmaͤchtigſten Beherſcher der Morgenlaͤnder/
Koͤnige Artabanus/ nach verlauff der annoch bevorſtehenden feſt verſprochenen Wochen/ ohn einige
Einrede und Wiederſpenſtigkeit/ in die Koͤnigliche gluͤkſelige Heyraht einzuwilligen/ dafern inwen-
dig ſolcher Zeit ihre Groß Koͤnigl. Hocheit weder durch ſich ſelbſt/ noch durch andere ſie keinerley
Weiſe zum Beylager oder anderen liebes Sachen anfodern wird/ auff was maſſe und Weiſe ſolches
immermehr geſchehen koͤnte; im wiedrigen wird und muß ſie in Mangel anderer Mittel/ ſich zum
wenigſten durch den Tod von aller Gewaltſamkeit zu befreien/ einen ſicheren Weg finden. Herku-
liſken eigene Hand.

Nach verleſung ließ er geſchwinde zu Pferde blaſen/ und nahmen den geradeſten Weg
nach Parthen/ blieben die Nacht eine halbe Meile von den Grenzen im Felde liegen/ fut-
terten ihre Pferde wol/ und eine Stunde vor der Sonnen Auffgang gingen ſie in drey
Hauffen als eine ſtraͤnge Fluht in Parthen hinein/ da alles abgebrennet/ erſchlagen und
gefangen/ auch trefliche Beute gemacht ward; die ſchoͤneſten Doͤrffer und Flecken wur-
den in die Aſche gelegt/ und weil ſie vor Uberfall ſicher wahren/ ſtreiffeten ſie hin und wie-
der auff vier Meileweges in die Breite und Laͤnge/ nur einen wolgelegenen Flecken erhiel-
ten ſie/ legeten ſich dahinein/ und ſendeten Kundſchafft aus/ des Feindes Ankunfft uñ Voꝛ-
haben zuerforſchen. Der Parthiſche Feld Herr Spitamenes hatte auff Vologeſes getrieb
den Koͤniglichen Befehl erhalten/ daß er vorſichtig ſpielen/ und gleichwol/ wo moͤglich/
durch Feur und Schwert dem Perſen ſchaden zu fuͤgen ſolte/ gleich als das fliegende Ge-
ruͤcht ihm die Zeitung brachte/ die Perſen waͤhren eingefallen/ und haͤtten ſchlimmer ge-
hauſet/ als nie kein außlaͤndiſcher Feind; worüber der freimuhtige Spitamenes auff ſich
ſelbſt unwillig ward/ daß er den andern nicht vorkommen wahr/ ſamlete ſein Heer in aller
Eile/ uñ ging in guter Vorſichtigkeit fort/ nach dem Flecken welchen die unſern ihnen zum
Rükhalt genommen hatten/ und ihm ſolches ſchon verkundſchaffet wahr/ und ob gleich
alle fluͤchtige ihm anbrachten/ daß die Perſen uͤber 30000 ſtark waͤhren/ ſcheuhete er ſich
doch nicht/ dieſelben mit einer geſezten Schlachtordnung im freien Felde anzugreiffen/
dann er verließ ſich auff ſeine wolgeuͤbete Mannſchaft. Herkules bekam die Zeitung we-
gen ſeines anzuges fruͤh genug/ machte alles zur Schlacht fertig/ und redete Pharnaba-
zus ein tapferes Herz ein/ welcher nichts als die Wenigkeit ihrer Voͤlker beklagete. Sie
ſetzeten ſich in drey Hauffen/ Ladiſla hatte den Rechtẽ/ Pharnabazus nebeſt Tyriotes den
linken Flügel/ jeder 5000 ſtark/ und hielt er mit ſeinen 6000 in der Mitte/ welche ſich auff
ihre durchnaͤhete Leinen-Panzer-Decken nicht wenig verlieſſen. So bald beyde feindliche
Heer einander ins Geſicht bekahmen/ wunderte ſich Spitamenes über der unſern gerin-
gen Anzahl/ und fuͤrchtete ſich vor einen Auffſaz oder hinterhalt/ bekam aber aus dem Flec-
ken die Nachricht/ daß keine feindliche Voͤlker mehr verhanden waͤhren/ auch daß dieſer
Einfall nicht im Nahmen des Perſen/ ſondern zweer fremder Fuͤrſten geſchehen/ welche
ja der Koͤniglichen Braut zu Charas Bruder und Oheim ſeyn ſolten. Dieſer verwundeꝛ-
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[814/0852] Vierdes Buch. te ſchilt/ muͤſſen wir ihm ein Knaben- oder Kinderſpiel auffmachen und eine Knechtiſche Auffwartung ſehen laſſen/ worüber er ſich ein wenig kitzeln moͤge; weil er dann der Fraͤu- lein an den Koͤnig gegebene Verſicherung noch nicht geleſen hatte/ zohe er dieſelbe wieder hervor/ und fand dieſen ſpitzigen Inhalt: Herkuliſka/ gebohrnes Koͤnigliches Fraͤulein aus Boͤhmen/ gelobet hiemit und Krafft dieſes/ dem Allergroßmaͤchtigſten Beherſcher der Morgenlaͤnder/ Koͤnige Artabanus/ nach verlauff der annoch bevorſtehenden feſt verſprochenen Wochen/ ohn einige Einrede und Wiederſpenſtigkeit/ in die Koͤnigliche gluͤkſelige Heyraht einzuwilligen/ dafern inwen- dig ſolcher Zeit ihre Groß Koͤnigl. Hocheit weder durch ſich ſelbſt/ noch durch andere ſie keinerley Weiſe zum Beylager oder anderen liebes Sachen anfodern wird/ auff was maſſe und Weiſe ſolches immermehr geſchehen koͤnte; im wiedrigen wird und muß ſie in Mangel anderer Mittel/ ſich zum wenigſten durch den Tod von aller Gewaltſamkeit zu befreien/ einen ſicheren Weg finden. Herku- liſken eigene Hand. Nach verleſung ließ er geſchwinde zu Pferde blaſen/ und nahmen den geradeſten Weg nach Parthen/ blieben die Nacht eine halbe Meile von den Grenzen im Felde liegen/ fut- terten ihre Pferde wol/ und eine Stunde vor der Sonnen Auffgang gingen ſie in drey Hauffen als eine ſtraͤnge Fluht in Parthen hinein/ da alles abgebrennet/ erſchlagen und gefangen/ auch trefliche Beute gemacht ward; die ſchoͤneſten Doͤrffer und Flecken wur- den in die Aſche gelegt/ und weil ſie vor Uberfall ſicher wahren/ ſtreiffeten ſie hin und wie- der auff vier Meileweges in die Breite und Laͤnge/ nur einen wolgelegenen Flecken erhiel- ten ſie/ legeten ſich dahinein/ und ſendeten Kundſchafft aus/ des Feindes Ankunfft uñ Voꝛ- haben zuerforſchen. Der Parthiſche Feld Herr Spitamenes hatte auff Vologeſes getrieb den Koͤniglichen Befehl erhalten/ daß er vorſichtig ſpielen/ und gleichwol/ wo moͤglich/ durch Feur und Schwert dem Perſen ſchaden zu fuͤgen ſolte/ gleich als das fliegende Ge- ruͤcht ihm die Zeitung brachte/ die Perſen waͤhren eingefallen/ und haͤtten ſchlimmer ge- hauſet/ als nie kein außlaͤndiſcher Feind; worüber der freimuhtige Spitamenes auff ſich ſelbſt unwillig ward/ daß er den andern nicht vorkommen wahr/ ſamlete ſein Heer in aller Eile/ uñ ging in guter Vorſichtigkeit fort/ nach dem Flecken welchen die unſern ihnen zum Rükhalt genommen hatten/ und ihm ſolches ſchon verkundſchaffet wahr/ und ob gleich alle fluͤchtige ihm anbrachten/ daß die Perſen uͤber 30000 ſtark waͤhren/ ſcheuhete er ſich doch nicht/ dieſelben mit einer geſezten Schlachtordnung im freien Felde anzugreiffen/ dann er verließ ſich auff ſeine wolgeuͤbete Mannſchaft. Herkules bekam die Zeitung we- gen ſeines anzuges fruͤh genug/ machte alles zur Schlacht fertig/ und redete Pharnaba- zus ein tapferes Herz ein/ welcher nichts als die Wenigkeit ihrer Voͤlker beklagete. Sie ſetzeten ſich in drey Hauffen/ Ladiſla hatte den Rechtẽ/ Pharnabazus nebeſt Tyriotes den linken Flügel/ jeder 5000 ſtark/ und hielt er mit ſeinen 6000 in der Mitte/ welche ſich auff ihre durchnaͤhete Leinen-Panzer-Decken nicht wenig verlieſſen. So bald beyde feindliche Heer einander ins Geſicht bekahmen/ wunderte ſich Spitamenes über der unſern gerin- gen Anzahl/ und fuͤrchtete ſich vor einen Auffſaz oder hinterhalt/ bekam aber aus dem Flec- ken die Nachricht/ daß keine feindliche Voͤlker mehr verhanden waͤhren/ auch daß dieſer Einfall nicht im Nahmen des Perſen/ ſondern zweer fremder Fuͤrſten geſchehen/ welche ja der Koͤniglichen Braut zu Charas Bruder und Oheim ſeyn ſolten. Dieſer verwundeꝛ- te ſich deſſen uͤberaus hoch/ und fragete/ ob dann ihre Voͤlker nicht Perſen waͤhren; wor- auff

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/852>, abgerufen am 22.12.2024.