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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
Gestalt selbst erschienen währe/ wolte ihn sonst also zu richten lassen/ daß ihn forhin deß-
gleichen nicht mehr gelüsten würde. Diese stellete sich sehr fremde/ und antwortete den Ab-
gesanten: Mich wundert nit/ daß man meinem Gn. Fürsten Kleons Anwesenheit hieselbst
hat antragen dürffen/ nachdem etliche sich unterstanden/ uns selbsten dieses einzubilden; es
ist aber ein Zeichen grosses mistrauens/ daß ihre Fürstl. Gn. eine solche Menge Reuter
hersendet/ und stehet fast schimpflich/ umb eines Todten Menschen Willen so viel Pferde
zu satteln; jedoch möget ihr euch wol versichern/ daß ihr Kleon so wenig hier als zu Susa
antreffen werdet; und wer solches nicht gläuben wil/ der schaue hinaus vor das Schloß/
woselbst ich vor dreien Tagen seine Gebeine einscharren lassen/ wie sein schwebender Geist
es selbst begehret/ und den Ort angezeiget hat/ da sein von den wilden Tihren übergelasse-
nes anzutreffen währe; möget demnach wol wieder hin zu eurem Fürsten reiten/ und ihm
andeuten/ daß er auffhöre die Todten alhier in dieser Welt zusuchen/ es dürffte ihm sonst
nicht viel anders/ als meinem Nabarzanes ergehen; wil er aber sein übriges ja haben/ so
grabet es aus/ und führet es mit euch hin; ob er sonst des beschuldigten Mordes und an-
derer aufflage schuldig sey oder nicht/ habe ich nicht zubeantworten/ wiewol ich ihn viel ei-
nes redlichern Gemühtes erkennet habe. Der Abgesandte wolte sich mit diesen Worten
nicht abspeisen lassen/ sondern gab vor/ er hätte von seinem Gn. Fürsten außdrüklichen Be-
sehl/ das gantze Schloß durch und durch zusuchen/ umb zuvernehmen/ an was Ende die
Magd den boßhafften Menschen verborgen hielte/ und würde man ihm verzeihen/ wann
er hierin untertähnig gehorsamete; stieg damit vom Pferde/ und foderte die Schlüssel
von Nabarzanes zu allen Gemächern/ vorwendend/ es solte ihm nicht daß allergeringste
entfremdet werden. Diese Anmuhtung wahr der Frauen sehr zuwieder/ und gab zur Ant-
wort: Du nicht werder Tropff bist noch lange der Mann nicht/ den ich meine Gemächer
werde durchschnauben lassen; und was zeihet sich dein Fürst? meinet er/ daß ich meinen
Mägden meine verschlossene Gemächer eingebe/ ihre unzüchtige Buhlen darauff zu ver-
sperren? Da gehe hin/ und suche ihn in der Mägde Kammer/ als lange dichs gelüstet/ dann
auff meine Zimmer soltu ohn meine Vergünstigung keinen Fuß setzen/ als lange ich den
Odem zihen kan. Nabarzanes hielt bey seinem Gemahl fleissig an/ sie möchte/ Verdacht zu
meiden/ sich des Fürsten begehren gefallen lassen. Wie/ sagte sie/ haltet dann ihr und der Fürst
mich umb eines schlimmen Knechtes willen in Verdacht? Trotz sey einem oder andern ge-
bohten/ der mir solches wahr machet. So muß es nicht verstanden werden/ antwortete Na-
barzanes/ nur/ es möchte der Fürst wähnen/ ihr nähmet euch seiner aus Barmhertzigkeit
an. Er gedenke endlich/ was er wil/ sagete sie/ so lasse ich doch nicht einen jeden schlimmen
Troß Buben besehen/ wie viel oder wenig ich auff meinen Gemächern verschliesse. Hier-
auff gab der Abgesandte zur Antwort: Wann ja Eure Gn. dieses erste nicht eingehen wil/
so muß ihr/ krafft Fürstlichen Befehls nicht zuwider seyn/ dz ich alle ihre Gemächer/ Bodem/
und Keller vier Tage lang mit Schildwachen auswendig besetze/ und nur die wenigen/ de-
ren Ihre Gn. selbst täglich gebrauchet/ durchschaue; befahl also seinen Reutern abzusteigen/
und je zween und zween vor jeder Tühr mit entblössetem Gewehr sich zustellen; welches sie
dann endlich zugeben muste/ da unterdessen ihre Esse Stube/ Schlaff Kammer und Klei-
der Gemach wol durchsuchet wurden/ und nachgehends unbesezt blieben. Kleon stund aber-

mahl

Vierdes Buch.
Geſtalt ſelbſt erſchienen waͤhre/ wolte ihn ſonſt alſo zu richten laſſen/ daß ihn forhin deß-
gleichen nicht mehr geluͤſten wuͤrde. Dieſe ſtellete ſich ſehr fremde/ und antwortete den Ab-
geſanten: Mich wundert nit/ daß man meinem Gn. Fuͤrſten Kleons Anweſenheit hieſelbſt
hat antragen duͤrffen/ nachdem etliche ſich unterſtanden/ uns ſelbſten dieſes einzubilden; es
iſt aber ein Zeichen groſſes miſtrauens/ daß ihre Fuͤrſtl. Gn. eine ſolche Menge Reuter
herſendet/ und ſtehet faſt ſchimpflich/ umb eines Todten Menſchen Willen ſo viel Pferde
zu ſatteln; jedoch moͤget ihr euch wol verſichern/ daß ihr Kleon ſo wenig hier als zu Suſa
antreffen werdet; und wer ſolches nicht glaͤuben wil/ der ſchaue hinaus vor das Schloß/
woſelbſt ich vor dreien Tagen ſeine Gebeine einſcharren laſſen/ wie ſein ſchwebender Geiſt
es ſelbſt begehret/ und den Ort angezeiget hat/ da ſein von den wilden Tihren uͤbergelaſſe-
nes anzutreffen waͤhre; moͤget demnach wol wieder hin zu eurem Fuͤrſten reiten/ und ihm
andeuten/ daß er auffhoͤre die Todten alhier in dieſer Welt zuſuchen/ es duͤrffte ihm ſonſt
nicht viel anders/ als meinem Nabarzanes ergehen; wil er aber ſein uͤbriges ja haben/ ſo
grabet es aus/ und fuͤhret es mit euch hin; ob er ſonſt des beſchuldigten Mordes und an-
derer aufflage ſchuldig ſey oder nicht/ habe ich nicht zubeantworten/ wiewol ich ihn viel ei-
nes redlichern Gemuͤhtes erkennet habe. Der Abgeſandte wolte ſich mit dieſen Worten
nicht abſpeiſen laſſen/ ſondern gab vor/ er haͤtte von ſeinem Gn. Fuͤrſten außdruͤklichẽ Be-
ſehl/ das gantze Schloß durch und durch zuſuchen/ umb zuvernehmen/ an was Ende die
Magd den boßhafften Menſchen verborgen hielte/ und wuͤrde man ihm verzeihen/ wann
er hierin untertaͤhnig gehorſamete; ſtieg damit vom Pferde/ und foderte die Schluͤſſel
von Nabarzanes zu allen Gemaͤchern/ vorwendend/ es ſolte ihm nicht daß allergeringſte
entfremdet werden. Dieſe Anmuhtung wahr der Frauen ſehr zuwieder/ und gab zur Ant-
wort: Du nicht werder Tropff biſt noch lange der Mann nicht/ den ich meine Gemaͤcher
werde durchſchnauben laſſen; und was zeihet ſich dein Fuͤrſt? meinet er/ daß ich meinen
Maͤgden meine verſchloſſene Gemaͤcher eingebe/ ihre unzüchtige Buhlen darauff zu ver-
ſperren? Da gehe hin/ und ſuche ihn in der Maͤgde Kammer/ als lange dichs gelüſtet/ dann
auff meine Zimmer ſoltu ohn meine Verguͤnſtigung keinen Fuß ſetzen/ als lange ich den
Odem zihen kan. Nabarzanes hielt bey ſeinem Gemahl fleiſſig an/ ſie moͤchte/ Verdacht zu
meiden/ ſich des Fürſten begehren gefallen laſſen. Wie/ ſagte ſie/ haltet dañ ihr und der Fuͤrſt
mich umb eines ſchlimmen Knechtes willen in Verdacht? Trotz ſey einem oder andern ge-
bohten/ der mir ſolches wahr machet. So muß es nicht verſtanden werden/ antwoꝛtete Na-
barzanes/ nur/ es moͤchte der Fuͤrſt waͤhnen/ ihr naͤhmet euch ſeiner aus Barmhertzigkeit
an. Er gedenke endlich/ was er wil/ ſagete ſie/ ſo laſſe ich doch nicht einen jeden ſchlimmen
Troß Buben beſehen/ wie viel oder wenig ich auff meinen Gemaͤchern verſchlieſſe. Hier-
auff gab der Abgeſandte zur Antwort: Wann ja Eure Gn. dieſes erſte nicht eingehen wil/
ſo muß ihr/ krafft Fürſtlichẽ Befehls nicht zuwider ſeyn/ dz ich alle ihre Gemaͤcheꝛ/ Bodem/
und Keller vier Tage lang mit Schildwachen auswendig beſetze/ und nur die wenigen/ de-
ren Ihre Gn. ſelbſt taͤglich gebrauchet/ durchſchaue; befahl alſo ſeinen Reutern abzuſteigẽ/
und je zween und zween vor jeder Tühr mit entbloͤſſetem Gewehr ſich zuſtellen; welches ſie
dann endlich zugeben muſte/ da unterdeſſen ihre Eſſe Stube/ Schlaff Kammer und Klei-
der Gemach wol durchſuchet wurden/ und nachgehends unbeſezt blieben. Kleon ſtund abeꝛ-

mahl
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/848>, abgerufen am 22.12.2024.