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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
und aus einem Beweißtuhm erfahren/ daß es wahr ist. Als Ihre Königl. Hocheit neulich
so hefftig wegen des Beylagers in das Fräulein drang/ schickete sie sich zum Tode/ aber zu
einem solchen/ welcher Eure Königl. Hocheit unfehlbar hätte zugleich mit aufreiben müs-
sen. Sie hatte ein kleines irdenes Büchslein/ welches sie küssete/ und zugleich sagete: O du
bitteres und unangenehmes Geschenk meiner Göttin/ muß ich dann dein noch gebrauchen/
und aus befehl der himlischen Macht eine Rache volstrecken/ welche mir hefftiger als der
Tod selbst zuwider ist? O Göttin/ wie gerne stürbe ich in deinem Dienst und Gehorsam/
wann ich nur nicht zugleich denselben ermorden müste/ der nicht aus Bosheit/ sondern gar
zu grosser und inbrünstiger Liebe/ deinen göttlichen Willen übertrit. Ich merkete hieraus/
daß dem Leben meines Königes gedräuet würde/ deßwegen sagte ich zu dem Fräulein: Eu-
re Gn. reden sehr verdächtig/ und wie werde ich solches verschweigen dürffen? Ihr müs-
set schweigen/ antwortete sie/ oder es wird meine Göttin euch das Genik abdrehen; doch
wann ihr die äusserste Noht meiner Keuscheit sehet oder merket/ so möget ihr reden/ was ich
euch sonst auff höchstes Vertauen offenbahren wil; Sehet ihr dieses kleine irdene Büchs-
lein? sagte das Fräulein; dieses hat mir meine saursichtige Göttin vor zehn Tagen zuge-
stellet/ gleich da ich meine Botschafft nach Prag abgefertiget hatte/ und mir befohlen/ dafern
ich vor Ausgang XV Wochen zum Beylager solte unvermeidlich genöhtiget werden/ mü-
ste ich zum lezten Gehorsam aus diesem Büchslein ein wenig an einen gewissen Ort mei-
nes Leibes streichen/ daher mir zwar der Tod als einem göttlichen Opffer ohn alle Schmer-
zen entstehen/ mein überwältiger aber/ so bald er mich berührete/ drey ganzer Tage und Nach-
te in der allergrössesten unaussprechlichen quahl zubringen/ und nach deren Verlauff in ra-
sender Wuht ihm selbst die Hände/ und so weit er mit den Zähnen reichen könte/ alles ab-
fressen würde/ biß die Seele aus ihm führe; Wollet ihr aber/ sagte das Fräulein zu mir/ mei-
ner Rede nicht trauen/ so lasset eines von meinen Hündichen kommen/ und versuchet an
demselben des Gifftes wirkung. Ich muste dem Fräulein gehorchen/ und strich dem Hünd-
lein gar ein weniges an seinen Bauch/ worauff es alsbald anfing einen solchen Jammer zu
treiben/ daß wir zu mitleiden bewäget wurden/ und es hinunter in den Graben wurffen.
Der König nam dieses vor die allergewisseste Warheit an/ entsetzete sich darüber zum heff-
tigsten/ und gab ihr zuvernehmen/ daß er zwar biß diese Stunde gesinnet gewesen/ das Bey-
lager auff die helffte der versprochenen Zeit zubringen/ sähe und vernähme aber/ daß er sich
eines andernerklären/ und der Geduld biß zum Verlauff der gesetzeten Wochen sich gehor-
samlich untergeben müste; Verehrete auch der Hofmeisterin ein Kleinot 12000 Kronen
wert/ daß sie ihm dieses offenbahret hatte/ wiewol er diese Bedräuung ihr vorhielt/ dafern
nach verflossener Zeit sein Fräulein das allergeringste zu weiterer Auffschiebung einsträuen
würde/ solte es an der Hofmeisterin Leben gerochen werden. Eine ganz unnöhtige sorge/
antwortete sie/ weil ich weiß/ daß nach solcher Zeit dem Durchl. Fräulein nichts angeneh-
mers seyn wird/ als dem mächtigsten Herscher der Welt ehelich beygelegt zuwerden. Und
O wie frölich und ohn sorge würde das allerliebste Fräulein leben/ und an ihrer Schönheit
von Tage zu Tage zunehmen/ wann ihr diese einige Furcht des zu frühzeitigen Anspruchs
zum Beylager/ gänzlich solte benommen seyn. Dieses Kummers/ sagte der König/ wollen
wir sie schon entheben/ weil es doch nicht anders seyn kan; setzete sich alsbald/ und schrieb
diesen Brief mit eigener Hand:

Der

Vierdes Buch.
und aus einem Beweißtuhm erfahren/ daß es wahr iſt. Als Ihre Koͤnigl. Hocheit neulich
ſo hefftig wegen des Beylagers in das Fraͤulein drang/ ſchickete ſie ſich zum Tode/ aber zu
einem ſolchen/ welcher Eure Koͤnigl. Hocheit unfehlbar haͤtte zugleich mit aufreiben muͤſ-
ſen. Sie hatte ein kleines irdenes Buͤchslein/ welches ſie kuͤſſete/ und zugleich ſagete: O du
bitteres und unangenehmes Geſchenk meiner Goͤttin/ muß ich dann dein noch gebrauchẽ/
und aus befehl der himliſchen Macht eine Rache volſtrecken/ welche mir hefftiger als der
Tod ſelbſt zuwider iſt? O Goͤttin/ wie gerne ſtuͤrbe ich in deinem Dienſt und Gehorſam/
wann ich nur nicht zugleich denſelben ermorden muͤſte/ der nicht aus Bosheit/ ſondern gaꝛ
zu groſſer und inbruͤnſtiger Liebe/ deinen goͤttlichen Willen uͤbertrit. Ich merkete hieraus/
daß dem Leben meines Koͤniges gedraͤuet wuͤrde/ deßwegen ſagte ich zu dem Fraͤulein: Eu-
re Gn. reden ſehr verdaͤchtig/ und wie werde ich ſolches verſchweigen duͤrffen? Ihr muͤſ-
ſet ſchweigen/ antwortete ſie/ oder es wird meine Goͤttin euch das Genik abdrehen; doch
wann ihr die aͤuſſerſte Noht meiner Keuſcheit ſehet oder merket/ ſo moͤget ihr reden/ was ich
euch ſonſt auff hoͤchſtes Vertauen offenbahren wil; Sehet ihr dieſes kleine irdene Buͤchs-
lein? ſagte das Fraͤulein; dieſes hat mir meine ſaurſichtige Goͤttin vor zehn Tagen zuge-
ſtellet/ gleich da ich meine Botſchafft nach Prag abgefertiget hatte/ und mir befohlen/ dafeꝛn
ich vor Ausgang XV Wochen zum Beylager ſolte unvermeidlich genoͤhtiget werden/ muͤ-
ſte ich zum lezten Gehorſam aus dieſem Buͤchslein ein wenig an einen gewiſſen Ort mei-
nes Leibes ſtreichen/ daher mir zwar der Tod als einem goͤttlichen Opffer ohn alle Schmeꝛ-
zen entſtehen/ mein uͤberwaͤltiger aber/ ſo bald er mich beruͤhrete/ drey ganzeꝛ Tage uñ Nach-
te in der allergroͤſſeſten unausſprechlichen quahl zubringen/ und nach deren Verlauff in ra-
ſender Wuht ihm ſelbſt die Haͤnde/ und ſo weit er mit den Zaͤhnen reichen koͤnte/ alles ab-
freſſen wuͤrde/ biß die Seele aus ihm fuͤhre; Wollet ihr aber/ ſagte das Fraͤulein zu mir/ mei-
ner Rede nicht trauen/ ſo laſſet eines von meinen Huͤndichen kommen/ und verſuchet an
demſelben des Gifftes wirkung. Ich muſte dem Fraͤulein gehorchen/ und ſtrich dem Hünd-
lein gar ein weniges an ſeinẽ Bauch/ worauff es alsbald anfing einen ſolchen Jammer zu
treiben/ daß wir zu mitleiden bewaͤget wurden/ und es hinunter in den Graben wurffen.
Der Koͤnig nam dieſes vor die allergewiſſeſte Warheit an/ entſetzete ſich daruͤber zum heff-
tigſten/ und gab ihr zuvernehmen/ daß er zwar biß dieſe Stunde geſiñet geweſen/ das Bey-
lager auff die helffte der verſprochenen Zeit zubringen/ ſaͤhe und vernaͤhme aber/ daß er ſich
eines andernerklaͤren/ und der Geduld biß zum Verlauff der geſetzeten Wochen ſich gehoꝛ-
ſamlich untergeben muͤſte; Verehrete auch der Hofmeiſterin ein Kleinot 12000 Kronen
wert/ daß ſie ihm dieſes offenbahret hatte/ wiewol er dieſe Bedraͤuung ihr vorhielt/ dafern
nach verfloſſener Zeit ſein Fraͤulein das allergeringſte zu weiterer Auffſchiebung einſtraͤuẽ
würde/ ſolte es an der Hofmeiſterin Leben gerochen werden. Eine ganz unnoͤhtige ſorge/
antwortete ſie/ weil ich weiß/ daß nach ſolcher Zeit dem Durchl. Fraͤulein nichts angeneh-
mers ſeyn wird/ als dem maͤchtigſten Herſcher der Welt ehelich beygelegt zuwerden. Und
O wie froͤlich und ohn ſorge wuͤrde das allerliebſte Fraͤulein leben/ und an ihrer Schoͤnheit
von Tage zu Tage zunehmen/ wann ihr dieſe einige Furcht des zu fruͤhzeitigen Anſpruchs
zum Beylager/ gaͤnzlich ſolte benommen ſeyn. Dieſes Kummers/ ſagte der Koͤnig/ wollen
wir ſie ſchon entheben/ weil es doch nicht anders ſeyn kan; ſetzete ſich alsbald/ und ſchrieb
dieſen Brief mit eigener Hand:

Der
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/842>, abgerufen am 22.12.2024.