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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
gebe zur Antwort: Wessen Heil in der Flucht bestehet/ der gehe beyzeiten durch. Heisset das
aber/ umb des Vaterlandes Freyheit bekümmert seyn? Ich meyne/ unser Schluß sey die-
ser: Daß wir alles/ was wir auch in Hosen und Wammes tragen/ vor das Vaterland
wagen und anwenden wollen; und nun ist die erste Sorge/ wie man Mittel gnug haben und
behalten möge/ weit ausserhalb Vaterlandes im Elende das Leben sicher zuführen. Ich vor
mein Häupt/ habe mich/ mit allem was ich bin und vermag/ dem Vaterlande gewidmet und
übergeben/ verschwöre mich auch/ kraft dieses/ allen meinen Land Göttern/ daß ich disseit des
Tiger Flusses/ als ein unversöhnlicher Feind des Parthischen Wüterichs/ leben und ster-
ben wil/ ich möchte dann als ein Gefangener dahinein geworffen/ oder hinüber geschleppet
werden. Und wer sich wegert/ mit mir dieses Gelübde zuleisten/ den schätze ich allerdinge
undüchtig/ ja ich schätze ihn ganz schädlich dieser unser Geselschafft und löblichen Vorneh-
mens; möchte auch wünschen/ daß man jedem unter uns könte des Herzen inwendiges be-
leuchten/ auff daß/ wer seinen Schatz lieber/ als Vaterlandes Wolfahrt hat/ alsbald von
uns ausgeschlossen/ und mit seinem Schatze nach Rom/ oder gar biß ans Ende der Welt
verbannet würde. Die andere angeführte ursach scheinet ja noch der Erbar- und Nützlig-
keit ähnlich; man müsse den Fürsten Schatz ersparen/ daß man auf erlittene Niderlage sich
daher mit Völkern auffs neue versehen könne. Ja wann die zur ersten Verfassung vor-
geschlagene Mittel ehrlich und vorträglich währen/ liesse ich mir solches mit gefallen; weil
aber das Widerspiel zuerweisen ich mir leicht getraue/ wil ich biß dahin diesen Vortrag
ausgestellet haben. Das gutdünken ist ergangen/ man solle alle Kriegs Kosten durch
Schatzung von den Untertahnen erzwingen/ weil zu ihrem besten der Krieg geführet wer-
de/ und man sie von dem Parthischen Wüterich befreyen wolle. O der Unbesonnenheit!
Heisset dann das/ befreyen/ da man einen zehnmahl härter drücket und beraubet/ als vorhin
nie geschehen ist? Da man den Untertahnen eine Last aufbürdet/ welche der Wüterich selbst
biß daher von ihnen abgekehret hat? Ja wann unsere Untertahnen Klötzer und wahnwit-
zige Tihre währen/ denen man mit einem Worte aus saur könte süsse/ und aus süsse saur
machen. Wollet ihr uns von des Parthers Zwange frey machen/ werden sie sagen/ so tuht
es nicht durch hefftigere Unterdruckung; dann wir wollen dem Parther lieber das gewöhn-
liche geben/ und seines Schutzes geniessen/ als allen unsern Armut euren Kriegsleuten dar-
legen/ und nachgehends Mangels halben unser Haus und Hof verlauffen. Und lasset uns
doch nur dieses bedenken/ O ihr Väter des Vaterlandes/ daß keiner unter uns eine Stad
oder Dorff hat/ in welchem sich nicht Parthisch-gewogene solten finden; würden diesel-
ben nicht mit leichter mühe die übrigen/ ob gleich die meisten/ wider uns auffwiegeln kön-
nen/ wann sie ihnen mit gnug beweißlichen Gründen vorzustellen hätten/ unsere vorgenom-
mene Rettung führete nichts gewissers mit sich/ als ihrer aller gänzliches Verderben und
äusserste Armut; Was könte daraus anders erfolgen/ als daß Artabanus ohn Schwert-
schlag/ durch unsere eigene Leute uns würde fellen und zu grunde richten? Dann sind un-
sere Untertahnen schwürig/ so ist es besser/ wir fallen in unsere eigene Schwerter/ als dz wir
uns von ihnen fahen/ binden/ und über das Gebirge nach Charas hinschleppen lassen/ nach-
dem uns daselbst keine bessere Wartung zubereitet ist/ als des Büttels grausamste Folter.
Und diese Aufruhr unserer Leute muß nohtwendig folgen/ wann wir ihnen einige beschwe-

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Vierdes Buch.
gebe zur Antwort: Weſſen Heil in der Flucht beſtehet/ der gehe beyzeiten durch. Heiſſet das
aber/ umb des Vaterlandes Freyheit bekuͤmmert ſeyn? Ich meyne/ unſer Schluß ſey die-
ſer: Daß wir alles/ was wir auch in Hoſen und Wammes tragen/ vor das Vaterland
wagen und anwenden wollen; und nun iſt die erſte Sorge/ wie man Mittel gnug haben uñ
behalten moͤge/ weit auſſerhalb Vaterlandes im Elende das Leben ſicher zufuͤhren. Ich vor
mein Haͤupt/ habe mich/ mit allem was ich bin und vermag/ dem Vaterlande gewidmet uñ
uͤbergeben/ verſchwoͤre mich auch/ kraft dieſes/ allen meinen Land Goͤttern/ daß ich diſſeit des
Tiger Fluſſes/ als ein unverſoͤhnlicher Feind des Parthiſchen Wuͤterichs/ leben und ſter-
ben wil/ ich moͤchte dann als ein Gefangener dahinein geworffen/ oder hinuͤber geſchleppet
werden. Und wer ſich wegert/ mit mir dieſes Geluͤbde zuleiſten/ den ſchaͤtze ich allerdinge
unduͤchtig/ ja ich ſchaͤtze ihn ganz ſchaͤdlich dieſer unſer Geſelſchafft und loͤblichen Vorneh-
mens; moͤchte auch wuͤnſchen/ daß man jedem unter uns koͤnte des Herzen inwendiges be-
leuchten/ auff daß/ wer ſeinen Schatz lieber/ als Vaterlandes Wolfahrt hat/ alsbald von
uns ausgeſchloſſen/ und mit ſeinem Schatze nach Rom/ oder gar biß ans Ende der Welt
verbannet wuͤrde. Die andere angefuͤhrte urſach ſcheinet ja noch der Erbar- und Nützlig-
keit aͤhnlich; man muͤſſe den Fuͤrſten Schatz erſparen/ daß man auf erlittene Niderlage ſich
daher mit Voͤlkern auffs neue verſehen koͤnne. Ja wann die zur erſten Verfaſſung vor-
geſchlagene Mittel ehrlich und vortraͤglich waͤhren/ lieſſe ich mir ſolches mit gefallen; weil
aber das Widerſpiel zuerweiſen ich mir leicht getraue/ wil ich biß dahin dieſen Vortrag
ausgeſtellet haben. Das gutduͤnken iſt ergangen/ man ſolle alle Kriegs Koſten durch
Schatzung von den Untertahnen erzwingen/ weil zu ihrem beſten der Krieg gefuͤhret wer-
de/ und man ſie von dem Parthiſchen Wuͤterich befreyen wolle. O der Unbeſonnenheit!
Heiſſet dann das/ befreyen/ da man einen zehnmahl haͤrter dꝛuͤcket und beraubet/ als voꝛhin
nie geſchehen iſt? Da man den Untertahnen eine Laſt aufbuͤrdet/ welche der Wuͤterich ſelbſt
biß daher von ihnen abgekehret hat? Ja wann unſere Untertahnen Kloͤtzer und wahnwit-
zige Tihre waͤhren/ denen man mit einem Worte aus ſaur koͤnte ſuͤſſe/ und aus ſuͤſſe ſaur
machen. Wollet ihr uns von des Parthers Zwange frey machen/ werden ſie ſagen/ ſo tuht
es nicht durch hefftigere Unterdruckung; dañ wir wollen dem Parther lieber das gewoͤhn-
liche geben/ und ſeines Schutzes genieſſen/ als allen unſern Armut euren Kriegsleuten daꝛ-
legen/ und nachgehends Mangels halben unſer Haus und Hof veꝛlauffen. Und laſſet uns
doch nur dieſes bedenken/ O ihr Vaͤter des Vaterlandes/ daß keiner unter uns eine Stad
oder Dorff hat/ in welchem ſich nicht Parthiſch-gewogene ſolten finden; wuͤrden dieſel-
ben nicht mit leichter muͤhe die uͤbrigen/ ob gleich die meiſten/ wider uns auffwiegeln koͤn-
nen/ wann ſie ihnen mit gnug beweißlichen Gruͤnden vorzuſtellen haͤtten/ unſeꝛe vorgenom-
mene Rettung fuͤhrete nichts gewiſſers mit ſich/ als ihrer aller gaͤnzliches Verderben und
aͤuſſerſte Armut; Was koͤnte daraus anders erfolgen/ als daß Artabanus ohn Schwert-
ſchlag/ durch unſere eigene Leute uns wuͤrde fellen und zu grunde richten? Dann ſind un-
ſere Untertahnen ſchwuͤrig/ ſo iſt es beſſer/ wir fallen in unſere eigene Schwerter/ als dz wir
uns von ihnen fahen/ binden/ und uͤber das Gebirge nach Charas hinſchleppen laſſen/ nach-
dem uns daſelbſt keine beſſere Wartung zubereitet iſt/ als des Buͤttels grauſamſte Folter.
Und dieſe Aufruhr unſerer Leute muß nohtwendig folgen/ wann wir ihnen einige beſchwe-

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[779/0817] Vierdes Buch. gebe zur Antwort: Weſſen Heil in der Flucht beſtehet/ der gehe beyzeiten durch. Heiſſet das aber/ umb des Vaterlandes Freyheit bekuͤmmert ſeyn? Ich meyne/ unſer Schluß ſey die- ſer: Daß wir alles/ was wir auch in Hoſen und Wammes tragen/ vor das Vaterland wagen und anwenden wollen; und nun iſt die erſte Sorge/ wie man Mittel gnug haben uñ behalten moͤge/ weit auſſerhalb Vaterlandes im Elende das Leben ſicher zufuͤhren. Ich vor mein Haͤupt/ habe mich/ mit allem was ich bin und vermag/ dem Vaterlande gewidmet uñ uͤbergeben/ verſchwoͤre mich auch/ kraft dieſes/ allen meinen Land Goͤttern/ daß ich diſſeit des Tiger Fluſſes/ als ein unverſoͤhnlicher Feind des Parthiſchen Wuͤterichs/ leben und ſter- ben wil/ ich moͤchte dann als ein Gefangener dahinein geworffen/ oder hinuͤber geſchleppet werden. Und wer ſich wegert/ mit mir dieſes Geluͤbde zuleiſten/ den ſchaͤtze ich allerdinge unduͤchtig/ ja ich ſchaͤtze ihn ganz ſchaͤdlich dieſer unſer Geſelſchafft und loͤblichen Vorneh- mens; moͤchte auch wuͤnſchen/ daß man jedem unter uns koͤnte des Herzen inwendiges be- leuchten/ auff daß/ wer ſeinen Schatz lieber/ als Vaterlandes Wolfahrt hat/ alsbald von uns ausgeſchloſſen/ und mit ſeinem Schatze nach Rom/ oder gar biß ans Ende der Welt verbannet wuͤrde. Die andere angefuͤhrte urſach ſcheinet ja noch der Erbar- und Nützlig- keit aͤhnlich; man muͤſſe den Fuͤrſten Schatz erſparen/ daß man auf erlittene Niderlage ſich daher mit Voͤlkern auffs neue verſehen koͤnne. Ja wann die zur erſten Verfaſſung vor- geſchlagene Mittel ehrlich und vortraͤglich waͤhren/ lieſſe ich mir ſolches mit gefallen; weil aber das Widerſpiel zuerweiſen ich mir leicht getraue/ wil ich biß dahin dieſen Vortrag ausgeſtellet haben. Das gutduͤnken iſt ergangen/ man ſolle alle Kriegs Koſten durch Schatzung von den Untertahnen erzwingen/ weil zu ihrem beſten der Krieg gefuͤhret wer- de/ und man ſie von dem Parthiſchen Wuͤterich befreyen wolle. O der Unbeſonnenheit! Heiſſet dann das/ befreyen/ da man einen zehnmahl haͤrter dꝛuͤcket und beraubet/ als voꝛhin nie geſchehen iſt? Da man den Untertahnen eine Laſt aufbuͤrdet/ welche der Wuͤterich ſelbſt biß daher von ihnen abgekehret hat? Ja wann unſere Untertahnen Kloͤtzer und wahnwit- zige Tihre waͤhren/ denen man mit einem Worte aus ſaur koͤnte ſuͤſſe/ und aus ſuͤſſe ſaur machen. Wollet ihr uns von des Parthers Zwange frey machen/ werden ſie ſagen/ ſo tuht es nicht durch hefftigere Unterdruckung; dañ wir wollen dem Parther lieber das gewoͤhn- liche geben/ und ſeines Schutzes genieſſen/ als allen unſern Armut euren Kriegsleuten daꝛ- legen/ und nachgehends Mangels halben unſer Haus und Hof veꝛlauffen. Und laſſet uns doch nur dieſes bedenken/ O ihr Vaͤter des Vaterlandes/ daß keiner unter uns eine Stad oder Dorff hat/ in welchem ſich nicht Parthiſch-gewogene ſolten finden; wuͤrden dieſel- ben nicht mit leichter muͤhe die uͤbrigen/ ob gleich die meiſten/ wider uns auffwiegeln koͤn- nen/ wann ſie ihnen mit gnug beweißlichen Gruͤnden vorzuſtellen haͤtten/ unſeꝛe vorgenom- mene Rettung fuͤhrete nichts gewiſſers mit ſich/ als ihrer aller gaͤnzliches Verderben und aͤuſſerſte Armut; Was koͤnte daraus anders erfolgen/ als daß Artabanus ohn Schwert- ſchlag/ durch unſere eigene Leute uns wuͤrde fellen und zu grunde richten? Dann ſind un- ſere Untertahnen ſchwuͤrig/ ſo iſt es beſſer/ wir fallen in unſere eigene Schwerter/ als dz wir uns von ihnen fahen/ binden/ und uͤber das Gebirge nach Charas hinſchleppen laſſen/ nach- dem uns daſelbſt keine beſſere Wartung zubereitet iſt/ als des Buͤttels grauſamſte Folter. Und dieſe Aufruhr unſerer Leute muß nohtwendig folgen/ wann wir ihnen einige beſchwe- rung F f f f f ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 779. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/817>, abgerufen am 22.12.2024.